Montag, 4. November 2019

Irdische Sorgen im Paradies

Wenn Engel reisen, lacht der Himmel. Sagt der Volksmund. Tatsächlich erlebte ich den Stadtteilrundgang der Heißener SPD am Samstagvormittag bei strahlendem Sonnenschein. Ein Zeichen des Himmels? Vor allem am grünen Kocksfeld machte sich ein Hauch von Paradies breit. Doch schon machten die eben noch milde gesonnen Bürger ihren gewählten Kommunalpolitikern die Hölle heiß, als Ratsherr Claus Schindler ihnen vor Ort erklärte, dass ein Teil der grünen Frischluftoase als Standort für neues Gewerbe und Wohnraum geprüft werde, um neues Steuergeld in die klamme Stadtkasse zu bringen. Auch sein mit Engelsgeduld vorgebrachter Hinweis auf die höllische Finanzmisere der Stadt wollte seine Mitbürger und Mitläufer nicht besänftigen. Sterntaler, bitte kommen! Aber den gibt es nur im Märchen und nicht in der Wirklichkeit. Muss die Stadt zum Racheengel werden, um ihre paradiesischen Oasen zu erhalten? Sie könnte die beim Stadtteilrundgang beklagten Raser an der Velauer Straße und anderswo in kostenpflichtige Radarfallen locken oder wie andere Städte mithilfe ihrer Ordnungshüter Dreckspatzen aufspüren und zur Bußgeldkasse bitten, die unsere Straßen mit ihren Zigarettenkippen pflastern. Rasend und rauchend aus der Pleite! Das würde der Tatsache Rechnung tragen, dass wir alle kleine Sünder sind. Doch ich ahne, dass das für uns auch nicht der Himmel auf Erden wäre.

Dieser Text erschien am 28. Oktober 2019 in der NRZ

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Wo die Kumpel zuhause waren

  Der Mülheimer Bergbau ist Geschichte. 1966 machte mit Rosen Blumen gelle die letzte Zeche dicht Punkt Mülheim war damals die erste Bergbau...