Donnerstag, 21. August 2014

Der Mensch macht den Unterschied: Wie es der SWB gelang unter anderem mit ihrem Conciergeservice Wohnungsleerstände in ihrem Hochhaus am Hans-Böckler-Platz drastisch zu reduzieren und warum Mieter ihren Concierge nicht mehr missen wollen

„Seid ihr verrückt. Das kann doch nicht euer Ernst sein.“ Solche und ähnliche Sätze hörten Ingrid Bliss (76) und Jutta Eichholz (67) öfter, als sie vor über einem Jahr Freunden und Verwandten ihre Entscheidung mitteilten, dass sie ihre Wonhnungen im grünen Saarn mit einer Hochhauswohnung am Forum eintauschen wollten, um nicht mehr für jeden Einkauf und für jeden Arztbesuch ins Auto steigen zu müssen.

„Hier ist alles ebenerdig und fußläufig erreichbar“, beschreibt Jutta Eichholz, die manch einem noch als langjährige NRZ-Chefsekretärin in bester Erinnerung ist, die grundsätzlichen Vorzüge ihrer neuen Wohnung am Hans-Böckler-Platz. Doch das, was ihre Besucher inzwischen fast neidisch macht, ist der Conciegerservice, den die SWB seinen Mietern im Hochaus am Hans-Böckler-Platz 9 anbietet.

Concierge. Dabei denkt man spontan an eine strenge Französin, die in ihrer Hausmeisterloge dafür sorgt, dass im Haus alles seine Ordnung hat. Im Eingangsbereich des SWB-Hochhauses sitzt aber keine strenge Dame, sondern mit Gerhard Mackenberg ein freundlicher Herr hinter der Theke eines kleinen Büros. Der 58-Jährige, der vor sechs Jahren als Hausmeister bei Siemens wegrationalisiert wurde, fand vor fünfeinhalb Jahren hier eine neue Stelle als Concierge. Man sieht ihm an, dass ihm sein neuer Beruf als Mädchen für alles Freude macht.

Er nimmt Päckchen an, leiht Leitern, Bücher und Verlängerungskabel aus, deponiert auf Wunsch der Bewohner deren Wohnungsschlüssel in seinem Büro oder liefert Brötchentüten und Pakete auch schon mal direkt an der Wohnungstür ab. Er erledigt für Mieter kleinere Einkäufe und Reparaturen oder fährt sie, wenn nötig, auch schon mal zum Arzt. Eine persönliche Anfrage oder ein Anruf im Concierge-Büro reichen und Mackenberg oder sein Kollege Michael Ivanov legen los.

„Ich hatte im letzten Jahr einen Unfall und saß für drei Monate im Rollstuhl. Ohne die Hilfe von Herrn Mackenberg hätte ich gar nicht gewusst, wie ich zum Arzt kommen sollte“, erinnert sich Ingrid Bliss. „Das ist wirklich ein Superservice. Hier kümmert sich jemand wirklich sehr liebevoll um uns. Dadurch fühlt man sich immer sicher und wohl, weil man immer einen Ansprechpartner hat,“ lobt Mieterin Jutta Eichholz.

Dass der Conciergedienst über ihre Mietnebenkosten finanziert wird, nehmen die beiden Damen gerne in Kauf, „weil das“, wie sie sagen, im Monat nur Centbeträge ausmacht. Denn die Nebenkosten verteilen sich im SWB-Hochhaus auf aktuell 196 Mietparteien. Nur zehn Wohnungen im Hochhaus stehen leer. Das war nicht immer so. „Das war hier mal ein sozialer Brennpunkt, in dem die Hälfte der Wohnungen leer standen“, erinnern sich SWB-Marketingfrau Christina Heine und Sylvia Timmerkamp vom Vermietungsbüro an die schwierige Zeit der späten 80er und frühen 90er Jahren. Denn damals galt es nicht mehr, wie in den 70er Jahren, als die Hochhäuser am Hans-Böckler-Platz entstanden, als chic und modern, in einem City-Hochhaus zu wohnen.

Neue Haustechnik, neue Fenster, mehr Licht und Farbe in den Fluren, neue Nachbarn, wie etwa der städtische Kindergarten Fiedelbär, eine Polizeidienststelle und das Technische Rathaus brachten neues Leben in den alten Angstraum. Und zu dieser neuen Strategie, die sich in den Vermietungszahlen offensichtlich positiv niedergeschlagen hat, gehörte eben auch die Einstellung von Concierges, die über die Paritätische Initiative für Arbeit zur SWB kamen.

„Und die geben wir jetzt auch nicht wieder her“, sind sich Mieterinnen und SWB-Mitarbeiterinnen einig. Auch Concierge Gerhard Mackenberg möchte seinen neuen Arbeitsplatz nicht wieder hergeben. „Man grüßt sich. Man spricht miteinander. Man hört zu. Und die zunehmend älteren Mieter sind sehr dankbar für die Hilfe“, freut er sich.

Dass mit Gerhard Mackenberg und Michael Ivanov gleich zwei Concierges (täglich von 7 bis 11 Uhr und von 17 bis 22 Uhr) anwesend und ansprechbar sind und von zwei im Haus wohnenden Hausmeistern unterstützt werden, gibt den neuen Mieterinnen das gute Gefühl, auch im hohen Alter noch selbstständig in ihrer Wohnung leben zu können. „Hier ziehen wir nicht mehr aus, bis sie uns mit den Füßen nach vorne heraustragen“, bringt es Jutta Eichholz auf den Punkt.

 

Was sagt ein Seniorenberater zum Conciergeservice


„Der Concierge-Service der SWB ist wirklich eine gute Sache, die eine kleine aber wichtige Lücke schließt“, findet Holger Förster, der seit 2003 als Seniorenberater des Sozialamtes arbeitet. Täglich hat er es mit Senioren zu tun, die Angst davor haben, in absehbarer Zeit in ihrer Wohnung nicht mehr allein zurecht zu kommen. Oft sei ihre Wohnung zu groß und nicht barrierefrei genug. Oft fehle ihnen aber auch einfach nur eine hilfreiche Hand, die ihnen durch kleine Unterstützungen das selbstständige Wohnen ermöglichen und den Umzug in eine wesentlich teurere, betreute Seniorenwohnung oder in ein Altenheim ersparen könnte.

„ Die Vermietung von Wohnungen wird in Zeiten des demografischen Wandels sicher erleichtert, wenn Vermieter ihre Wohnungen barrierefreier (etwa durch ebenerdige Duschen) umbauen und zum Beispiel, wie die SWB, einen Conciergeservice anbieten“, glaubt der beim Sozialamt unter der Rufnummer 0208/4555059 erreichbare Seniorenberater.

Dieser Text erschien am 16. August 2014 in der Neuen Ruhr Zeitung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Augen auf bei der Berufswahl

  Was soll ich werden? Bei dieser lebensentscheidenden Frage, die man sie sich vor dem Schulabschluss zwangsläufig stellen muss, bekamen etw...