Montag, 17. September 2012

Wie verkauft sich eigentlich das Buch der Bücher: Eine Umfrage im Buchhandel aus Anlass der Mülheimer Bibeltage

Vergebung und Versöhnung. Unter diesem Leitthema beschäftigten sich theologisch ge- und unverbildete Menschen am 15. und 16. September bei den Bibeltagen im Altenhof an der Kaiserstraße mit dem Buch der Bücher. Doch ist die Bibel in unser säkularen Zeit ein Beststeller oder ein Ladenhüter? Allein die Deutsche Bibelgesellschaft hat 2011 bundesweit 400.000 Bibeln unter das Volk gebracht.


Oskar Dierbach, der die Mülheimer Bibeltage organisiert, entdeckte den christlichen Glauben als 18-Jähriger durch eine geschenkte Bibel neu und ließ sich mit 21 taufen. Gekauft hat er seine letzte Bibel vor sieben Jahren, eine modernde Übersetzung, mit dem schönen Titel Hoffnung für alle. „Ich verschenke auch schon mal Bibeln, aber nur, wenn ich das Gefühl habe, dass sich jemand ernsthaft dafür interessiert“, sagt er.

Die Frage, wie viele Kunden sich im Buchhandel für die Bibel interessieren, ist nicht leicht zu beantworten. Bei der Frage nach Verkaufszahlen gibt sich Mirjam Berle vom Groß-Buchhändler Thalia , der im Forum und im Rhein-Ruhr-Zentrum vertreten ist, bedeckt. Sie sagt nur so viel: „Die Bibel spielt in unserem Sortiment durchaus eine relevante Rolle und ist ein Buch, das wir laufend verkaufen.“ Vor allem im Windschatten religiöser Großereignisse, wie Weltjugend- oder Kirchentagen, ziehe der Verkauf an. Und Kinderbibeln seien sogar auf Sachbuch-Bestsellerlisten zu finden.

Konkreter werden die kleineren Buchhändler. Der am Löhberg ansässige Michael Fehst , kann die Erwachsenenbibeln, die er pro Jahr verkauft, an einer Hand und die Kinderbibel an zwei Händen abzählen. Vor zehn oder 15 Jahren seien sie noch wesentlich häufiger als Geschenk für Taufen und Hochzeiten gekauft worden.

„Früher war das ein gutes Geschäft, aber seit fünf Jahren ist der Verkauf stark rückläufig“, sagt Fehsts an der Leineweberstraße ansässiger Kollege Klaus Bloem von der Buchhandlung Max Röder . Er schätzt, dass er jährlich jeweils 30 Bibeln für Kinder und Erwachsene verkauft. Gott sei Dank gebe es unter den Pastören treue Bibelkäufer, die das Buch der Bücher gleich mehrfach kauften, um es zum Beispiel an Brautpaare, Konfirmanden und Kommunionkinder zu verschenken.

Gekauft und verkauft werden Bibeln auch von der evangelischen Ladenkirche an der Kaiserstraße und von der katholischen Ladenkirche am Kohlenkamp. „Sie ist nicht unbedingt der Renner, aber es gibt doch eine stetige Nachfrage“, sagt Klaus Igelhorst vom ehrenamtlichen Mitarbeiterteam der k atholischen Ladenkirche . Er schätzt, dass jedes Jahr rund 20 Erwachsenen- und zehn Kinderbibeln gekauft werden. Manchmal gebe es auch die Nachfrage nach künstlerisch gestalteten Bibelausgaben, wie etwa der Chagall-Bibel. Igelhorsts hauptamtliche Kollegin von der evangelischen Ladenkirche , Nina Gutmann, schätzt, dass dort pro Jahr jeweils etwa 20 Erwachsenen- und Kinderbibel über die die Ladentheke gehen, „obwohl die Ladenkirche ja keine klassische Verkaufsstelle“ sei. Ge- und verkauft würden Bibeln vor allem in der Weihnachts- und Konfirmationszeit.

Karin Tator von den Broicher Bücherträumen an der Prinzess-Luise-Straße kann auf eine 30-jährige Berufserfahrung als Buchhändlerin zurückblicken. Sie schätzt, dass sie pro Jahr vielleicht jeweils fünf oder sechs Erwachsenen- und Kinderbibeln verkauft. Vor 20 Jahren seien es vielleicht noch viermal so viele gewesen, weil die Bibel damals ganz selbstverständlich zur Konfirmation oder zur Kommunion geschenkt worden seien. „Heute bekommen Kinder und Jugendliche lieber Geldgeschenke“, glaubt ihr Innenstadt-Kollege Bloem.     Dieser Beitrag erschien am 14. September 2012 in der NRZ

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