Montag, 26. April 2021

Erfahrungen eines Fußgängers

 Wer früher ein Abenteuer erleben wollte, musste in die weite Welt hinaus. Heute reicht der normale Alltag vor der Haustür. Längst sind auch Fußgängerzonen und Bürgersteige zu Rennstrecken für E-Rollern, die kaum hörbar, aber blitzschnell und lebensgefährlich an einem vorbeirasen. „Was ihr könnt, kann ich schon lange“, sagt sich da so mancher rasende Radfahrer. Auch manche Autofahrer beschränken sich heute bei weitem nicht mehr auf Fahrbahnen und Parkplätze. Sie nehmen auch schon mal erstaunlich selbstverständlich und rasant eine Abkürzung durch die Fußgängerzone oder parken, weil sie es ja besonders eilig haben und jeder zu Fuß zurückgelegter Meter für sie die reinste Zeitverschwendung ist, auch die Bürgersteige zu, die noch nicht als Parkplätze ausgewiesen sind. Und selbst, wenn man sich als Fußgänger in Bus- und Bahn flüchtet, ist man seines Lebens nicht immer sicher. Denn da gehen die Automatiktüren auch schon mal vor der Zeit zu und bringen den für unsere schnelllebige Zeit zu langsamen Fußgänger in die Klemme. Mir scheint: Je schneller wir vorankommen wollen, desto schneller kommen wir auf den Holzweg und landen am Ende in der Sackgasse, namens Rücksichtslosigkeit.


aus der NRZ vom 26.04.2021

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