Samstag, 9. Februar 2013

Wie die Mölmschen Möhnen, Jecken und Tollitäten auf dem Synagogenplatz die Stadtschlüssel eroberten

Wenn das kein gutes Vorzeichen für den Rosenmontag ist. Kaum hatten Prinzessin Susann und Prinz Dirk die Stadtschlüssel erobert, schien auf dem Synagogenplatz die Sonne. „Wir haben eben beste Beziehungen zu Petrus und zum lieben Gott“, kommentierte Obermöhne Elli Schott das Naturwunder, das den Narren gerade recht kam.


Denn als die Möhnen mit Schützenhilfe der Oberhausener Karnevalsgesellschaft Wagaschei um 11.11 Uhr via Konfettikanone den Startschuss zum Sturm auf die mölmsche Stadtspitze und die Stadtschlüssel gaben, lachte der Himmel noch nicht. Der Synagogenplatz füllte sich erst langsam mit närrischen Nachzüglerinnen. Und der beschlipste Mann hatte es gar nicht so leicht, eine Möhne mit funktionstüchtiger Schere zu finden.

Doch noch viel schwerer hatte es an Weiberfastnacht die erste Frau der Stadt. Denn Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld hatte in ihrem Kampf um die Stadtschlüssel keine echte Chance. Beim Intonieren von Karnevalsschlagern mit Flöte, Trompete und Trommel, hatte das im Musikzug der KG Düse trompetende Stadtprinzenpaar vom Auftakt bis zum Schlussakkord die besseren Karten. Daran änderte auch der Umstand nichts mehr, dass die OB an der Trommel Rhythmusgefühl bewies und eine gute Figur machte. „Wenn beim Musikzug der KG Düse mal ein Trommler ausfällt, rufen die Sie bestimmt an“, vermutete denn auch Elli Schott. Doch alles Trommeln und auch Schotts Anfeuerung für die OB: „Mit Flöten und Pfeifen kennen Sie sich ja aus“ halfen nichts.

Bürgermeisterin Renate aus der Beek, Amtskollege Markus Püll, Stadtdirektor Frank Steinfort und der als römischer Imperator verkleidete Baudezernent Peter Vermeulen hoben zwar die Hand, als die Obermöhne fragte: „Wer ist der Meinung, dass die Oberbürgermeisterin schöner gespielt hat als die Tollitäten?“ Doch sie blieben eine kleine Minderheit und wurden von den Kindertollitäten und den Möhnen rigoros überstimmt. Und nach dem Machtverlust wurden die politischen Regenten von Möhnen und Tollitäten denn auch gleich dazu verdonnert, sich für die tollen Tage einen Nebenjob zu suchen, um mit ihren Zusatzverdienst die Stadtkasse zu füllen. Außerdem sollen sie herausfinden, in wie vielen Ländern der Erde Karneval gefeiert wird. „151“, vermutet Bürgermeister Püll, „weil so viele Nationalitäten bei uns in Mülheim leben und deshalb auch hier mit uns Karneval feiern.“ Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld nahm den Machtverlust mit heiterer Gelassenheit und reimte gleich in bester Narrenmanier: „Heiterkeit kehrt ein in die Stadt, wo Politik nichts mehr zu sagen hat. Prinz Karneval sitzt auf dem Throne. Mülheim ist miesepeterfreie Zone.“

Was sich Närrinnen und Narren für ihre Stadt wünschen?

Ursula Schröder: „Die Tollitäten sollen die Bürger mit Spaß an der Freud zusammenbringen und dafür sorgen, dass wir mit Ruhrbania bald fertig werden und etwas vorzeigen können.“


Renate Bucksteegen: „Die Tollitäten sollten mal die Schloßstraße beleben.“

Christa Gröschel: „Die Tollitäten sollten dafür sorgen, dass in Mülheim nicht so viele Knöllchen geschrieben werden, die vor allem auswärtige Besucher abschrecken.“

Markus Püll: „Die Möhnen sollten dem Baudezernenten helfen, damit wir in der City eine vernünftige Ampelschaltung bekommen.“  

Dieser Text erschien am 8. Februar 2013 in der NRZ und in der WAZ

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