Sonntag, 21. September 2025

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Im Leben ist alles politisch, auch die Fotografie, zumal in Wahlkampfzeiten. Und so setzten die Mülheimer Fotografinnen und Fotografen Andreas Köhring, Marie Brüske, Frank Koch und Elisabeth Harbecke in diesen Tagen und Wochen des Mülheimer Kommunalwahlkampfes Kandidatinnen und Kandidaten für das Stadtparlament und für die Stadtspitze ins rechte Bild, je größer, desto besser.

Denn Wahlplakate wollen auch im schnellen Vorbeigehen und Vorbeifahren als Erinnerungsposten für den Wahltag unübersehbar sein. "Bei unseren Plakatfotos geht es weniger um politische Inhalte, als vielmehr um Sympathie, Reichweite und um den Wiedererkennungseffekt", sind sich die am Plakatstandort Klostermarkt befragten Foto-Profis mit Blick auf ihre Kunstwerke in Sachen Demokratie und Wahlwerbung einig.

Elisabeth Harbecke, die mit der Grünen (Umweltamtsleiterin) Ulrike Bresa erstmals eine OB-Kandidatin ins Bild gesetzt hat, ist überrascht, dass bei den Fotoshootings ihrer Kolleginnen und Kollegen auch eine Visagistin zum Einsatz gekommen ist. Sie selbst ist mit ihrer OB-Kandidatin durch die Innenstadt gegangen und ist am Torbogen in der Altstadt und am neu entstehenden Radweg auf der Kaiserstraße auf der Suche mach einer authentischen Foto-Location fündig geworden. Andreas Köhring und seine Kollegin Marie Brüske haben ihre OB-Kandidatin Nadia Khalaf von der SPD mit einer zuhörende Nachdenklichkeit ausstrahlenden Gesprächssituation im Stadtquartier Schloßstraße inszeniert.

Frank Koch verrät, dass er seinen OB-Kandidaten Peter Beitz und seine Mitbewerberinnen und Mitbewerber pragmatisch im Sinne einer individuellen Terminplanung zum Shooting in sein Fotostudio gebeten hat. Das Ziel ihres Wahlkampfes, das Rathaus bildet den computertechnisch geschaffenen Hintergrund ihres Gruppenportraits. Die Liberalen setzten auf ein Teamfoto ihrer Spitzenkandidatinnen und Kandidaten für den Rat. Im Instagram-Stil haben sie die Konterfeis ihrer Kandidaten und Kandidatinnen für das Stadtparlament mit deren farblich hervorgehobenen Namen versehen.

Unabhängig von der Frage, wer am Ende für wen, das politisch perfekte Bild abgibt, sind sich Köhring, Koch, Brüske und Harbecke am Ende der plakativen Bildbetrachtung in Wahlkampfzeiten darin einig, "dass uns Demokratie alle angeht und wir uns deshalb nicht nur mit Blick auf die Wahlplakate, ein Bild von den zur Wahl stehenden Kandidaten und Kandidatinnen machen sollten", um nach bestem Wissen und Gewissen eine gute Wahl für unsere Stadt und damit für uns alle treffen zu können.  

Freitag, 5. September 2025

Mülheimer Höhenflüge und Bruchlandungen

 Der größte Flughafen an Rhein und Ruhr liegt im Ruhrgebiet. Das war Mitte der 1930er Jahre Realität. In einer Zeit, in der das Fliegen noch der pure Luxus war, war der 1925 in Raadt eröffnete Flughafen Essen/Mülheim als Rhein-Ruhr-Flughafen Westdeutschlands wichtigster Flughafen. Von hier aus konnte man Ziele in Deutschland und Europa erreichen, wenn Geld kein Problem war. Doch auch für die Schönen und Reichen war das Fliegen damals so ein teurer Spaß, dass sich die Fluggäste vor ihrem Start ablichten ließen, um ihre Flugreise auch zu dokumentieren. Geld spielte auch für die Führer Nazi-Deutschlands keine Rolle. Zwischen 1933 und 1940 flogen deshalb auch Hermann Göring, Joseph Goebbels und Adolf Hitler hier ein, um ihre industriellen Unterstützer Kirdorf, Thyssen und Krupp zu besuchen, Ehrenbürgerschaften der Ruhrstädte entgegenzunehmen oder das NS-Parteivolk auf Linie zu bringen und zu halten.

Lieber erinnern wir uns heute daran, dass in den 1980er und 1990er Jahren so prominente Zeitgenossen, wie Queen Elisabeth II., Carl Gustaf XVI. von Schweden, Papst Johannes Paul II. und Bundespräsident Roman Herzog von Amtswegen in Essen/Mülheim gelandet sind.

Auch die Zeppelin-Landungen der Jahre 1931 und 1939 waren echte Publikumsmagneten. So steil der Aufstieg des Flughafens Essen/Mülheim vor dem Zweiten Weltkrieg war, so steil war auch sein nachfolgender Abstieg. Aus dem Militärflughafen, der auch mithilfe unmenschlicher Zwangsarbeit ausgebaut wurde, machte die britische Militärregierung ab 1945 einen LKW-Parkplatz. 

Luftverkehr gab es in Essen/Mülheim erst wieder ab 1950. Der 1925 gegründete AERO-Club und die 1955 von Theo Wüllenkemper und Inge Bachmann gegründete Westdeutsche Luftwerbung machten es möglich. Wie in den 1930er Jahren wurde der Flughafen  Essen/Mülheim in den 1950er Jahren wieder zum Ausbildungsflughafen. Auch heute werden in Essen/Mülheim Pilotinnen und Piloten ausgebildet. 65 Prozent aller Flugbewegungen in Raadt sind heute Ausbildungsflüge. Obwohl mit Theo Wüllenkemper (WDL) und Kurt Conle (LTU) zwei Mülheimer Unternehmer im Zuge des westdeutschen Wirtschaftswundes auch ins Flugreisegeschäft einstiegen, muss die Nachkriegsgeschichte des Flughafens Essen/Mülheim als eine Geschichte der verpassten Chancen erzählt werden. Politische Grundsatzentscheidungen führten dazu, dass die ursprünglich kleineren Flughäfen der Landeshauptstadt Düsseldorf und des Bundeshauptstadt (Köln)Bonn zu Ungunsten von Essen/Mülheim ausgebaut wurden. In den 1950er Jahre vereitelten juristische und politische Wiederstände den Ausbau zum Forschungsflughafen. Essen/Mülheim war damals sowohl als Standort für das Luftfahrtbundesamt als auch als Sitz des heute in Köln ansässigen Deutschen Luft- und Raumfahrt-Zentrums im Gespräch. Neben den Flugschulen und dem AERO-Club sorgt heute vor allem die WDL, die seit 1972 Luftschiffe für Werbekunden und zu Rundenflügen aufsteigen lässt, dafür, dass der vor100 Jahren in Betrieb genommen worden ist, ein lebendiger Luftfahrtort bleibt und dank einer neuen Luftschiff- und Eventhalle auch zu einem beliebten Veranstaltungsort geworden ist. Mehr über den Flughafen Essen/Mülheim erfährt man unter anderem hier

Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte

Im Leben ist alles politisch, auch die Fotografie, zumal in Wahlkampfzeiten. Und so setzten die Mülheimer Fotografinnen und Fotografen Andre...