Es gibt noch Abenteuer, etwa bei 40 Grad Im Schatten in die
Nachbarstadt fahren. Eigentlich ist das nicht der Rede wert. Es sei denn, die
Deutsche Bahn hat mal wieder eine Großbaustelle und lässt ihre Fahrgäste auf
den Schienenersatzverkehr umsteigen. Die Hinweise, wo welcher Bus abfährt, sind
Glückssache. Außerdem fährt auch nicht jeder Schienenersatzverkehr dort lang, wo
die S Bahn entlangfährt, die der ersatzweise eingesetzte Bus eigentlich
ersetzen sollte. Da heißt es umsteigen und die Anschlusshaltestelle suchen. Eine
Schnitzeljagd ist nichts dagegen. Lautsprecherdurchsagen und plakative Hinweise
auf den Schienenersatzverkehr sind nur sparsam zu sehen und zu hören. Und der Fahrkartenautomat
will meinen ungebügelten Geldschein für die Fahrkarte partout nicht annehmen. Auch
die meisten Passanten verstehen beim Thema Schienenersatzverkehr nur Bahnhof. Gehen
Sie nicht über Los, sondern über das nächste Reiseinformationszentrum der
Deutschen Bahn und schauen sie dem nächsten Schienenersatzverkehr hinterher.
Warten in der Sonne, unter anderem mit gut gelaunten Biertrinkern,
hat schon was von All inclusive.
Freundliche Servicekräfte der Deutschen Bahn retten auf der
der letzten Etappe meines Heimweges im Schienenersatzverkehr die Ehre ihres
Arbeitgebers, indem sie an die wartenden und in der Sonne schwitzenden Fahrgäste
mit kleinen Wasserflaschen versorgen. Ein Prosit auch die gut bezahlten
Vorstände der Deutschen Bahn. Mögen sie in ihren Dienstwagen und in der ersten ICE-Klasse
immer unbeschadet an ihr Ziel kommen und das Unternehmen Zukunft nicht aufs Abstellgleis
manövrieren, damit wir alle gemeinsam auf der Spur bleiben und nicht
entgleisen, wenn es darum geht, dem Verkehrs- und Klimainfarkt zu entkommen und
nicht in der Klimahölle schmoren zu müssen.
Dieser Text erschien am 27. Juli 2019 in der Neuen Ruhrzeitung
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