Ausgerechnet beim Radiohören ging mir gestern auf, wie gut es
ist, dass es immer noch eine gedruckte Zeitung gibt. In jüngster Zeit habe ich
den Eindruck, dass die Kollegen vom Funk wie von der Tarantel gestochen sind. Vor
allem in die Reporter, die von der Börse und vom Tagessport berichten, aber
nicht nur die , werden immer schneller. Selbst als normal hörender Mensch fällt
es einem immer schwerer, ihrer Informationsraserei zu folgen. Vielleicht hat es
damit zu tun, das gerade im Sport und an der Börse oft Sekunden zählen, die über
Sieg oder Niederlage beziehungsweise über Gewinn oder Verlust entscheiden.
Kaum hat man sich als geneigter Frühstückshörer zwischen
Kaffee, Brötchen, Wurst und Marmelade auf
eine Nachricht eingelassen, kommt auch schon die nächste wie aus der Pistole
geschossen. Und am Ende weiß man gar nicht mehr recht, was man überhaupt gehört
hat. Hinzu kommt, dass Fußballvereine, siehe Borussia Dortmund, inzwischen ja
auch als Aktiengesellschaften an der Börse notiert sind. Man sieht: Auch der
Sport ist schon lange nicht mehr die reine Freude. Auch auf seinem Spielfeld
geht es um knallharte Gewinne und Verluste in Euro, Dollar und Cent. Na, dann: Hals
und Beinbruch. Da bin ich als Zeitgenosse, der das digitale Zeitalter noch aus der
Perspektive eines noch im analogen Steinzeitalter aufgewachsenen Menschen erlebt,
doch ganz froh, dass ich bei meinen täglichen Nachrichten, die mir nicht nur morgens
aufs Butterbrot geschmiert werden, nicht allein von den flüchtigen Funker abhängig
bin, sondern alles noch einmal in Ruhe in meiner Zeitung nachlesen kann. Papier
ist eben geduldig und verträgt auch den ein oder anderen Kaffee oder Fettfleck.
So schön langsam kann eine Zeitreise ins analoge informationszeitalter sein.
Dieser Text erschien am 19. Juli 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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