Eigentlich sind Mutter und ihre Altersgenossen aus der
Generation Uhu (U 100) reif für Olympia. Denn wenn sie mit dem Rollator, an
Krücken oder im Rollstuhl in der Mülheimer Innenstadt unterwegs sind, ist das
der reinste Hindernislauf. Da kann man nicht einfach, immer der eigenen Nase
nach, gerade aus gehen, humpeln oder rollen wie einem gerade der Sinn steht. Da
muss man schon mit einiger Energie und Kondition eine Hürde nach der nächsten
nehmen oder wie beim Slalom geschickte Haken schlagen. Hier ein aufgeplatztes Schlagloch,
dort eine unvorhergesehene Bodenwelle, hier ein Plakatwerbeständer, dort ein Kleiderständer,
hier ein Rollwagen mit ausgelegten Sonderangeboten, dort vergessene Hausmülleimer
oder Sperrmüllhaufen. Zu den immobilen kommen natürlich die mobilen Hindernisse,
die beim täglichen Mehrkampf in der City einkalkuliert werden müssen.
„Ist das denn nicht mehr die Fußgängerzone? Dürfen die hier
alle fahren?“ hörte ich gestern eine alte, am Stock gehende, Dame zu ihrer
Begleiterin sagen, als sie sich auf dem immer anspruchsvoller werdenden
Military-Parcours an der Leineweberstraße von zwei Lieferwagen, einer Taxe und einem
Fahrrad eingekesselt sah. Da fehlte nur noch ein E-Roller, um den Mobilitätsmix
komplett zu machen.
Die alte Dame war heilfroh, als sie die Sitzgarnitur des nächsten
Straßencafés schadlos erreichte und sich dort für den Rest ihres Heimwegs mit
einer Tasse Kaffee dopen konnte. Sollte Olympia im Ruhrgebiet irgendwann mal Wirklichkeit
werden, sollte sich die Mülheimer Innenstadt unbedingt für den noch
einzuführenden Mehrkampf im Senioren-Military- Mehrkampf bewerben. Motto: Nur die
Harten kommen in den Garten oder an die Ruhr. Auch abseits von Olympia könnte Mülheim
in dieser Sportart das werden, was heute Hawai und sein Wettkampf um den Ironman
für die Triathleten ist.
Dieser Text erschien am 20. Juli in der Neuen Ruhrzeitung
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