Wer hätte das gedacht? Die Mülheimer Sozialdemokratie ist
ihrer Bundespartei voraus. Während sich die Genossen auf der Bundesebene noch
winden wie ein Aal, um eine Frau, einen Mann oder beides zu finden, um die
Sozialdemokratie aus ihrer Existenzkrise herauszuführen, haben die Mülheimer Genossen
mit der Europaparlaments-Kandidatin Sina Breitenbruch-Tiedtke und dem Stadtverordneten
Rodion Bakum gleich zwei vielversprechende politische Talente, die sich um den
Vorsitz der ebenfalls nicht gerade erfolgsverwöhnten Mülheimer SPD bewerben. Vielleicht
sollten sich die beiden ja sogar zu einem Tandem zusammentun, um die alte Tante
SPD wieder flott zu bekommen.
In den Zeiten von Fridays for Future, in denen die Jungen in Sachen Klimawandel und Energiewende nicht
nur den altvorderen Genossen Beine machen, ist es ein demografischer Wandel der
besonderen Art, dass es jetzt ausgerechnet ganz junge Mülheimer Genossen sind, die
ihre alte Partei aus der Krise führen wollen. Zwei so entschlossene Frontleute würden
sich ihre Bundes-Genossen in Berlin auch wünschen. Die Feststellung des
vormaligen SPD Chefs Franz Müntefering: „SPD Vorsitzender, das ist das schönste
Amt neben dem Papst“, klingt angesichts der aktuellen Lage der ältesten
deutschen Partei wie eine Anekdote aus anno dazumal.
Aber vielleicht müssen ja gerade in solchen Krisenzeiten, in
denen es auch darum geht alten Ballast abzuwerfen, die ganz Jungen ran, die
weniger belastet sind von den Fehlern und Vorurteilen der Vergangenheit. Apropos
Papst und SPD. Vielleicht würde ja auch der Katholischen Kirche mal eine
Doppelspitze aus vergleichsweise jungen Leuten ganz gut tun, um in die Zukunft
aufzubrechen und nicht in den Schatten Der Vergangenheit hängen zu bleiben. Aber
ich befürchte, dass das angesichts der Mehrheitsverhältnisse in der römischen
Kurie bis auf weiteres so unwahrscheinlich ist wie die Möglichkeit, dass die SPD
beim bekanntermaßen Kapitalismus-kritischen Papst Franziskus anfragt, ob er
nicht neben seinen Papstamt auch das, laut Franz Müntefering, zweitschönste Amt
der Welt übernehmen möchte. Die Genossen könnten ja vielleicht schon mal mit Beten
reinhängen. Das kann nie schaden.
Dieser Text erschien am 18. Juli 2019 in der Neuen Ruhrzeitung
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