Samstag, 31. Juli 2010
Das Senioren-Theater Spätlese bringt seit 20 Jahren reife Schauspielkunst auf die Bühne
Freitag, 30. Juli 2010
Krisen und Kastastrophen: Was soll, was darf mein Kind sehen? Ein Erziehungsberater gibt Tipps
Ob in der Zeitung, im Fernsehen oder im Internet. Man kann derzeit den grausamen Bildern der Loveparade-Katastrophe nicht entgehen. Angesichts der Horrorszenarien, mit denen sie selbst in den Nachrichten konfrontiert werden, mögen sich manche Eltern bangen Herzens fragen, wie wirkt das auf meine Kinder? Was kann ich ihnen zumuten? Wovor muss ich sie schützen, um ihre Seelen vor Schaden zu bewahren?
Der Leiter der der Evangelischen Erziehungsberatungsstelle, Dr. Franz Maurer (52), Diplom-Psychologe und Vater eines zehnjährigen Sohnes, rät Eltern grundsätzlich, auf die Signale ihrer Kinder zu achten und immer gesprächsbereit zu sein, statt restriktiv auf Verbote zu setzen.Während er es für unrealistisch hält, Jugendliche von der zum Teil verstörenden Bilder- und Informationsflut ganz abzuschirmen, ist es aus seiner Sicht notwendig, Kinder vor allzu belastenden Bildern zu behüten und Informationen gezielt zu kanalisieren, zumal Kinder sehr viel emotionaler auf Katastrophenbilder reagierten als Erwachsene.Als ausgesprochen empfehlenswert sieht Maurer die Kindernachrichten Logo in der ARD und im Kinderkanal Kika, weil sie die Ereignisse in Duisburg und andere Katastrophen in der Welt altersgerecht aufbereitet haben.
Die Tagesschau und andere Fernsehnachrichten sollten sich Eltern nur gemeinsam mit ihren Kindern anschauen, um das Gesehene anschließend besprechen zu können.Kinder im Vorschulalter sollte nach Maurers Meinung nur Kindernachrichten anschauen und das auch nur zusammen mit ihren Eltern.„Eltern sind immer ein Modell für ihre Kinder“, sagt der Erziehungsberater sowohl mit Blick auf den Medienkonsum als auch auf den Umgang mit schockierenden Katastrophenbildern. „Man sollte Gefühle nicht wegreden, aber auch nicht in Panik verfallen.
Man sollte mit Kindern über Ängste reden, wenn sie fragen, ihnen aber auch kein Gespräch darüber aufdrängen“, rät Maurer und sieht vor allem den Elternteil als besonders geeigneten Gesprächspartner, der selbst die Ereignisse schon etwas besser verarbeitet hat.“ Es könne, so glaubt er, für Kinder auch etwas Beruhigendes haben, wenn sie sähen, dass zwar etwas Schreckliches geschehen sei, ihre Eltern aber gut damit umgehen könnten. Dass Kinder unter dem Eindruck von Katastrophenbildern Ängste entwickeln, ist aus Sicht des Erziehungsberater nicht besorgniserregend. Psychologischer Rat sollte erst dann gesucht werden, wenn diese Ängste über mehrere Wochen anhalten.
Bei Jugendlichen, die sich vor allem im Internet oft besser auskennen, als ihre Eltern, rät Mauerer Eltern, ihre Vorbildrolle mit dem eigenen Medienkonsum wahrzunehmen und mit ihren Kindern ganz offen darüber zu sprechen, dass es gerade im Internet Bilder und Filme gibt, die man sich auch als Erwachsener besser nicht anschauen sollte, weil sie zu verstörend sein könnten. Nur solche intensive Gespräche und das eigene Beispiel könnten Jugendlichen „ein kritisches Bewusstsein für den Umgang mit Medien vermitteln.“ Über seine eigene Medienentwicklung sagt Maurer: „Auch für mich gab es Bilder, die ich zu einer bestimmten Zeit besser nicht gesehen hätte.“Die Evangelische Beratungsstelle für Erziehungs- Ehe- und Lebensfragen am Hagdorn 23 ist telefonisch unter der Rufnummer: 32014 erreichbar. Weitere Informationen im Internet unter: www.beratugstelle.kirche-muelheim.de
Dieser Text erschien am 27. Juli 2010 in der NRZ
Donnerstag, 29. Juli 2010
Wie würde in Mülheim der Krisen- oder Katastrophenfall gemanagt? Ein Gespräch mit Ordnungsdezernent Frank Steinfort
Wer sitzt mit am Tisch, wenn ein Sicherheits- oder Krisenbewältigungskonzept erarbeitet werden muss?
Bei Großveranstaltungen, wie dem Rosenmontagszug oder dem Reggae-Festival zeichnet der Führungsstab der Feuwehr für das Sicherheitskonzept verantwortlich. Geleitet wird dieser Führungsstab vom Feuerwehrchef Burkhard Klein oder seinem Stellvertreter Sven Werner. Neben der Feuerwehr sitzen dann auch andere Mülheimer Hilfsorganisationen, wie etwa die Johanniter Unfallhilfe, das Rote Kreuz, der Malteser Hilfsdienst oder das Technische Hilfswerk, die Polizei und das Ordnungsamt mit am Tisch.
Wie geht man mit möglichen Sicherheitsbedenken um?
Für alles, was sich im öffentlichen Raum abspielt, ist grundsätzlich das Ordnungsamt zuständig. Es muss nach Ortsbegehungen mit allen Beteiligten und in enger Abstimmung mit der Feuerwehr entscheiden, wo zum Beispiel welche Zufahrten für Feuerwehr und Rettungsdienste freizuhalten oder welche Absperrmaßnahmen vorzunehmen sind. Im Vorfeld des Reggae-Festivals gab es auch Einwände von einigen Einwohnern, die sich aber vor allem auf die Lärmbelastung bezogen. Grundsätzlich muss das Ordnungsamt zwischen den Belangen der Anwohner, der Veranstalter und dem öffentlichen Interesse an einer Veranstaltung abwägen. Macht es zum Beispiel Sinn, ein ganzes Wohnviertel abzusperren, um den Zufluss von Fremdparkern zu verhindern? Klar ist. Falschparker, die in Zufahrten für Feuerwehr und Rettungsdienste stehen, werden sofort abgeschleppt.
Musste in Mülheim auch schon mal ein Krisenstab gebildet werden?
Bei einer Großveranstaltung war das bisher noch nicht der Fall, aber bei der Vogelgrippe 2006, beim Orkan Kyrill im Januar 2007 und bei der Schweinegrippe 2009. Es geht bei der Bildung eines Krisenstabes ja nicht so sehr um die Zahl von Veranstaltungsteilnehmern, sondern um das zu erwartende Gefährdungspotenzial. Das wäre vielleicht bei einer großen Demonstration von Neo-Nazis gegeben, aber nicht beim Rosenmontagszug mit seinen bis zu 100 000 Besuchern. Dieses Risiko war aber sowohl bei den Verwüstungen durch Kyrill oder bei der Vogel- und Schweinegrippe gegeben, als wir fürchten mussten, dass der Erreger vom Tier auf den Menschen überspringt.
Wer gehört dem Krisenstab an?
Der Krisenstab wird von mir in meiner Funktion als Ordnungs- und Sicherheitsdezernent geleitet, damit die Oberbürgermeisterin im Krisenfall den Rücken frei hat, um Presseerklärungen abzugeben oder sich vor Ort ein Bild zu machen. Neben Feuerwehr, Polizei und Ordnungsamt, sitzen dann auch alle Fachbereiche mit am Tisch, die je nach Bedarf, involviert sind, zum Beispiel das Gesundheitsamt oder andere Dienste. Eine Schlüsselrolle spielt der ärztliche Leiter Rettungsdienst. Das ist für Mülheim der Arzt Thomas Franke, der jeweils zur Hälfte bei der Stadt beziehungsweise der Feuerwehr und beim Evangelischen Krankenhaus arbeitet. Mit am Tisch sitzt aber auch der für die Information der Öffentlichkeit verantwortliche Pressesprecher der Stadt.
Wie arbeitet der Krisenstab im Ernstfall?
Der Krisenstab tagt in der Hauptfeuerwache, zurzeit noch unter beengten Verhältnissen an der Aktienstraße und demnächst in der neuen Feuerwache an der Duisburger Straße. Im Ernstfall bilden Mitarbeiter der Feuerwehr ein Sekretariat für den Krisenstab, in dem die Lageberichte von Polizei und Rettungsdiensten eingehen und sofort beurteilt und in Entscheidungen umgesetzt werden können. Im Fall von Kyrill standen wir zum Beispiel vor der Frage, woher bekommen wir zusätzliche Motorsägen, um umgestürzte Bäume zu beseitigen. Im Fall von Vogelgrippe und Schweinepest mussten wir etwa die Frage beantworten, wie viel Impfstoff wir brauchen, wer zuerst geimpft werden sollte und wie die Versorgung der Bevölkerung sichergestellt werden könnte, wenn die Geschäfte wegen einer Epidemie geschlossen werden müssten. Bei einem massenhaften Anfall von Verletzten tritt ein Notfallplan in Kraft, der zurzeit überarbeitet wird. Die Rettungsdienste werden über eine Mobilfunkkette alarmiert. Der ärztliche Leiter Rettungsdienst muss sich vor Ort ein Bild machen, um zu entscheiden, wo ein Behandlungsplatz für Verletzte eingerichtet werden kann und wer wo mit welcher Priorität behandelt werden muss. Mit unseren eigenen Kräften vor Ort können wir bis zu 50 Verletzte versorgen. Käme es zu mehr Verletzten, müssen wir auswärtige Hilfe anfordern.
Wer hat im Ernstfall das letzte Wort und die Verantwortung?
Das bin ich in meiner Funktion als Leiter des Krisenstabs. Deshalb werden auch alle Entscheidungen des Krisenstabs protokolliert, damit sie im Falle einer Untersuchung nachzuvollziehen sind. Das bedeutet im Ernstfall, dass ich auch zum Gegenstand staatsanwaltlicher Ermittlungen werden könnte. Deshalb würde ich auch nie gegen einen begründeten Rat der Fachleute von Feuerwehr oder Polizei entscheiden. Dafür sind die Leute dort zu gut ausgebildet.
Kann man sich auf ein solches Krisenmanagement vorbereiten?
Wir haben alle zwei bis drei Jahre eine Übung des Krisenstabes, in der wir Krisenszenarien nachstellen. Einmal haben wir zum Beispiel den Absturz eines großen Passagierflugzeuges in der Stadtmitte simuliert. Da ging es ganz schön zur Sache.
Macht Sie diese Verantwortung für den Ernstfall manchmal schlaflos?
Nein. Dafür bin ich ausgebildet. Man muss damit umgehen können. Das ist eine Typfrage. Und ich weiß: Jeder kann immer nur sein Bestes tun.
Machen die Duisburger Ereignisse Sie nachdenklicher und skeptischer, wenn es darum geht, Großveranstaltungen nach Mülheim zu holen?
Ja. Sicher. Absolut.
Zur Person: Stadtdirektor Frank Steinfort (52) ist seit elf Jahren als Dezernent im Verwaltungsvorstand für die Bereiche Recht, Sicherheit, Ordnung, Personal und Organisation verantwortlich. Vor seiner Zeit in Mülheim war der gebürtige Duisburger zehn Jahre lang als Referent für die Bereiche kommunales Verfassungsrecht, Bauordnungs- und Planungsrecht beim Deutschen Städtetag in Köln tätig. Nach dem Abitur hatte Steinfort zunächst eine Banklehre bei der Dresdner Bank absolviert und anschließend an der Universität Bonn Rechtswissenschaft studiert. Zwischen seinem ersten und zweiten Staatsexamen schrieb Steinfort eine Doktorarbeit über die verfassungsrechtlichen Grundlagen der Veröffentlichungsfreiheit des Wissenschaftlers. Als Assistent an der Juristischen Fakultät Bonn und als Referendar beim Amtsgericht und der Staatsanwaltschaft Duisburg, bei der Stadtverwaltung Linz am Rhein und in Rechtsanwaltspraxen in Düsseldorf und Köln sammelte der Jurist erste Berufserfahrungen.
Der seit 1986 verheiratete und inzwischen zweifache Familienvater Frank Steinfort ist Mitglied der CDU.
Dieser Text erschien am 27. Juli 2010 in der NRZ
Ortstermin an der Hügelstraße: Anwohner bezweifeln die Bremswirkungen der dort aufgestellten Baken
Montag, 26. Juli 2010
Wie Realschüler von der Mellinghofer Straße ihre Kompetenzen für das Berufsleben checken ließen
Sonntag, 25. Juli 2010
Portrait: Der ehemalige Stadtdechant Dieter Schümmelfeder ist sein 50 Jahren Priester: Er sagt: "Ich habe einen schönen Beruf"
„Wenn ich heute noch einmal vor der Entscheidung stünde, würde ich es genauso machen“, sagt der 74-Jährige im Rückblick auf seine Priesterweihe durch den ersten Ruhrbischof Franz Hengsbach im Jahre 1960. „Seitdem haben wir 600 000 Katholiken verloren. Deshalb ist der noch andauernde Umstrukturierungsprozess notwendig. Die Menschen müssen über ihren Kirchturm hinausschauen und lernen, pfarrübergreifend zu denken“, beschreibt er den Wandel der Kirche.
„Ich habe einen schönen Beruf“, sagt der Priester, der seine Arbeit als Seelsorger nie nur theologisch, sondern auch sozial verstand. „Nah bei den Menschen zu sein, sie in allen Lebenssituationen zu begleiten und eine Botschaft zu haben, die gut für ihr Leben ist“, begeistert Schümmelfeder bis heute für seinen Beruf. Er räumt aber auch ein: „Es war nicht immer leicht.“ Er weiß, dass es heute schwerer ist, Priester zu sein.„Früher hatten Priester ihre moralische Autorität von Amts wegen. Heute können sie diese nur durch das authentische Vorbild ihrer Person gewinnen“, betont der Jubilar. „Wir müssen ein gutes Bild abgeben, um neue Priester zu gewinnen. Wir dürfen nicht auf die Menschen warten, sondern müssen noch mehr auf sie zugehen“, fordert er von seinen Amtsbrüdern. Missbrauchsfälle im Priesteramt sieht er „als dickes Minus.“
Konsequente Aufklärung und Aufarbeitung sind für ihn die einzige Chance, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Langfristig kann er sich auch eine katholische Kirche mit zölibatär lebenden und verheirateten Priestern vorstellen.
Dieser Text erschien in leicht geänderter Fassung am 17. Juli 2010 in der NRZ
Weitere Informationen zum Thema unter: www.bistum-essen.de
Samstag, 24. Juli 2010
Ein Tischgespräch über unser tägliches Brot im Angesicht des Kulinarischen Treffs an der Ruhr
Kann das Grundnahrungsmittel Brot eine Delikatesse sein?
Oh, ja. Brot kann eine Delikatesse sein. Beobachten Sie mal. In jedem guten Restaurant wird vor dem Essen knuspriges Brot mit Schmalz oder Butter gereicht. Und da greift jeder zu. Auch zu Haus können Brot und Brötchen ein echter Genuss sein, wenn man sie richtig lagert oder auch mal wieder warm macht und mit einem guten Aufstrich verzehrt.
Macht die Sommerhitze unser tägliches Brot teurer?
Ich habe vor drei Tagen einen Anruf von der Mühle bekommen, die mir mitteilte, dass das Mehl im Preis steigt. Weil die Bauern aufgrund der Hitze nicht mit dem Kornertrag rechnen können, wie im letzten Jahr. Das Korn vertrocknet bei dieser Hitze auf den Feldern.
Wissen die Menschen bei uns ihr tägliches Brot zu schätzen?
Ich glaube schon, dass die Leute ihr tägliches Brot zu schätzen wissen. Entscheidend ist, dass wir als Bäcker die Qualität halten. Vor allem muss das im Brot drin sein, was wir den Leuten auch sagen. Angeboten wird viel. Aber die Menschen wissen vor lauter Inhaltsstoffen oft nicht mehr, was für sie gut ist. Wir stellen unser Brot immer noch so, wie früher, auf handwerkliche Art und ohne Chemikalien oder Schimmelschutz her. Und das wird von den Leuten geschätzt. Frage:
Kennen Sie selbst das harte Brot der frühen Jahre?
Als Kind konnte mich eine Schnitte Brot zum Lachen bringen. Und ich weiß: Kein Brot ist wirklich hart. Auch wenn man heute kaum noch ein Brot verkaufen kann, das ein oder zwei Tage gelegen hat. Aber ich werfe kein Brot weg. Es wird entweder zum halben Preis verkauft oder der Mülheimer Tafel zur Verfügung gestellt.
Gibt es auch heute das harte Brot der frühen Jahre?
Ich will es nicht hoffen. Aber einen Teil davon zu erleben, ist vielleicht gar nicht schlecht, damit man schätzen lernt, was man hat. Wir haben genügend zu essen. Das ist aber nicht überall auf der Welt so.
Backen Sie auch schon mal kleine Brötchen?
Kleine Brötchen backen sollte man nur, wenn man sich schuldig fühlt. Aber als Bäcker sollte man auf jeden Fall immer schöne und große Brötchen backen. Man sollte aber auch den Preis im Auge behalten und immer daran denken, dass die Menschen, die sich ein Brötchen oder ein Gebäckstück kaufen, dafür auch arbeiten müssen und das der Preis im Rahmen bleiben sollte, damit die Menschen Brot, Brötchen und Kuchen auch noch genießen können.
Wann ist für Sie der Ofen aus?
Der Ofen ist gedanklich aus, wenn man nach dem Backen und der Nacht, in der man gearbeitet hat, manchmal sieht, welche Bürokratie und Kosten auf einen zukommen, mit denen man nicht gerechnet hat und die plötzlich da sind. Dann denkt man manchmal schon: Soll ich den Laden nicht lieber zumachen, als mich weiter so zu schinden. Aber dieser Gedanke wird dann doch immer wieder hinten an gestellt.
Wem würden Sie mal wünschen, kleine Brötchen zu backen?
So manchen Politiker würde ich mal wünschen, dass er kleine Brötchen backen und essen muss, weil er gar nicht sieht, mit welchem, gerade jetzt im Sommer auch schweißtreibenden Aufwand so ein Brötchen entsteht. Manchem Politiker täte es sicher mal gut, in der Backstube mitzuarbeiten, um zu sehen, was dem Bäckereihandwerk so alles auferlegt worden ist.
Woran denken Sie dabei?
Jede Trinkhalle und jede Tankstelle darf unsere Produkte von morgens bis abends herstellen und verkaufen. Nur der Bäcker, der das gelernt hat, darf das nicht. Für uns als Bäcker ist es unglaublich, dass wir unser Geschäft nicht auflassen dürfen, um unsere Ware anzupreisen, wenn wir das möchten.
Zur Person: Der Dümptener Bäckermeister Hans Ulrich Kahrger ist 67 Jahre alt und betreibt seit 42 Jahren eine Bäckerei und Konditorei an der Mellinghofer Straße 222. Seinen Beruf bezeichnet er selbst als Berufung. Sein Berufscredo lautet: "Ich verkaufe meinen Kunden das, was ich selbst auch gerne essen würde." Seine Bäckerei hat Kahrger nicht ererbt, sondern erworben. Dennoch trat er beruflich in die Fußstapfen seines Vaters, der auch Bäckermeister war, aber als Soldat nicht aus dem Zweiten Weltkrieg zurückkam und bis heute als "vermisst" gilt. Die Bäckerei Kahrger ist ein Familienbetrieb, in dem auch Ehefrau Karin und sein 30-jähriger Sohn Andre´mitarbeiten. Der Arbeitstag in der Backstube ist nichts für Morgenmuffel, denn er beginnt schon um zwei Uhr in der Nacht, damit die Kunden ab sechs Uhr morgens frische Brötchen, Brot und mehr bekommen können.
Dieser Text erschien am 24. Juli 2010 in der NRZ
Donnerstag, 22. Juli 2010
Vor 60 Jahren beschrieben der englische Journalist Frank Feldman und seine deutsche Frau Lilo in der NRZ, wie sie Mülheim erlebten
Überrascht ist Feldman auch davon, "dass eine Stadt wie Mülheim kein eigenes Theater besitzt, während andererseits seine gepflegten Lokalitäten einen nicht abzuleugnenden Reiz ausüben." Die Stadthalle ist damals noch eine Kriegsruine, die erst sieben Jahre später im neuen Glanz erstrahlen wird. Und bis zum Theater an der Ruhr sind es noch gut 30 Jahre. Damals muss vor allem der Altenhof als Kulturtempel herhalten.
Einig sind sich Frau und Herr Feldman auch, dass sich die Mülheimer Hausfrauen anno 1950 wesentlich mehr Mühe mit der Zubereitung der Mahlzeiten machen als ihre britischen Kolleginnen. Das Journalistenpaar aus England bescheinigt den zahlreichen Mülheimer Restaurants, Gartenlokalen und Kaffeehäusern "eine anheimelnde Gemütlichkeit" wie man sie im Vereinigten Königreich nicht antreffe. Lilo Feldmann genießt einen Ausflug mit der Weißen Flotte, die damals bereits im 23. Jahr über die Ruhr schippert, wundert sich aber, dass der Flughafen im 25. Jahr seines Bestehens geschlossen sei. "Stewardess wäre doch ein schöner Beruf für die hübschen Mülheimerinnen, wenn das deutsche Flugwesen wieder eingerichtet wäre," ist Frau Feldmann damals überzeugt. Sicher hätte sie sich über die heutige Aussicht auf eine Schließung des Flughafens gewundert.
Mittwoch, 21. Juli 2010
Hingucken und handeln: Die Arbeiterwohlfahrt bietet Erzieherinnen eine kostenlose Fortbildung zum Thema sexueller Missbrauch von Kindern an
Kontakt und Hilfe: Erzieherinnen und Kindertagesstätten, die sich für eine kostenfreie Fortbildung zum Thema sexueller Missbrauch von Kindern interessieren, können sich unter 45 003 225 an Yansa Schlitzer von der Awo-Beratungsstelle für Schwangerschaftskonflikte, Sexulaität und Partnerschaft wenden. Dort ist sie auch per E-Mail an: y.schlitzer@awo-mh.de erreichbar. Die Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt ist an der Heinrich-Melzer-Straße 17 zu finden. Weitere Informationen über die Angebote der Arbeiterwohlfahrt gibt es im Internet unter www.awo-mh.de.Kinder und Jugendliche, die Fragen zur Sexualität haben oder Schutz und Hilfe bei sexuellem Missbrauch suchen, erreichen das Elefon der Arbeiterwohlfahrt dienstags und donnerstags von 18 bis 21 Uhr unter der kostenlosen Rufnummer 0 800/666 777 6. Alle Anrufer bleiben anonym und die Mitarbeiter der Awo unterliegen der Schweigepflicht.
Dienstag, 20. Juli 2010
Seit 30 Jahren gibt es in Mülheim eine Verbraucherberatungsstelle: Fragen und Antworten rund um die Lobbyarbeit für den König Kunden
Warum kam es im Juli 1980 zur Eröffnung der Verbraucherberatungsstelle?
In vielen anderen Städten gab es schon Beratungsstellen. Es hatte sich gezeigt, dass es wichtig ist, Verbraucherzentralen vor Ort zu haben, um eine unabhängige Beratung in Fragen der Haushaltsführung und der Geräteberatung anbieten zu können, weil die Vielzahl der unterschiedlichen Produkte und Geräte im Laufe der Jahrzehnte immer größer geworden war und die Verbraucher eine Orientierungshilfe benötigten. Außerdem bekamen wir damals vom Gesetzgeber auch die Möglichkeit Verbraucher in Rechtsfragen zu beraten. Ab 1983 spielte zum Beispiel das Problem der Sittenwidrigen Kreditverträge eine große Rolle.
Wie hat sich Verbraucherberatung seitdem verändert und weiterentwickelt?
Sie hat sich von der Geräteberatung abgewandt und leistet heute vor allem Rechtsberatung. Anfangs ging es vor allem um die Reklamation defekter Hausgeräte. Heute spielen auch Reise- und Telekommunikationsrecht sowie Internet- und Energierecht, aber auch das Gesundheitswesen eine wichtige Rolle.
Wie behält man als Verbraucherberaterin bei so vielen Rechtsbereichen den Überblick?
Wir werden ausgezeichnet geschult. Und wenn wir uns bei einer Frage nicht sicher sind, haben wir auch eine Verbracherschutzzentrale, die uns mit ihren Fachleuten unterstützend zur Seite steht.
Wo drückt Verbraucher derzeit besonders häufig der Schuh?
Es geht derzeit massiv um Telekommunikationsrecht und Gewinnspiele.
Mit welchen Fragen werden Sie in Beratungsgesprächen konfrontiert?
Bei der Telekommunikation haben wir derzeit das Problem, dass Verträge unterschrieben werden, die die Kunden nicht verstehen. Da werden neben einem Festnetzanschluss auch mal gerne mehrere Mobilfunkverträge abgeschlossen oder es werden Handys versprochen, die dann nicht ausgeliefert werden. Immer wieder wird im Verkaufsgespräch etwas anderes verhandelt, als das, was danach vom Kunden unterschrieben wird. Ich habe einen Kunden, der einen Festnetz und fünf Mobilfunkverträge unterschrieben hat, weil er der deutschen Sprache nicht mächtig ist. Das geht natürlich auf keine Kuhhaut. Auch bei Gewinnspielen haben wir immer wieder das Problem, dass Kunden mehrere Gewinnspiele untergeschoben werden, obwohl sie vielleicht nur eines oder auch gar keines abgeschlossen haben. Das geschieht in der Regel durch unlautere Anrufe, bei denen Kunden ein Gewinnspiel an der Backe haben, wenn sie an der falschen Stelle Ja gesagt haben. Auch wenn sie diesen mündlichen Vertrag dann widerrufen, wird das ignoriert.
Wie können Sie geschädigten Kunden aus der Klemme helfen?
Wir haben in Einzelfällen die Möglichkeit über Kontaktpartner in den Unternehmen die spezielle Situation eines Kunden zu erklären und damit die Verträge wieder zu lösen. Ansonsten gibt es rechtliche Möglichkeiten. Wir prüfen zum Beispiel, ob Widerrufsrechte nicht anerkannt werden, die zu geben sind, wenn ein Vertrag im Internet geschlossen worden ist. Von uns ist aber auch viel Psychologie gefordert, wenn es darum geht, Kunden die Angst zu nehmen, weil sie von Internet-Abzockern, die rechtlich nichts zu melden haben, mit massiven Forderungen bedrängt werden.
Schreiben Sie viele böse Briefe?
Wir haben Musterbriefe, mit denen sich Kunden erst mal selber helfen können. Wir können natürlich auch eine Rechtsvertretung übernehmen. Bei komplizierten Fällen könnten wir auch die Anwältin der Verbraucherzentrale einschalten, die zum Beispiel auch eine außergerichtliche Klärung vorantreibt.
Müsste der Gesetzgeber Geschäfte am Telefon nicht grundsätzlich verbieten?
Es wäre schön gewesen, wenn der Gesetzgeber, damals noch unter Regierungsverantwortung der Großen Koalition, die letzte Rechtsänderung gegen unlauteren Wettbewerb im vergangenen Jahr so vorgenommen hätte, wie wir uns das gewünscht haben, nämlich, dass telefonisch zustande gekommene Verträge vom Kunden noch einmal schriftlich bestätigt werden müssten. Leider hat es damals dagegen eine massive Lobbyarbeit, vor allem durch die Versandhäuser gegeben. Da stehen dann angeblich Arbeitsplätze auf dem Spiel und dann wird eine sinnvolle Lösung eben mal verneint. Das Gesetz soll zwar überprüft werden, aber leider erst in drei Jahren.
Wie kann man sich gegen solche Telefonabzocke schützen?
Sobald man merkt, dass es sich um den unerwünschten und unlauteren Anruf einer Firma handelt gar nichts mehr sagen und einfach auflegen. Man sollte sich nicht in eine Gespräch verwickeln lassen, indem man dann an der falschen Stelle Ja sagt und eine Vertrag am Hals hat.
Wer bezahlt den Verbraucherschutz in Mülheim?
Der Etat der Verbraucherberatungsstelle wird zu je 50 Prozent von Stadt und Land finanziert, abzüglich unserer eigenen Einnahmen. Etwa zehn Prozent unseres Budgets können wir selbst erwirtschaften. Wenn wir zum Beispiel Rechtsberatung durchführen, kostet das sieben Euro. Eine außergerichtliche Rechtsvertretung kostet 19 Euro. Versicherungs- und Altersvorsorgeberatung werden individuell und selbsttragend vom Verbraucher bezahlt. Testberichte aus der Infothek kosten 1,50 Euro und Kopien 15 Cent. Das macht keinen Verbraucher arm.
Bedroht die öffentliche Finanznot die Existenz der Verbraucherberatungsstelle?
Mit der Stadt haben wir einen Vertrag, der bis Ende 2014 läuft. So lange sind unsere Finanzen gesichert. Danach hoffen wir natürlich auf die Weiterführung dieser Beratungsstelle. Bisher sind da alle Zeichen sehr positiv, dass dies auch von der Stadt und allen Parteien gewollt und gewünscht ist. Zurzeit haben wir kein Problem. Wenn es wirtschaftlich noch weiter den Bach heruntergeht, müssen wir noch mal gucken. Aber wir fahren jetzt schon mit geringsten Mitteln.
Warum zahlt sich Steuergeld für Verbraucherberatung aus?
Unsere Arbeit beugt vor. Wir sparen Sozialleistungen, indem wir dafür sorgen, dass Geld, dass wirtschaftlich in Mülheim zur Verfügung steht hier bleibt und nicht in die Kassen dubioser Anbieter abfließt und die Rechte des Verbrauchers einfordern, wenn zum Beispiel Pfändungsgrenzen beachtet werden. So verhindern wir, dass Menschen in Verschuldung abrutschen oder Sozialleistungen bekommen müssen.
Hintergrund: Die 46-jährige Diplom-Ökotrophologin Christiane Lersch leitet die Mülheimer Verbraucherberatungsstelle seit September 2009. Sie trat die Nachfolge der plötzlich verstorbenen Susanne Groth an. In der Beratung unterstützt wird die Ernährungs- und Hauswirtschaftswissenschaftlerin Lersch von ihren Kolleginnen Karin Bordin und Christine Bruns. Vor ihrer Mülheimer Zeit leitete sie ab 1992 die Verbraucherberatungsstellen in Velbert, Bochum und Langenfeld.
Die erste Mülheimer Verbraucherberatungsstelle wurde im Juli 1980 an der Friedrichstraße 21 eröffnet und von Ulrike Hänscheid-Löber geleitet. Später zog die Beratungsstelle zur Friedrich-Ebert- und danach zur Kaiserstraße um, ehe sie im November 2009 vom Forum in ihre heutigen Räume an der Leineweberstraße 54 einzog, wo sie montags und donnerstags von 9 bis 14 und von 15 bis 18 Uhr sowie dienstags und freitags von 9 bis 14 Uhr geöffnet unter der Rufnummer: 3 20 25 oder per Mail an: muelheim@vz-nrw.de erreichbar ist. Weitere Informationen im Internet unter: http://www.vz-nrw.de/ erreichbar ist.
Eine leicht gekürzte Fassung dieses Textes erschien am 20. Juli 2010 in der NRZ
Montag, 19. Juli 2010
Vor 200 Jahren starb Preußens Königin Luise, die als Prinzessin auch Broich besuchte
Als sie 1787, 1789 und 1791 mit ihrer Großmutter, der Landgräfin Marie Luise Albertine von Hessen-Darmstadt, jeweils für wenige Monate, auf deren Besitz Schloss Broich weilte, war sie noch die Prinzessin zu Mecklenburg-Strelitz. Ihr Vater Herzog Karl zu Mecklenburg-Strelitz war Schwager des englischen Königs Georg III. und verwaltete als Gouverneur in dessen Auftrag das Kurfürstentum Hannover.
Weil Lusises Mutter und Stiefmutter früh im Kindbett starben, wurde die Prinzessin von ihrer Großmutter erzogen. Zwei Jahre, nach ihrem letzten Besuch in Broich heiratete Luise den späteren preußischen König Friedrich Wilhelm III. In 17 Ehejahren schenkte sie ihm zehn Kinder und wurde zur Legende, als sie 1807, wenn auch vergeblich versuchte, Napoleon davon zu überzeugen, dem geschlagenen Preußen einen milden Friedensvertrag zu gewähren. Dieser Einsatz, verbunden mit Anmut, Herzenswärme und Volksnähe, ließ die früh verstorbene Luise in der Erinnerung ihrer Landsleute zur Königin der Herzen werden, die als "preußische Madonna" und als Ikone der nationalen Einheit verehrt wurde. Auch in Mülheim fand der Luisenkult seinen Niederschlag. Die Prinzeß-Luisen-Straße in Broich, das Luisental an der Ruhr, die Luisenschule und ihre Büste im Schloss Broich, die früher in den Ruhranlagen stand, halten die Erinnerung an Luise auch bei uns bis heute lebendig.
Samstag, 17. Juli 2010
Guter Rat muss nich teuer sein: Die Alltagsassistenz Hilfe zur Selbsthilfe für ein selbstständiges Leben im Alter
Hier setzt die Alltagsassistenz der Paritätischen Initiative für Arbeit (Pia) an. "Wir wollen, dass alte Menschen möglichst lange selbstständig in ihren eigenen vier Wänden leben können. Und wir wissen, dass eine zweite Hand dabei sehr hilfreich sein kann", beschreibt ihre Leiterin, Sabine Dams, die Aufgabe. Annemarie Kirchenbauer (87) und Karin Zimmermann (62) wissen, wovon Dams spricht. Die Seniorinnen, die mit großen Handicaps und kleinen Renten zu kämpfen haben, bekommen von ihrer Alltagsassistentin Vesna Jovanovic Besuch (49). Sie nimmt sich drei bis vier Stunden Zeit, um mit den Damen zu kochen, Einkäufe zu erledigen oder sie zum Arzt zu begleiten. Gemeinsame Spaziergänge, Konzert- oder Friedhofsbesuche können auch zur Alltagsassistenz gehören. "Ich fühle mich sicherer, wenn sie bei mir ist," sagt Zimmermann über ihre Assistentin. Mit Jovanovic an ihrer Seite kann sie auch wieder Bus und Bahn fahren, was der an Parkinson leidenden Frau sonst nicht mehr möglich wäre. "Ich nehme wieder am Leben teil, aber es ist nicht leicht, Hilfe anzunehmen, wenn man sie nicht bezahlen kann," weiß Kirchenbauer. Das ist die Hemmschwelle, die auch in Dams Augen viele Ältere und hilfsbedürftige Menschen davon abhält, den Weg zur Alltagsassistenz zu finden.
Kirchenbauer selbst ist froh, dass sie ihre eigene Hemmschwelle überwunden hat. "Ich bin glücklich, dass es so etwas in Mülheim gibt", sagt die 87-Jährige, die selbst früher ehrenamtlich tätig war und als Arzthelferin gearbeitet hat. Sie genießt die Besuche ihrer Alltagsassistentin nicht nur, weil sie ihr zum Beispiel beim Beziehen der Betten hilft oder mit ihr das Mittagessen kocht, sondern weil sie sich in ihrer Gesellschaft nicht mehr einsam fühlt: "Ich kann mich unterhalten und an der einen oder anderen Stelle auch mein Wissen noch weitergeben," freut sich Kirchenbauer.
Und Jovanovic, die ihre Arbeit "als sehr vielseitig" empfindet, sieht sich keineswegs nur als Dienstleisterin. "Manchmal fühle ich mich, als wenn ich eine nette Großmutter besuche. Man bekommt auch viel zurück. In den Gesprächen kann ich immer wieder von der Lebenserfahrung profitieren und erleben, dass man seinen Kopf nicht hängen lassen muss, wenn es im Leben mal nicht so gut lauft. Die alleinerziehende Mutter, die ihren Beruf als Sozialpädagogin aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste und jetzt als Arbeitslosengeld-II-Bezieherin zu der mit 2,50 Euro pro Stunde entlohnten Arbeitsgelegenheit kam, weiß, wie es sich anfühlt, wenn es im Leben nicht rund lauft. Doch jetzt strahlt sie über das ganze Gesicht, wenn sie von den Begegnungen mit den Menschen berichtet, die ihre Hilfe brauchen.
"Der Bedarf ist da," weiß Dams, die die Alltagsassistenten in einer Schulung auf die sozialen, medizinischen, kommunikativen und rechtlichen Aspekte ihrer Arbeit vorbereitet hat. "Wir legen Wert darauf, dass hier immer mehr als eine oder zwei Hände im Spiel sind," unterstreicht sie den Assistenzcharakter, der für die Kunden kostenlosen Dienstleistung. Die Alltagsassistenten sollen nicht alleine für ihre Klienten, sondern immer mit ihnen daheim und unterwegs arbeiten.
Jovanovic könnte sich auch vorstellen, dauerhaft und hauptberuflich als Alltagsassistentin zu arbeiten. Doch ihre jetzige Arbeitsgelegenheit, die von der Sozialagentur finanziert wird, bleibt ein Intermezzo. Nach zwölf Monaten ist für die Alltagsassistentin Schluss.
Der Leiter der Sozialagentur, Matthias Spies, hält die Alltagsassistenz zwar für sinnvoll, aber derzeit nicht für ausbaubar, weil sie keine Arbeitsplätze bei kommerziellen Dienstleistern gefährden soll. Auch wenn Spies sich vorstellen kann, dass sich das im Zuge des demografischen Wandels eines Tages ändern wird, sieht er für diese Alltagsdienstleistung derzeit noch keinen sich selbst tragenden Markt. Was deren Leiterin Mut macht, ist die Tatsache, dass die Arbeitsgelegenheit als Alltagsassistent immerhin in sieben von bisher 40 Fällen zu einem Sprungbrett in eine soziale Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt geworden ist.
Hintergurnd: Was leistet die Alltagsassistenz?
Mittwoch, 14. Juli 2010
Hintergrund: Daten und Fakten zur Katholischen Akademie Die Wolfsburg, die vor 50 Jahren eröffnet wurde
Ihr sollt kein katholisches Ghetto sein: Ein Gespräch über 50 Jahre Katholische Akademie Die Wolfsburg
Wie kommt die Katholische Akademie zu ihrem ungewöhnlichen Namen Wolfsburg?
Das bereits 1906 errichtete Gebäude der Akademie war früher ein Hotel mit gleichem Namen, der sich darauf bezog, dass es noch bis ins 19. Jahrhundert in den umliegenden Wäldern Wölfe gab. Als der erste Ruhrbischof Franz Hengsbach nach der Bistumsgründung 1958 Örtlichkeiten für eine katholische Akademie suchte, hat er zunächst das Schloss Broich im Blick, hörte aber dann von dem hiesigen Hotel, das damals verkauft werden sollte. Hengsbach wurde sich mit dem Hotelbesitzer handelseinig und behielt den eingebürgerten Namen einfach bei.
Warum braucht das Ruhrbistum eine katholische Akademie?
Hengsbach wollte hier einen Ort schaffen, an dem vieles aus Kirche, Theologie, Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung und Gewerkschaften zusammengeführt. Er selbst hat den Mitarbeitern der Wolfsburg mit auf den Weg gegeben: "Ihr sollt kein katholisches Ghetto sein." Es ging ihm ganz im Geiste des 1962 begonnenen II. Vatikanischen Konzils um eine Öffnung der katholischen Kirche und eine Spurensuche Gottes in den verschiedenen gesellschaftlichen Wirklichkeiten, deren Vertreter hier miteinander und mit Glauben und Kirche ins Gespräch gebracht werden sollten. Das ist bis heute aktuell.
Wie hat sich der Akademiebetrieb verändert?
Unsere Gesellschaft ist heute deutlich pluraler als früher. Das heißt für uns. Es ist heute schwer sich mit Allgemeinwissen in den gesellschaftlichen Dialog einzubringen. Heute müssen wir uns ganz gezielt auf bestimmte konzentrieren und Kooperationspartner suchen, mit denen wir dann gemeinsame Projekte entwickeln können. Wurde früher auch schon mal bei einer offenen Akademie über kontroverse Themen, wie etwa das Verhältnis von Religion und Naturwissenschaften diskutiert, so suchen wir uns heute Kooperationspartner, mit denen wir dann bestimmte Themenbereiche bearbeiten. Dann bieten wir zusammen mit türkischen und islamischen Vereinen eine Tagung zu Migration und Integration an, begleiten in Zusammenarbeit mit Krankenhäuser Ärzte in ihrer medizinethischen Ausbildung oder führen in Zusammenarbeit mit dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) drei sportethische Studientage an, die jeder absolvieren muss, der beim DOSB eine Trainerlizenz erwerben möchte.
Greift die Akademie auch aktuelle und umstrittene Fragen auf?
Auf jeden Fall. Daran können wir nicht vorbeigehen. So haben wir im Juni bei einer Tagung mit Theologen, Psychologen und Medizinern das Thema Pädophilie und sexueller Missbrauch sowohl aus der Täter- wie aus der Opferperspektive beleuchten, um die Ursachen dieses Problems zu verstehen. Auch das Thema Homosexualität wird die Akademie demnächst aufgreifen.
Ist die Wolfsburg eine Denkfabrik?
Ich würde das selbst über uns nicht sagen. Aber wenn das andere sagen, freue ich mich darüber. Die katholische Akademie ist ein Ort, an dem weitergedacht wird. Wir sind nah an den Themen der Zeit und wollen die Wirkung von Glauben diskutieren und auch den Mut aufbringen, Dinge infrage zu stellen und wenn nötig aus dem Glauben heraus auch ungleichzeitig und sperrig zu sein.
Welche Rolle spielen Sie im Rahem der Kulturhauptstadt Ruhr 2010?
Als katholische Akademie haben wir die Federführung für alle kirchlichen Aktivitäten im Rahmen von Ruhr 2010 übernommen. Wir haben kulturelle Initiativen entwickelt und zusammengeführt. Wir laden zum Beispiel zu Tagungen, Ausstellungen, Konzerten und Lesungen ein. Zusammen mit der Essener Philharmonie und der Folkwanguniversität beleuchten wir mit einer Tagung und Konzerten die Entdeckung und Entwicklung der Mehrstimmigkeit. Außerdem laden wir im Herbst zu einem Symposium über die Umnutzung von nicht mehr gebrauchten Kirchen ein, eine Frage, die im Bistum Essen bereits beantwortet werden muss und für andere Bistümer auch noch aktuell werden dürfte.
Wie wird der Akademiebetrieb finanziert?
Ein Drittel unserer Mittel kommen aus dem Haushalt des Bistums. Fünf Prozent unseres Budgets wird mit Landeszuschüssen im Rahmen des Weiterbildungsgesetztes finanziert. Und den Rest müssen wir durch Tagungsbeiträge oder durch eine Projektfinanzierung bestreiten, die sich zum Beispiel aus der Kooperation mit Stiftungen, Unternehmen und Verbänden ergibt. Darüber hinaus gibt es einen Förderverein, der die Arbeit finanziell unterstützt.
Können Sie Zahlen nennen?
Das möchte ich nicht tun. Aber in einer Zeit knapper werdender kirchlicher Mittel ist klar, dass man wirtschaftlicher als früher denken und eigene Mittel erbringen muss.
Hat die Katholische Akademie angesichts dieser strukturellen Veränderungen, die praktisch eine nicht nur finanzielle Verschlechterung der Rahmenbedingungen mit sich bringen werden Zukunft?
Ich habe die Gewissheit, dass die katholische Akademie eine gute Perspektive hat, weil die Aufgabe, Kirche und Gesellschaft miteinander ins Gespräch zu bringen, nicht überholt ist. Sie wird in einer radikal pluralen Gesellschaft , die nach gemeinsamen Werten und Grundsätzen suchen muss, wenn sie nicht auseinanderfliegen will, immer wichtiger. Das zeigt auch die Diskussion über die ethischen Konsequenzen, die aus der Finanzkrise zu ziehen sind, wenn diese sich nicht wiederholen soll.
Samstag, 10. Juli 2010
Die Initiative Tschernobyl-Kinder hat wieder junge Gäste aus Weißrussland, diesmal als Kulturbotschafter: Ein Gespräch mit Dagmar van Emmerich
Was ist bei diesem Besuch aus Weißrussland anders?
Dass er diesmal unter der Überschrift Jugendbegegnung und Kulturprojekt steht und nicht unter der Überschrift Erholungsaufenthalt.Frage: Womit wird das deutlich?Antwort: Unsere Gäste sind in diesem Jahr zu 85 Prozent junge Musiker, Tänzer und Sänger.
Wird man etwas von ihrer Kunst zu sehen und zu hören bekommen?
Sie werden am Samstag, 10, Juli, um 15 Uhr eintrittsfrei mit einem reichhaltigen Programm aus Chor- und Sologesang sowie mit einer Orchesteraufführung und hervorragenden Instrumentalsolisten im Rahmen des von den Duisburger Philharmonikern initiierten Ruhr-2010-Projektes Interfaces zusammen mit Jugendlichen aus dem Ruhrgebiet, aus Chile und unserer finnischen Partnerstadt Kovola zu sehen und zu hören sein.
Was bedeutet dieses Gastspiel für die jungen Weißrussen?
Das ist für die Jugendlichen aus Zhodino ein ganz besonderes Ereignis, an einem internationalen Jugend-Kultur-Projekt teilnehmen zu können. Das hat auch in der ganzen Stadt Begeisterung ausgelöst. Seit letztem Jahr wird geprobt und einstudiert. Mittelpunkt ist dabei das von uns eingerichtete Jugendzentrum in Zhodino.
Warum gehört diesmal auch Zhodinos Bürgermeister zu den Gästen?
Er ist stolz auf seine jungen Leute, möchte hier aber auch von einem Know-How-Transfer profitieren. Ein ganz wichtiges und drängendes Problem ist für die Menschen in Zhodino die Müllentsorgung. Deshalb hatten wir gestern einen umfangreichen Informationsbesuch bei der Mülheimer Entsorgungsgesellschaft. Und wir haben Grund zu hoffen, dass sich auch der Geschäftsführer der MEG mal Zeit nehmen wird, um nach Weißrussland aufzubrechen.
Wo steht Ihre Hilfsinitiative? Wie hat sie sich weiterentwickelt?
Den Gedanken der humanitären Hilfe für die Opfer der Reaktorkatastrophe in Tschernobyl verlieren wir natürlich nicht aus dem Auge. Das ist uns wichtig. Dazu werden wir 2011 auch eine Ausstellung in Mülheim haben. Wir sehen aber auch eine gute Möglichkeit durch das Kennenlernen junger Menschen, die auf einer anderen Ebene als der des Erholungsurlaubs zu uns kommen können, junge Leute aus Weißrussland und Deutschland viel mehr und selbstverständlicher zusammenzubringen. Darin sehe ich eine Perspektive und Notwendigkeit für die gemeinsame Zukunft.
Dieser Text erschien am 9. Juli in der NRZ
Freitag, 9. Juli 2010
Hans Günter Bruns: Ein bodenständiger Fußballprofi mit Mülheimer Wurzeln
Dennoch sieht Bruns, dessen Fußballerlaufbahn beim RSV in Heißen und bei Rot Weiß Mülheim begann, nachdem er bereits als kleiner Knirps in einer Straßenmannschaft am Winkhauser Weg gekickt hatte, die von den Medien geschürte Weltmeisterschaftseuphorie "sehr durchwachsen". Vor allem die Fernsehkommentare zu den WM-Spielen sind aus seiner Sicht als Fußballer "ahnungslos" und deshalb das Geld der Rundfunkgebührenzahler nicht wert. Obwohl Bruns keinen Hehl daraus macht, dass er in seiner Zeit als Fußballprofi bei Clubs wie Schalke 04, Wattenscheid 09, Fortuna Düsseldorf und Borussia Mönchengladbach "wirklich gutes Geld verdient hat", empfindet er den medialen und kommerziellen Trubel um den heutigen Profifußball als "zu wenig realitätsbezogen und abgehoben".Der Profi, der seine Spielerkarriere, während der er in Mülheim wohnen blieb, nach 366 Bundesliga-Spielen in 17 Jahren 1990 beendete, schätzt, dass sich die Spielergehälter nicht zuletzt durch lukrative Werbeverträge seitdem etwa verzehnfacht haben dürften.
Obwohl der gelernte Versicherungskaufmann Bruns als Trainer des Zweitligisten Rot Weiß Oberhausen heute auch sein Geld mit Fußball verdient, hat er immer Wert darauf gelegt, "dass der Spaß am Fußball nicht unter die Räder kommt." Deshalb zog es Bruns, der in den frühen 80er und 90er Jahren den VFB Speldorf trainierte, auch immer zu Clubs, in denen es eher familiär zugeht.Kann er aus seiner eigenen Erfahrung ambitionierten Nachwuchsspielern eine Profikarriere in der Bundesliga empfehlen? "Wenn man das Talent und die Qualität dazu hat, sollte man es probieren, aber auch zweigleisig fahren und eine Berufsausbildung machen. Denn eine Fußballerkarriere kann auch schnell zu Ende sein, wenn man sich zum Beispiel verletzt oder doch nicht so gut ist, wie man es selbst geglaubt hat", erklärt Bruns.
Was den früher von ihm trainierten VFB Speldorf angeht, sieht er mit der NRW-Liga , für die jetzt das Ruhrstadion umgebaut wird, die sportlichen und finanziellen Möglichkeiten ausgereizt, weil sich die zahlungskräftigen Sportsponsoren, die es in Mülheim gebe, eher für Tennis und Hockey als für Fußball interessierten.
Dieser Text erschien in leicht veränderter Fassung am 7. Juli 2010 in der NRZ
Styrum: Endlich wieder freie Fahrt durch die Unterführung an der Steinkampstraße
Mittwoch, 7. Juli 2010
Ein Gespräch mit dem Fußballfachmann Axel Benzinger über den Mehrwert und die Baustellen eines Volkssportes
Dienstag, 6. Juli 2010
In Mülheims polnischer Partnerstadt Opole fiel Komorowskis Wahlsieg deutlicher aus als im Landesdurchschnitt
Sein nationalkonservativer Gegenkandidat, Ex-Premierminister Jaroslaw Kaczynski, Bruder des im April bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommenen Präsidenten Lech Kaczynski, errang landesweit 46,99 Prozent, in Opole aber nur 26,24 Prozent. Insgesamt 58,42 Prozent der 97 130 wahlberechtigten Oppelner Bürger gaben am Sonntag ihre Stimme bei der Präsidentenwahl ab. Damit lag ihre Wahlbeteiligung im polnischen Landesdurchschnitt.
Wahlberechtigt waren am Sonntag auch 910 polnische Staatsbürger mit Wohnsitz in Mülheim. Sie konnten im polnischen Konsulat in Köln oder per Briefwahl ihre Stimme abgeben.Lebensmittelpunkt Mülheim Einer von ihnen ist Woijciech Brzeska, Pressesprecher der Mülheimer Sozialholding. Er ist polnischer und deutscher Staatsbürger. „Ich habe auf die Stimmabgabe verzichtet, weil ich meinen Lebensmittelpunkt in Deutschland sehe. Aber ich habe die Wahl in Polen mit Interesse verfolgt“, betont Brezska. Er freut sich über den Sieg des Liberalen Komorowski, weil er davon positive Impulse für die deutsch-polnischen Beziehungen und die Europapolitik Polens erwartet.
Bei einer Direktwahl des Bundespräsidenten, die er sehr begrüßen würde, hätte Brzeska übrigens für Joachim Gauck gestimmt, „weil er sich große Verdienste um die Aufarbeitung der Stasi-Unterlagen erworben und die Menschen davon überzeugt hat, dass man das begangene Unrecht erst aufarbeiten muss, ehe es eine Versöhnung zwischen Tätern und Opfer geben kann.“
Dieser Text erschien am 6. Juli 2010 in der NRZ
Montag, 5. Juli 2010
Wie die Caritas Jugendlichen eine Starthilfe für das selbstständige Leben in den eigenen vier Wänden gibt
Dahinter verbirgt sich eine Wohngemeinschaft in bester Innenstadtlage, in der zurzeit vier 17- und 18 Jahre junge Frauen das selbstständige Leben im eigenen Haushalt lernen. Unterstützt werden sie dabei von zwei Sozialarbeiterinnen der Caritas, die regelmäßig in der WG vorbeischauen, um bei Alltagsfragen mit Rat und Tat zur Seite stehen. Das könne bei der Frage „Wie mache ich eigentlich Kartoffelpüree?“ anfangen und bei der Frage „Wie eröffne ich mein eigenes Konto“ aufhören, berichtet die Sozialarbeiterin und Projektkoordinatorin Anne Genau. Was den sozialen Mehrwert der Wohnstart-17-Plus-WG ausmacht, ist die Tatsache, dass hier junge Menschen beim Start ins selbstständige Leben unterstützt werden, die es in ihrem Leben bisher nicht leicht hatten, weil sie zum Beispiel aus konfliktbeladenen Familien kommen und deshalb etwa in Heimen oder Pflegefamilien groß werden mussten.
Die 18-jährige Djeljan, deren Familie aus Serbien nach Deutschland kam, ist eine der vier Bewohnerinnen. Sie nimmt die Starthilfe der 17-Plus-WG gerne in Anspruch: „Im Haushalt bin ich schon sehr selbstständig, aber wenn es darum geht, wie ich mit meinem Geld umgehe, brauche ich doch noch jemanden, der mir unter die Arme greift“, sagt die junge Frau, die in einem Heim aufgewachsen ist, über sich selbst. Die erste eigene Wohnung bezog sie mit einem Freund. Doch das ging schief. „Auch mit der Schule hatte ich Probleme“, erzählt Djeljan.Eine
In dieser verzweifelten Situation war sie sehr froh, als ihr beim Jugendamt der Wohnstart 17 plus als Ausweg vorgeschlagen wurde. „Die hängen sich hier wirklich rein“, bescheinigt die 18-Jährige den beiden Sozialarbeiterinnen und Pädagoginnen Ines Wegmann und Carolin Brückner, die im Auftrag der Caritas die Starter-WG begleiten. Mit ihrer Hilfe hat Djeljan neuen Mut gefasst. Nach dem Um - und Einzug will sie jetzt erst mal ihren Hauptschulabschluss in Angriff nehmen und anschließend eine Ausbildung in einem sozialen Beruf starten, vielleicht als Pflegekraft in einem Altenheim.
Projektkoordinatorin Anne Genau macht deutlich, dass das Leben in der WG nur ein Übergang in die eigenen vier Wände sein kann, der nicht länger als zwölf Monate dauern sollte. Bürgermeisterin Renate aus der Beek, die der Caritas bei der WG-Einweihung bescheinigte „Nicht erst auf die Mittel von Europäischen Union oder vom Bund gewartet zu haben, sondern die Not erkannt und selbst gehandelt zu haben“, versprach denn auch, ihre Kontakte zu nutzen, um der Caritas bei der Suche nach Sponsoren und Wohnungen für die 17-Plus-Wohnstarter zu helfen. Schon jetzt könnte die WG zum Beispiel Sponsoren für ein Fernsehgerät, einen Haushaltszuschuss für Ausflüge oder eine leistungsfähigere Küche gebrauchen.
Die Caritas bezahlt die Personalkosten für die Betreuung der 17-Plus-WG und übernimmt die Strom- und Telefonkosten. Die Miete für ihre WG-Wohnung, die aus vier Wohnräumen, einem Bad, einer Küche und einem gemeinsamen Wohnzimmer besteht, finanzieren die Bewohnerinnen aus der Hilfe zum Lebensunterhalt, die ihnen im Rahmen der Jugendhilfe zusteht sowie durch Bafög und andere Ausbildungsbeihilfen. Auch wenn jetzt nur junge Frauen in der Starter-WG leben, können auch junge Männer das Wohnförderangebot nutzen.
Dieser Text erschien am 1. Juli 2010 in der NRZ
Sonntag, 4. Juli 2010
Ehrenamt: Was bringt es?: Die Evangelisch-Freikirchliche Gemeinde Dümpten lud zur Diskussion
Dass auch wenige viel erreichen können, zeigte der Beitrag von Horst Schiffmann, der mit fünf Mitstreitern auf ehrenamtlicher Basis die Bürgerbegegnungsstätte im Alten Bürgermeisteramt an der Mellinghofer Straße betreibt und mit einem Frühstückstreff am jedem Mittwoch zwischen 8 und 12 Uhr einen geselligen Anlaufpunkt geschaffen hat, den vor allem viele ältere Menschen im Stadtteil nicht missen möchte.„Dass man sich in der Nachbarschaft und in der Familie gut versteht und sich gegenseitig hilft, das stirbt nicht aus“, gab sich Klaus Beese von der Siedlergemeinschaft zuversichtlich, auch wenn er feststellen muss, dass auch in seiner Vereinigung, der rund 60 Familien mit 200 Personen angehören, das ehrenamtliche Engagement vor allem von den Älteren getragen wird.Christina Hartmann vom Springenden Punkt St. Barbara und André Passmann vom Jugendzentrum an der Nordstraße konnten aber aus ihrer Praxis berichten, dass Jugendliche in ihren Einrichtungen nicht nur passiv ihre Freizeit genießen, sondern sich auch als ehrenamtliche Helfer einbringen und so die hauptamtlichen Mitarbeiter unterstützen. Sei es bei der Organisation eines Nachwuchsbandfestivals oder durch die Leitung eines Tanzkurses.
„Es geht für Jugendliche vor allem darum, Erfahrungen zu sammeln“, betonte Passmann, der selbst in der Jugendarbeit vom Ehrenamtler zum Hauptamtler wurde.Eva Winkler vom Centrum für bürgerschaftliches Engagement machte mit Blick auf Neuntklässler der Gustav-Heinemann-Schule, die im Rahmen ihres Unterrichts regelmäßig als Helfer in Altenheime und andere gemeinnützige Einrichtungen des Stadtteils gehen, deutlich, „dass man Verantwortung lernen kann.“ Sie plädierte grundsätzlich dafür, die ehrenamtliche Arbeit in Gemeinden, Vereinen und Verbänden „in kleine Päckchen zu stückeln und sie so auf möglichst viele Schultern zu verteilen, um niemanden zu überfordern.„Ehrenamt macht Freude“, erklärte Ursula Scholten vom Dümptener Seniorenclub denn auch die Motivation für ihr eigenes Engagement.
Dieser Text erschien am 1. Juli 2010 in NRZ und WAZ
Dieser Text erschien am 1. Juli 2010 in NRZ und WAZ
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