Samstag, 31. August 2019

Der Krieg änderte alles

Wer sich Fotos aus dem Mülheim vor dem 1. September 1939 anschaut, wird die Stadt kaum wiedererkennen. Vor allem die Innenstadt hat ihr Gesicht radikal verändert. Nach den Zerstörungen, die die 160 Luftangriffe auf Mülheim anrichteten, wurde die Stadt fast überall schnell, modern und funktional wieder aufgebaut. Ganze Straßenzüge wie etwa an der Leineweberstraße wurden nach dem Krieg ganz neu angelegt. Nachdem der Zweite Weltkrieg fast ein Drittel des Mülheimer Wohnraumes zerstört hatte setzte mit der Währungsreform und der Einführung ein Wiederaufbauboom ein.

Und selbst alte Häuser, die den Luftkrieg überstanden hatten, fielen, wie das Geburtshaus des Arztes und Dichters, Karl Arnold Kortum, an der Kettwiger Straße später modernen Neubauten zum Opfer.
Viele Mülheimer mussten Adolf Hitlers Größenwahn mit ihrem Leben bezahlen. 3500 fielen als Soldaten der Wehrmacht an den Fronten des Zweiten Weltkrieges, 1100 fielen dem Luftkrieg zum Opfer. 270 Mitglieder der Jüdischen Gemeinde wurden ab 1941 vom heutigen Bahnhof West, der damals Hauptbahnhof war, in die Vernichtungslager deportiert und dort ermordet.

Als der Zweite Weltkrieg mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen am 11. April in Mülheim endete, lebten dort noch 88.000 von ursprünglich 132.000 Einwohnern. Auf den Straßen der Stadt lagerten 880.000 Kubikmeter Trümmerschutt. Erst 1953 sollten die Straßen der Stadt, in der damals schon mehr als 150.000 Menschen lebten, für trümmerfrei erklärt werden. 1953 war auch das Jahr, in dem Mülheim seine erste Städtepartnerschaft mit dem nord-englischen Darlington schloss und so ein neues Kapitel der Freundschaft mit den Bürgern des Landes schloss, das ab 1939 gegen Hitler-Deutschland gekämpft und ab 1945 als Besatzungsmacht mit seiner Militärregierung auch in Mülheim Verantwortung für den politischen und wirtschaftlichen Wiederaufbau eines demokratischen Staates im Westen Deutschlands übernommen hatte.


Freitag, 30. August 2019

Mülheimer Landpartie

Eine weitere Station der diesjährigen Sommerferien-Ortstermine der CDU-Fraktion war beim Mülheimer Landwirt Hermann Terjung am Bollenberg in Raadt. Die christdemokratischen Kommunalpolitiker informierten sich über die Projekte und Herausforderungen, mit denen sich Hermann Terjung und seine Familie aktuell beschäftigen, um ihren 120 Hektar großen Hof in der bereits sechsten Generation zu bewirtschaften. Das Spektrum ihrer landwirtschaftlichen Aktivitäten reicht vom Weizen-, Roggen-, Mais- und Kartoffelanbau über die Mutterkuhhaltung bis hin zur Direktvermarktung von Kartoffeln und Äpfeln, zum Beispiel auf dem Saarner Wochenmarkt auf dem Pastor-Luhr-Platz.  Hermann Terjung berichtete an Ort und Stelle über die von der Europäischen Union geförderten Anlage von mittlerweile insgesamt 6,5 Hektar Blühstreifen auf maximal 6 Metern Breite auch auf seinem Hof, die als Biotope dem Bienensterben entgegenwirken und so das ökologische Gleichgewicht stärken. In diesen Blühstreifen finden sich Klee, Öl-Rettich, Gelbsenf, Bienenweide, Wicken-arten und natürlich auch Sonnenblumen. „Die landwirtschaftlichen Betriebe unserer Stadt leisten einen wichtigen Beitrag zur Landschaftspflege. Das besondere Engagement der Familie Terjung für den Insekten- und Bienenschutz verdient besonderen Dank und Anerkennung.“, so die CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters zum Abschluss dieses Sommerferien-Ortstermins.

Dieser Text erschien am 28. August 2019 im Pressedienst der Mülheimer CDU-Fraktion

Donnerstag, 29. August 2019

Grenzen setzen, ohne sie zu überschreiten

Nils Bohländer ist seit April der einzige Mann im ansonsten weiblichen Team der Erziehungsberatungsstelle der Caritas.

„Männer interessieren sich zunehmend für die Erziehung ihrer Kinder, in der sie mitreden und mitentscheiden wollen. Sie fragen sich: Was ist gut für mein Kind. Und sie haben inzwischen genauso wie die Frauen den Wunsch. Möglichst viel Zeit mit ihrer Familie und mit ihren Kindern zu verbringen“, sagt Nils Bohländer. Er ist beim katholischen Sozialverband kein Unbekannter (siehe Box).

„Die Klienten der flexiblen Familienhilfe werden uns über das Jugendamt zugewiesen. Wenn wir zu den Familien ins Haus kommen, um sie zu unterstützen, ist das eine Pflichtveranstaltung. Die Erziehungsberatung ist dagegen ein freiwilliges, generationsübergreifendes und niederschwelliges Angebot für alle Menschen, die sozialen, pädagogischen und psychologischen Rat und Hilfe für das System Familie brauchen“, erklärt Bohländer der Unterschied zwischen seiner alten und seiner neuen Tätigkeit. (siehe Box)

„Als Mann in der Erziehungsberatung kann Nils Bohländer nichts besser oder schlechter als seine Kolleginnen, aber er zeigt: Erziehungsarbeit ist nicht nur ein Frauenthema. Er sorgt dafür, dass mit ihm die männliche Sichtweise auf Erziehung und Familienleben einziehen und so die ganze Vielfalt des Systems Familie abgebildet wird“, sagt Katja Arens. Die dreifache Mutter ist als die für die Fachdienst Kinder,- Jugend- und Familienhilfe  der Caritas zuständige Abteilungsleiterin Bohländers  Vorgesetzte.

Für Nils Bohländer ist es wichtig, „dass Kinder nicht nur in der Erziehungsberatung, sondern auch in Kindertagesstätten und in Schulen männliche Vorbilder und Bezugsperson erleben.“ Deshalb hat er zusammen mit einer Kollegin eine Gruppe für Grundschüler gegründet, „in der Jungs auch mal Junge sein dürfen und nicht gleich in die Ecke gestellt werden, wenn sie Ringen oder rauchen wollen.“

In fast der Hälfte seiner Beratungsfälle hat es Bohländer mit Eltern und Kindern aus Scheidungs- und Trennungsfamilien zu tun.

Immer wieder muss er mit Eltern, die keine Partner mehr sind, daran arbeiten, die Perspektive des Kindes einzunehmen und sich daran zu erinnern, dass man sich als Vater und Mutter zwar aus seiner Ehe, aber nicht aus seiner gemeinsamen Aufgabe als Vater und Mutter verabschieden kann. „Wenn getrennte Eltern einen Weg finden friedlich miteinander zu kommunizieren , tut das auch den Kindern gut, genauso wie es sie belastet, wenn ihre Eltern zum Beispiel regelmäßig über ihr Umgangsrecht und ihre Erziehungsziele streiten.“

Bohländer versteht sich vor allem als Anwalt der Kinder und nimmt ihre Perspektive ein. Dabei denkt er aber nicht nur an die Kinder, sondern auch daran, was Eltern stark macht, damit sie von ihrer Erziehungsaufgabe nicht überfordert werden. „Eltern müssen Kinder führen und ihnen Grenzen aufzeigen, ohne dabei deren Grenzen zu überschreiten. Dabei kann es helfen, wenn Eltern lernen Kindern klar und verständlich zu erklären, was sie von ihnen wollen und erwarten. Viele Eltern machen den Fehler, dass sie entweder mit ihren Kindern endlos diskutieren oder aber durch ständiges Nörgeln und überzogene Erwartungen Ihre Kinder aggressiv und manchmal sogar gewalttätig machen“, berichtet der Erziehungsberater aus seiner Praxis.

Dabei hat der Mitarbeiter des katholischen Sozialverbandes auch die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen heute Familienleben und Kindererziehung stattfinden, im Blick. Wenn Eltern zum Beispiel in prekären Beschäftigungsverhältnissen stecken und kaum in der Lage sind. das Familieneinkommen auskömmlich zu bestreiten, dann bindet das natürlich unheimlich viel Kraft, die ihnen in der Familien und Erziehungsarbeit oft fehlt und auch ihre Kinder sozial stigmatisiert,“ erklärt Bohländer das Spannungsfeld, in dem seine 3 Kolleginnen und er ihren Klienten versuchen Perspektiven für ein gutes Miteinander in System der Familie aufzuzeigen. (T.E.)

ZUR PERSON:


Nils Bohländer (38), Vater einer zweijährigen Tochter, ist Erzieher und Sozialwissenschaftler mit einer Zusatzausbildung als systemischer Familientherapeut. Bevor er im April 2019 ins Team der Erziehungsberatungsstelle der Caritas einstieg, arbeitete er fünfeinhalb Jahre in der flexiblen Familienhilfe des katholischen Sozialverbandes. Wie seine Kolleginnen, die Sozialarbeiterin Rita Rücker, die Sozialpädagogin Nicole Meyer und die Psychologin Jessica Wennemann, ist Nils Bohländer im Caritas-Zentrum an der Hingbergstraße 176 unter der Rufnummer 0208-3000890  erreichbar. 2018 suchten 581 Menschen aus 296 Familien den qualifizierten und kostenfreien Rat der „Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche.

Dieser Text erschien am 28. August 2019 in NRZ & WAZ

Mittwoch, 28. August 2019

Sekt oder Selters?

Neben meiner Freitagsglosse „Ehrlich wartet am längsten“ lasen wir, dass die Staatsanwaltschaft nach 11 (närrischen) Monaten die Ermittlungen wegen des Untreueverdachts gegen den Oberbürgermeister eingestellt hat. Es ging um die Frage, ob der Oberbürgermeister zu viel Steuerzahlergeld aus seinem Verfügungsmitteln an der falschen Stelle flüssig gemacht hat. Egal wie man die Causa Scholten juristisch oder politisch bewertet: Tatsache ist, das unserer Stadt an vielen Stellen das Wasser bis zum Hals steht und viele Dinge endlich wieder in Fluss kommen müssen, damit wir Bürger und Steuerzahler mal wieder Grund haben, mit Sekt statt mit Selters, auf politische Arbeitsergebnisse anzustoßen, die sich für uns alle auszahlen, weil sie unsere Stadt sozial und wirtschaftlich wieder voranbringen. Die Ermittlungen gegen den Oberbürgermeister sind eingestellt. Aber am Ende geht nicht nur für ihn darum, was die Wähler bei den Kommunalwahlen 2020 in ihrer ganz eigenen Mülheim-Bilanz als Soll und Haben ermitteln, um daraus ihrer Wahlentscheidung oder ihre Wahlenthaltung abzuleiten. Und wenn die Akteure in Rat und Verwaltung bis dahin nicht sichtbar und spürbar eine ganze Menge dafür getan haben, dass bis zum Wahltag nicht nur viel Wasser die Ruhr und viel Steuerzahlergeld den Bach hinunterfließen, ohne dass die Bürger auf ihrem gefühlten Stadtkonto nicht mehr Haben als Soll ermitteln, dann dürfte das Urteil der Wähler für die Gewählten die Höchststrafe, nämlich den Entzug des Vertrauen bedeuten. Und dann hieße es für alle nicht nur bei der ins Wasser gefallenen Wahlparty: Wasser statt Wein und Selters statt Sekt! 

Dieser Text erschien am 24. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

Dienstag, 27. August 2019

Ehrlich wartet am längsten

Vielleicht hatte der Mann noch das Anschreiben in den guten alten Tante-Emma-Läden im Kopf als er sich gestern in einem Supermarkt sich aus der Schlange an der Kasse mit dem Hinweis verabschiedete: „Meine Bahn kommt gleich. Ich kann nicht mehr warten.“ Das wäre nichts Außergewöhnliches gewesen, wenn er nicht seine unbezahlten Waren gleichmitgenommen hätte. Nach einer Schrecksekunde erkannten die Kassierer den Ernst der Lage und spurteten hinter dem Zechpreller hinterher, um ihn wieder auf den Boden der rechtsstaatlichen Tatsachen zurückzuholen. Mit etwas mehr krimineller Energie hätten die jetzt umso länger auf ihren Zahlungsvorgang wartenden Kunden im Und die preiswerte Massenflucht nach vorne antreten können.

Doch die beiden sportlichen Kassierer, die ihren zahlungswilligen Kunden den Rücken zudrehen mussten, hatten Glück im Unglück. Denn Ehrlich wartet eben doch am längsten und genießt jedes Schauspiel, das sich ihm ganz ohne Eintritt bietet und an Dario Fos gleichnamiger Komödie: „Bezahlt wird nicht!“ erinnert.

Dieser Text erschien am 23. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

Montag, 26. August 2019

Gut ergangen

An manchen Tagen hat man als Mülheimer das Gefühl, dass unsere Stadt auf dem Holzweg und wir selbst in eine Sackgasse gelandet sind. Doch an diesem Wochenende, da sich der Sommer noch einmal von seiner sonnigen Seite zeigte, machte ich auf meinem Fußweg zwischen dem Boicher Ruhrufer und dem Innenstadt-Ufer eine mein  Gemüt erhellende Erfahrung. Jenseits und ungestört vom Straßenverkehr, ging immer schön geradeaus auf dem Ruhrradschnellweg von der Alten Dreherei des 1874 eröffneten und 1959 geschlossenen Eisenbahnausbesserungswerkes bis zum Rathaus. 

Dabei konnte ich mit dem Blick nach links und rechts ungewöhnlich schöne Aussichten auf die alte Heinrich-Thöne-Volkshochschule an der Bergstraße auf das Landesgartenschaugelände der Müga, auf die Friedrich-Wilhelms-Hütte, auf die Ruhrpromenade, auf die Schlossbrücke und schließlich auf den um 1914 errichteten Rathausturm und die aus den 1970er Jahren stammenden Wohntürme am Hans-Böckler Platz genießen. Unsere Vorfahren, die den heutigen Ruhrradschnellweg der ja tatsächlich auch ein Schnellweg für Fußgänger ist, hätten sich wohl verwundert die Augen gerieben, wenn sie Menschen auf der in den 1860er Jahren errichteten Eisenbahnbrücke über den Fluss hätten spazieren oder radeln sehen. Was früher nur etwas für lebensmüde Menschen war, ist heute, den Fortschritt sei Dank, die purer Lebensfreude in der m Stadt am Fluss. Manchmal ist unsere Stadt eben doch auf dem goldrichtigen Weg in einer umweltfreundliche und mobile Zukunft, die Lust auf mehr macht. So darf es ruhig weitergehen. In Zeiten des Klimawandels kommt der Fortschritt eben nicht Motoren und PS, sondern zu Fuß oder per Rad daher.

Dieser Text erschien am 26. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

Sonntag, 25. August 2019

Alle in einem Boot

Mit viel Spaß gemeinsam ans Ziel kommen
Die DJK Ruhrwacht lädt am 7. Und 8. September zum 23. Drachenbootrennen auf die Ruhr, die auf 14 Kilometern durch Mülheim fließt. Das Mülheimer Stadtmarketing, der Mülheimer Sportbund und der Mülheimer Sportservice sitzen mit im Veranstalterboot.
Mülheim. Das geht in die Arme. Mit einem etwa 1,40 Meter langen Ruder teilen die aus unterschiedlichen Generationen kommenden Männer und Frauen im Drachenboot der DJK Ruhrwacht die Flusswellen. Im Heck des Bootes hält ein Steuermann mit seinem XXL-Ruder die Mannschaft auf Kurs. Und den Bug gibt ein Trommler den Takt für die Ruderer vor.
„Es kommt darauf an, dass alle an Bord im gleichen Takt rudern und dass die Mitglieder der Rudermannschaft so an Bord sitzen, dass die Leichtgewichte und die Schwergewichte unter ihnen nicht alle hinten oder vorne oder auf einer Seite sitzen und das Boot Schlagseite bekommt“, erklärt Lars Knappe.
Der 29 jährige Mitarbeiter der Stadtverwaltung gehört zum Organisationsteam der DJK Ruhrwacht, die zusammen mit der Mülheimer Stadtmarketing und Tourismus Gesellschaft, dem Mülheimer Sportservice und dem Mülheimer Sportbund das Drachenbootrennen zwischen Eisenbahnbrücke und Schlossbrücke organisiert. „Im letzten Jahr hatten wir 80 Teams am Start. In diesem Jahr könnten es auch 90 werden“, vermutet Knappe.
Vereine; Belegschaften, Stammtischgeschwister, Gruppen, Familien, Freundeskreise, also alle, die Spaß daran haben, gemeinsam sportlich aktiv zu werden und nicht gerade wasserscheu oder seekrank sind, haben noch bis zum 1. September die Möglichkeit, sich bei der DJK Ruhrwacht für das 23. Drachenbootrennen anzumelden. „Aber es macht schon Sinn sich bis zum 24. August anzumelden, um an den Trainingseinheiten teilzunehmen, die wir am 24. und 25. August bei uns am Saarner Altarm der Ruhr und oberhalb des Ruhrwehrs anbieten. Jedes Team, das sich anmeldet, hat mit der Startgebühr auch das Recht auf eine einstündige Trainingseinheit mit unseren Drachenboot-Kanuten“, betont Knappe.
Auch wenn die Drachenbootfahrer der DJK Ruhrwacht schon mal an Weltmeisterschaften teilgenommen haben, steht beim Drachenbootrennen auf der Ruhr der Spaß im Vordergrund. „Bei uns bekommen nicht nur die Erstplatzierten auf den Medaillenrängen, sondern alle Teilnehmer ein Pokal, unterstreicht“, unterstreicht Knappe. Bemerkenswert ist, dass die heute Breitensportorientierte Drachenboot Abteilung der DJK Ruhrwacht mit 80 Aktiven im insgesamt 210 Mitglieder-zählenden Verein inzwischen die stärkste Abteilung stellt. Wie Lars Klappe haben viele eine Bootsf Fahrer der DJK Ruhrwacht eine Vergangenheit als Rennkanut oder als Kanu-Polo-Spieler hinter sich, und wollen es nach dem Ende ihrer aktiven Leistungssportkarriere auf dem Wasser gemütlicher angehen und vor allem die mit dem Sport verbundene Geselligkeit nicht vermissen.
Der Spaßfaktor beim Drachenbootrennen, das es nicht nur in Mülheim sondern inzwischen auch in vielen anderen Städten des Ruhrgebietes gibt, wird dadurch unterstrichen, dass es-beim Drachenbootrennen am 7. und 8. September auch ein Rahmenprogramm mit Spielaktivitäten für Kinder, mit Leckerbissen für das leibliche Wohl, mit live Musik und einem Höhenfeuerwerk geben wird. Unterstützt von ihren Sponsoren aus der Mülheimer Wirtschaft wollen die DJK Ruhrwacht und die Mülheimer Stadtmarketinggesellschaft ein nicht nur sportives, sondern auch ein schönes Wochenende für die ganze Familie auf die Beine stellen. Jedes Rennteam bekommt am Stadtteilen Ufer der Ruhr einen eigenen Zelt  Pavillon mit Bierzeltgarnitur und bestem Blick auf die Regattastrecke.
Farbe und Fröhlichkeit bringen auch die traditionellen Kostüme der Rennteams ins Spiel und damit aufs Wasser. Die einen verkleiden sich als Tiere. Die anderen kommen zum Beispiel als Clowns oder als Hawaianer daher. Das Team mit der originellsten Verkleidung spart sich für das Drachenboot Rennen 2020 schon mal die Hälfte des Startgeldes.
Am vorbereitenden Trainingswochenende und beim Drachenbootrennen selbst werden insgesamt 80 aktiven Drachenbootfahrer aus der DJK Ruhrwacht mit anfassen, damit alle Teams mit ihren Booten rechtzeitig und sicher in See stechen können. Apropos sicher. Damit der Spaß auch dann kein Ende hat, wenn eines der Teams kantert, werden beim Drachenbootrennen auch die Helfer der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) und des Deutschen Roten Kreuzes mit am Start sein, um die Sicherheit aller Rennteilnehmer zu gewährleisten. Zurzeit stellt Die DRK Ruhrwacht 6 Drachenboote, die zum Einsatz kommen werden.
Eine Drachenboot Mannschaft muss mindestens aus 12 und maximal aus 20 Kanuten bestehen. Je nach Bootsgröße liegt das zu berappende Startgeld bei 140 Oder-200-Euro.    
Anmeldungen für das 23. Mülheimer Drachenbootrennen nimmt die DJK Ruhrwacht in ihrer Geschäftsstelle an der Mintarder Straße 19 persönlich oder unter der Rufnummer 0208/48 3071 sowie per E-Mail an: drachenbootsport@djkrwacht.de entgegen. Die Geschäftsstelle im Vereinshaus ist dienstags zwischen 9 und 12 Uhr sowie donnerstags zwischen 16 und 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen finden Interessierte auf der Internetseite www.djk-ruhrwacht.de oder unter: www.drachenboot.mülheim.de  
Info: Die DJK Ruhrwacht ging 1909 aus der Fusion der DJK Süd und DJK Nord 09 hervor. Bereits um 1900 bildeten sich die ersten Deutsche-Jugendraft-Sportvereine. Der heute etwas altertümlich wirkende Begriff verkörperte damals Aufbruch, Dynamik und Einsatzbereitschaft für die Gemeinschaft. „Sport um des Menschen Willen!“ So formulierte 1920 der erste DJK-Verbandsvorsitzende Karl Mosterts das Credo der katholischen Sportbewegung. In seinem Sinne versteht sich der DJK-Verband auch heute dem Ziel verpflichtet, durch den gemeinschaftlichen Sport christliche Werte für das Alltagsleben zu vermitteln. Als katholischer Sportverein, der ab 1920 dem nationalen DJK-Verband angehörte, wurde die DJK Ruhrwacht 1935 von den Nationalsozialisten verboten und 1952 neu gegründet. Die katholische Tradition kommt auch heute noch zum Ausdruck, wenn neue Boote der DJK Ruhrwacht von einem Priester „getauft“ werden. Der Verein ist heute allerdings überkonfessionell und nimmt Mitglieder aller Glaubensrichtungen auf. Der Kanu-Sport-Verein betreibt das Mülheimer Drachenbootrennen seit 1997. Initiiert wurde diese besondere Regatta-Tradition vom-damaligen Vorsitzenden der DJK Ruhrwacht Horst Mölders. Zurzeit stellt die DJK Ruhrwacht mit Edgar Hüppop auch den Kanusportwart des DJK-Diözesanverbandes.
Bundesweit gehören derzeit 500.000 Aktive zu einem der über 1.000 Vereine im DJK-Bundesverband, der sich in 12 Landesverbänden und 27 Diözesanverbänden untergliedert untergliedert.
Mein Foto zeigt Lars Knappe vom Organisationsteam der DJK Ruhrwacht. Vor der Deachenbootstaffelage am Bootshaus an der Mintarder Straße.


Samstag, 24. August 2019

Beispielhafter Mittelstand

In einem Familienunternehmen, das seit 1957 auf dem Markt und seit 1983 am Flughafen ansässig ist, konnten sich Mitglieder der CDU-Ratsfraktion bei ihrer Sommerferientour ein Bild davon machen wie wichtig der Mittelstand für die Mülheimer Wirtschaft ist.
Die beiden Firmeninhaber Siegfried und Michael Lübke führten die Christdemokraten durch ihr an der Brunshofstraße ansässiges Unternehmen, das einen Jahresumsatz von neun Millionen Euro erwirtschaftet und 45 Mitarbeiter beschäftigt.
Lübke senior und Lübke junior erläuterten ihren Besuchern die Entwicklung des Unternehmens und äußerten ihr Interesse an der Zusammenarbeit mit Netzwerkpartnern aus Wissenschaft und Wirtschaft. Der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses, Henner Tilgner, sagte zu, sich bei der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Mülheim und Business um entsprechende Kontakte zu bemühen. Die stellvertretende Kreisparteivorsitzende Ilselore Paschmann  riet zur Kontaktaufnahme mit der Hochschule Ruhr West und deren Institut für Werkstoffkunde. Positiv überrascht zeigten sich die Kommunalpolitiker, dass der Mittelständler auch Kaufleute und Konstruktionsmechaniker ausbildet.
War die RRG Industrietechnik GmbH ursprünglich ein regionales Handelsunternehmen, so ist der Industrietechnikanbieter nun auch ein produzierender sowie bearbeitender und verarbeitender Betrieb mit einer breit gefächerten Produktpallette, die sich auf die vier Geschäftsbereiche Antriebstechnik, Schwingungstechnik, Fluidtechnik und Elastomertechnik verteilt. Die RRG-Kunden, zu 90 Prozent Maschinenbaufirmen, kommen inzwischen aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.


Freitag, 23. August 2019

Weit weg und doch so nah

Was hat Mülheim mit Bedburg-Hau zu tun? Die Mitglieder der CDU-Ratsfraktion erfuhren es jetzt bei einem Besuch in der dortigen Klinik des Landschaftsverbandes Rheinland, den auch die Stadt Mülheim an der Ruhr als ein von 13 kreisfreien Städten und 12 Landkreisen mit ihrer Umlage mitfinanziert.
„Die Stadt zahlt jährlich rund 45 Millionen Euro für die Ausgaben des Landschaftsverbandes und erhält dafür Leistungen in Höhe von 43 Millionen Euro, die unter anderem in die soziale und psychiatrische Versorgung des Bevölkerung zurückfließen“, erklärt der Speldorfer CDU-Stadtrat Bernd Dickmann, der Mülheim in der Landschaftsversammlung, dem Parlament des Landschaftsverbandes Rheinland vertritt und dort im Krankenhausausschuss mitarbeitet.
Seiner Einladung folgend, machten seine Fraktionskollegen im Rahmen ihrer Sommerferientour jetzt Station in der für das gesamte Rheinland zuständigen LVR-Klinik, in der bereits seit 1912 psychiatrisch und neurologisch therapiebedürftige Patienten behandelt werden.
Vom Kaufmännischen Direktor der Klinik, Stephan Lahr und deren Pflegedirektor Carsten Schmatz erfuhren die Mülheimer Kommunalpolitiker, dass die Zahl der stationären Behandlungsplätze in der zurzeit noch aus 100 Gebäuden bestehenden Fachklinik von ursprünglich 2200 auf inzwischen nur noch 1000 zurückgegangen ist. „Der Grund dafür“, so Lahr, „ist, dass wir in der Psychiatrie verstärkt auf ambulante und dezentrale Wohngruppen setzten, in denen allein unsere Klinik derzeit 6000 Patienten betreut.“
Vor diesem Hintergrund plant die LVR-Klinik in Bedburg-Hau den nördlichen Teil ihres 80 Hektar großen Areals zu verkaufen. Pflegedirektor Schmatz wies darauf hin, dass 400 der 1000 Behandlungsplätze der Therapie und Sicherung von psychisch kranken Straftätern dienten. Den Anteil der Psychiatrie-Patienten, die dauerhaft stationär betreut und behandelt werden müssen, gab er mit 6 Prozent an. Schmatz machte deutlich, dass die Klinik, die insgesamt 1800 Menschen als Ärzte, Pflegekräfte,  Erzieher, Sozialarbeiter und Psychotherapeuten beschäftigt, vor allem in der Forensik mit einem akuten Fachkräftemangel zu kämpfen hat.
Was die Ratsmitglieder bei ihrer Führung durch Klinik-Sprecherin Maria Ebbers bedrückte, war die Ansicht der hoch und mehrfach umzäunten Forensik-Gebäude auf dem parkähnlichen Klinikgelände. Was sie positiv überraschte, war der Bericht über die unter anderem durch einen Forensik-Beirat organisierte Zusammenarbeit mit der Gemeinde Bedburg-Hau. Auch die Tatsache, dass es auf dem Klinikgelände eine Schule, eine Kindertagesstätte und ein Künstlerhaus stehen, spricht für diese positive Normalität.




Donnerstag, 22. August 2019

Zuhause ist es am schönsten

Kennen sie Daniel Aßmann? Der Journalist aus der Ruhrgebietsnachbarschaft ist mein neuer Fernsehheld. Seine WDR-Sendung „Ausgerechnet“ ist ein echter Hingucker. Zuletzt klärte er seine Zuschauer über die Kosten eines ganz normalen Urlaubs auf der schönen deutschen Nordsee-Insel Norderney und an dem nicht minder schönen und bei vielen deutschen Touristen beliebten Gardasee in Italien auf.
Was mir an ihm und seiner Sendung gut gefällt, ist der mit bodenständigem Ruhri-Humor gewürzte Informationswert. Ausgerechnet mitten in der Urlaubssaison deckt er die finanziellen Schattenseiten des teuren Ferien Vergnügens auf. O Ton in Sirmione am Gardasee: „Sehe ich das richtig, dass die Kugel Eis hier 3,50 Euro kostet?“ O Ton auf Norderney: „Habe ich das richtig gesehen, dass die 0,5 Liter Flasche Norderney-Bier 7,50 Euro kostet?“ Damit gibt Daniel Aßmann seinen daheim gebliebenen Zuschauern das gute Gefühl, dass sie sich eigentlich glücklich schätzen dürfen, zu Hause oder vor der Haustür ihr vergleichsweise billiges Eis oder Feierabendbier genießen zu können. Noch nie fand ich Made in Mülheim so klasse wie angesichts des Urlaubs-Kosten-Checks von Daniel Aßmann. 

Dieser Text erschien am 22. August 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung

Dienstag, 20. August 2019

Ohne Worte

Gestern musste ich beim Blick in die NRZ einsehen: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte. Im Mantelteil unserer Zeitung stachen mir geich 2 Fotos prominenter Politiker ins Auge . Auf der Seite „Politik & Meinung“ erblickte ich unseren Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der, laut Überschrift, die SPD retten will. Doch sein nachdenkliches Gesicht und sein ungewisser Blick ins Nirgendwo strahlte so gar keinen Tatendrang und keine Aufbruchstimmung aus. 2 Seiten weiter stand unter der Rubrik „Tagesthema“ CDU-Chefin und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nicht minder nachdenklich und fragend dreinschauend im Wald bei ihren mit Gewehr im Anschlag posierenden Soldaten. Beim Betrachten beider Bilder fragte ich mich unwillkürlich, ob da zwei Hauptdarsteller im falschen Film vor der Kamera standen.


Der Gesichtsausdruck beider Spitzenpolitiker vermittelte mir mehr Fragen als Antworten, mehr Unsicherheit als Entschlossenheit. 
Natürlich sind die beiden Schnappschüsse aus dem politischen Tagesgeschäft zweier Minister nur eine Momentaufnahme. Und doch wurde mir bei ihrer Betrachtung als Staatsbürger etwas mulmig in der Magengrube, weil sie auf mich Den Eindruck von Unentschlossenheit und Ratlosigkeit machten. Auch wenn mir diese Gefühle in meiner ganz eigenen Alltagspolitik selbst nicht fremd sind, spüre ich sie bei den Menschen, die von Amts wegen über unser aller Schicksal mitentscheiden müssen, doch nur sehr ungern. Aber vielleicht sehe ich ja auch den Wald vor lauter Bäumen nicht. Vielleicht hat sich der Bundesfinanzminister während seines Fotoshootings ja auch nur gefragt: „Was hat meine Frau nochmal gesagt? Was sollte ich heute mitbringen?“ Und vielleicht hat seine Kabinettskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer sich auch nur die Frage gestellt: „Habe ich eigentlich den Ofen ausgestellt, bevor ich das Haus verlassen habe?“ Wie dem auch sei. Den beiden Herrschaften mit dem fragenden Blick, bleibt in unser aller Interesse zu wünschen, dass sie die richtigen Antworten auf die Fragen finden, die die Nation bewegen, damit am Ende nicht für uns alle der Ofen aus ist und wir Schwarz oder Rot sehen müssen. 

Dieser Text erschien am 20. August 2019 in der NRZ

Montag, 19. August 2019

Bis 2023 nimmt das Rhein-Ruhr-Zentrum neue Formen an

Eine 28köpfige Besuchergruppe der CDU-Fraktion unter der Führung des CDU-Fraktionsvorstandsmitgliedes und Vorsitzenden des städtischen Wirtschaftsausschusses, Dr. Henner Tilgner, war im Rahmen der Sommerferien-Ortstermine Gast im Center Management des Rhein-Ruhr-Zentrums (RRZ) in Heißen. Sie ließ sich von der Center Managerin des Einkaufszentrums, Heike Marzen, über den aktuellen Stand der Planungen für den Aus- und Umbau des Rhein-Ruhr-Zentrums informieren. Marzen betonte, dass die Eigentümer des 1973 eröffneten Einkaufszentrums die Nachbarn und die Öffentlichkeit zeitnah über die einzelnen Bauabschnitte und Baufortschritte informieren werden. Die Center-Managerin geht davon aus, dass der Bauantrag noch im Herbst 2019 eingereicht werden kann. Die Bauarbeiten sollen nach diesem Zeitplan im Herbst 2020 starten. Wenn alles klappt, soll das dann erweiterte Rhein-Ruhr-Zentrum noch im 50. Jahr seines Bestehens, Ende 2023, in neuem Glanz erstrahlen und insgesamt ein helleres und freundlicheres Bild abgeben. Wie die Lokalmedien bereits berichteten, geht man bei den Eigentümern und Projektverantwortlichen des Rhein-Ruhr-Zentrums von einem Investitionsvolumen in Höhe von rund 200 Mio. Euro aus.   Auch wenn das Einkaufszentrum an der Stadtgrenze zwischen Essen und Mülheim deutlich kleiner als das Oberhausener Centro ist und neben dem Centro vor allem das Einkaufszentrum am Limbecker-Platz in Essen Konkurrenz machen, sieht Marzen viele Vorteile des Mülheimer Standortes. Dazu zählt sie vor allem die Autobahnanbindung über die A 40 und die gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr. Perspektivisch glaubt Marzen, dass immer mehr der rund 5.000 kostenfreien Parkplätze des Rhein Ruhr-Zentrums zu Parkplätzen umgerüstet werden, an denen auch Elektro-Fahrzeuge mit Strom aufgeladen werden können. Die Center-Managerin nutzte die Gelegenheit, um für den Erhalt und den möglichen Ausbau des vorhandenen öffentlichen Personennahverkehrsnetzes zu werben, da gerade immer mehr junge Kunden auf ein Auto verzichten und nicht nur aus Gründen des Klimaschutzes mit dem öffentlichen Personennahverkehr unterwegs seien. Heike Marzen machte während des Gesprächs mit den Mülheimer CDU-Kommunalpolitikern ihrem Vortrag deutlich, dass sich das Einkaufen immer mehr vom reinen Konsum zum Freizeiterlebnis entwickle. Inzwischen sei der Einzelhandel nach dem eigenen Zuhause und dem Arbeitsplatz der Ort, an dem Menschen die meiste Zeit ihres Lebens verbrächten. Diesem Trend müsste auch der geplante Umbau des RRZ Rechnung tragen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.

Dieser Text erschien am 31. Juli 2019 im Pressedeienst der CDU-Ratsfraktion Mülheim an der Ruhr


Sonntag, 18. August 2019

Tatort Mülheim



Haben Sie nicht auch das Gefühl, dass es auf unseren Fernsehbildschirmen immer mörderischer zugeht. Es reicht nicht, dass uns die Nachrichten mit mörderischen Bildern aus Kriegen und Bürgerkriegen überfluten. Auch der Mord- und Totschlag in den TV Krimis hat ein inflationäres Ausmaß angenommen. Wo einst der Halstuch-Mörder die gesamte Fernsehnation vor dem Bildschirm versammeln konnte und sich später im Wochentakt der Tatort, Der Alte oder Derick bei ihren Ermittlungen ablösen, dürfen wir uns heute sicher sein, dass wir täglich auf allen Kanälen gleich mehrere Fernsehkrimis serviert bekommen. Ich warte nur noch darauf, dass wir bald auch einen Tatort aus Mülheim zu sehen bekommen. Menschen, die sich über die Zustände in unserer Stadt kriminell ärgern, gibt es ja schon genug. Und unser Polizeipräsident Frank Richter und seine Beamten könnten sicher auch mit einer ausreichenden Zahl von Tatorten aufwarten. Auf der Suche nach einem Kommissar-Darsteller oder einer Hauptdarstellerin würde man sicher schnell beim Theater an der Ruhr oder im Backsteintheater fündig. Zur weiteren Inspiration könnten die Tatort-Regisseure und Drehbuchautoren die Mülheimer Lokalpresse studieren. Ich fürchte aber, dass Mülheim derzeit eher für eine Brennpunkt-Dokumentation: „Der Sparkommissar ermittelt“ als für einen fiktiven TV-Tatort reif ist. Auch so ein Polit-Krimi könnte sicher spannend werden.

Dieser Text erschien am 14. August 2019 in der NRZ

Samstag, 17. August 2019

Eine Stadt ohne Flächen?

„Mülheim hat keine Flächen.“ Das hört man immer wieder, wenn es darum geht, welche Potentiale die Stadt am Fluss hat, um sich wirtschaftlich weiter zu entwickeln. Die 91 Quadratkilometer große Stadt, durch die die Ruhr auf 14 Kilometern Länge hindurchfließt, ist keineswegs ganz ohne Flächen mit Potential.
Das zeigte der Chef des Stadtplanungsames, Felix Blasch, jetzt bei einer im wahrsten Sinne des Wortes heißen Stadttour, bei der er Mitgliedern der CDU-Ratsfraktion an einem 40-Grad-im-Schatten-Tag mögliche Flächen vorführte, die für Wohnungsbau und die Ansiedlung von Gewerbe genutzt werden könnten. Auf dem Tourplan standen Flächen an der Hansbergstraß e in Winkhausen, an der Beckstadt- und der Ludwigstraße in Heißen am Schlipperweg, an der Zeppelinstraße, am Schürfeld, an der Lilienthalstraße, an der Liebigstraße rund um das Tengelmann-Areal, am Lönsweg, am Broicher Waldweg, an der Saarner Straße, an der Luxemburger Allee und am Erzweg in Selbeck. Die Größen der dortigen Freiflächen bewegen sich zwischen 9.000 und 100.000 Quadratmetern. Die Ortsbegehungen und Vor-Ort-Diskussionen zeigten dass es bei der Flächennutzung immer auch um einen klassischen Zielkonflikt zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen geht.
Auf der einen Seite ist Mülheim eine Stadt mit einem Grundflächen Anteil von über 50 Prozent und lebt auch von seiner und Wohnqualität her von eben diesem Grünflächenanteil. Auf der anderen Seite können nur wirtschaftlich genutzte Gewerbeflächen und die Ausweisung von attraktivem Wohnraum neue Arbeitsplätze und neue Steuerzahler in die Stadt holen.

Klassischer Zielkonflikt

„Grundsätzlich ist es so, dass wir schon aufgrund unserer beschränkten Mitarbeiterzahl erst einmal an die Flächen planungstechnisch herangehen, die vergleichsweise einfach und ohne Widerstände aus der Bürgerschaft zu entwickeln sind“, erklärte Stadtplaner Blasch den Kommunalpolitikern.
Die stellvertretende CDU-Kreisvorsitzende Ilselore Paschmann machte allerdings deutlich, „dass wir nicht immer auf jeden Widerstand und auf jeden Bedenkenträger eingehen können, wenn wir unsere Stadt wirtschaftlich weiterentwickeln und finanziell besserstellen wollen. Dann müssen wir auch einmal entscheiden und etwas machen, was vielleicht nicht jedem gefällt.“
Neben dem Rat entscheiden die Bezirksvertretungen und der Planungsausschuss über die Nutzung und Bebauung von Flächen. Dabei muss zunächst ein Flächennutzungsplan oder dessen Änderung beschlossen werden, ehe man in ein Bebauungsplanverfahren einsteigen kann.

Bewegte Topografie

Was bei der Tour de Mülheim auffiel, war die Tatsache, dass die meisten der in Betracht genommenen Flächen, wie Blasch es ausdrückte „eine bewegte Topographie haben und auch nicht immer der Stadt gehören und deshalb auch nicht immer dem Zugriff von Rat und Verwaltung unterliegen.“ Hinzu kommt, dass einige Flächen Altlasten in sich tragen, Hochwassergebiete sind oder eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Kaltluft spielen und damit eine entscheidende Bedeutung für das Stadtklima haben.
Am ehesten zu realisieren , darin waren sich die Teilnehmer der Sommertour einig, wäre eine gewerbliche Bebauung eines etwa 35.000 Quadratmeter großen ungenutzten Grundstücks der Deutschen Bahn, das in unmittelbarer Nähe des Tengelmann-Areals und des in den 1970er Jahren stillgelegten Speldorfer Bahnhofs an der Liebigstraße liegt. Hier hält Felix Blasch die Errichtung von viergeschossigen gewerblich genutzten Gebäuden für machbar.
Dieser Tqext erschien am 28. Juli 2019 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

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