Gestern musste ich beim Blick in die NRZ einsehen: Ein Bild sagt mehr als 1.000 Worte. Im Mantelteil unserer Zeitung stachen mir geich 2 Fotos prominenter Politiker ins Auge . Auf der Seite „Politik & Meinung“ erblickte ich unseren Bundesfinanzminister Olaf Scholz, der, laut Überschrift, die SPD retten will. Doch sein nachdenkliches Gesicht und sein ungewisser Blick ins Nirgendwo strahlte so gar keinen Tatendrang und keine Aufbruchstimmung aus. 2 Seiten weiter stand unter der Rubrik „Tagesthema“ CDU-Chefin und Bundesverteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer nicht minder nachdenklich und fragend dreinschauend im Wald bei ihren mit Gewehr im Anschlag posierenden Soldaten. Beim Betrachten beider Bilder fragte ich mich unwillkürlich, ob da zwei Hauptdarsteller im falschen Film vor der Kamera standen.
Der Gesichtsausdruck beider
Spitzenpolitiker vermittelte mir mehr Fragen als Antworten, mehr Unsicherheit
als Entschlossenheit.
Natürlich sind die beiden Schnappschüsse aus dem
politischen Tagesgeschäft zweier Minister nur eine Momentaufnahme. Und doch wurde
mir bei ihrer Betrachtung als Staatsbürger etwas mulmig in der Magengrube, weil
sie auf mich Den Eindruck von Unentschlossenheit und Ratlosigkeit machten. Auch
wenn mir diese Gefühle in meiner ganz eigenen Alltagspolitik selbst nicht fremd
sind, spüre ich sie bei den Menschen, die von Amts wegen über unser aller
Schicksal mitentscheiden müssen, doch nur sehr ungern. Aber vielleicht sehe ich
ja auch den Wald vor lauter Bäumen nicht. Vielleicht hat sich der
Bundesfinanzminister während seines Fotoshootings ja auch nur gefragt: „Was hat
meine Frau nochmal gesagt? Was sollte ich heute mitbringen?“ Und vielleicht hat
seine Kabinettskollegin Annegret Kramp-Karrenbauer sich auch nur die Frage
gestellt: „Habe ich eigentlich den Ofen ausgestellt, bevor ich das Haus
verlassen habe?“ Wie dem auch sei. Den beiden Herrschaften mit dem fragenden
Blick, bleibt in unser aller Interesse zu wünschen, dass sie die richtigen
Antworten auf die Fragen finden, die die Nation bewegen, damit am Ende nicht
für uns alle der Ofen aus ist und wir Schwarz oder Rot sehen müssen.
Dieser Text erschien am 20. August 2019 in der NRZ
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