Donnerstag, 29. April 2010
Zum 1. Mai: Warum die CDU- und IG-Metall-Vorstandsfrau Regina Görner Kirchen und Gewerkschaften als klassische Verbündete sieht
Mittwoch, 28. April 2010
Innenansichten eines Traumberufes: Warum die Medizinstudentin Christina Spangenberg unbedingt Hausärztin werden will
Hintergrund: Der lange Weg zum Hausarzt - Steuert auch Mülheim langfristig auf einen Ärztemangel zu?
Dienstag, 27. April 2010
Nachgefragt: Wie halten es die Mülheimer mit ihren jetzt zwei Stimmen bei der Landtagswahl?
Ich fragte beim Wahlamt und in der Stadtmitte beim Mann und der Frau auf der Straße nach. Aufgrund der Erfahrungen bei den Bundestagswahlen stellt Wahlamtsleiter Wolfgang Sauerland fest, dass etwa 30 bis 40 Prozent der Wähler ihre Stimmen aufteilen und damit die Vorteile der kombinierten Mehrheits- und Verhältniswahl nutzen, um einen bestimmten Kandidaten im Wahlkreis und eine bestimmte Regierungsmehrheit zu wählen. Obwohl die Aufteilung in Erst- und Zweitstimmen die Auszählung des Wahlergebnisses um etwa ein Drittel in die Länge zieht, bekommen die Wahlhelfer weder bei der Bundestags- noch bei der jetzt anstehenden Landtagswahl einen Zähl-Zuschlag.
Auch wenn mancher einen Augenblick überlegen musste, konnten alle befragten Bürger gestern den Unterschied zwischen Erst- und Zweitstimme erklären. Trotzdem hätte dem Rentner Helmut Marzian (72) „eine Stimme gereicht, weil das übersichtlicher ist und der politische Cocktail, der auf dem Wahlzettel steht, die Entscheidung ohnehin schwierig macht.“ Er wählt in der Regel durch und gibt beide Stimmen den Kandidaten der von ihm bevorzugten Partei. Buchhändler Klaus Bloem (58) hat seine beiden Stimmen schon per Briefwahl abgegeben. Er ist ein ausgesprochener Anhänger des Stimmensplittings, „weil man dadurch zwischen Personen und Programmen unterscheiden und auf mögliche Koalitionsbildungen Einfluss nehmen kann.“Wenn es nach der arbeitssuchenden Einzelhandelskauffrau Elvira Meier (52) ginge, „hätte es ruhig bei einer Stimme bleiben können, weil das einfacher und übersichtlicher ist“ und sie ohnehin traditionell einer bestimmten Partei ihre Stimme gibt und durchwählt, statt zu splitten.
Obwohl auch der 62-jährige Rentner Jürgen van Beusekom eine „Stammpartei“ hat, begrüßt der die Chance des Stimmensplittings, „weil es den Wählern mehr Einflussmöglichkeiten gibt.“Die 33-jährige Zahnarzthelferin Emriye Tasman glaubt, dass die Unterscheidung in Erst- und Zweitstimme „die meisten Leute irritiert und eine einzige Stimme übersichtlicher wäre“, wobei sie insgesamt noch eher unschlüssig, ist, wem sie am Wahlsonntag ihre Stimmen geben soll. „Den meisten Bürgern würde eine Stimme reichen“, glaubt auch die 65-jährige Rentnerin Brigitte Schulz und bekennt sich dazu, auch bei Bundestagswahlen ihre bevorzugte Partei mit beiden Stimmen „durchzuwählen.
“Dem 55-jährige Architekt Lutz Weber war noch gar nicht bewusst, dass er jetzt auch bei der Landtagswahl zwei Stimmen hat. Grundsätzlich findet er Erst- und Zweitstimme „aber sehr positiv, weil man so zwischen Partei und Person differenzieren kann.“ Eine Möglichkeit, die er bei Bundestagswahlen schon oft genutzt hat. Der 60-jährige Rentner Udo Quattelbaum, der gerade erst in seine Heimatstadt zurückgezogen ist, weiß noch gar nicht, ob er am 9. Mai wählen gehen kann, „weil ich noch gar keine Wahlbenachrichtigung bekommen habe.“
Dennoch begrüßt er es grundsätzlich, zwei Stimmen zu haben, „mit denen ich zwischen den Personen in einer Stadt und überregionalen Parteien differenzieren kann.“ Obwohl Busfahrer Helmut Kampmann (63) bisher mit beiden Stimmen eher „durchwählt“, glaubt er trotzdem, „dass die Wähler mit Erst- und Zweitstimme tendenziell mehr bewegen können, obwohl man nie genau wissen kann, was am Ende dabei herauskommt.“Auch die 33-jährige Diplom-Geografin Katrin Blumberg (33) findet das Stimmensplitting mit Erst- und Zweitstimme „gut“ und hat dies auch bei Bundestagswahlen „manchmal“ praktiziert.
Sie kann sich aber auch vorstellen, dass die Unterscheidung zwischen Erst- und Zweitstimmen verwirren kann. Ausgesprochen „logisch“ und „gut“ erscheint das Stimmensplitting auch dem Ehepaar Sigrid und Peter Lohmar, „weil man so zwischen den Kandidaten in einer Stadt und den Parteien auf Landesebene unterscheiden kann.“Krankenschwester Christine Hubert (51) hält es mit dem Stimmensplitting und dem Durchwählen von Wahl zu Wahl verschieden. „Der Wechsel in der Politik ist sehr viel intensiver geworden“, findet sie und glaubt, dass eine zunehmend wechselhafte Politik es Wählern auch zunehmend schwerer macht, mit ihrer Erst- und Zweitstimme zwischen Parteien und Personen sinnvoll zu differenzieren.
Dieser Text erschien am 27. April 2010 in der NRZ
Sonntag, 25. April 2010
Warum das gute alte Buch Zukunft hat: Ein Gespräch mit den Buchhändlerinnen Ursula Hilberath und Brigitta Lange zum Welttag des Buches
Ihre These: "Die Leute wollen etwas in der Hand haben" und: "Lesen ist wie Kino im Kopf. Beim Lesen stehe ich mit meiner Phantasie im Mittelpunkt und bestimme, wann, wo und wie schnell ein Vergnügen stattfindet", währrend Zuhörer eines Hörbuches oder Hörspieles und Zuschauer eines Filmes immer in ein bestimmtes Zeitraster gedrängt werden und tendenziell einer Reizüberflutung ausgesetzt sind.
Das Litertur gerade auch bei den Kindern und Jugendlichen zwischen 8 und 16 gefragt ist, sehen sie täglich in ihrer Buchhandlung an der Düsseldorfer Straße, die sie seit 16 Jahren gemeinsam betreiben. Genauso lange gibt es auch schon den von ihnen initiierten und zusammen mit Kooperationspartnern aus dem Stadtteil durchgeführten Saarner Bücherfrühling, der vom 3. bis 20. Mai seine 16. Auflage erleben wird.
"Am Anfang war es schwierig, weil die Verlage gerade neue Buchhandlungen kritisch beäugen, aber inzwischen haben wir uns in der Branche einen guten Ruf erarbeitet, so das wir inzwischen mehr Lesungen angeboten bekommen, als wir im Programm des Saarner Bücherfrühlings unterbringen könnten.", schildern Hilberath und Lange die Entwicklung ihrer Literaturreihe. Der Zuspruch von Autoren und Literaturfreunden hat dazu geführt, dass der Saarner Bücherfrühling heute nicht mehr nur eine, sondern gut zwei Wochen dauert und durch Lesungen im Oktober und November ergänzt wird. "Wir haben ein sehr aufgeschlossenes und xperimentierfreudiges Publikum, das sich auch auf neues einlässt und uns vertraut, frei nach der Devise: Da kannst du hin gehen und erlebst auf jeden Fall einen schönen Abend", sagen die Buchhändlerinnen über das örtliche Literatur- und Lespublikum.
Gibt es Bücher, die ihr eigenes Leben nachhaltig beeinflusst haben? Lange erinnert sich spontan an die skurrilen und witzigen Bücher mit den Gesichten von Mary Popins, "durch die ich eine anglophile Ader entwickelt und mir bis heute bewahrt habe." Während Lange später Anglistik studierte, entstand auch Hilberaths Begeisterung für die von ihr später studierte Kunstgeschichte durch die Kunstbücher ihrer Eltern.
Haben die Leute auch in den Zeiten von Wirtschafts- und Finanzkrise noch Geld für ein gutes Buch übrig? Hilberath und Lange erinnern sich an einen Umsatzeinbruch im letzten Herbst, als die Krise begann und in den Medien breit diskutiert wurde. Doch von diesem Einbruch habe man sich wieder im Laufe des Jahres erholt und könne jetzt sagen: "Die Umsätze sind stabil." Lange glaubt sogar, dass die Menschen in der Krise wieder eher zum vergleichsweise preiswerten Lesevergnügen eines Buches greifen, als viel Geld für Reisen und Restaurantbesuche auszugeben. Dabei sehen sie die Zeiten vor Weihnachten und während der ausgesprochen öffentlichkeitswirksamen und medienpräsenten Frankfurter Buchmesse im Herbst als die verkaufsstärksten Monate ihrer Branche, ohne die Zeit der Urlaubslektüre im Frühjahr und Sommer als leseschwache Monate abqualifizieren zu wollen.
Nach der Zukunft des Buches gefragt, sieht Hilberath die Buchhändler in der Verantwortung. "Denn von dem ersten Buch, das wir einem Kind empfehlen, kann das spätere Lesverhalten geprägt werden."
Weitere Informationen, auch zum Saarner Bücherfrühling, im Internet unter: http://www.hilabuch.de/
Samstag, 24. April 2010
Wie lebte es sich vor 150 Jahren in Eppinghofen? - Der dritte Band des Projektes Volkszählung 1861 liefert Antworten
Freitag, 23. April 2010
Rat und Hilfe für das Leben im Alter: Ein Besuch bei der städtischen Seniorenberatung, die sich bei der Seniorenmesse Ruhr vorstellte
Weil er selbst gesundheitlich stark angeschlagen ist, denkt er jetzt selbst über den Einzug in ein Altenheim nach. Doch dort einen Platz zu bekommen, ist gar nicht so einfach, wenn man, wie er, noch keine Pflegestufe hat und eigene finanzielle Mittel begrenzt sind. „So lange man sich noch selbst waschen kann, bekommt man auch keine Pflegestufe“, weiß Laufenburg zu berichten. Deshalb hat er dem Seniorenberater von der Stadt jetzt eine Vollmacht für alle Behördengänge erteilt, damit dieser ihm dabei hilft, eine Pflegestufe zu beantragen. „Ohne Pflegestufe gibt es keine Zusage für die Kosten einer Heimunterbringung“, erklärt Escanilla-Rivera.Der Berater hat es in seinen Sprechstunden und auch bei der Seniorenmesse immer wieder mit Menschen zu tun, die vor der Frage stehen, ob sie sich einen Pflegeplatz für Angehörige überhaupt leisten können.
Mit dem Hinweis, dass das Thema Zuzahlungen erst bei einem monatlichen Nettoeinkommen von 3600 Euro greift und selbst dann zum Beispiel Ausbildungskosten für Kinder, berufsbedingte Aufwendungen oder auch Schulden angerechnet werden, relativiert er diese Ängste und rät in jedem Fall den Betroffenen erst einmal eine individuelle Beratung und Berechnung in Anspruch zu nehmen. „Natürlich hat eine Pflege zu Hause immer Vorrang. Ein Umzug ins Pflegeheim kommt nur dann in Betracht, wenn sie für die Betroffenen eindeutig mit einer höheren Lebensqualität verbunden ist“, betont Escanilla-Rivera.So dreht sich für ihn und seine Kollegen ein Großteil ihrer Beratungsgespräche darum, wie man mit hauswirtschaftlichen Hilfestellungen, ambulanten Pflegediensten oder dem barrierefreien Umbau der eigenen Wohnung möglichst lange in den eigenen vier Wänden wohnen bleiben kann.
Muss ein Treppenlift oder eine Rampe eingebaut werden? Müssen Türen rollstuhlgerecht verbreitert werden? Wie kann ein Badezimmer durch eine ebenerdige Duschzelle oder einen Wannenlift barrierefrei gemacht werden?Ob die Kosten auch dafür von der Krankenkasse oder dem Sozialamt übernommen werden können, hängt von den persönlichen Vermögensverhältnissen der Betroffenen und davon ab, ob sie zum Beispiel eine Pflegestufe haben oder eine 100-prozentige Schwerbehinderung nachweisen können.Dass die meisten Menschen lieber zu Hause als in einem Heim alt werden wollen, sieht Sozialdezernent Ulrich Ernst daran, dass die Verweildauer in den städtischen Altenheimen oft nur noch wenige Monate beträgt, weil immer mehr Menschen erst im Schwerstpflegefall und kurz vor ihrem Lebensende den Weg dort hin finden. Ernst und Escanilla-Rivera sind sich einig, dass die Wirklichkeit in den Altenheimen besser ist als ihr Ruf.
„Es ist dort auch mit Hilfe von Ehrenamtlichen viel getan worden, etwa durch kulturelle Angebote oder auch durch den Umbau von Stationen in Wohngruppenbereiche, um die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern“, betont Ernst.Gleichzeitig sehen der Seniorenberater und der Sozialdezernent eine zentrale Herausforderung darin, durch die Verknüpfung haupt- und ehrenamtlicher Kräften neue Netzwerke zu schaffen und alte, von der Kirchengemeinde bis zur Altentagesstätte wiederzubeleben, um die soziale Infrastruktur zu schaffen, die ein selbstbestimmtes Leben im Alter erst möglich macht. Sei es in den eigenen vier Wänden, einer Altenwohnung mit ambulanter Pflegebetreuung, in einer Alten-Wohngemeinschaft oder, wie es sich die 59-jährige Messebesucherin Marlies Wetzel, wünschen würde, in einem Mehrgenerationenhaus, in dem Alt und Jung unter einem Dach leben und sich gegenseitig helfen könnten. Zukunftsmusik!
Weitere Informationen finden ratsuchende Senioren beim Seniorenberater Jorge Escanilla-Rivera im Sozialamt an der Viktoriastraße 26-28 unter der Rufnummer: 0208/455-50 07.
Dieser Text erschien am 19. April in der NRZ.
Dienstag, 20. April 2010
Jung, begabt und engagiert: Eindrücke von der Osterakademie in der Wolfsburg
Null Bock. Das gilt nicht für die 25 Oberstufenschüler, die in ihrer zweiten Osterferien-Woche mit Politikern, Managern, Journalisten und Wissenschaftlern über nichts weniger, als über die Zukunft unserer Gesellschaft diskutieren. Sie tun dies im Rahmen einer Osterakademie, zu der die Katholische Akademie Die Wolfsburg mit finanzieller Unterstützung der Landesstiftung Partner für Schule und der Bundeszentrale für politische Bildung hochbegabte Jugendliche aus ganz Nordrhein-Westfalen eingeladen hat.
Energieversorgung, Klimawandel und Mobilität stehen ebenso auf ihrer Agenda wie der Arbeitsmarkt, das Problemkind Schule, die Landtagswahl oder die Erfolgsaussichten von US. Präsident Barack Obama. Ein weites Feld, das die 17- und 18-Jährigen mit Energie und Elan bearbeiten. "Das sind Jugendliche, die viel zu bieten haben. Die Schüler diskutieren mit unseren Referenten und Podiumsteilnehmern auf Augenhöhe", staunt der zuständige Tagungsleiter Matthias Keidel. Das ist nicht selbstverständlich. Denn zu ihren Gesprächspartnern gehören zum Beispiel gestandene Manager, wie etwa der Vorstandschef der RWE Rheinland Westfalen Netz AG, Arndt Neuhaus, oder der Bochumer Werksdirektor von Opel, Manfred Gellrich oder bildungspolitisch versierte Landtagsabgeordnete, wie Klaus Kaiser von der CDU und Renate Hendricks von der SPD.
Letztere müssen sich zusammen mit dem Landeschef der Jungen Liberalen, Marcel Hafke bei der Diskussion über das "Problemkind Schule" zwei Stunden lang auf Herz und Nieren prüfen lassen. Die Diskussion ist sehr dicht und konzentriert. Bei gezielten Fragen nach der Finanzierung von kleineren Klassen, den zum Teil kontraproduktiven Folgen des Turbo-Abiturs oder dem Sinn und Unsinn von Studiengebühren und einem Festhalten am dreigliedrigen Schulsystem oder der zuweilen fraglichen Qualität von Seiteneinsteigern im Lehramt, merken die Politiker schnell, dass sie es hier mit Experten in eigener Sache zu tun haben, die sich nicht mit Wahlkampffloskeln abspeisen lassen.
Am Ende geht die Rechnung der Schüler auf. Neben allen Meinungsunterschieden in strukturellen Fragen gestehen die Politiker parteiübergreifend ein, dass die individuelle Förderung der Schüler durch kleine Klassen, mehr Lehrer und das Aufzeigen konkreter Zukunftsperspektiven verbessert werden muss.
Die Akademieteilnehmerinnen Ramona Raabe aus Königswinter, Sally Rogalla aus Essen und Constanze Kalthoff aus Bochum haben nicht nur nach der Diskussion mit den Landespolitikern das gute Gefühl, "dass unsere Gesprächspartner bereit sind uns genau zuzuhören und unsere Argumente nachzuvollziehen." Das gleiche Kompliment machen sie aber auch ihren Altersgenossen und Akademie-Kollegen. "Wenn wir in der Schule so lernen könnten, wie hier, wäre das mit dem Turbo-Abi gar kein Problem", glaubt Sally Rogalla. Und Constanze Kalthoff resümiert: "Das ist hier ein sehr angenehmer und gar nicht elitärer Kreis von engagierten und interessierten Jugendlichen." Warum opfert man als Schülerin einen Teil seiner Osterferien, um an einer Osterakademie mit dem Oberthema "Begabung und Verantwortung" teilzunehmen?
Ramona, die später als Autorin im Bereich Film und Medien arbeiten möchte ist vor allem "von der Begegnung mit hochkarätigen Persönlichkeiten begeistert, die gar nicht abgehoben sind" und spricht von "einer enormen Horizonterweiterung." Sally, die Wirtschaftsingenieurin werden möchte hat in der Diskussion mit den Wirtschaftsmanagern begriffen, "dass sie nicht nur viel Geld verdienen, sondern auch viel Verantwortung tragen müssen." Für sich selbst zieht sie die Konsequenz, "dass man gerade als Frau frühzeitig Prioritäten setzen muss und zwischen der vollen Ausschöpfung seines Potenzials und einem Familienleben entscheiden muss." Constanze nimmt aus der Osterakademie vor allem den Impuls mit, "dass man seiner Leidenschaft folgen muss." Sie selbst möchte sich beruflich als Juristin mit Recht und Unrecht auseinandersetzen und hat mit einem Praktikum bei der Staatsanwaltschaft bereits den ersten Schritt in diese Richtung unternommen.
Alle drei sind sich aber auch einig, dass man sein Talent auch entfalten sollte, in dem man sich in seinem Umfeld einbringt. Auch das haben sie schon gemacht, sei es in der Obdachlosenhilfe, in der Schülervertretung oder bei den Meßdienern und Pfadfindern.
"Das ist ein ganz wichtiger Beitrag zur Persönlichkeitsentwicklung, der Jugendlichen eine Antwort auf die Frage gibt: Wo stehe ich? und darüber hinaus wertvolle Netzwerke entstehen lässt", beschreibt Tagungsleiter Keidel einen wesentlichen Mehrwert der Oster- und Sommerakademien für begabte Jugendliche.
Montag, 19. April 2010
Die Saarner Oembergschule feiert ihren 50. Geburtstag mit einer Kulturfestwoche
Internet? Damit hätte die erste Rektorin der Oemberg-Schule, deren Vorname in den Schulakten nicht mehr ausfindig zu machen ist, nichts anfangen können. Denn die anfangs 206 Kinder ihrer vor 50 Jahren eingerichteten Volksschule lernten noch ausschließlich das, was sie von ihren Lehrern hörten oder in ihren Schulbüchern lasen.Vor 50 Jahren hatte man es noch mit steigenden Schülerzahlen zu tun. Und so kam es, dass die großzügig gebaute Oembergschule schon zwei Jahre nach ihrem Start mit 607 Schülern aus allen Nähten platzte und selbst die Aula für den Unterricht genutzt werden musste.1968 wurde aus der Volks- eine Gemeinschaftsgrundschule, an der heute 482 Kinder in 20 Klassen fürs Leben lernen. Sie tun dies heute nicht nur am Elsenborner Weg, sondern auch auch in einem Schulgebäude an der Karl-Forst-Straße in Selbeck.
Bereits in den 70er Jahren erweiterte sich die Schule, die seit sechs Jahren auch einen Unterricht in Ganztagsklassen anbietet, um eine Turnhalle und einen Pavillon. Besonders stolz sind die heutige Rektorin Gabriele Romagno und ihre Kollegen auf die musischen und sportlichen Erfolge ihrer Schützlinge. Die Oemberg-Schüler nehmen an dem Programm „Jedem Kind ein Instrument“ (Jeki) teil. „Das Erlernen eines Instrumentes fördert die Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren und auch mal anderen zuzuhören,“ ist die Oemberg-Rektorin überzeugt. Und sportlich gesehen, wurden die Oemberg-Schüler zuletzt Vizestadtmeister im Schwimmen. „Bei uns verlässt kein Kind die Schule als Nichtschwimmer“, freut sich Romagno.
Die sportlichen Erfolge der Oemberg-Schüler, zu denen jüngst auch noch ein guter dritter Platz bei den Fußball-Hallenmeisterschaften der Mülheimer Grundschulen hinzukam, kommen nicht von ungefähr. Im Rahmen ihrer Ganztagsbetreuung kooperiert die Schule mit dem Mülheimer Sportbund und Sportvereinen wie dem KHTC und dem Tuspo Saarn, so dass das Spektrum der Schul-Sport-AGs am Oemberg vom Abenteuerturnen über Fußball bis Hockey reicht. Ergänzt wird das Angebot durch eine musische AG, in der Schüler sich zusammen mit dem Künstler Alfred Dade an das Malen von Bildern und an das Formen von Sklupturen heranwagen.
Der Schulgeburtstag wird vom 19. bis 23. April mit einer Kulturfestwoche gefeiert, die mit einem ökumenischen Gottesdienst begann und am 23. April ab 15 Uhr mit einem großen Kehraus-Fest ausklingt. Im Rahmen des Abschlussfestes wird das White-Horse-Theater mit Zweit- Dritt- und Viertklässlern zwei englische Theaterstücke aufführen. In der Festwoche soll es mit einer historischen Schulausstellung, Konzerten, Musical- und Theateraufführungen sehr kreativ zugehen. So haben die Schüler der Klassen 2b, 3c und 3d am 19. April um 17 Uhr in der Aula am Elsenborner Weg das Musical „Findet Nemo“ aufgeführt. Musikalisch geht es dort auch am 20. April ab 16.30 Uhr mit einem Frühlingskonzert weiter, bei dem gesungen, getanzt und musiziert wird. Last, but not least lädt der Selbecker Schulstandort an der Karl-Forst-Straße am selben Tag um 19 Uhr zu einem Musikabend ein.Der Festakt zum Jubiläum wird am 21. April um 16 Uhr in der Aula am Elsenborner Weg gefeiert.
Weitere Informationen zum Schul- und Jubiläumsprogramm der Oembergschule gibt es im Internet unter: http://www.ggs-oemberg.de/
Dieser Text erschien am 15. April 2010 in NRZ und WAZ
Sonntag, 18. April 2010
So gesehen: Die Seniorenmesse Ruhr zeigt uns, dass Alt und Jung in einem Boot sitzen
Die frühere Seniorenbeiratsvorsitzende Helga Krusenbaum hat das einmal auf den Nenner gebracht: „Heute wir. Morgen ihr.“Das ist der Laufe der Dinge. Auch die Jungen werden mal alt und sind deshalb schon im eigenen Interesse gut beraten schon heute die Infrastruktur zu schaffen, in der man würdig alt werden darf und kann, auch wenn man vielleicht nicht mehr so schnell, so stark, so geistesgegenwärtig und mobil ist.
Ob wir diese Zukunftsaufgabe meistern, ist abhängig von vielen kleinen Dingen: Mehr Respekt und Rücksicht im Alltag. Wir müssen uns vom Jugendwahn verabschieden und die Langsamkeit neu entdecken und sei es in Form von Taktfrequenzen bei Bus,- Bahn und Aufzugtüren oder Ampelschaltungen. Wir brauchen mehr Nahversorgung und Nahverkehr für eine alternde Gesellschaft, die nicht mehr so mobil sein wird, um alles in großen Zentren auf der grünen Wiese einkaufen zu können. Wir brauchen daheim und unterwegs mehr Barrierefreiheit, wenn wir nicht mehr jede Hürde nehmen können. Und wir brauchen bezahlbare Betreuung und unbezahlbare menschliche Zuwendung in Familie und Nachbarschaft, damit wir uns auch als altes Haus in unserer Stadt noch zu Hause fühlen können.
Dieser Text erschien am 14. April 2010 in der NRZ
Samstag, 17. April 2010
Aus dem Tag der älteren Generation ist inzwischen die Seniorenmesse Ruhr geworden
Längst präsentieren sich bei dieser Veranstaltung, für die sich neben dem Seniorenbeirat und dem Gastgeber Forum die MST verantwortlich zeichnet, nicht mehr nur Selbsthilfegruppen der Öffentlichkeit. Zunehmend sind es auch professionelle Anbieter vom Pflegedienst bis zum Akustiker und vom Wohnungsbauunternehmen bis zum Finanz- und Gesundheitsdienstleister, die den Markt des Alters entdeckt haben, der ganz neue Bedürfnisse schafft, an die man vor 20 Jahren noch nicht gedacht hat. Hinzu kommen Gruppen, wie die Seniorenorganisationen der politischen Parteien oder kulturelle Initiativen, wie das Seniorentheater Mülheimer Spätlese oder die Seniorenzeitung „Alt, na und“, in denen Senioren selbst aktiv und kreativ werden.Die Vielfalt der Informations- und Unterhaltungsangebote mit, von und für Senioren zeigt: Wir sind angekommen im demografischen Wandel.
Mülheim ist alt und wird noch älter, schon heute sind 29 Prozent der Mülheimer älter als 60. Aber wann ist man eigentlich alt? MST-Veranstaltungsmanager Bernd Westhoff spricht von der Generation 50 plus, die von der Seniorenmesse angesprochen werden soll. „Gerade ältere Menschen wollen sich direkt vor Ort informieren. Sie suchen den persönlichen Kontakt und die persönliche Kommunikation. Sie wollen sich ihre Informationen eben nicht anonym aus dem Internet holen“, erklärt der Vorsitzende des Seniorenbeirates, Helmut Storm, den enormen Publikumsandrang, der durch die zentrale Lage des Veranstaltungsortes natürlich noch verstärkt wird.
Storm weiß aus den Rückmeldungen der Vorjahre, dass viele Besucher die Seniorenmesse zum Tag der älteren Generation auch als Kontaktbörse und Ausflugsziel sehen, an dem das kulinarische Angebot für das leibliche Wohl nicht zu unterschätzen ist. Kurz: Bei Oma und Opa bleibt am Sonntag die Küche kalt.Dass alte Menschen das Alter heute auch zunehmend als einen sehr aktiven und kreativen Lebensabschnitt begreifen, macht ein Blick auf das Bühnenprogramm der Seniorenmesse deutlich. Das Unterhaltungsspektrum reicht vom Seniorentanz über den immer wieder gern gehörten Saarner Bergsteigerchor bis zum „fidelen Rentner“ Heinz Schmidt, der mit einem Schlagerprogramm der Marke Oldie but Goldy auf die Bühne gehen wird. Als Ex-Prinz und Leiter des DRK-Seniorentreffs an der Prinzess-Luisen-Straße verkörpert Schmidt selbst das aktive Alter.Doch Seniorenbeirats-Chef Storm weiß auch, dass das Alter nicht nur aus aktiver Freizeitgestaltung besteht. Und so will der Seniorenbeirat an seinem Informationsstand auch die Sorgen alter Menschen anhören und aufnehmen. Wo Senioren in unserer Stadt der Schuh drückt, weiß Storm, in seinem Hauptamt Geschäftsführer des Roten Kreuzes, aber schon jetzt. „Die Wohnungsfrage wird immer wichtiger. Die Menschen fragen sich: Wie kann ich im Alter möglichst lange selbstständig in meinen eigenen vier Wänden wohnen bleiben oder welche Lebensformen gibt es sonst. Denn das klassische Altenheim sehen die Meisten nur als letzte Alternative“, weiß er aus vielen Gesprächen zu berichten. Insofern dürften die Stände der von Stadt und Allgemeiner Ortskrankenkasse betriebenen ambulanten Pflegestützpunkte sowie der städtischen Senioren- und Wohnungsberatung am Sonntag besonders gefragt sein.
Die von Storm ebenfalls oft gehörten Klagen über automatische Bus- und Bahntüren, die für viele Senioren viel zu schnell auf und zu gehen und damit ein Verletzungsrisiko darstellen, dürften dann wohl ein Fall für den Infostand der Mülheimer Verkehrsgesellschaft sein.
Weitere Informationen gibt es im Internet unter: http://www.muelheim-ruhr.de/ Weitere Anregungen und Fragen an den Seniorenbeirat nimmt dessen Geschäftsführerin Anke Klein unter der Rufnummer: 0208/455-5005 entgegen.
Dieser Text erschien 14. April 2010 in der NRZ
Mittwoch, 14. April 2010
Warum Suchtvorbeugung schon im Kindergarten anfangen muss
Deshalb geht Ginko-Mann Kathagen, von Hause aus Sozialarbeiter und Pädagoge, jetzt mit Papilio in die Kindergärten. Papilio, zu deutsch "Schmetterling", ist ein vom Beta-Institut entwickeltes und in Nordrhein-Westfalen von der Barmer GEK finanziell gefördertes Programm, das spielerisch versucht, Kinder in ihrem Sozialverhalten zu stärken und sie emotional zu stabilisieren und damit konfliktfähiger zu machen, damit sie, um im Bild des Schmetterlings zu bleiben, am Ende in ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung beflügelt werden.Ein wissenschaftlich begleiteter Modellversuch, an dem in Augsburg 700 Kinder teilgenommen haben, zeigt, dass sich das Sozialverhalten der Kinder, die das Papilio-Programm durchlaufen haben ein deutlich besseres Sozialverhalten an den Tag legen, als die Kinder ohne Papilio-Erfahrung.
DerzeitKathagen zwölf Erzieherinnen, wie man mit Papilio Kindern und Eltern pädagogisch Flügel machen kann. Der Trainer setzt bei der Fortbildung der Multiplikatoren auf eine Mischung aus Vortrag, Gruppenworkshop und Rollenspiel.Wie funktioniert Papilio? Kathagen setzt beim spielerischen Element an: Die der Augsburger Puppenkiste entsprungene Paula und ihre Kissenbolde Freudibold, Zornibold und Bibberbold sollen zu ständigen Begleitern des Kindergartenalltags werden.
Mit Hilfe einer Materialkiste, aus der Erzieher unter anderem Mutmachlieder und Mutmachgeschichten hervorzaubern können, sollen sie mit Kindern regelmäßig Gefühle und ihre Ursachen thematisieren. Warum bin ich heute fröhlich wie Freudibold, traurig wie Zornibold oder ängstlich wie Bibberbold? Wer über seine eigenen Gefühle sprechen kann, kann auch besser mit ihnen umgehen und somit auch Konflikte konstruktiver lösen.Zum pädagogischen Werkzeugkasten von Papilio gehören aber auch ein Spielzeug-macht-Ferien-Tag im Kindergarten, mit dem die Phantasie und Kreativität der Kinder angeregt werden soll, damit sich "kein Kind hinter seinem Spielzeug verstecken kann" und man mehr Zeit hat, um Kinder in den Blick zu nehmen und sie frei miteinander spielen zu lassen, indem sie zum Beispiel sich mal selbst einen Ball basteln. "Damit tun sich Kinder oft leichter als die Erzieher, weil sie Spielzeug auch als pädagogisches Handwerkszeug verstehen", weiß Kathagen.Apropos pädagogisches Handwerk.
Bei dem Papilio-Spiel "Meins-deins-unser-Spielzeug" lernen die Kinder, gemeinsam Spielregeln aufzustellen. Denn Norbert Kathagen glaubt, dass man, abgesehen natürlich von einigen nicht zu diskutierenden Grundregeln, mehr Demokratie im Kindergarten wagen kann und auch muss.
"Denn," so betont er, "wenn man Kinder in die Aufstellung von Regeln mit einbezieht, identifizieren sie sich auch eher mit diesen Regeln und halten sie ein.
Hintergrund: Das Papilio-Fortbildungs-Programm kann aus organisatorischen Gründen in der ersten
Staffel nur für maximal zwölf Erzieherinnen angeboten werden. Doch es gibt
bereits weitere Interessenten und Norbert Kathagen möchte in einigen Wochen
bereits eine zweite Staffel der Papilio-Fortbildung starten.Kathagen weist in
diesem Zusammenhang darauf hin, dass alle Kindergärten, Kindertagesstätten und
Familienzentren, die an dem Papilio-Programm teilnehmen, sich für diesen
zusätzlichen Qualitätsstandard zertifizieren lassen können. Das pädagogische
Handwerkszeug, das den Fortbildungsteilnehmern in Form einer Materialkiste an
die Hand gegeben wird, können Eltern auch käuflich erwerben. Wer sich für
Papilio und eine entsprechende Fortbildung zum Preis von 120 Euro interessiert,
kann sich mit Norbert Kathagen von der Ginko-Fachstelle an der Kaiserstraße 90
unter ~ 300 69 44 oder per E-Mail an n.kathagen@ginko-stiftung.de in Verbindung
setzten. Weitere Informationen im Internet: www.ginko-stiftung.de oder
http://www.papilio.de/Dieser Text erschien am 13. April 2010 in der NRZ
Montag, 12. April 2010
Nicht nur an der Gustav-Heinemann-Schule fürchtet man um den Bestand der Stadtteilbüchereien
Besonders stolz ist man an der Gustav-Heinemann-Schule darauf, dass die Bibliothek jetzt barrierefrei ist und nicht nur über selbstöffnende Türen sondern auch einen rollstuhlgerechten Aufzug verfügt.Angesichts dieses Aufwandes ist es nicht nur für die Elternpflegschaftsvorsitzende der Gustav-Heinemann-Schule, Alexandra Neuendorf, „dass man hier viel Geld reinfließen lässt, wenn man die Bibliothek in ein Kommunikationszentrum ohne Bibliothekare umwandeln will.“
Neuendorf könnte sich bei einer Einsparung der Bibliothekarsstellen zwar vorstellen, „dass die Eltern eine ehrenamtliche Betreuung organisieren, damit pfleglich mit Büchern und anderen Medien umgegangen wird.“ Doch die fachliche Vermittlung von Medienkompetenz und die Anleitung bei der Recherche für Facharbeiten und Referate können in ihren Augen nur ausgebildete Bibliothekare leisten. Neuendorf weist darauf hin, dass die Bibliothek an der Boverstraße auch von vielen Bürgern und Schülern anderer Schulen im knapp 19 000 Einwohner zählenden Stadtteil genutzt wird. 2008 wurden hier mehr als 66 000 Medien ausgeliehen, ein gutes Drittel aller stadtweit entliehenen Büchereimedien.Besonders ärgerlich findet Elternvertreterin Neuendorf, dass bei der Haushaltskonsolidierung ausgerechnet in einem Bereich der Bildung gespart werden soll, den Oberbürgermeisterin Dagmar Mühlenfeld als politische Priorität postuliert habe. Keinen Zweifel lässt Neuendorf, dass ihr Einsparungen bei Ruhrbania, „auch wenn das Frau Mühlenfeld nicht gerne hört, lieber wären , als das Sparen auf Kosten von Jugend, Bildung und Kultur.
„Was macht den eine Stadt aus, wenn nicht Bildung und Kultur“, fragt sich Neuendorf und betont: „Die Stadt ist ja nicht von einem Tag auf den anderen in ihre missliche Finanzlage geraten.“Just heute will die Schulkonferenz der Gustav-Heinemann-Schule einen Protestbrief an die Ratsfraktionen und Schuldezernent Peter Vermeulen absenden. Außerdem hat man eine Unterschriftenaktion gestartet, die auch an anderen Schulen des Stadtteils unterstützt wird.Wie die Umwandlung von einer Stadtteilbücherei in ein bibliothekarloses Kommunikationszentrum aussehen könnte, müsste laut Schul- und Kulturdezernent Peter Vermeulen noch konkret überlegt werden.
Für denkbar hielte er zum Beispiel eine ehrenamtliche Betreuung oder eine hauptamtliche Betreuung durch bereits im Stadtteil verankerte Institutionen wie etwa Jugendzentren. Wenn die Stadtteilbüchereien in Dümpten, Heißen, Styrum und Speldorf auf diesem Weg zu Stadtteil-Kommunikationszentren würden, rechnet die Stadt in ihrem Konsolidierungsvorschlag mit Einsparungen von jeweils 225 000 Euro in 2011 und 2012 sowie mit einer Entlastung von jeweils 700 000 Euro in den Jahren 2013 und 2014.
Dieser Text in auch in der NRZ erschienen.
Sonntag, 11. April 2010
Rückblick: Mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen ging in Mülheim vor 65 Jahren der Zweite Weltkrieg zu Ende
Vor 65 Jahren geht dieser Krieg für die Mülheimer zu Ende, knapp einen Monat vor der bedingungslosen Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Am 11. April 1945 erreichen amerikanische Soldaten die Stadt. Es sind US-Soldaten der 17. Luftlandedivision und der 79. Infanteriedivision, die die Stadt von Norden und Osten aus kommend einnehmen. Nur vereinzelt, etwa am Dickswall und am Auberg, stoßen sie noch auf den Widerstand des Volkssturms, kommt es zu Schusswechseln und Artilleriebeschuss. Die meisten Männer des Volkssturms legen an diesem letzten Kriegstag einfach ihre Waffen nieder und gehen nach Hause.
Auch die Straßenbahnwagen, die auf der Duisburger Straße als Panzersperren in Stellung gebracht worden sind, stellen für die US-Truppen kein Problem dar. Das gilt auch für die Panzersperren auf der Schloßbrücke. Sie ist die einzige Brücke, die das Kriegsende unbeschädigt überstanden hat, weil Unteroffizier Rudolf Steuer aus Merzig trotz der Drohung mit einem Kriegsgerichtsverfahren ihre Sprengung verweigert hat. Die Stadt wird es ihm später mit der Hilfe beim Wiederaufbau seines Hauses danken.
Mülheim selbst ist eine Trümmerwüste, auf deren Straßen bei Kriegsende 800 000 Kubikmeter Schutt liegen. Fast 5000 Mülheimer haben den Krieg nicht überlebt. Viele erleben das Kriegsende außerhalb ihrer Stadt, etwa in der Kinderlandverschickung oder in der Kriegsgefangenschaft. Bereits am 25. März hatte die Gauleitung die Bürger aufgefordert, die Frontstadt Mülheim zu verlassen. Doch 88 000 sind geblieben, gehen am 11. April 1945 zum Teil sogar ganz normal zur Arbeit.
Mehr Angst als vor den amerikanischen Soldaten, denen sie bevorzugt mit weißen Fahnen und Taschentüchern begegnen, haben die Mülheimer vor den 10 000 Fremd- und Zwangsarbeitern, die das Kriegsende zum Teil unter unmenschlichen Bedingungen überlebt haben. Vereinzelt kommt es jetzt zu Plünderungen und gewaltsamen Übergriffen.
Um die Situation zu entspannen, quartieren die Amerikaner einige Zwangsarbeiter in die vergleichsweise gut ausgestatteten Kasernen an der Kaiser- und an der Zeppelinstraße ein. Als erste Stadtkommandanten übernehmen die US-Majore Mrachek und Keene am Morgen im Rathaus das Regiment und übergeben Oberbürgermeister Edwin Hasenjaeger die ersten Bekanntmachungen der Militärregierung.
Später wird Mülheim Teil der britischen Besatzungszone. Bis 1946 werden 276 Mitarbeiter der Verwaltung entlassen, weil sie als ehemalige Nationalsozialisten als politisch belastet gelten.
Dieser Text erschien am 10. April 2010 in der NRZ
Samstag, 10. April 2010
Neues von gestern aus dem Kloster Saarn
Freitag, 9. April 2010
So gesehen: Ist das Leben eine Schlangengrube? oder: Kein Kobra-Alarm mehr an der Kleiststraße
Fast drei Wochen hat eine 30 Zentimeter lange Kobra die Bewohner eines Mehrfamilienhauses an der Kleiststraße in Atem gehalten . Dabei denkt man bei der Heimaterde, in der die Kleiststraße gelegen ist, so gar nicht an Schlangengrube, sondern an eine Dorfidylle, in der die Welt noch in Ordnung ist.
Denkste. Ausgerechnet hier brachte ein junger Mann seine Mitbewohner in äußerste Gefahr und Feuerwehr, Ordnungsamt und Technisches Hilfswerk mächtig auf Trab, in dem er seine Wohnung freiwillig in eine Schlangengrube verwandelte.
Da fällt mir unser alter Hausmeister, Gott hab ihn selig ein, dem partout kein Vierbeiner ins Haus kommen durfte, weil er fürchtete, dass unser Haus sonst auf den Hund käme. Was er wohl sagen würde, wenn er den dreiwöchigen Kobra-Alarm an der Kleiststraße noch miterlebt hätte. Sicher hätte er sich, wie von der Tarantel gestochen, tierisch darüber aufgeregt.
Doch so ändern sich die Zeiten. Früher hat man sich darüber aufgeregt, wenn jemand einen Vogel hatte. Heute ist man als jemand, der als Haustierhalter nie über Goldhamster und Wellensittich hinausgekommen ist, schon dankbar, wenn er nur einen Vogel und keine Meise hat. Die gute Nachricht: Die hochgiftige Schlange an der Kleiststraße ist tot. Sie ist Feuerwehr und Ordnungsamt gestern auf den Leim gegangen, in dem sie auf einem als Fangvorrichtung ausgelegten Klebstreifen hängen bleib und dort buchstäblich auf der Strecke blieb.
Die schlechte Nachricht: Auch weiterhin wird uns so manche falsche Schlange über den Weg laufen. Vielleicht sollte uns die Schlangenjagd an Kleiststraße, die nach Schätzungen der Stadt Folgekosten von rund 100.000 Euro heraufbeschworen hat, ja zeigen, dass unser Alltag nur dann keine lebensgefährliche Schlangengrube wird, wenn wir das einzig heilsame Gegenmittel parat haben: Mehr Menschlichkeit und zumindest ein bisschen gesunden Menschenverstand.
Donnerstag, 8. April 2010
Rückblick: Vor 100 Jahren mussten die alten Heißener Mülheimer werden
Mittwoch, 7. April 2010
"Da liegt ein enormes Potenzial brach" oder: Andreas Düsing - Ein Mann will arbeiten
Dienstag, 6. April 2010
Auch der Städtepartnerschaftsverein könnte vom Rotstift-Diktat im städtischen Haushalt empfindlich getroffen werden
Der Vereinsvorsitzende Martin Weck (Foto) fordert die Mitglieder und Sympathisanten des Fördervereins Mülheimer Städtepartnerschaften auf, im Internetportal der Stadt unter www.muelheim-ruhr.de im Rahmen des Bürgerforums zur Haushaltskonsolidierung der Stadtspitze und den Ratsmitgliedern deutlich zu machen, warum der Verein keinesfalls auf eine hauptamtliche und bei der Stadt angesiedelte Geschäftsführung verzichten kann. Nach Wecks Ansicht kann die kontinuierliche Koordination der zahlreichen Kontakte in die Partnerstädte Tours, Darlington, Kuusankoski/Kovolola, Oppeln, Kfar Saba und Beykoz nur durch eine hauptamtliche Anlaufstelle bei der Stadt gewährleistet werden. Das gilt für Weck umso mehr, als das es nicht in allen Partnerstädten einen bürgerschaftlich getragenen Förderverein, wie in Mülheim, gibt. Schon eher hält es Weck für möglich den Wegfall des städtischen Zuschusses von aktuell 7400 Euro pro Jahr durch das Einwerben von Stiftungs,- Sponsoren- und Drittmittel ausgleichen zu können.
Montag, 5. April 2010
Der Saarner Heinz Weirauch hat jetzt ein Buch über Nonnen und Pistolen im alten Kloster Saarn geschrieben
Über Kloster Saarn (Foto) ist schon viel geschrieben worden. Hier lebten und arbeiteten von 1214 bis 1808 Zisterzienserinnen. Doch wie ging die Geschichte des Klosters weiter, als es keines mehr war. Darüber hat der gebürtige Saarner Heinz Weirauch jetzt ein Buch geschrieben, das unter dem Titel "Von Nonnen und Pistolen" in der Reihe Zeitschrift des Mülheimer Geschichtsvereins erschienen ist.
Spannend und anekdotenreich lässt sich auf 93 Seiten nachlesen, dass das Kloster nach seiner Aufhebung durch Napoleon zunächst von seiner letzten Äbtissin Agathe von Heinsberg gepachtet und bewirtschaftet wurde, aber dann schon bald einer sehr weltlichen Nutzung als Kaserne und Gewehrfabrik zugeführt wurde. Nach den Nonnen kamen zunächst russische und preußische Soldaten und später die Gewehrfabrik des Sylvestre Trinelle ins Kloster.
Der bezahlte seine Arbeiter zwar gut, führte aber auch ein strenges Regiment. Seine Facharbeiter, die er vor allem aus Frankreich und Belgien nach Saarn geholt hatte, büchsten immer wieder aus, wenn ihr Heimweh zu groß wurde. Dann ließ sie Trinelle von der Polizei steckbrieflich suchen und wieder einfangen, denn als Facharbeiter und Geheimnisträger im Dienste der preußischen Armee durften sie Saarn nur mit ausdrücklicher Erlaubnis ihres Dienstherrn verlassen.
1862 war es mit der Waffenproduktion im Kloster vorbei. Weil die militärisch wichtige Produktionsstätte zu nah an der französischen Grenze lag, wurde sie nach Erfurt verlegt. Produziert wurde im Kloster aber weiterhin, jetzt für den zivilen Bedarf. 1865 zog Wilhelm Backhaus mit seinem Holzhandel und Sägewerk dort ein. Außerdem wurden Teile des Klosters jetzt als Tapetenfabrik und Eisengießerei genutzt.
1906 erwarb dann der Industrielle August Thyssen das Kloster, um hier nach Gutsherrenart eine Landwirtschaft betreiben zu lassen, ehe seine Familie die Anlage in den 30er Jahren der Stadt schenkte. Die nutzte das alte Kloster vor allem als Wohnraum für bedürftige Familien. Für reichlich Protest und die Gründung des Saarner Bürgervereins sorgte damals, dass ein Teil des Klosters dem Straßenausbau der B1 weichen musste.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel das Kloster in einen Dornröschenschlaf, aus dem es erst Ende der 70er Jahre durch archäologische Ausgrabungen des Rheinischen Landesmuseums geweckt wurde. Sie gaben den Anstoß für die vom Bistum, der Stadt, dem Land und engagierten Bürgern betriebenen Restaurierung von Kloster Saarn, das heute als Bürgerbegegnungsstätte dient und seit 2008 ein Klostermuseum beherbergt, das vom Verein der Freunde und Förderer von Kloster Saarn betrieben wird.
Heinz Weirauchs Buch "Von Nonnen und Pistolen" ist für 5 Euro im örtlichen Buchhandel, im Klostermuseum Saarn und im Mülheimer Stadtarchiv ab der der Aktienstraße 85 erhältlich.
Weitere Informationen im Internet unter: www.freunde-kloster-saarn.de sowie im Stadtarchiv Mülheim unter der Rufnummer 0208/455-4260
Sonntag, 4. April 2010
So gesehen: Frohe Ostern oder: Da haben wir den Salat
„Da habe ich den Salat“, dachte ich mir und sprach ihn auf die inflationäre Preisentwicklung an. Hatte ich etwas verpasst? Sind die Griechen jetzt doch schon pleite und der Euro nichts mehr wert? Doch mein Mann fürs Gemüse klärte mich auf: „Vor Ostern setzen die Großhändler immer die Preise hoch.“ Interessant. Bisher hatte ich vor Ostern höchstens mit höheren Eierpreisen gerechnet. Doch jetzt schießt auch noch der Salat preislich ins Kraut? Kein Wunder, dass man da als Otto-Normalverbraucher und Kleinverdiener finanziell gesehen ruckzuck in den Bohnen ist.
Vielleicht haben einige Händler Ostern als Fest der Auferstehung auch missverstanden, indem sie vorher eine Preiserhöhung aus ihren roten Zahlen auferstehen wollen.Wenn dem so wäre, sollte ich vielleicht bei meinem Brötchengeber auch mal einen einen vorösterlichen Honorarzuschlag erbitten. Doch die Erfüllung dieser Bitte dürfte wohl genauso realistisch sein wie das Warten auf den Osterhasen, der uns die Eier ins Haus bringt -- natürlich ohne österlichen Preisaufschlag.
Samstag, 3. April 2010
Rückblick: Vor 100 Jahren wurde aus der Landbürgermeisterei Dümpten ein Mülheimer Stadtteil
Heute erinnert die Paul-Beuther-Straße neben dem 1908 errichteten und inzwischen als Bürgerbegegnungsstätte genutzten Bürgermeisteramt an der Mellinghofer Straße (Foto) an die Jahre der Dümptener Eigenständigkeit. Ironie der Geschichte: Während die Landbürgermeistereien Styrum und Broich 1904 bereits nach Mülheim eingemeindet wurden, wurde Dümpten eben in diesem Jahr zur Bürgermeisterei erhoben.Das hatte sicher auch mit dem enormen Bevölkerungswachstum zu tun. Dümpten, das damals vor allem vom Bergbau und von der Landwirtschaft lebte, hatte seine Einwohnerzahl von 1871 bis 1907 auf gut 12 000 vervierfachen können. In dem Königreich wurde am Anfang des 20. Jahrhunderts noch Kohle gemacht. Hier gab es mit Sellerbeck und Roland gleich zwei Zechen. Während Sellerbeck schon im Jahre 1905 stillgelegt wurde, förderte man auf Roland das schwarze Gold noch bis 1928 zu Tage. Dort standen 1906 immerhin 863 Bergleute in Lohn und Brot.
Vieles von dem, was das Dümptener Stadtteilleben bis heute prägt, war damals schon vorhanden: die beiden Kirchen am Schildberg und an der Oberheidstraße, die Straßenbahn, mit der man für zehn Pfennige von der Mellinghofer Straße zum heutigen Hauptbahnhof fahren konnte, ein kaiserliches Postamt, das heute als Pizzeria genutzt wird, Volksschulen und die beiden Sportvereine DTV und TV Einigkeit. Während der Dümptener Turnverein bei Gründung der Landbürgermeisterei schon seit 19 Jahren existierte, sollte sich der TV Einigkeit erst zwei Jahre später gründen.Was überrascht, ist die Tatsache, dass es in der vor 1904 zur Landbürgermeisterei Styrum gehörenden Landbürgermeisterei Dümpten bereits drei katholische, fünf evangelische und eine jüdische Volksschule gab.Neben dem Schulwesen gehörten unter anderem auch die Armenfürsorge und der Wegebau zum Verantwortungsbereich der Landbürgermeisterei. Beuther und seine Verwaltung, zu der auch die beiden Beigeordneten Schaap-haus und Hellweg gehörten, trieben unter anderem den Ausbau der Mühlenstraße voran. Sie erhöhten die Lehrergehälter und ließen am Wenderfeld eine weitere evangelische Volksschule errichten, die ab 1965 als Sonder- und heute als Förderschule genutzt wird.Eine Apotheke, zwei Kassenärzte, eine Ortskrankenkasse und eine Sparkasse komplettierten die öffentliche Infrastruktur der Landbürgermeisterei.
Ironie der Geschichte: Kaum war der Bau des Bürgermeisteramtes, in dessen Keller das örtliche Gefängnis untergebracht war, vollendet, fuhr der Zug der Zeit auch schon in Richtung Eingemeindung. Der Trend der Zeit ging zu Großstädten. Dümpten konnte sich dem Sog Mülheims, das 1908 die 100 000-Einwohner-Schwelle zur Großstadt überschritten hatte, nicht entziehen.Die 1908 begonnenen Eingemeindungsverhandlungen wurden am 19. November 1909 mit der Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrages abgeschlossen. Er sah unter anderem vor, dass das vorhandene Restvermögen der Landbürgermeisterei auch in Dümpten verbleiben und investiert werden sollte. Der Dümptener Gemeinderat und die Ortskrankenkasse wurden aufgelöst, während die örtliche Sparkasse und eine Einwohnermeldestelle erhalten blieben. Unklar blieb am Tag der Eingemeindung, dem 1. April 1910, nur die Zukunft des kaiserlichen Postamtes. Die Belange der Dümptener Bürger wurde nun von drei der damals 66 Stadtverordneten wahrgenommen, die dem neuen Stadtteil Dümpten zugestanden worden waren.
Dieser Text erschien am 1. April 2010 in NRZ und WAZ
Freitag, 2. April 2010
Seit zehn Jahren sorgt der Verein Donum Vitae dafür, dass Frauen und Paare im Schwangerschaftskonflikt nicht alleine gelassen werden
Donnerstag, 1. April 2010
Rückbick Vor 80 Jahren wurde der Atenhof an der Kaiserstraße eröffnet: Ein Haus für Kirche, Kultur und mehr
Das alles war schon wieder Geschichte, als die Evangelische Altstadtgemeinde am 30. März 1930 den heutigen Altenhof eröffnete. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Dementsprechend sang man beim Einweihungsfest: „Wohl tobet um die Mauern der Sturm in wilder Wut. Das Haus wird’s überdauern.“ Welche Stürme auf den Altenhof noch zukommen würden, konnte man sich damals allerdings noch nicht ausmalen.Ende der 20er Jahre war der Bau des Gebäudes ein willkommenes Beschäftigungsprogramm, das 500 Arbeitern, 107 Handwerkern und 30 Firmen Lohn und Brot gab. Der von den Rathaus-Architekten Hans Grossmann und Artur Pfeifer entworfene Mehrzweckbau, den sich die Evangelische Altstadtgemeinde 720 000 Mark kosten ließ, passte aber auch in die Zeit. Denn erst im Jahr zuvor war gleich nebenan die neue Marienkirche entstanden, die ebenso wie der Altenhof im zweckmäßigen Stil der Bauhausarchitektur errichtet worden war.Zur Eröffnung des Altenhofes, in dem Wohnungen und Arbeitsräume für die Kirchenverwaltung ebenso ihren Platz fanden wie Geschäfte, eine Gaststätte mit zwei Kegelbahnen und zwei große Veranstaltungssäle mit Bühne, schrieb die Mülheimer Zeitung: „Die äußere Erscheinung des Baus ist dem Wunsch der Gemeinde entsprechend sehr schlicht gehalten. Der einzige Luxus besteht in einem kleinen Turm, der die Bedeutung des Hauses unterstreichen und zugleich eine Brücke in die Vergangenheit zum ehemaligen Altenhof schlagen soll.“Der Altenhof, der als Gemeindehaus errichtet worden war, wurde rasch zu einem beliebten Veranstaltungs- und Ausstellungsort. In den 30er Jahren muss man dort für eine Fahrzeug- und Motorschau sogar eine Mauer eingerissen haben, um den nötigen Platz für die Ausstellung eines Flugzeuges zu bekommen.Die Flugzeuge der Alliierten waren es, die während des Zweiten Weltkrieges dem Altenhof arg zusetzen. Beim großen Luftangriff vom 22./23. Juni 1943 wurde das repräsentative Kirchenhaus schwer beschädigt. Doch man konnte es rasch so weit wieder herstellen, dass es noch während des Krieges als Notschlafstelle und Lazarett, aber auch als Gottesdienstraum genutzt werden konnte.Nach dem Kriegsende wurde der Altenhof vor allem Kulturort. Bis zur Wiedereröffnung der Stadthalle war er der Mittelpunkt des Mülheimer Kulturlebens. Hier gingen in den ersten 25 Jahren seines Bestehens mehr als 10 000 Veranstaltungen über die Bühne: Konzerte, Vorträge, Filmvorführungen, Feste und Ausstellungen, aber auch Ratssitzungen.Doch ab 1957 lief die Stadthalle dem Altenhof seinen Rang ab.
Er wurde zu einem reinen Verwaltungs- und Wohnsitz für kirchliche Mitarbeiter. In den 70er Jahren erwog man sogar, das Gebäude, dessen Tuffsteinfassade unter Denkmalschutz stand, ganz abzureißen. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen wurde der Altenhof Mitte der 80er Jahre für vier Millionen Mark umgebaut und bekam damit seine Funktion als Veranstaltungsort zurück, der heute nicht nur von der Kirche, sondern auch von Parteien, Wohlfahrtsverbänden und Karnevalsvereinen gerne als Fest- Tagungs- und Veranstaltungsort genutzt wird.Als die Evangelische Kirche vor fünf Jahren ihre Gemeinde- und Kirchenkreisverwaltungen zusammenlegte, wurde ihr gemeinsamer Dienstsitz noch einmal für rund eine MillionEuro zu einem modernen und vor allem barrierefreien Verwaltungs- und Veranstaltungszentrum umgebaut.
Dieser Text erschien am 30. März 2010 in der NRZ
Schöne Straße?!
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