Donnerstag, 1. April 2010

Rückbick Vor 80 Jahren wurde der Atenhof an der Kaiserstraße eröffnet: Ein Haus für Kirche, Kultur und mehr


Sein Name lässt es erahnen: Der Altenhof ist schon alt. Vor genau 80 Jahren wurde er offiziell eröffnet. Seine Geschichte reicht aber noch viel weiter zurück, nämlich bis ins Mittelalter. Ursprünglich befand sich dort, wo von 1927 bis 1929 der heutige Altenhof gebaut wurde, der von einer Mauer umgebene Wirtschaftshof der Edelherren von Mülheim.Später ging der Hof auf dem Kirchenhügel in den Besitz der Grafen von Altena und von Styrum über und war zwischenzeitlich sogar Sitz eines Hofgerichtes. 1794 wurde die Witwe Brink, die später Mülheims ersten Bürgermeister Hermann Vorster heiraten sollte, ihr neuer Besitzer. Den Altenhof verkaufte sie ihrerseits für 30 000 Gulden an den neuen Styrumer Schlossherren Philipp Marck, der dort ab 1821 eine Landwirtschaft betrieb.

Das alles war schon wieder Geschichte, als die Evangelische Altstadtgemeinde am 30. März 1930 den heutigen Altenhof eröffnete. Es war die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Dementsprechend sang man beim Einweihungsfest: „Wohl tobet um die Mauern der Sturm in wilder Wut. Das Haus wird’s überdauern.“ Welche Stürme auf den Altenhof noch zukommen würden, konnte man sich damals allerdings noch nicht ausmalen.Ende der 20er Jahre war der Bau des Gebäudes ein willkommenes Beschäftigungsprogramm, das 500 Arbeitern, 107 Handwerkern und 30 Firmen Lohn und Brot gab. Der von den Rathaus-Architekten Hans Grossmann und Artur Pfeifer entworfene Mehrzweckbau, den sich die Evangelische Altstadtgemeinde 720 000 Mark kosten ließ, passte aber auch in die Zeit. Denn erst im Jahr zuvor war gleich nebenan die neue Marienkirche entstanden, die ebenso wie der Altenhof im zweckmäßigen Stil der Bauhausarchitektur errichtet worden war.Zur Eröffnung des Altenhofes, in dem Wohnungen und Arbeitsräume für die Kirchenverwaltung ebenso ihren Platz fanden wie Geschäfte, eine Gaststätte mit zwei Kegelbahnen und zwei große Veranstaltungssäle mit Bühne, schrieb die Mülheimer Zeitung: „Die äußere Erscheinung des Baus ist dem Wunsch der Gemeinde entsprechend sehr schlicht gehalten. Der einzige Luxus besteht in einem kleinen Turm, der die Bedeutung des Hauses unterstreichen und zugleich eine Brücke in die Vergangenheit zum ehemaligen Altenhof schlagen soll.“Der Altenhof, der als Gemeindehaus errichtet worden war, wurde rasch zu einem beliebten Veranstaltungs- und Ausstellungsort. In den 30er Jahren muss man dort für eine Fahrzeug- und Motorschau sogar eine Mauer eingerissen haben, um den nötigen Platz für die Ausstellung eines Flugzeuges zu bekommen.Die Flugzeuge der Alliierten waren es, die während des Zweiten Weltkrieges dem Altenhof arg zusetzen. Beim großen Luftangriff vom 22./23. Juni 1943 wurde das repräsentative Kirchenhaus schwer beschädigt. Doch man konnte es rasch so weit wieder herstellen, dass es noch während des Krieges als Notschlafstelle und Lazarett, aber auch als Gottesdienstraum genutzt werden konnte.Nach dem Kriegsende wurde der Altenhof vor allem Kulturort. Bis zur Wiedereröffnung der Stadthalle war er der Mittelpunkt des Mülheimer Kulturlebens. Hier gingen in den ersten 25 Jahren seines Bestehens mehr als 10 000 Veranstaltungen über die Bühne: Konzerte, Vorträge, Filmvorführungen, Feste und Ausstellungen, aber auch Ratssitzungen.Doch ab 1957 lief die Stadthalle dem Altenhof seinen Rang ab.

Er wurde zu einem reinen Verwaltungs- und Wohnsitz für kirchliche Mitarbeiter. In den 70er Jahren erwog man sogar, das Gebäude, dessen Tuffsteinfassade unter Denkmalschutz stand, ganz abzureißen. Doch dazu kam es nicht. Stattdessen wurde der Altenhof Mitte der 80er Jahre für vier Millionen Mark umgebaut und bekam damit seine Funktion als Veranstaltungsort zurück, der heute nicht nur von der Kirche, sondern auch von Parteien, Wohlfahrtsverbänden und Karnevalsvereinen gerne als Fest- Tagungs- und Veranstaltungsort genutzt wird.Als die Evangelische Kirche vor fünf Jahren ihre Gemeinde- und Kirchenkreisverwaltungen zusammenlegte, wurde ihr gemeinsamer Dienstsitz noch einmal für rund eine MillionEuro zu einem modernen und vor allem barrierefreien Verwaltungs- und Veranstaltungszentrum umgebaut.

Dieser Text erschien am 30. März 2010 in der NRZ

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