Was macht man mit seinem Geld, wenn man denn welches übrig hat? Sparen? Das hat sich mit der Kamikaze-Zins-Politik der Europäischen Zentralbank erledigt. Also legt man sein Geld in nachhaltige Wertgegenstände an. Haus, Villa, ein Auto, zwei Autos oder Gold und Schmuck. Doch wenn man das alles zu Hause, in der Garage oder im Tresor hat, hilft nur noch eines: Ein Kunstwerk muss her, möglichst eines von einem Künstler mit Zukunft. Es soll nicht unbezahlbar sein, sich irgendwann aber doch bezahlt machen, wenn man sich daran leid gesehen hat.
So ein Kunstwerk, großformatig und mit großen bunten Kreisen, wurde jetzt in einem großbürgerlichen Wohnzimmer stolz begutachtet. Man redete sich in Euphorie, ob des einzigartigen Kunstwerkes. Die Stimmung im Raum war prächtig, zumindest solange, bis die fünfjährige Tochter des Hauses sich das Ausnahmewerk genauer anschaute und zu dem Ergebnis kam: „So was kann ich auch malen!“ Die kunstsinnigen und um Fassung ringenden Eltern mussten einsehen. Kindermund tut Wahrheit kund, auch wenn er den Eltern manchmal einen Strich durch ihre Rechnung macht. Kinder sind eben das größte Kunstwerk und die beste Zukunftsinvestition. Meistens!
Dieser Text erschien am 26. Juli 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Mittwoch, 31. August 2016
Dienstag, 30. August 2016
„Eine lohnende Investition“: In der Kranhalle des Diakoniewerkes diskutierte die NRZ mit Vertretern der Politik, der Wirtschaft und den Gewerkschaften über den sozialen Arbeitsmarkt
Es lässt die Zuhörer aufhorchen, wenn Inaya Chahrour, sagt: „Es ist super, hier
ehrenamtlich in der Kantine arbeiten zu können, aber es wäre schön, wenn sich
der Arbeitsmarkt mal wieder so verändern würde, dass ich mein eigenes Geld in
der Gastronomie verdienen könnte.“ Nachdenklich macht es auch, wenn Vorarbeiter
Roland Eifler feststellt: „Es gibt Arbeit genug. Das sieht man an den
schmutzigen Straße. Die Regierung müsste dafür aber Geld in die Hand nehmen,
aber sie würde dafür auch viel zurückbekommen.“ Beide haben den Satz: „Wir
melden uns, wenn wir für Sie Arbeit haben“, im Ohr. Inaya Chahrour wartet seit
einem Jahr auf einen Beratungstermin bei der Agentur. Und Eifler hat über zwei
Jahre nichts vom Amt gehört.
Dass etwas schief läuft auf dem Arbeitsmarkt, macht der Geschäftsführer des Diakoniewerkes deutlich. Ulrich Schreyer sagt, dass der Bund seine Investitionen in den sozialen Arbeitsmarkt in den letzten 20 Jahren halbiert habe, während der Anteil der Beschäftigten, die das Diakoniewerk in Richtung erster Arbeitsmarkt verlassen konnten im gleichen Zeitraum von 30 bis 40 auf 3 oder 4 Prozent abgestürzt sei. Wenn er von Mitarbeitern, deren Verträge ausgelaufen sind, das Angebot bekommt: „Ich komme auch für 50 Cent“, empfindet er das als unwürdig.
Was tun? Darüber wurde nach dem Podiumsgespräch in der Kranhalle des Diakoniewerkes angeregt diskutiert. „Wir haben als Gesellschaft die Pflicht, so gut funktionierende Einrichtungen wie das Diakoniewerk zu unterstützen, weil hier Menschen ihre Fähigkeiten einbringen können und Zufriedenheit gewinnen. Das ist eine langfristige Investition in den sozialen Frieden“, findet der Stiftungsdirektor des Evangelischen Krankenhauses, Nils B. Krog. Seinen Hinweis auf die sozialen Beschäftigungspotenziale im großen Bereich der Grünpflege, kontert der Apotheker und Vorsitzende der Bürgerstiftung, Patrick Marx, mit dem Hinweis: „Das darf aber nicht dazu führen, dass Garten- und Landschaftsbauer auf dem ersten Arbeitsmarkt ihre Mitarbeiter entlassen, weil sie nicht mehr genug Aufträge bekommen.“
Marx wünscht sich „unbürokratischere Lösungen bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt, wenn man hier etwa ein syrischen Apotheker zum Pharmazeutisch-Technischen Assistenten umschulen will, weil man ihn dringend braucht.“
Die Dümptener Pfarrerin Gundula Zühlke ist überzeugt: „Investitionen in einen sozialen Arbeitsmarkt lohnen sich. Denn es gibt nicht nur in der Grünpflege, sondern auch bei der Begleitung von alten und behinderten Menschen genug zu tun.“
Der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, Hartwig Kistner, sieht das genauso. Er plädiert „für staatliche Förderprogramme, die auch in kleineren Betrieben Arbeitgebern und Arbeitnehmern Planungssicherheit geben könnten.“ Kistner sähe es als lohnende Aufgabe für einen großen Mathematiker, der mal ausrechnen könnte, „ob man vielleicht gar nicht so weit weg wäre, wenn man alle Sozial- und Wohnhilfekosten in einen zweiten Arbeitsmarkt investieren würde.“
Für die stellvertretende Geschäftsführerin der Caritas, Margret Zerres ist dagegen , dass ein sozialer Arbeitsmarkt nicht ohne massive Bundesmittel installiert werden kann. „Man sollte das Grundrecht auf Arbeit ins Grundgesetz schreiben. Denn die ständige Befristung von Arbeit ist menschenunwürdige. Die Arbeitssituation muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt“ MBI-Ratsmitglied Lothar Reinhard fordert auf allen politischen Ebenen „eine ehrliche Diskussion, die neue Schwerpunkte setzt“, wenn es darum gehe, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Diakonie-Mann Kistner und Caritas-Frau Dagmar Auberg fühlen sich durch die Diskussion bestärkt: „Langzeitarbeitslose können und wollen arbeiten.“ Auberg ist überzeugt, dass „Wirtschaft und Gesellschaft von den Arbeitnehmern des zweiten Arbeitsmarktes profitieren können, auch wenn sie nicht die volle Schlagzahl erreichen.“ Das größte Problem sieht sie darin, dass die Betroffenen keine Lobby haben.
„Das Geld und die Werte sind doch da, um allen Menschen gerecht bezahlte Arbeit zu geben, die mit ihrer Tagesstruktur zur Würde des Menschen gehört“, sagt Pastor Michael Clemens aus St. Engelbert in Eppinghofen mit Blick auf die Rekordsteuereinnahmen des Staates und die Vermögenswerte der Kirche. „Wir müssen unser gesamtes Sozial- und Arbeitssystem vereinfachen und uns angesichts sprudelnder Steuereinnahmen fragen, wie viel Geld wir in die Verwaltung von Arbeitslosigkeit investieren“, beschreibt der Katholikenratsvorsitzende Rolf Völker die politische Ausgangslage. Sein Fazit am Ende der Veranstaltung: „Wir sind in einem Denkprozess, haben aber noch keine Lösung.“
Dieser Text erschien am 25. August in der Neuen Ruhr Zeitung
Dass etwas schief läuft auf dem Arbeitsmarkt, macht der Geschäftsführer des Diakoniewerkes deutlich. Ulrich Schreyer sagt, dass der Bund seine Investitionen in den sozialen Arbeitsmarkt in den letzten 20 Jahren halbiert habe, während der Anteil der Beschäftigten, die das Diakoniewerk in Richtung erster Arbeitsmarkt verlassen konnten im gleichen Zeitraum von 30 bis 40 auf 3 oder 4 Prozent abgestürzt sei. Wenn er von Mitarbeitern, deren Verträge ausgelaufen sind, das Angebot bekommt: „Ich komme auch für 50 Cent“, empfindet er das als unwürdig.
Was tun? Darüber wurde nach dem Podiumsgespräch in der Kranhalle des Diakoniewerkes angeregt diskutiert. „Wir haben als Gesellschaft die Pflicht, so gut funktionierende Einrichtungen wie das Diakoniewerk zu unterstützen, weil hier Menschen ihre Fähigkeiten einbringen können und Zufriedenheit gewinnen. Das ist eine langfristige Investition in den sozialen Frieden“, findet der Stiftungsdirektor des Evangelischen Krankenhauses, Nils B. Krog. Seinen Hinweis auf die sozialen Beschäftigungspotenziale im großen Bereich der Grünpflege, kontert der Apotheker und Vorsitzende der Bürgerstiftung, Patrick Marx, mit dem Hinweis: „Das darf aber nicht dazu führen, dass Garten- und Landschaftsbauer auf dem ersten Arbeitsmarkt ihre Mitarbeiter entlassen, weil sie nicht mehr genug Aufträge bekommen.“
Marx wünscht sich „unbürokratischere Lösungen bei der Integration in den deutschen Arbeitsmarkt, wenn man hier etwa ein syrischen Apotheker zum Pharmazeutisch-Technischen Assistenten umschulen will, weil man ihn dringend braucht.“
Die Dümptener Pfarrerin Gundula Zühlke ist überzeugt: „Investitionen in einen sozialen Arbeitsmarkt lohnen sich. Denn es gibt nicht nur in der Grünpflege, sondern auch bei der Begleitung von alten und behinderten Menschen genug zu tun.“
Der Geschäftsführer des Diakonischen Werkes, Hartwig Kistner, sieht das genauso. Er plädiert „für staatliche Förderprogramme, die auch in kleineren Betrieben Arbeitgebern und Arbeitnehmern Planungssicherheit geben könnten.“ Kistner sähe es als lohnende Aufgabe für einen großen Mathematiker, der mal ausrechnen könnte, „ob man vielleicht gar nicht so weit weg wäre, wenn man alle Sozial- und Wohnhilfekosten in einen zweiten Arbeitsmarkt investieren würde.“
Für die stellvertretende Geschäftsführerin der Caritas, Margret Zerres ist dagegen , dass ein sozialer Arbeitsmarkt nicht ohne massive Bundesmittel installiert werden kann. „Man sollte das Grundrecht auf Arbeit ins Grundgesetz schreiben. Denn die ständige Befristung von Arbeit ist menschenunwürdige. Die Arbeitssituation muss dem Menschen dienen und nicht umgekehrt“ MBI-Ratsmitglied Lothar Reinhard fordert auf allen politischen Ebenen „eine ehrliche Diskussion, die neue Schwerpunkte setzt“, wenn es darum gehe, Arbeit statt Arbeitslosigkeit zu finanzieren. Diakonie-Mann Kistner und Caritas-Frau Dagmar Auberg fühlen sich durch die Diskussion bestärkt: „Langzeitarbeitslose können und wollen arbeiten.“ Auberg ist überzeugt, dass „Wirtschaft und Gesellschaft von den Arbeitnehmern des zweiten Arbeitsmarktes profitieren können, auch wenn sie nicht die volle Schlagzahl erreichen.“ Das größte Problem sieht sie darin, dass die Betroffenen keine Lobby haben.
„Das Geld und die Werte sind doch da, um allen Menschen gerecht bezahlte Arbeit zu geben, die mit ihrer Tagesstruktur zur Würde des Menschen gehört“, sagt Pastor Michael Clemens aus St. Engelbert in Eppinghofen mit Blick auf die Rekordsteuereinnahmen des Staates und die Vermögenswerte der Kirche. „Wir müssen unser gesamtes Sozial- und Arbeitssystem vereinfachen und uns angesichts sprudelnder Steuereinnahmen fragen, wie viel Geld wir in die Verwaltung von Arbeitslosigkeit investieren“, beschreibt der Katholikenratsvorsitzende Rolf Völker die politische Ausgangslage. Sein Fazit am Ende der Veranstaltung: „Wir sind in einem Denkprozess, haben aber noch keine Lösung.“
Dieser Text erschien am 25. August in der Neuen Ruhr Zeitung
Sonntag, 28. August 2016
So gesehen: Sankt Martin lässt grüßen
Unsere Verwaltung ist ihrer Zeit voraus. Das merkte ich, als ich jetzt in unserer Lokalausgabe las, dass es höchste Zeit werde, die Martinszüge anzumelden. Meines Wissens kommt Sankt Martin doch erst im November. Mahlen die Mühlen der Verwaltung so langsam, dass die Veranstalter von Martinszügen schon jetzt ins Schwitzen kommen müssen, ohne, dass sie dafür am Ruhrstrand oder anderswo in der Sonne brutzeln müssten.
Aber nein. Heiliger Bürokratius hilf. In so unsicheren Zeiten, wie diesen kann man nicht nur im Rathaus nicht früh genug auf Nummer sicher gehen. Und so müssen jetzt auch Veranstalter von Martinszügen schon im Sommer über ihren Sicherheitskonzepten brüten. Sankt Martin könnte als Bote der Nächstenliebe bei seinem Lichterzug ja vom Pferd fallen, während er seinen Mantel teilt oder sich an einer Laterne die Finger verbrennen. „Denn das Leben ist“, wie schon Erich Kästner uns einst wissen ließ, „immer lebensgefährlich.“ Ich fürchte nur, dieses Restrisiko wird auch das beste Sicherheitskonzept nicht 100-prozentig ausschließen können. Doch keine Angst, liebe Martinszugplaner. Die Nervennahrung für eure schweißtreibende Sommerschreibtischarbeit kommt schon bald in die Supermarktregale: die ersten Dominosteine und Lebkuchenherzen.
Dieser Text erschien am 18. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Aber nein. Heiliger Bürokratius hilf. In so unsicheren Zeiten, wie diesen kann man nicht nur im Rathaus nicht früh genug auf Nummer sicher gehen. Und so müssen jetzt auch Veranstalter von Martinszügen schon im Sommer über ihren Sicherheitskonzepten brüten. Sankt Martin könnte als Bote der Nächstenliebe bei seinem Lichterzug ja vom Pferd fallen, während er seinen Mantel teilt oder sich an einer Laterne die Finger verbrennen. „Denn das Leben ist“, wie schon Erich Kästner uns einst wissen ließ, „immer lebensgefährlich.“ Ich fürchte nur, dieses Restrisiko wird auch das beste Sicherheitskonzept nicht 100-prozentig ausschließen können. Doch keine Angst, liebe Martinszugplaner. Die Nervennahrung für eure schweißtreibende Sommerschreibtischarbeit kommt schon bald in die Supermarktregale: die ersten Dominosteine und Lebkuchenherzen.
Dieser Text erschien am 18. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Samstag, 27. August 2016
Ein grün-weißes Sommermärchen: 1956 schaffte es der VfB Speldorf bis ins Berliner Finale der deutschen Fußball-Amateure und euphorisierte damit die Mülheimer Fußballfans
Was für Deutschland
die Helden von Bern, das waren für Mülheim die Helden von Berlin.
Die Rede ist von der Elf des VfB Speldorf, die vor 60 Jahren
Vizemeister der deutschen Fußball-Amateure wurde.
Nur den „Roten“
aus Neu-Isenburg mussten sich die Grün-Weißen aus Speldorf im
Berliner Finale geschlagen geben. Auch wenn es für die von Kurt
Biesenkamp trainierte Mannschaft nach 90 Minuten 2:3 hieß, sahen
viele der 75 000 Zuschauer die vom Verletzungspech und von
umstrittenen Schiedsrichter-Entscheidungen gebeutelten Speldorfer als
„moralische Sieger.“ Auch Bundestrainer Sepp Herberger und
Torwart-Legende Bernd Trautmann diktierten der Presse den Satz: „Die
Speldorfer waren eine Klasse besser“ in den Block.
VfB-Leistungsträger
und Nationalspieler Theo Klöckner, erlitt gleich zu Beginn des
Spiels einen Wadenbeinbruch, machte aber unbeirrt weiter und schoss
später sogar noch ein Tor.
Helmut Hirnstein,
Heinz Riepe, Ernst Stroß, Hans Otto Bösebeck, Georg Hanselmann,
Horst Riemenschneider, Walter Krogel, Werner Höttger, Walter
Reichert, Theo Klöckner, Kurt Zimmermann, Heinz Brands, Harro Weiß
Die Spieler-Namen
der Vizemeister-Elf von 1956 klingen für Speldorfer
Fußball-Nostalgiker noch heute, wie Musik oder wie Fritz Walter,
Toni Turek und Helmut Rahn.
Nach ihrer Rückkehr
aus Berlin wurden die Verlierer, wie Sieger gefeiert. Ihr Triumphzug
durch die Stadt dauerte eineinhalb Stunden. Tausende säumten die
Straßen. In vielen Fenstern wurde Grün und Weiß geflaggt. Der
Verkehr kam zeitweise völlig zum Erliegen.
Spieler des
Vizemeisters und VfB-Präsident Heinz Otten sprachen später von
einem „100-prozentigen Mülheimer Ereignis“ und von einem nie
zuvor und nie danach erlebten „Rausch“ der Fußball-Euphorie.
„Die Menschen feierten die Mannschaft auf eine Art, wie es Mülheim
bisher noch nie erlebt hatte“, schrieb die lokale Sportpresse.
Das Speldorfer
Sommermärchen 1956 hatte mit dem Gewinn der
Niederrhein-Meisterschaft begonnen. Als Niederrhein-Meister hatte
sich der VfB Speldorf für die ab 1951 ausgetragene Deutsche
Meisterschaft der Fußball-Amateure qualifiziert.
Siege über Duisburg
08, Dortmund 95, die Spielvereinigung Hagen und Eintracht
Braunschweig sowie ein Unentschieden bei Troisdorf 05 hatten Speldorf
den Weg zum Deutschen Vizemeister der Fußball-Amateure geebnet.
Auch wenn die
Speldorfer nach ihrer umjubelten Vizemeisterschaft für eine Saison
in der Zweiten Liga West und viele Jahre später immerhin auch in der
NRW-Liga spielen sollten, konnten sie bis heute nie wieder die Fans
so begeistern, wie sie es im Sommer 1956 getan hatten.
Während ein in
Speldorf verwurzelter Spieler, wie Kurt Zimmermann Angebote von
Schalke 04 und Fortuna Düsseldorf ablehnten und noch bis 1963 in den
Reihen der Grün-Weißen kickten, spielte Theo Klöckner nach der
Einführung der Bundesliga (1963) unter anderem für Werder Bremen
und wurde so in der Saison 1964/65 Deutscher Fußballmeister.
Stichwort: VFB Speldorf
Das VFB im
Vereinsnamen der Speldorfer steht für „Verein für
Bewegungsspiele.“ Der 1919 gegründete VFB Speldorf trat als
Zusammenschluss die Nachfolge der Clubs Rheinland und Preußen an.
Die Grün-Weißen, deren erste Mannschaft zurzeit in der Landesliga
spielt, kickten in den 30er Jahren in der Bezirksklasse Niederhein,
die sie zweimal als Meister abschlossen, ohne in die Gauliga
aufsteigen zu können. Der kriegsbedingte Spielermangel führte 1943
dazu, dass der VFB Speldorf zusammen mit dem TSV Broich 85 und dem
MSV 07 eine Kriegsspielgemeinschaft Linksruhr bildete. Nach dem Krieg
spielte der VFB zunächst in der Bezirksliga Niederrhein. Nach seinem
1956 erreichten Aufstieg in die Zweite Oberliga West konnte sich der
VFB nur eine Saison lang in dieser Klasse halten. Ursprünglich am
Blötter Weg beheimatet, spielen und trainieren die Grün-Weißen
seit 2010 im Ruhrstadion und auf dem Sportplatz an der Saarner
Straße. 2009 konnte sich VFB Speldorf als Niederrhein-Pokalsieger
für den DFB-Pokal qualifizieren.
Dieser Text erschien am 20. August 2016 in NRZ/WAZ
Freitag, 26. August 2016
Vom Garnisonslazarett zur Seniorenresidenz: Ein Zeitsprung an der Dimbeck
Einige Gebäude der Seniorenresidenz an der Dimbeck stammen noch aus Kaisers Zeiten, als hier ein Garnisonslazarett stand. |
Nach dem Ersten Weltkrieg, der 3500 Mülheimer Soldaten das Leben kostete, zog auf dem Grundstück an der Dimbeck 2 bis 6 der 1920 vom Ruhrpastor und Stadtdechanten Konrad Jakobs gegründete Caritas-Verband ein. Aus dem ehemaligen Lazarett wurde das Josefshaus, in dem uneheliche Mütter und ihre Kinder Zuflucht fanden.
1983 wurde das Josefshaus in ein Wohnheim für psychisch kranke Menschen umgewandelt. Außerdem wurden dort eine Tagesstätte sowie eine Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch Erkrankte eingerichtet.
Nachdem die Caritas das Grundstück und die Gebäude ihres Zentrums im Zuge der katholischen Gemeindeumstrukturierung 2006 verkauft hatte und in das ehemalige Gemeindezentrum St. Raphael an der Hingbergstraße ungezogen war, investierte die neue Eigentümerin, die Engelbertus gGmbH, im Jahr 2007 rund 25 Millionen Euro in den Aufbau eines modernen Altenheim-Komplexes mit Pflegeplätzen und betreuten Altenwohnungen. 2012 von der Anderson Holding AG übernommen, gehört der Wohnpark Dimbeck mit seinen 95 Heimplätzen und 51 Alten-Apartments seit 2014 zur Alloheim-Gruppe.
Dieser Text erschien am 21. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Donnerstag, 25. August 2016
Drei Fragen an: den Heimatforscher und Buchautor Bernd Brinkmann: Mölmsches Bier war einst ein Wirtschaftsfaktor
Die Ausstellung über das Mülheimer Brauereiwesen, die jetzt im Haus der
Stadtgeschichte gezeigt wird, basiert unter anderem auf den Erkenntnissen von
Bernd Brinkmann, der 2008 im Rahmen der Schriftenreihe
des Mülheimer Geschichtsvereins ein Buch zu diesem Thema vorgelegt hat. Was sagt
er zur Bedeutung dieses Wirtschaftszweiges?
Warum hat Sie das Thema gereizt?
Antwort: Weil mich alles interessiert, was mit der Mülheimer Geschichte zu tun hat, sammle ich schon länger alte Biergläser, Flaschen und Krüge der Mülheimer Brauereien. Als ich mehr über diese Brauereien wissen wollte, merkte ich, dass es dazu keine Literatur gab. Deshalb forschte ich im Hauptstaatsarchiv und im Stadtarchiv, etwa in Verträgen, Steuerlisten und alten Zeitungen nach.
Welche Bedeutung hatten die Mülheimer Brauereien?
Antwort: Um 1800 gab es bereits viele Gaststätten in Mülheim, die für ihren eigenen Ausschank brauten. Schon für die 1770er und 1780er Jahre lässt sich ein jährliches Brauaufkommen von 12?000 bis 16?000 Hektolitern nachweisen. Um 1900 gab es in Mülheim dann zehn größere Brauereien, wie etwa Berg, Fuglsang, Ibing, die Rheinische Zonenbrauerei oder die Teutonen-Brauerei, die jeweils zwischen 60 und 90 Mitarbeiter beschäftigten und in die gesamte Region lieferten. Allein Fuglsang braute gegen Ende des 19. Jahrhunderts rund 46?000 Hektoliter Bier.
Wie kam es zum Niedergang der mölmschen Brauereien?
Antwort: Der Erste Weltkrieg brachte für viele kleinere Brauereien das Ende, weil Malz rationiert wurde. Später haben die Mülheimer Brauereien nicht rechtzeitig ihre Vertriebsstrukturen ausgebaut und so den Anschluss an die großen Brauereien in Dortmund und Duisburg verloren, so dass sie wirtschaftlich nicht mehr wettbewerbsfähig waren. In einigen Fällen spielten auch Nachfolgeprobleme eine wichtige Rolle. Als letzte Traditionsbrauerei musste 1995 die Berg-Brauerei schließen.
Dieser Text erschien am 24. August 2016 in NRZ/WAZ
Warum hat Sie das Thema gereizt?
Antwort: Weil mich alles interessiert, was mit der Mülheimer Geschichte zu tun hat, sammle ich schon länger alte Biergläser, Flaschen und Krüge der Mülheimer Brauereien. Als ich mehr über diese Brauereien wissen wollte, merkte ich, dass es dazu keine Literatur gab. Deshalb forschte ich im Hauptstaatsarchiv und im Stadtarchiv, etwa in Verträgen, Steuerlisten und alten Zeitungen nach.
Welche Bedeutung hatten die Mülheimer Brauereien?
Antwort: Um 1800 gab es bereits viele Gaststätten in Mülheim, die für ihren eigenen Ausschank brauten. Schon für die 1770er und 1780er Jahre lässt sich ein jährliches Brauaufkommen von 12?000 bis 16?000 Hektolitern nachweisen. Um 1900 gab es in Mülheim dann zehn größere Brauereien, wie etwa Berg, Fuglsang, Ibing, die Rheinische Zonenbrauerei oder die Teutonen-Brauerei, die jeweils zwischen 60 und 90 Mitarbeiter beschäftigten und in die gesamte Region lieferten. Allein Fuglsang braute gegen Ende des 19. Jahrhunderts rund 46?000 Hektoliter Bier.
Wie kam es zum Niedergang der mölmschen Brauereien?
Antwort: Der Erste Weltkrieg brachte für viele kleinere Brauereien das Ende, weil Malz rationiert wurde. Später haben die Mülheimer Brauereien nicht rechtzeitig ihre Vertriebsstrukturen ausgebaut und so den Anschluss an die großen Brauereien in Dortmund und Duisburg verloren, so dass sie wirtschaftlich nicht mehr wettbewerbsfähig waren. In einigen Fällen spielten auch Nachfolgeprobleme eine wichtige Rolle. Als letzte Traditionsbrauerei musste 1995 die Berg-Brauerei schließen.
Dieser Text erschien am 24. August 2016 in NRZ/WAZ
Mittwoch, 24. August 2016
„Wir gehören hier dazu“: Wer mit den Mülheimer Tafel-Fahrern Bashan Chaban und Frandy Dams unterwegs ist, um Lebensmittelspenden einzusammeln merkt, dass Arbeit mehr ist, als Geld verdienen
Die Tafel-Fahrer Bashan Chaban und Frandy Dams an der Laderampe eines Mülheimer Supermarktes |
Der 46-jährige Familienvater, der in den 90er Jahren vor dem Bürgerkrieg in seiner Heimat Libanon floh und in Mülheim Zuflucht fand, macht einen zufriedenen Eindruck. Seine freundlichen Augen lächeln den dritten Mitfahrer an, der ihn und seinen Co-Piloten bei ihrer handfesten Arbeit im Dienste der bedürftigen Tafelkunden begleitet.
Chaban und Dams sind zwei handfeste Typen, denen ihre Arbeit offensichtlich Freude macht. Mit ihrem Lieferwagen, der knapp drei Tonnen Lebensmittel laden kann, werden sie heute zwischen 7.30 Uhr und 13 Uhr zwei große Runden durch die Stadt machen und bei etwa 20 Geschäften, Supermärkten, Discountern und zwei Großmärkten Halt machen.
Immer wieder das selbe Spiel: Raus aus dem Wagen. Ran an die Rampe. Und dann erst mal aussortieren, was für die Kunden der Tafel noch genießbar ist. Die ersten von ihnen haben sich schon in den frühen Morgenstunden an der Georgstraße eingefunden, noch bevor Chaban und Dams zu ihrer Markttournee aufbrechen.
Wer den beiden Tafel-Mitarbeitern bei ihrer Arbeit zuschaut, merkt: Allein das Aussortieren und Einladen der gespendeten Lebensmittel ist nicht vergnügungssteuerpflichtig. Quantität und Qualität sind sehr unterschiedlich. Es gibt viel Obst und Gemüse, dass abgegeben wird. Alles andere ist Glückssache und eine Seltenheit: Fleisch, Wurst, Backwaren, Milchprodukte oder Süßigkeiten. „Ich finde es toll, dass Geschäfte und Supermärkte Lebensmittel für Bedürftige spenden. Aber die Supermärkte könnten vielleicht noch etwas mehr machen“, findet Chaban.
„Ich unterstütze gerne die Tafel, weil ich weiß, dass dort Menschen hinkommen, die mit den Lebensmitteln, die wir, etwa aufgrund einer Druckstelle, nicht mehr verkaufen können, noch etwas anfangen können“, erklärt Obst- und Gemüsehändler Klaus Buers, der gute Ware abgibt, die er vielleicht auch noch zum halben Preis verkaufen könnte. Doch das ist schwierig. Denn die Kaufkundschaft ist anspruchsvoll.
Diese Ansprüche können sich die Frauen, Männer, Rentner und Kinder, die gegen 11 Uhr beim Diakoniewerk an der Georgstraße schon in einer langen Schlange stehen, nicht leisten. Sie müssen nehmen, was kommt und was Bashan Chaban und Frandy Dams schon nach ihrer ersten Runde in der Kranhalle ausladen. Nach einem schnellen Kaffee geht es in die zweite Halbzeit ihrer Arbeitsschicht. „Wir sind froh, dass wir beim Diakoniewerk arbeiten können. Wir gehören dazu und müssen nicht zuhause rumsitzen“, sind sich Bashan und der 55-jährige Frandy einig. Und sie fügen hinzu: „Dann würden wir sicher kaputtgehen.“
Das Loblied auf ihre Arbeit überrascht umso mehr, als sie nur mit dem Mindestlohn von 8,50 Euro pro Stunde bezahlt und nur befristet vergeben werden kann. Denn das Diakoniewerk ist auf öffentliche Fördermittel und Förderprogramme angewiesen. „Die Politiker müssten mehr machen, um Arbeit für die Menschen zu schaffen. Wenn zum Beispiel beim Berliner Großflughafen Millionen in den Sand gesetzt werden können, müsste doch für sinnvolle Arbeit Geld vorhanden sein“, meint Bashan Chaban. Und der Fahrer, der inzwischen 7 seiner auf 36 Monate befristeten Arbeitsgelegenheit hinter sich hat, fügt noch hinzu: „Ich weiß nicht, wie viele Familien von dem Geld leben könnten, dass für eine Rakete ausgegeben wird, die man jetzt in Syrien verschießt.“
Chaban, der in seiner Heimat Libanon unter anderem als Elektriker gearbeitet hat, weiß, was Bomben und Raketen anrichten können. Der Mann hat viele Kriegstote gesehen und viele Verletzte und Sterbende schreien gehört, ohne ihnen helfen zu können. Das verfolgt ihn bis heute und hat ihn gezeichnet.
Doch er macht weiter, obwohl er trotz Umschulung und verschiedener technischer Hilfstätigkeiten bisher keinen Job im ersten Arbeitsmarkt finden konnte. „Sie sind zu alt“, hörte der 46-Jährige bei seinem letzten Vorstellungsgespräch.
Auch sein 55-jähriger Kollege Frandy Dams, dem inzwischen Diabetes und eine Verletzung des rechten Arms das Leben schwer machen, hat mit dem ersten Arbeitsleben abgeschlossen. Früher hat der Ungelernte als Hausmeister und später als technischer Helfer eines Schaustellers gearbeitet. Aber irgendwann machte die Gesundheit nicht mehr mit. Frandy musste zur Mülheimer Tafel gehen und fand dort eine Arbeitsstelle. Inzwischen ist sein Arbeitsvertrag ausgelaufen. Weil er nicht untätig sein möchte, leistet er diese Arbeit jetzt, zweimal pro Woche ehrenamtlich. Als Lohn nimmt er eine gut gefüllte Lebensmitteltüte von der Tafel mit nach Hause.
Ein sozialer Arbeitsmarkt könnte nicht nur ihm helfen.
Dieser Text erschien am 20. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Dienstag, 23. August 2016
Gemeinsam aktiv sein; Caritas und Diakonie laden zum Inklusionsfest auf den Kirchenhügel
Hoffen auf gutes Gelingen (von linka) Bernd Barfuß, Margret Zerres undHartwig Kistner |
Um 13 Uhr geht es los. „Die Besucher können eine Menge erleben und niemand braucht zu verhungern oder zu verdursten“, betont die stellvertretende Geschäftsführerin der Caritas, Margret Zerres. Über 100 Helfer sind im Einsatz und machen rund 60 Aktionen möglich. Die Bandbreite reicht vom Torwandschießen über den Rollstuhltanz bis hin zu einem Rollstuhlparcours oder einem Riech- und Tastaparcours. Mit den Spirit Steps und und der Koko-Band stehen auch Musikgruppen auf der Bühne, in denen Menschen mit Behinderung für einen flotten Sound sorgen.
Die ältere Generation nimmt das Altenheim Haus Ruhrgarten in den Blick. Ihr geschäftsführender Pflegedienstleiter, Oskar Dierbach, lässt Festbesucher in einen Gerontoanzug steigen. Mit seiner Hilfe können auch junge Leute erfahren, wie es sich anfühlt, wenn man als alter Mensch erleben muss, dass die Glieder, Augen und Ohren nicht mehr so wollen, wie man es vielleicht selbst gerne möchte.
„Inklusion gehört zum Kern des christlichen Glaubens“, sind sich Zerres und ihr Geschäftsführer-Kollege Hartwig Kistner vom Diakonischen Werk einig. „Jesus hat Lahme gehend gemacht und auch die Zöllner zur Tischgemeinschaft eingeladen“, erinnern sie an die Inklusionsgeschichten der Frohen Botschaft, die Menschen, unabhängig von Herkunft oder Handicap ansprechen will.
Auch in der praktischen Tagesarbeit, ob in der offenen Ganztagsgrundschule, in der Beratung von Suchtkranken oder in der Hilfe für straffällig gewordene Jugendliche, arbeiten die christlichen Sozialverbände eng zusammen. Deshalb entstand auch bei einem Stadtempfang der katholischen Kirche die Idee eines gemeinsamen Inklusionsfestes, das jetzt die Lücke zwischen den alle zwei Jahre auf dem Kirchenhügel gefeierten ökumenischen Gemeindefestes schließt.
Neben Kistner und Zerres engagiert sich auch der Verwaltungsleiter der Diakonie, Bernd Barfuß, im Organisationsausschuss des Inklusionsfestes. Alle drei sind ausgesprochen dankbar dafür, dass die Aktion Mensch, das Bistum Essen und der evangelische Kirchenkreis an der Ruhr in einer gemeinsamen Kraftanstrengung die Finanzierung des Inklusionsfestes auf dem Kirchenhügel möglich gemacht haben. Zum Ausklang des Festes laden die beiden christlichen Stadtkirchen um 17 Uhr zu einer Open-Air-Abendandacht ein. Sie soll im Geiste der Inklusion kurz, bildhaft und auch mit Hilfe einer Gebärdendolmetscherin möglichst vielen Menschen die Frohen Botschaft verständlich machen.
Dieser Text erschien am 20. August 2016 im Neuen Ruhrwort
Montag, 22. August 2016
Zeitsprung an der Duisburger Straße: Umspannwerk statt Bahnhof
Wo noch bis 1977 der Bahnhof Speldorf stand, sieht man heute auf das Umspann-Werksgelände des Stromversorgers RWE |
Seitlich und hinter uns ziehen dort heute ein Futterhaus, ein Sonnenstudio und eine Spielhalle Kunden an. Das an gleicher Stelle in den 30er Jahren entstandene Foto zeigt noch das 1874 errichtete und 1977 abgerissene Gebäude des Bahnhofes Speldorf.
Wo in den 20er Jahren rund 30 Bahnhofsmitarbeiter jährlich noch mehr als 10 000 Fahrgäste und 5000 Frachtlieferungen abgewickelten, ist heute, neben dem Umspannwerk des RWEs nur der Haltestellenname der Straßenbahnlinie 901 „Speldorf Bahnhof“ geblieben. Die historische Aufnahme aus den 30er Jahren lässt mit den Hakenkreuzfahnen am Bahnhofsgebäude erkennen, dass der politische Zug der Nazi-Zeit damals auch an der Reichsbahn nicht spurlos vorbei ging. Im 2. Weltkrieg wurde das Obergeschoss des Bahnhofsgebäude zerstört und nach dem Krieg abgetragen.
Ursprünglich wurde das Bahnhofsgebäude in Speldorf 1874 als zentrales Verwaltungsgebäude der Rheinischen Bahngesellschaft errichtet. Im Zuge der Eisenbahnverstaatlichung musste die Rheinische Bahn ihr 1356 Kilometer langes Gleisnetz, ihre 507 Lokomotiven, ihre 862 Personen- und 13 572 Güterwagen an den Preußischen Staat abgeben.
Dieser Text erschien am 15. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Sonntag, 21. August 2016
So gesehen: Schauen wir uns mal wieder in die Augen
Wer mit dem öffentlichen Personennahverkehr unterwegs ist, wird immer wieder überrascht, vor allem von den mitreisenden Fahrgästen.
Früher konnte man schon mal miteinander ins Gespräch kommen oder schauen, was der Sitz-Nachbar gerade liest. Oder man döste gemeinsam still aus dem Fenster. Das war Entspannung pur. Doch das war einmal.
Heute fühlt man sich ja fast nackt, wenn man ohne Smartphone in Bus oder Bahn einsteigt.
Denn die meisten Sitznachbarn schauen nur noch auf ihr Display oder sie sind gut verstöpselt und für diese Welt und ihre Mitmenschen nicht mehr erreichbar. Da werden ganze Filme geschaut und ganze Hitparaden durchgehört, während draußen der Film des richtigen Lebens an ihnen vorbeirauscht.
Früher konnte man noch mit der Illusion einsteigen, bei der nächsten Bus- oder Bahnfahrt ja vielleicht der Frau oder dem Mann seines Lebens zu begegnen. Doch welcher Smartphone-Jünger lässt sich heute noch zwecks Blick- und Flirtkontakt in seine Augen schauen.
Doch die Kontaktaufnahme scheint heute zumindest bei einigen durchdigitalisierten Zeitgenossen nur noch per SMS oder Whatsapp-Nachricht erwünscht zu sein.
Allerdings würde man manchen Smartphone-Lautsprechern in Bus und Bahn diese Beschränkung gerne ans Herz legen, wenn sie einen unaufgefordert an ihrer mobilen Telekommunikation über Beziehungsdramen, Urlaubserlebnisse, schreckliche Nachbarn oder unbezahlte Schulden teilhaben lassen. Dabei machen ihre ungewollt mitgehörten Gespräche eines immer wieder deutlich. Die wahren Abenteuer erlebt man auch heute noch im richtigen (analogen) Leben und nicht in der virtuellen Welt. Das tröstet und lässt hoffen, dass wir uns auch morgen noch in unserer kleinen Welt mit unseren, zugegeben, manchmal allzu menschlichen Mitmenschen beschäftigen und auseiandersetzen, statt unsere reale und begrenzte Zeit mit virtuellen Wesen á la Pokemon und Co zu vergeuden.
Dieser Text erschien am 4. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Früher konnte man schon mal miteinander ins Gespräch kommen oder schauen, was der Sitz-Nachbar gerade liest. Oder man döste gemeinsam still aus dem Fenster. Das war Entspannung pur. Doch das war einmal.
Heute fühlt man sich ja fast nackt, wenn man ohne Smartphone in Bus oder Bahn einsteigt.
Denn die meisten Sitznachbarn schauen nur noch auf ihr Display oder sie sind gut verstöpselt und für diese Welt und ihre Mitmenschen nicht mehr erreichbar. Da werden ganze Filme geschaut und ganze Hitparaden durchgehört, während draußen der Film des richtigen Lebens an ihnen vorbeirauscht.
Früher konnte man noch mit der Illusion einsteigen, bei der nächsten Bus- oder Bahnfahrt ja vielleicht der Frau oder dem Mann seines Lebens zu begegnen. Doch welcher Smartphone-Jünger lässt sich heute noch zwecks Blick- und Flirtkontakt in seine Augen schauen.
Doch die Kontaktaufnahme scheint heute zumindest bei einigen durchdigitalisierten Zeitgenossen nur noch per SMS oder Whatsapp-Nachricht erwünscht zu sein.
Allerdings würde man manchen Smartphone-Lautsprechern in Bus und Bahn diese Beschränkung gerne ans Herz legen, wenn sie einen unaufgefordert an ihrer mobilen Telekommunikation über Beziehungsdramen, Urlaubserlebnisse, schreckliche Nachbarn oder unbezahlte Schulden teilhaben lassen. Dabei machen ihre ungewollt mitgehörten Gespräche eines immer wieder deutlich. Die wahren Abenteuer erlebt man auch heute noch im richtigen (analogen) Leben und nicht in der virtuellen Welt. Das tröstet und lässt hoffen, dass wir uns auch morgen noch in unserer kleinen Welt mit unseren, zugegeben, manchmal allzu menschlichen Mitmenschen beschäftigen und auseiandersetzen, statt unsere reale und begrenzte Zeit mit virtuellen Wesen á la Pokemon und Co zu vergeuden.
Dieser Text erschien am 4. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Samstag, 20. August 2016
Mit einer Mauerparty fing alles an Es gibt sie, die freundlichen und hilfsbereiten Nachbarn, zum Beispiel an der Jägerhofstraße in Speldorf: Das CBE und das Mülheimer Bündnis für Familie suchen weitere Beispiele, die inspirieren und Mut machen
„Als wir vor zehn Jahren hier her zogen, fuhren unsere Kinder mit ihren Bobbycars immer auf dem Bürgersteig auf und ab. Nachbarkinder kamen dazu. Und plötzlich standen auch einige Eltern vor unserem Haus, die nach ihren Kindern schauten“, erinnert sich Susanne Prött. Irgendwann sagte einer der Nachbarn: „Schade, dass wir uns nirgendwo hinsetzen können! Susannes Mann Christian, ein Mann der Tat, ließ sich das nicht zweimal sagen. Mit seiner Flex-Säge entfernte er kurzerhand das Geländer auf seiner langen Vorgartenmauer und schwupp die wupp lagen dort einige Sitzkissen.
Es muss wohl ein Freitagabend gewesen sein. Denn seit dem steigt vor Prötts Haus jeden Freitag zwischen 18 und 21 Uhr eine Mauerparty. „Wer kann, der kommt und bringt ein Baguette, ein Flasche Wein oder etwas Käse mit und dann unterhalten wir uns über Gott und die Welt“, erzählt Bernhard Burichter. Themen finden sich immer. Was machen die Kinder? Was macht der Beruf? Ließe sich an der Jägerhofstraße eine Spielstraße einrichten, die die Kinder vor Rasern schützt? Könnte sich ein Blockheizkraftwerk fürs Haus lohnen? Und welche Kosten kommen auf uns Anlieger zu, wenn in unserer Straße jetzt die Abwasserrohre erneuert werden müssen?
„Die Mauerparty am Freitagabend ist zu einem richtigen Fixpunkt für uns geworden. Damit wird bei uns das Wochenende eingeläutet“, freut sich Bernhard Burichters Frau Barbara Lichte. „Ob Taufe, Konfirmation oder Todesfall. Wir nehmen hier gegenseitig an unserem Leben teil. Man kennt sich. Man mag sich und man ist offen für einander“, beschreibt Gudrun Tischner-Krause, die durch und an der Mauerparty gewachsene Nachbarschaft.
Karen Schmidt-Heimings Tochter Greta klettert wie selbstverständlich auf den Schoß der 73-jähigen Nachbarin Ina Bross und umarmt die alte Dame, die sich selbst als „Ersatz-Omi“ für die Kinder der Straße vorstellt. „Die Jägerstraße ist das Beste, was mir in meinem Leben passieren konnte,“ sagt die Seniorin mit Blick auf ihre jungen und ganz jungen Nachbarn. „Ich fühle mich hier geborgen und lerne viel von den jungen Leuten“, sagt Bross. Die dreijährige Greta und ihr sechsjähriger Bruder Jakob kommen gerne zu Omimi Ina, um in ihrem Garten mit ihr die Blumen zu betrachten oder Dame und Mühle zu spielen. Auch ihr Kaufladen oder die alte Puppenstube stehen bei ihren kleinen Nachbarn hoch im Kurs. Ihre eigenen Enkelkinder leben weit weg, in Hamburg. Und wenn Ina Bross eine Frage zur Handhabung ihres Ipads hat, hilft ihr Clara Burichter (18) gerne. Dafür kann sie nicht nur bei Frau Bross auf Hilfe hoffen, wenn ihr fürs Backen ein oder zwei Eier fehlen.
Und nicht nur Gretas und Jakobs Mutter Karen Schmidt-Heiming bedankt sich für das Kinderhüten der Ersatz-Omi, die zu allen Kindergeburtstagen eingeladen wird, zum Beispiel damit, dass sie für die ältere Nachbarin Einkäufe erledigt. Das war für Ina Bross eine große Hilfe, als sie kürzlich an den Folgen einer Knieoperation laborierte.
„Es ist schön zu wissen, dass ich als altes Pferd im Stall noch dazu gehöre und ich in einem Notfall auch nachts Nachbarn anrufen könnte“, betont Ina Bross.
Sie selbst parkt schon seit einigen Jahren ihr Auto auf der Straße, damit die vielen Roller, Pedalos, Bobbycars und andere Spielgeräte der Nachbarskinder wetterfest eingelagert werden können.
Die kommen nicht nur beim Straßenfest zum Einsatz, das die Nachbarn einmal im Sommer, zuletzt Anfang Juli, feiern. Dann wird ihre Straßenabschnitt abgesperrt und tatsächlich zur Spielstraße. Und ein Mitbringbuffet der Nachbarn sorgt für das leibliche Wohl der Festgäste, zu denen auch weiter entfernte Nachbarn aus dem Raffelberg-Viertel gehören.
„Man muss mit gutem Beispiel vorangehen und feste Rituale schaffen. Dann ziehen auch andere Nachbarn mit“, beschreibt Christian Prött, der seinen Nachbarn auch schon mal bei kleineren Reparaturen hilft, das Erfolgsgeheimnis einer guten Nachbarschaft. Und seine Nachbarin Barbara Lichte glaubt: „Gute Nachbarschaften entstehen durch Freiräume, in denen sich Menschen treffen können und durch den individuellen Mut, auf seine Nachbarn zuzugehen.“
Gute Nachbarschaft gesucht
„Gute Nachbarschaften und engagierte Nachbarn gibt es nicht nur an der Jägerhofstraße“, sagt der Geschäftsführer des Centrums für bürgerschaftliches Engagement, Michael Schüring. Deshalb suchen das an der Wallstraße 7 ansässige CBE und das städtische Bündnis für Familie Fotos und kleine Geschichten von gut funktionierenden Nachbarschaften und hilfsbereiten „Lieblingsnachbarn“, die Ende Oktober oder Anfang November in einer Ausstellung der interessierten Öffentlichkeit präsentiert werden sollen.
Fotos und kleine Geschichten über gute Nachbarschaften, sollten bis zum 16. September an info@cbe-mh.de geschickt werden. Weitere Auskünfte gibt die für den Bereich Familien und Senioren zuständige Mitarbeiterin, Anna Maria Allegrezza, unter s 970 68 25. Bei ihr können sich auch Sponsoren melden, die die Fotoausstellung des CBEs und des Bündnisses für Familien mit weiteren Preisen unterstützen. Bisher können unter den Einsendern dreimal zwei Kino-Karten für die Kino des Essener Kunstfilmtheaters verlost werden, zu dem auch das Rio-Kino im Medienhaus am Synagogenplatz gehört. T.E.
Dieser Text erschien am 18. August 2016 in NRZ/WAZ
Freitag, 19. August 2016
Viele Wünsche: Saarner Schüler und UNICEF werben für Flüchtlinge
Gemeinsam gingen jetzt Mülheimer Unicef-Aktivisten und Elftklässler der Gesamtschule Saarn auf die Straße, um die Bürger für die Belange der Flüchtlinge zu sensibilisieren. |
Die Elftklässler aus einem von Lore Martin geleiteten Religions-Kurs hatten sich bereits im Rahmen einer Projektwoche mit den weltweiten Flüchtlingsströmen und deren Ursachen beschäftigt. Die Vereinten Nationen gehen derzeit von weltweit 60 Millionen Flüchtlingen aus. Rund 2500 von ihnen haben inzwischen den Weg nach Mülheim gefunden. "Die Jugendlichen haben ein sehr gutes Gespür für die Not der Flüchtlinge. Viele wollen sich nach ihrem Abitur in einem Freiwilligen Sozialen Jahr engagieren", lobt Lehrerin Lore Martin den humanitären Einsatz ihrer Schüler.
Die Schüler machten schnell die Erfahrung, die jeder Journalist kennt. Es ist gar nicht so leicht, bei einer Straßenumfrage wildfremde Menschen anzusprechen und von ihnen eine aussagekräftige Antwort zu einem aktuellen Thema zu bekommen. Immerhin rund 100 Bürger ließen sich im Laufe von vier Stunden ansprechen. Sie wünschten und wünschen den Flüchtlingen in Mülheim und in aller Welt vor allem "Frieden, Bildung, Liebe, Menschen, die sich um sie kümmern und eine gute Lebensperspektive für ihre Zukunft."
Wer sich mit einer guten Antwort und einer kleinen Spende für die weltweite Flüchtlingsarbeit von Unicef an der Umfrage beteiligte, wurde symbolisch mit einer Blume belohnt. Denn Mülheimer Floristen hatten durch großzügige Blumenspenden die humanitäre Aktion in der Innenstadt unterstützt. Die Ergebnisse der Umfrage will die örtliche Unicef-Gruppe jetzt in den Schaufenstern ihres Ladens an der Dimbeck 57 aushängen und auf ihrer Internetseite www.unicef.de/arbeitsgruppe-muelheim-oberhausen veröffentlichen. Der ehrenamttlich geführte Unicefladen ist dienstags und donnerstags (9.30 Uhr bis 12.30 Uhr) sowie donnerstags von 15 bis 18 Uhr geöffnet. In dieser Zeit kann man den Unicef-Laden auch unter der Rufnummer 0208/383828 erreichen.
Dieser Text erschien am 2. Juli 2016 in der Mülheimer Woche und im Lokalkompass
Donnerstag, 18. August 2016
So gesehen; Ein Mann geht seinen Weg
Was kann man von Kellnern lernen? Nicht viel! Das dachte ich bisher. Doch seit ich jetzt bei schönstem Sonnenschein am Pflasterstrand Ruhrbanias ein leckeres Eis genießen und ganz nebenbei einem Kellner des dortigen Eiscafés bei der Arbeit zuschauen konnte, habe ich meinen grundlegenden Irrtum eingesehen.
Wie der Mann unter selbstlosem Einsatz seiner körperlichen Unversehrtheit sowie mit Augenmaß und eiserner Nervenstärke Eis, Kaffee, Kuchen und andere Leckerbissen an ihr Ziel brachte, ließ mich staunen und nötigte mir den größten Respekt ab.
Eigentlich musste der Mann ja nur wenige Meter Ruhrpromenade mit seinen Tabletts überqueren. Das hört sich leichter an, als es ist. Denn die weniger Meter seines Arbeitsweges hatten es in sich, weil sie im Sekundentakt von Fahrradfahren, Roller-Piloten und Inlineskatern passiert wurden.
Sie zwangen den Kellner immer wieder zu schon fast olympiareifen Pirouetten und Wendemanövern. Obwohl der tapfere Mann, den einen oder anderen Promenaden-Passanten, der ihm an diesem schönen, aber für ihn schweißtreibenden Tag in die Quere kam, innerlich als Eisheiligen verflucht haben mag, blieb er äußerlich ruhig, gelassen und freundlich.
Also für mich hätte dieser starke Ober, der ein Paradebeispiel dafür abgab, wie man, trotz Hürden und Hindernissen an das Ziel seines Weges kommt und dabei auch noch Menschen, mit der Erfüllung ihrer Wünsche glücklich macht, an diesem Tag eine Goldmedaille und eine Titelschlagzeile als Held der Arbeit verdient. Doch dem Mann war ein gutes Trinkgeld verständlicherweise lieber.
Dieser Text erschien am 17. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Wie der Mann unter selbstlosem Einsatz seiner körperlichen Unversehrtheit sowie mit Augenmaß und eiserner Nervenstärke Eis, Kaffee, Kuchen und andere Leckerbissen an ihr Ziel brachte, ließ mich staunen und nötigte mir den größten Respekt ab.
Eigentlich musste der Mann ja nur wenige Meter Ruhrpromenade mit seinen Tabletts überqueren. Das hört sich leichter an, als es ist. Denn die weniger Meter seines Arbeitsweges hatten es in sich, weil sie im Sekundentakt von Fahrradfahren, Roller-Piloten und Inlineskatern passiert wurden.
Sie zwangen den Kellner immer wieder zu schon fast olympiareifen Pirouetten und Wendemanövern. Obwohl der tapfere Mann, den einen oder anderen Promenaden-Passanten, der ihm an diesem schönen, aber für ihn schweißtreibenden Tag in die Quere kam, innerlich als Eisheiligen verflucht haben mag, blieb er äußerlich ruhig, gelassen und freundlich.
Also für mich hätte dieser starke Ober, der ein Paradebeispiel dafür abgab, wie man, trotz Hürden und Hindernissen an das Ziel seines Weges kommt und dabei auch noch Menschen, mit der Erfüllung ihrer Wünsche glücklich macht, an diesem Tag eine Goldmedaille und eine Titelschlagzeile als Held der Arbeit verdient. Doch dem Mann war ein gutes Trinkgeld verständlicherweise lieber.
Dieser Text erschien am 17. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Mittwoch, 17. August 2016
Das Handwerk als Sprungbrett in den Beruf Ein Informationsbesuch beim Dachdeckerbetrieb Richard zeigte die Potenziale einer dualen Berufsausbildung auf
„Wir haben bereits im zweiten Jahr in Folge mehr Schulabgänger, die ein Studium
beginnen, statt in eine Berufsausbildung zu starten“, stellt der für Ausbildung
zuständige Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer, Franz Roggemann,
fest. Das hält er für volkswirtschaftlich bedenklich, „weil die duale und
arbeitsmarktorientierte Berufsausbildung ein wesentlicher Pfeiler unseres
Wohlstandes ist.“
Deshalb haben die operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, Christiane Artz, und Barbara Yeboah, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, zwei Botschaften, eine für die Betriebe: „Bilden Sie aus!“ und eine für die Lehrstellensuchenden: „Informieren Sie sich auch abseits der klassischen Ausbildungsberufe im großen Feld der über 300 Ausbildungsberufe.“
Als beste Gelegenheit dafür empfiehlt der Leiter der Mülheimer Sozialagentur, Klaus Konietzka, die Ausbildungsmesse, die am 21. September in der Stadthalle alle Akteure des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes unter einem Dach zusammenbringen wird.
„Wenn Jugendliche an Ausbildung denken, haben sie immer erst den KFZ-Mechatroniker oder die Friseurin, aber nicht den Dachdeckerberuf im Blick“, weiß der stellvertretende Obermeister der Dachdecker-Innung, Jens Peter Richard.
Er selbst beschäftigt in seinem Betrieb sechs Mitarbeiter und zwei Auszubildende. „Wir bilden immer für den eigenen Bedarf aus“, betont Richard den Vorteil, dass eine Handwerksausbildung auch zu einer Anschlussbeschäftigung führt, die in diesem Fall mit einem Gesellengehalt von monatlich brutto 3500 Euro bezahlt wird.
„Ein angestellter Meister verdient monatlich seine 4500 Euro brutto“, macht Richard deutlich, dass sich gut ausgebildete Handwerker oft leichter mit dem Berufseinstieg tun, als dies bei vielen Akademikern der Fall ist. „Mit einer Handwerksausbildung kann man Karriere machen und sein Leben gut gestalten“, weiß auch Barbara Yeboah von der Kreishandwerkerschaft.
Nicht nur diese, sondern auch die Arbeits- und Sozialagentur unterstützen und beraten ausbildungswillige Betriebe, zum Beispiel mit gezieltem Coaching für förderungsbedürftige Auszubildende. „Das Handwerk hat dafür gesorgt, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diese Jahr um 1,6 Prozent gestiegen ist“, freut sich Christiane Artz. Im Handwerk stehen 1000 Betrieben der Kreishandwerkerschaft 600 Ausbildungsverträge gegenüber. Aber insgesamt bilden derzeit nur 22 Prozent der Betriebe in Mülheim und Oberhausen aus.
Dieser Text erschien am 12. August 2016 in NRZ/WAZ
Deshalb haben die operative Geschäftsführerin der Agentur für Arbeit, Christiane Artz, und Barbara Yeboah, Geschäftsführerin der Kreishandwerkerschaft, zwei Botschaften, eine für die Betriebe: „Bilden Sie aus!“ und eine für die Lehrstellensuchenden: „Informieren Sie sich auch abseits der klassischen Ausbildungsberufe im großen Feld der über 300 Ausbildungsberufe.“
Als beste Gelegenheit dafür empfiehlt der Leiter der Mülheimer Sozialagentur, Klaus Konietzka, die Ausbildungsmesse, die am 21. September in der Stadthalle alle Akteure des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes unter einem Dach zusammenbringen wird.
„Wenn Jugendliche an Ausbildung denken, haben sie immer erst den KFZ-Mechatroniker oder die Friseurin, aber nicht den Dachdeckerberuf im Blick“, weiß der stellvertretende Obermeister der Dachdecker-Innung, Jens Peter Richard.
Er selbst beschäftigt in seinem Betrieb sechs Mitarbeiter und zwei Auszubildende. „Wir bilden immer für den eigenen Bedarf aus“, betont Richard den Vorteil, dass eine Handwerksausbildung auch zu einer Anschlussbeschäftigung führt, die in diesem Fall mit einem Gesellengehalt von monatlich brutto 3500 Euro bezahlt wird.
„Ein angestellter Meister verdient monatlich seine 4500 Euro brutto“, macht Richard deutlich, dass sich gut ausgebildete Handwerker oft leichter mit dem Berufseinstieg tun, als dies bei vielen Akademikern der Fall ist. „Mit einer Handwerksausbildung kann man Karriere machen und sein Leben gut gestalten“, weiß auch Barbara Yeboah von der Kreishandwerkerschaft.
Nicht nur diese, sondern auch die Arbeits- und Sozialagentur unterstützen und beraten ausbildungswillige Betriebe, zum Beispiel mit gezieltem Coaching für förderungsbedürftige Auszubildende. „Das Handwerk hat dafür gesorgt, dass die Zahl der abgeschlossenen Ausbildungsverträge in diese Jahr um 1,6 Prozent gestiegen ist“, freut sich Christiane Artz. Im Handwerk stehen 1000 Betrieben der Kreishandwerkerschaft 600 Ausbildungsverträge gegenüber. Aber insgesamt bilden derzeit nur 22 Prozent der Betriebe in Mülheim und Oberhausen aus.
Dieser Text erschien am 12. August 2016 in NRZ/WAZ
Dienstag, 16. August 2016
Guter Rat für Eltern und Kinder Erziehungsberatung der Caritas setzt Schwerpunkte in den Bereichen Trennung, Scheidung, Zuwanderung und psychische Gesundheit: 250 Familien finden Rat
Gut Rat: Rita Rücker. Berna Abegg, Martina Pattberg und Nicole Meyer |
Ihre beiden Kolleginnen, die Sozialpädagogin Nicole Meyer und die Psychologin Berna Abegg, können nur als Teilzeitkräfte beschäftigt werden. Umso beachtlicher ist es, dass sich die drei Fachfrauen jedes Jahr um rund 250 Familien mit insgesamt rund 600 Personen kümmern. 36 Prozent der Ratsuchenden sind katholisch, 25 Prozent evangelisch, neun Prozent muslimisch und 23 Prozent konfessionslos oder andersgläubig.
Der jüngste Neuzugang im Team ist die türkischstämmige Berna Abegg. Mit ihrer Hilfe kann die Caritas jetzt auch Erziehungsberatung in türkischer Sprache anbieten. Bei einem Klausurtag haben Pattberg und die drei Erziehungsberaterinnen jetzt die Arbeitsschwerpunkte der kommenden Wochen und Monaten abgesteckt.
Da 61 Prozent der Beratungsfälle vor dem Hintergrund von Trennung und Scheidung stattfinden, bietet die Caritas jetzt ein individuelles Step-Elterntraining und eine Gruppe für Scheidungskinder an.
„Auf der Elternseite geht es darum, klar zu bekommen, wie können wir gemeinsam als Eltern unsere Aufgaben erfüllen, obwohl wir als Paar nicht mehr funktionieren“, beschreibt Rücker die eine Seite der Trennungsmedaille. Mit Blick auf die Scheidungskinder weiß sie, „dass sich Kinder in einer Trennungssituation oft schuldig, allein und ohnmächtig fühlen, weil sie sich oft als mitverantwortlich für die Scheidung ihrer Eltern fühlen.“
Deshalb will das neue Gruppenangebot für Scheidungskinder dafür sorgen, dass Kinder im Erfahrungsaustausch mit Gleichaltrigen erleben, dass sie mit ihrem Schicksal nicht allein sind. Auch die Fähigkeit, soziale Kontakte zu knüpfen und Selbstbewusstsein zu entwickeln, sollen in der Trennungs-Kinder-Gruppe gestärkt werden.
Da 35 Prozent der Ratsuchenden einen Zuwanderungshintergrund haben und 44 Prozent alleinerziehende Eltern sind, sehen die Erziehungsberaterinnen hier einen weiteren Beratungsschwerpunkt.
Deshalb haben sie sich gezielt Grundschulen und Kindertagesstätten als Kooperationspartner gesucht, auf deren Anforderung hin sie je nach Bedarf in Aktion treten, sei es in Form einer individuellen Beratung oder in Form allgemeiner Erziehungstipps, etwa im Rahmen der Mut-Cafés, zu denen etwa die Bildungsnetzwerke Eppinghofen und Styrum Eltern mit Migrationshintergrund einladen. „Oft geht es um ganz grundsätzliche Themen, wie: Was ist eigentliche Erziehung? Wie kann ich Kinder ermutigen? Aber auch: Wie und wo muss ich Kindern in angemessener Form Grenzen setzen. Mit einer Informationsveranstaltung (am 2. November um 18.30 Uhr) im Medienhaus sowie mit einer Unterrichtsreihe für Neuntklässler, will die Caritas über das Thema psychische Gesundheit von Kindern und Eltern aufklären.
Dieser Text erschien am 5. August 2016 in NRZ/WAZ
Montag, 15. August 2016
Von den Wraxham Barracks zum Wohnpark Witthausbusch: Ein Zeitsprung in Holthausen
Wo man heute den Wohnpark Wiithausbusch betritt, befand sich 19984 die streng bewachte Zufahrt der Wraxham Baracks |
Am Ende der Oxforder Straße sehen wir ein markantes Gebäude, in dem heute Arztpraxen ihren Sitz haben. Hier beginnt der William-Shakespeare-Ring. Auch eine Liverpoolstraße gibt es hier, wo heute etwas mehr als 1000 Menschen in Miet,- Eigentums,- Gemeinschafts- und Einfamilienhäuser daheim sind. Wer Passanten und Anwohner fragt, hört nur Gutes über die Wohnqualität in der grünen Wohnoase, von der es nicht weit zur Zeppelinstraße, zum Rumbachtal oder auch zur A40 ist.
Als Stadtfotograf Walter Schernstein 1984 an gleicher Stelle das historische Foto schoss, waren hier noch englische Soldaten stationiert. Ihre Wohnquartier zwischen Zeppelinstraße und Steinknappen, die Wraxham Barracks, waren streng bewacht. Denn die dort stationierte Transporteinheit und Sprachenschule der britischen Rheinarmee musste damals Anschläge der Irisch-Republikanuschen-Armee fürchten. Wo heute Mediziner praktizieren, befand sich damals noch das Cookhaus, in dem die Soldaten verpflegt wurden. Und wo heute Kinder spielen oder Fahrrad fahren, wurde damals noch exerziert.
Die englischen Straßennamen kommen also nicht von ungefähr. Das heute rechterhand zu sehende Alte Wachhaus wird von der Arbeiterwohlfahrt als Kinder- und Jugendtreff betrieben. Die britischen Soldaten kamen nach dem Kriegsende im Juni 1945 als Besatzer und verließen Mülheim 1994 als Freunde der vereinten Deutschlands.
Dieser Text erschien am 8. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Samstag, 13. August 2016
Ein Engel für Alexander Für gestresste junge Mütter vermittelt die Familienbildungsstätte erfahrene Ehrenamtler zur Unterstützung: die Wellcome-Engel. Interessierte, die diesen Service unterstützen wollen, sind auch willkommen
Ursula Weinbrenner |
Alexander ist ein Turbo-Krabbler, der in seinem Entdeckungsdrang alles in die Hand oder in den Mund nimmt, was ihm in die Quere kommt. „Ich muss meine Augen immer überall haben und wenn ich zum Beispiel wasche oder koche, kann ich das nur mit einem Arm machen, weil ich mit dem anderen Alexander im Griff haben muss. Da geht alles nur sehr langsam“, erzählt die 41-jährige Massage-Therapeutin aus ihrem Alltag als Mutter. Auch nachts lässt Alexander seine Mutter nicht immer durchschlafen.
Als Himmighofen in einem Babykurs der Evangelischen Familienbildungsstätte von solchen und ähnlichen Stresssituationen berichtete, schickte ihr Fachbereichsleiterin Karen Brinker mit Ursula Weinbrenner einen Wellcome-Engel ins Haus. Sie schenkt der gestressten Mutter ein Stunden Zeit.
Die 62-jährige Mutter einer erwachsenen Tochter kommt jetzt einmal pro Woche für drei Stunden zu Elke Himmighofen, um ihr die Verantwortung und die Aufsicht für Alexander abzunehmen.
Wenn man die Finanzbuchhalterin in Altersteilzeit und den kleinen quirligen Mann daheim auf dem Spielteppich oder draußen auf dem Spielplatz im Luisental beobachtet, merkt man sofort: „Die beiden haben Spaß.“ Schnell haben sie einen Draht zueinander gefunden. Weinbrenner bringt sich mit ihrer eigenen Lebenserfahrung gerne „als Ersatz-Oma ein, da ich selbst keine Enkelkinder habe und viel Dankbarkeit von Kind und Mutter zurückbekomme.“
Für Elke Himmighofen ist Ursula Weinbrenner tatsächlich so etwas wie ein Engel: „Es entspannt mich enorm, wenn ich weiß: Da kommt jetzt jemand, der dir hilft und du bist nicht allein“, sagt Elke Himnmighofen. Wenn der Wellcome-Engel mit Alexander spielt, singt und spazieren geht, kann seine Mutter mal in aller Ruhe waschen, kochen, einkaufen, sich in die Badewanne oder ins Bett legen, zum Arzt gehen oder auch einfach nur mit einer Freundin ein Eis essen gehen. „Ohne Ursula Weinbrenner wäre das nicht drin. Denn für einen Unter-Einjährigen bekommt man auch keine Tagesmutter“, betont Himmighofen.
Sie genießt aber auch das „Mutter-Tochter-Verhältnis“ zu ihrem Wellcome-Engel, der ihr Sicherheit und den einen oder anderen guten Tipp für den Alltag mit dem Baby gibt. „Mein Mann unterstützt mich, wo er kann, aber er hat als stellvertretender Produktionsleiter einer Großbäckerei auch einen sehr zeitintensiven und anspruchsvollen Beruf. Meine Eltern und Schwiegereltern können mir nicht helfen, weil sie zu alt oder zu weit weg sind“, schildert die Mutter, die sich auch noch um Alexanders elfjährigen Bruder Maximilian kümmern muss, ihre Situation.
Manchmal sind es Kleinigkeiten, mit denen Ursula Weinbrenner Elke Himmighofen helfen kann. Als beispielsweise Alexanders jüngst nach einigen Löffeln Joghurt anfing zu schreien, war seine Mutter total verunsichert. Ihr mütterlicher Engel durchschaute, wie die 41-Jährige erzählt, dagegen sofort das Problem. „Der Joghurt kam direkt aus dem Kühlschrank und war ihm deshalb wohl einfach zu kalt.“
Neben Weinbrenner gibt es derzeit noch eine Hand voll von Wellcome-Engeln, die Mütter und Kleinkinder durchs erste Lebensjahr begleiten. Danach bekommt dann der nächste Wonneproppen Besuch von einem Wellcome-Engel. Und damit möglichst viele Eltern-Kind-Tandems von der ehrenamtlichen und unentgeltlichen Starthilfe profitieren, suchen die Wellcome-Engel dringend Verstärkung. „Dieses Ehrenamt ist zeitlich befristet und überschaubar. Es passt sich gut in den eigenen Alltag ein und ist für alle ideal, die gerne mit Menschen und besonders gerne mit Kindern umgehen“, rührt Ursula Weinbrenner die Werbetrommel für ihre ehrenamtliche Beschäftigung.
Dieser Text erschien am 1. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Freitag, 12. August 2016
Vom Schreibtisch auf die Baustelle: RWW-Mitarbeiter legten für die OGS-Kinder der Caritas Hand an. damit der Nachwuchs eine schöne Spielfläche bekommt
Wie man sieht, machen die RWW-Mitarbeiter Ramon Steggink, Andrea Bauer, Lukas Susnowski und Alexander Weitz nicht nur am Schreibtisch, sondern auch im Blaumann auf der Baustelle eine gute Figur. |
Sie arbeiten
normalerweise im Vertrieb, im Kundenservice oder in der
Unternehmenskommunikation der zum RWE-Konzern gehörenden
Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft RWW. Doch an diesem
Tag haben sich RWW-Sprecher Ramon Steggink und elf seiner Kollegen
sechs Stunden Zeit genommen, um vor dem Pfarr- und Jugendheim von St.
Mariae Geburt eine kleine Spielfläche herzurichten. Auf einer
Rasenfläche, die man getrost als unbespielbar bezeichnen darf, legen
die Männer und Frauen, die sonst nur am Schreibtisch sitzen, Hand
an. Da wird mit Hammer und Schippe hantiert. Da wird eine Kiesfläche
als Untergrund gelegt. Und dann legen die Wasserwerker die
Hartgummiplatten aus, die in einem dübel-ähnlichen Stecksystem zu
einer wunderbar geraden und stabilen Fläche zusammengelegt werden.
Man braucht nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wie hier schon
bald Grundschulkinder aus der offenen Ganztagsbetreuung der Caritas
Basketball, Fußball oder Hockey spielen werden. „Zurzeit betreuen
meine zehn Kollegen und ich hier 50 Kinder aus der benachbarten
Grundschule an der Trooststraße. Aber nach den Schulferien werden es
75 sein“, beschreibt Erzieher Michael Gronemann den Bedarf.
„Ich bin von
der stellvertretenden Caritas-Geschäftsführerin Margret Zerres auf
diesen speziellen Bedarf für die OGS-Betreuung angesprochen worden
und habe damit bei meinen Kollegen gleich offene Türen eingerannt“,
erzählt Ramon Steggink. Für ihn ist eine solche soziale
Projektarbeit, die über das RWE-Programm Companius mit 1000 Euro
gefördert worden ist, „die beste Möglichkeit, die Kollegen auch
mal ganz privat kennenzulernen und so etwas fürs Team-Building zu
tun.“ Als kleines Dankeschön spendierte die Caritas den
tatkräftigen Helfern vom RWW nach getaner Arbeit eine XXL-Pizza, die
allen „Blau-Männern“ vom RWW hervorragend mundete.
Dieser Text erschien am 30. Juli 2016 im Neuen Ruhr Wort
Donnerstag, 11. August 2016
So gesehen: Die Kunst des Brückenbaus
Es gibt Dinge, an die hat man sich über die Jahre so gewöhnt, dass man sie kaum noch wahrnimmt. So ging es mir bis jetzt mit der Mintarder Ruhrtalbrücke.
Für einen Mülheimer, der zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung geboren wurde, war sie eben schon immer da, wenn er mit dem Auto auf ihr oder mit einem Schiff der Weißen Flotte unter ihr fuhr, wenn er sie als Spaziergänger auf dem Mintarder Ruhrdeich betrachtete oder bei der Busfahrt nach Mintard an sich vorbeirauschen ließ.
Erst die Auseinandersetzung mit ihrer Entstehungsgeschichte, die in dieser Lokalausgabe nachzulesen ist, lässt sie für mich in einem neuen Licht erscheinen.
Sie ist ein technisches Baukunstwerk, aber auch ein Mahnmal für unsere immer schneller werdende Zeit, die so manchen Zeitgenossen auf der Strecke zurücklässt und uns jeden Tag neu zeigt, dass das wichtigste Werk, das wir als Menschen in unserem Leben vollbringen müssen, der Brückenschlag ist.
Er verlangt immer wieder harte Arbeit und Selbstüberwindung, auch wenn man dafür kein Beton anrühren muss, um von einer Autobahnabfahrt zur nächsten zu kommen. Manchmal ist es viel schwerer, den Beton im eigenen Kopf aufzuweichen, um eine Brücke zu seinem Nachbarn zu schlagen und gemeinsam ans Ziel zu kommen. Aber die Mühe lohnt sich immer wieder.
Dieser Text erschien am 9. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Für einen Mülheimer, der zwei Jahre nach ihrer Fertigstellung geboren wurde, war sie eben schon immer da, wenn er mit dem Auto auf ihr oder mit einem Schiff der Weißen Flotte unter ihr fuhr, wenn er sie als Spaziergänger auf dem Mintarder Ruhrdeich betrachtete oder bei der Busfahrt nach Mintard an sich vorbeirauschen ließ.
Erst die Auseinandersetzung mit ihrer Entstehungsgeschichte, die in dieser Lokalausgabe nachzulesen ist, lässt sie für mich in einem neuen Licht erscheinen.
Sie ist ein technisches Baukunstwerk, aber auch ein Mahnmal für unsere immer schneller werdende Zeit, die so manchen Zeitgenossen auf der Strecke zurücklässt und uns jeden Tag neu zeigt, dass das wichtigste Werk, das wir als Menschen in unserem Leben vollbringen müssen, der Brückenschlag ist.
Er verlangt immer wieder harte Arbeit und Selbstüberwindung, auch wenn man dafür kein Beton anrühren muss, um von einer Autobahnabfahrt zur nächsten zu kommen. Manchmal ist es viel schwerer, den Beton im eigenen Kopf aufzuweichen, um eine Brücke zu seinem Nachbarn zu schlagen und gemeinsam ans Ziel zu kommen. Aber die Mühe lohnt sich immer wieder.
Dieser Text erschien am 9. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Mittwoch, 10. August 2016
Meisterwerk der Baukunst und Tribut an die Motorisierungswelle: Vor 50 Jahren wurde die Mintarder Ruhrtalbrücke feriggestellt
Ein Blick auf die Ruhrtalbrücke |
Als die Brücke vor 50 Jahren für den Verkehr freigegeben wurde, waren es gerade mal 20 000 Fahrzeuge pro Tag. Doch schon diese Auto-Zahl war für die damals vom Durchgangsverkehr belastete Mendener Brücke und die ebenfalls stark belastete Kölner Straße viel zu viel. Deshalb berichtete die NRZ bereits 1959 erstmals über Pläne einer Autobahnbrücke über das Mintarder Ruhrtal. Von „einem Tribut an die Motorisierungswelle.“ Erste Spekulationen, ob die vom Landschaftsverband Rheinland in Auftrag gegebene Brücke auch für Fahrradfahrer und Fußgänger passierbar sein werde, wurden schon bald von der automobilisierten Wirklichkeit im damals noch fast vollbeschäftigten Ruhrgebiet überholt.
Wie groß die Motorisierungswelle war, die ab 1963 zum Ausbau der damaligen Bundestraße 288 und in diesem Rahmen zum Bau der Ruhrtalbrücke führte, kann man erahnen, wenn man in Franz Rolf Krapps Buch über Mülheim nach 1945 nachliest, dass die Mülheimer Autodichte in den ersten drei Nachkriegsjahrzehnten um 800 Prozent angestiegen sei.
In der Rückschau auf das Mamutprojekt, das am Ende insgesamt 100 Millionen Mark, davon allein 40 Millionen Mark für den reinen Brückenbau verschlang, ertaunt der offensichtlich breite öffentliche Konsens, der damals mit Blick auf den Ausbau der B288 herrschte. Protest gegen das Projekt gab es damals nur von Landwirten, die dem Brückenbau Teile ihrer Felder opfern mussten und eine Beeinträchtigung ihrer Landwirtschaft befürchteten. „Auf den Feldern unter der Mintarder Ruhrtalbrücke wächst Getreide und ich kann ganz normal mein Heu machen, das hier genauso gut trocknet, wie an anderen Stellen. Nur der Schattenschlag ist manchmal gewöhnungsbedürftig“, beschreibt der orstansässige Landwirt Karl-Heinz Appeltrath (75) den Ist-Zustand unter der Brücke.
Auch Brücken-Anwohner Peter Loef, selbst Ingenieur, bewundert „die schlanke und filigran gebaute Ruhrtalbrücke als eine Pionierleistung der Baukunst, die am in der dunkelroten Abendsonne am schönsten wirkt.“ Auch der Maler Gerhard Richter hat sich von der Ruhrtalbrücke inspirieren lassen, die er 1969 in einem fotorealistischen Gemälde verewigt hat. Profane Probleme mit dem Verkehrslärm hat der politisch bei den Grünen aktive Loef nur dann, wenn die Fahrbahnregennass ist und der Wind aus nordwestlicher Richtung weht. Ein Tempolimit auf der Ruhrtalbrücke fände Loef aber gut. „Ich war damals etwa zehn Jahr alt und habe die Bauarbeiten als ein riesiges Abeneteur erlebt“, erinnert sich Loef.
Dass die Bauarbeiten, bei denen unter anderem 17 000 Kubikmeter Stahlbeton und 133 000 Tonnen Stahl verarbeitet wurden kein Abenteuer, sondern eine zum Teil lebensgefährliche Kraftanstrengung war, machen die drei Arbeiter Hans Bovermann (damals 32), Harry Ostrowsky (damals 44) und Victor Jacina (damals 55), die den Bau der Ruhrtalbrücke mit ihrem Leben bezahlten. Leider wurde die Ruhrtalbrücke in den Jahrzehnten nach ihrer Freigabe auch zum Ort von Selbstmorden. Und in den 90er Jahren spielte sich in ihren inneren Hohlräumen sogar eine Geiselnahme ab.
Dieser Text erschien am 9. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Montag, 8. August 2016
Frau Saubermann Birgit Audersch und ihre 149 Kolleginnen aus dem Reinigungsdienst der Stadt sorgen dafür, dass Kindertagesstätten, Schulen und das Rathaus selbst nicht im Dreck versinken
Reinigungskraft Birgit Audersch an ihrem Arbeitsplatz |
16 Uhr. Audersch schließt die Tür eines kleinen Abstellraumes auf. Zum Vorschein kommen ein Waschbecken, Kanister mit Reinigungsmitteln, ein Rollwagen mit einer Feuchtwischpresse, Feuchtwischgestelle und ein Industriestaubsauger. Der sieht auf den ersten Blick sehr kompakt aus, wiegt aber auch seine gefühlten fünf Kilo.
Erst saugen, dann wischen
Vor dem großen Wischen von Fluren, Gruppen-, Besprechungs-, Büro- und Waschräumen kommt das große Staubsaugen. Sieht leicht aus, ist es aber nicht. Denn die wunderschön weichen und farbenfrohen Hochflorteppiche, auf denen die lieben Kleinen den Tag über herumtollen oder es sich auch einfach nur gemütlich machen können, sind sehr widerstandsfähig, wenn man sie mit dem Saugrüssel des Industriestaubsaugers bearbeiten will. Die Reinigungskraft lädt den Zeitungsmann zum Selbstversuch ein und nötigt ihm Respekt ab für eine Arbeit, die nicht nur in die Arme geht.
Die gut trainierten Oberarme Auderschs zeigen, dass sie ihre Arbeit nicht erst seit gestern macht. „Ursprünglich habe ich im Lebensmittel-Einzelhandel eine Ausbildung gemacht und als Verkäuferin gearbeitet. Nach der Geburt meiner Tochter kam ich dann aber 1994 durch meine damals schon dort tätige Schwiegermutter zum Reinigungsdienst der Stadt“, berichtet Audersch. Nach drei Jahren als Aushilfe bekam sie dann 1997 eine Festanstellung als Teilzeitkraft. „Mir gefällt meine Arbeit, weil ich sie gut mit meinem Familienleben verbinden kann. Denn anders als im Einzelhandel habe ich feste Arbeitszeiten und ein freies Wochenende“, sagt sie, während sie sich ihren Putzeimern nähert.
Gut dosiert
Ein spezielles System mit Schlauch und Dosierungsdüse sorgt dafür, dass sich Reinigungsmittel und Wasser automatisch und in genau der richtigen Mischung in die Eimer ergießen. Erst ist Audersch mit den blauen Eimern unterwegs, mit denen sie Böden und Oberflächen wischt. Die roten Eimer sind erst später an der Reihe, wenn sie zu den Sanitärräumen übergeht.
Je nach Bedarf und Oberfläche arbeitet Audersch mit Neutral,- Sanitär oder entkalkendem Reinigungsmittel.
Der sogenannte „Achternschlag“, mit dem sie auch große oder lange Bodenflächen relativ schnell reinigen kann, in dem sie mit ihrem Feuchtwischgestell gedachte Achten auf die zu reinigenden Flächen zeichnet, zeigt den Reinigungsprofi, der schnell in jede Ecke kommt ohne sich an einzelnen Stellen zu verzetteln. „Im Laufe der Jahre geht man systematischer an seine Arbeit heran und macht nicht hier mal was und da mal was“, erzählt Audersch.
Auch wenn sie ihren schon durch das Kistenschleppen im Supermarkt belasteten Rücken zu schonen versucht, kommt sie nicht am Bücken und Beugen vorbei, wenn hier mal ein Papierkorb geleert oder eine Spielzeugkiste hochgestellt werden muss.
Gute Vorarbeit
„Die Erzieherinnen unterstützen mich, in dem sie die kleinen Stühle auf die Tische stellen, so dass ich mich nicht erst bücken muss, wenn ich die Stühle abwische, ehe ich sie wieder abstelle und zu den Tischen komme“, erklärt sie.
Aber auch beim späteren Sanitärreinigungsdurchgang durch Waschräume und Toiletten, kommt Audersch als ausgewachsenes Menschenkind ganz schön ins Schwitzen, wenn sie alles vom Stuhl, über das Waschbecken bis zur Toilette drei Etagen tiefer en miniature bearbeiten muss. Beim Dreckwegmachen steckt der Teufel im Detail. Bei der Toilettenreinigung zieht Audersch eine Schutzbrille an, die sie, wie eine Chemie-Laborantin aussehen lässt. „Aufgrund der Arbeitsschutz-Regeln müssen wie diese Schutzbrille bei der Toiletten-Reinigung tragen, damit uns nicht versehentlich ein Tropfen des Sanitärreinigungsmittels ins Auge spritzen kann. Deshalb wischen wir auch immer mit kaltem Wasser, damit wir bei der Arbeit keine heißen Dämpfe einatmen“, erklärt Audersch.
Doch auch eine erfahrene Reinigungskraft stößt manchmal an ihre Grenzen. „Da muss mal unser Gebäudereinigermeister, Dirk Langenheim, drauf schauen“, sagt sie angesichts einer schwarzen Schmutzspur auf einer Fliese im Waschraum, die auch nach intensivster Bearbeitung nicht verschwinden will. Da ist der Spinatfleck auf dem Boden des Speiseraum schon nachgiebiger. „Auch wenn ich schon mal Sand oder Steine zusammenkehren muss, die die Kinder vom Außengelände in die Räume tragen, geht es hier in der Kindertagesstätte doch viel familiärer und sauberer zu, als an mancher weiterführenden Schule“, weiß Audersch aus Gesprächen mit ihren Kolleginnen aus dem Reinigungsdienst der Stadt. Dass es bei der Stadt nur weibliche Reinigungskräfte gibt, führt die 51-Jährige auf die nicht gerade üppig bezahlte Teilzeitarbeit zurück, die sich zwar deutlich oberhalb des gesetzlichen Mindestlohnes bewegt, aber auch nicht dazu angetan ist, damit den Lebensunterhalt einer Familie zu bestreiten. Hier können die Auderschs Gott sei Dank auch auf das Berufskraftfahrergehalt zurückgreifen, das Birgit Auderschs Ehemann mit nach Hause bringt.
Dieser Text erschien am 6. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Sonntag, 7. August 2016
Die katholische Konfession ist in den USA längst kein politischer Makel mehr
Sollte die ehemalige US-Senatorin- und Außenministerin Hillary Clinton im November als erste Frau ins Weiße Haus gewählt werden, würde mit dem Senator von Virginia, Tim Kaine, ein Katholik ihr Vizepräsident. Der 58-jährige Wirtschaftswissenschaftler und Jurist, der unter anderem auch Gouverneur seines Heimatstaates Virgina war, arbeitete als junger Mann zeitweise als Missionar in Honduras. Er gilt als politisch moderat und kommt aus einem Bundesstaat, der traditionell zwischen Demokraten und Republikanern hart umkämpft ist.
Die Zeiten, in denen die katholische Konfession im protestantisch geprägten Amerika als Makel galt, sind lange vorbei. Als mit Alfred Smith 1928 der erste Katholik für die amerikanische Präsidentenamt kandidierte, musste er sich noch den gleichen Vorwurf anhören, wie sein demokratischer Parteifreund John F. Kennedy, der 1960 als erster Katholik ins Weiße Haus gewählt wurde. „Ein Katholik im Weißen Haus bedeutet, dass der Papst in Washington mitregiert.“ In seiner berühmten Rede vor amerikanischen Pastoren im September 1960 hielt John F. Kennedy dagegen, wenn er sagte: „Ich bin kein katholischer Präsidentschaftskandidat, sondern der Präsidentschaftskandidat der Demokratischen Partei, der eben auch Katholik ist. Ich glaube an ein Amerika, in dem die Trennung von Kirche und Staat absolut ist. Ich glaube an ein Amerika, das weder katholisch, noch protestantisch noch jüdisch ist. Und ich glaube an ein Amerika, in dem die religiöse Intoleranz eines Tages überwunden sein wird und in dem alle Religionsgemeinschaften gleichberechtigt behandelt werden.“
Inzwischen stellen die Katholiken 20 Prozent der amerikanischen Wähler. Und katholische Spitzenpolitiker, wie der amtierende Vizepräsident Joseph Biden und Außenminister John Kerry eine Selbstverständlichkeit. Auch die Missbrauchsfälle in der katholischen Kirche der USA haben daran nichts geändert. Traditionell sind katholischen Wähler mehrheitlich mit den Demokraten verbunden, die in den urban geprägten Ostküstenstaaten ihre politischen Hochburgen haben.
Der Demokrat Al Smith trat 1928 als Gouverneur von New York an. John F. Kennedy war vor seiner Wahl zum ersten katholischen Präsidenten der USA Senator von Massachusetts. Das Gleiche galt auch für den heutigen Außenminister John Kerry, der 2004 als Präsidentschaftskandidat gegen den Republikaner George Bush junior verlor. Und Barack Obamas katholischer Vize Joe Biden war vor seinem Amtsantritt Senator von Delaware.
Dieser Text erschien am 30. Juli 2016 im Neuen Ruhrwort
Samstag, 6. August 2016
Neuer Hunde-Besuchsdienst der Malteser sorgt für Streicheleinheiten
Kirsten Johannsen-Loos mit ihrer Labrador-Hündin Mina, Hundetrainer Marc Engelhardt und Sozialdienstleiterin Ute Oberheid-Müller im Garten des Altenheimes Marienhof |
Die neueste Innovation des Malteser-Besuchdienstes sind Ehrenamtliche, wie Kirsten Johannsen-Loos, die zusammen mit ihrer zweijährigen Labrador-Hündin Mina Senioren zu Hause oder im Altenheim besuchen. Die ehrenamtlich engagierte Erzieherin Johannsen-Loos hat sich in vier 30-minütigen Trainingseinheiten vom Hundetrainer Marc Engelhardt schulen lassen und erste Probebesuche im Speldorfer Caritas-Altenheim Marienhof absolviert. Engelhardt stellt Hund und Mensch in seinen Trainingseinheiten darauf ein, Senioren, die zum Beispiel auf eine Rollator oder einen Rollstuhl angwiesen sind, so ruhig und unaufgeregt, wie möglich zu begegnen.
Erfolgserlebnis
"Der Erfolg hat uns begeistert. Vor allem Menschen, die aufgrund einer demenziellen Veränderung kaum noch kommunizieren können, haben sehr positiv auf die Begegnung und den Körperkontakt mit dem Hund reagiert", schildern Frauchen Kirsten Johannsen-Loos und Sozialdienstleiterin Ute Oberheid-Müller ihre ersten Erfahrungen.Interessierte bitte melden
Wer sich von den ehrenamtlichen und freundlichen Zwei- oder Vierbeinern der Malteser besuchen lassen möchte oder selbst ehrenamtlich im Malteser-Besuchsdienst aktiv werden will, sollte sich an den Malteser-Hilfsdienst (Karlsruher Straße 9/Rufnummer: 0208/592224/Internet: www.malteser-muelheim.de) wenden.Dieser Text erschien am 16. Juli 2016 in der Mülheimer Woche
Freitag, 5. August 2016
Gerd Kleemeyer: "Wir sind sehr dankbar, dass es die Fördermittel der EU gibt"
Gerd Kleemeyer ist ein Unternehmer aus der Chemie-Branche. Mit finanzieller Unterstützung der EU konnte er für seine Firma Klemafol eine Potenzialberatung in Anspruch nehmen. Was waren seine Erfahrungen?
Wie wurden Sie auf die EU-Förderung aufmerksam?
Wir wurden durch den externen Dienstleister für die erfolgte Potenzialberatung, die Firma Beck und Consorten GmbH auf die Fördermöglichkeit durch EU-Programme aufmerksam gemacht. Die Beratung hat uns gut getan. Mit Beck und Consorten, einem Spezialberater für Marketing und Vertriebsthemen, ist es gelungen, den Prozess der Ideen-Findung und Weiterentwicklung, sowie die Entscheidungsfindung zu ordnen und zu systematisieren, um für uns gangbare Wege und Lösungen zu entwickeln. Das war und bleibt noch ein Prozess, mit dem wir uns gut fühlen und langsam Erfolge einfahren. Insofern haben die Berater, Mülheim & Business und die EU als Mittelgeber bleibende Spuren hinterlassen.
War die Beantragung der Fördermittel schwierig?
Durch unsere gute Vernetzung mit der Wirtschaftsförderung M & B war der Weg zu weiteren Informationen kurz und die Antragsbearbeitung angenehm pragmatisch. Die Vielzahl an Fördermöglichkeiten und deren administrative Folgen sind ein undurchschaubares Dickicht.
Was denken Sie nach der erfolgreichen Beratung Ihres Unternehmens über die Europäische Union?
Wir sind sehr dankbar, dass es von der EU diese Fördermittel gibt. Wir glauben, dass die EU leider eine Marketing-Herausforderung hat. Wenn es populär beschrieben und bekannter wäre, was die EU heute schon leistet bzw. noch leisten könnte, wäre Europa viel stärker. Und vielleicht hätte Großbritannien dann anders gewählt und die Türkei hätte sich nicht radikalisiert.
Dieser Text erschien am 2. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Wie wurden Sie auf die EU-Förderung aufmerksam?
Wir wurden durch den externen Dienstleister für die erfolgte Potenzialberatung, die Firma Beck und Consorten GmbH auf die Fördermöglichkeit durch EU-Programme aufmerksam gemacht. Die Beratung hat uns gut getan. Mit Beck und Consorten, einem Spezialberater für Marketing und Vertriebsthemen, ist es gelungen, den Prozess der Ideen-Findung und Weiterentwicklung, sowie die Entscheidungsfindung zu ordnen und zu systematisieren, um für uns gangbare Wege und Lösungen zu entwickeln. Das war und bleibt noch ein Prozess, mit dem wir uns gut fühlen und langsam Erfolge einfahren. Insofern haben die Berater, Mülheim & Business und die EU als Mittelgeber bleibende Spuren hinterlassen.
War die Beantragung der Fördermittel schwierig?
Durch unsere gute Vernetzung mit der Wirtschaftsförderung M & B war der Weg zu weiteren Informationen kurz und die Antragsbearbeitung angenehm pragmatisch. Die Vielzahl an Fördermöglichkeiten und deren administrative Folgen sind ein undurchschaubares Dickicht.
Was denken Sie nach der erfolgreichen Beratung Ihres Unternehmens über die Europäische Union?
Wir sind sehr dankbar, dass es von der EU diese Fördermittel gibt. Wir glauben, dass die EU leider eine Marketing-Herausforderung hat. Wenn es populär beschrieben und bekannter wäre, was die EU heute schon leistet bzw. noch leisten könnte, wäre Europa viel stärker. Und vielleicht hätte Großbritannien dann anders gewählt und die Türkei hätte sich nicht radikalisiert.
Dieser Text erschien am 2. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Donnerstag, 4. August 2016
Drei Viertel der Exporte gehen nach Europa oder: Was Mülheim von der EU hat?
Nach Angaben der Industrie- und Handelskammer beschäftigten ihre 65 Mülheimer Mitgliedsunternehmen 2015 rund 12 000 Mitarbeiter. Mit einer Exportquote von 58 Prozent erwirtschafteten sie einen Auslandsumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro.
Drei Viertel der Exporte gingen nach Europa, davon zwei Drittel in Länder der Europäischen Union. Nach Angaben des Mülheimer Zentrums für Innovation und Technik Zenit erhielten Mülheimer Unternehmen und ihre Partner aus der Wissenschaft, darunter das Max-Planck-Institut für anorganische Chemie und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasser (IWW) in der laufenden EU-Förderperiode Projektmittel in einer Gesamthöhe von rund 4,6 Millionen Euro. Knapp 270 000 Euro fließen der Hochschule Ruhr-West aus EU-Mitteln zu, die das dortige Forschungsprojekt EnhAnced Government LEarning (EAGLE) fördern. Ziel des von Professor Jan M. Pawlowski geleiteten Projektes ist die Entwicklung einer digitalen Lernplattform, die es Verwaltungsmitarbeitern erleichtert, neue Vorschriften schneller zu verstehen und so auch schneller in die Verwaltungspraxis umzusetzen.
Dieser Text erschien am 2. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Drei Viertel der Exporte gingen nach Europa, davon zwei Drittel in Länder der Europäischen Union. Nach Angaben des Mülheimer Zentrums für Innovation und Technik Zenit erhielten Mülheimer Unternehmen und ihre Partner aus der Wissenschaft, darunter das Max-Planck-Institut für anorganische Chemie und das Rheinisch-Westfälische Institut für Wasser (IWW) in der laufenden EU-Förderperiode Projektmittel in einer Gesamthöhe von rund 4,6 Millionen Euro. Knapp 270 000 Euro fließen der Hochschule Ruhr-West aus EU-Mitteln zu, die das dortige Forschungsprojekt EnhAnced Government LEarning (EAGLE) fördern. Ziel des von Professor Jan M. Pawlowski geleiteten Projektes ist die Entwicklung einer digitalen Lernplattform, die es Verwaltungsmitarbeitern erleichtert, neue Vorschriften schneller zu verstehen und so auch schneller in die Verwaltungspraxis umzusetzen.
Dieser Text erschien am 2. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Mittwoch, 3. August 2016
So gesehen: Leben wir doch mal ganz real
Wer mit dem öffentlichen Personennahverkehr unterwegs ist, wird immer wieder überrascht, vor allem von den mitreisenden Fahrgästen.
Früher konnte man schon mal miteinander ins Gespräch kommen oder schauen, was der Sitz-Nachbar gerade liest. Oder man döste gemeinsam still aus dem Fenster. Das war Entspannung pur. Doch das war einmal.
Heute fühlt man sich ja fast nackt, wenn man ohne Smartphone in Bus oder Bahn einsteigt.
Denn die meisten Sitznachbarn schauen nur noch auf ihr Display oder sie sind gut verstöpselt und für diese Welt und ihre Mitmenschen nicht mehr erreichbar. Da werden ganze Filme geschaut und ganze Hitparaden durchgehört, während draußen der Film des richtigen Lebens an ihnen vorbeirauscht.
Früher konnte man noch mit der Illusion einsteigen, bei der nächsten Bus- oder Bahnfahrt ja vielleicht der Frau oder dem Mann seines Lebens zu begegnen. Doch welcher Smartphone-Jünger lässt sich heute noch, zwecks Blick- und Flirtkontakt, in seine Augen schauen.
Doch die Kontaktaufnahme scheint heute zumindest bei einigen durchdigitalisierten Zeitgenossen nur noch per SMS oder Whatsapp-Nachricht erwünscht zu sein.
Allerdings würde man manchen Smartphone-Lautsprechern in Bus und Bahn diese Beschränkung gerne ans Herz legen, wenn sie einen unaufgefordert an ihrer mobilen Telekommunikation über Beziehungsdramen, Urlaubserlebnisse, schreckliche Nachbarn oder unbezahlte Schulden teilhaben lassen. Dabei machen ihre ungewollt mitgehörten Gespräche eines immer wieder deutlich. Die wahren Abenteuer erlebt man auch heute noch im richtigen (analogen) Leben und nicht in der virtuellen Welt. Das tröstet und lässt hoffen, dass wir uns auch morgen noch in unserer kleinen Welt mit unseren, zugegeben, manchmal allzu menschlichen Mitmenschen beschäftigen und auseiandersetzen, statt unsere reale und begrenzte Zeit mit virtuellen Wesen á la Pokemon und Co zu vergeuden.
Dieser Text erschien am 4. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
Früher konnte man schon mal miteinander ins Gespräch kommen oder schauen, was der Sitz-Nachbar gerade liest. Oder man döste gemeinsam still aus dem Fenster. Das war Entspannung pur. Doch das war einmal.
Heute fühlt man sich ja fast nackt, wenn man ohne Smartphone in Bus oder Bahn einsteigt.
Denn die meisten Sitznachbarn schauen nur noch auf ihr Display oder sie sind gut verstöpselt und für diese Welt und ihre Mitmenschen nicht mehr erreichbar. Da werden ganze Filme geschaut und ganze Hitparaden durchgehört, während draußen der Film des richtigen Lebens an ihnen vorbeirauscht.
Früher konnte man noch mit der Illusion einsteigen, bei der nächsten Bus- oder Bahnfahrt ja vielleicht der Frau oder dem Mann seines Lebens zu begegnen. Doch welcher Smartphone-Jünger lässt sich heute noch, zwecks Blick- und Flirtkontakt, in seine Augen schauen.
Doch die Kontaktaufnahme scheint heute zumindest bei einigen durchdigitalisierten Zeitgenossen nur noch per SMS oder Whatsapp-Nachricht erwünscht zu sein.
Allerdings würde man manchen Smartphone-Lautsprechern in Bus und Bahn diese Beschränkung gerne ans Herz legen, wenn sie einen unaufgefordert an ihrer mobilen Telekommunikation über Beziehungsdramen, Urlaubserlebnisse, schreckliche Nachbarn oder unbezahlte Schulden teilhaben lassen. Dabei machen ihre ungewollt mitgehörten Gespräche eines immer wieder deutlich. Die wahren Abenteuer erlebt man auch heute noch im richtigen (analogen) Leben und nicht in der virtuellen Welt. Das tröstet und lässt hoffen, dass wir uns auch morgen noch in unserer kleinen Welt mit unseren, zugegeben, manchmal allzu menschlichen Mitmenschen beschäftigen und auseiandersetzen, statt unsere reale und begrenzte Zeit mit virtuellen Wesen á la Pokemon und Co zu vergeuden.
Dieser Text erschien am 4. August 2016 in der Neuen Ruhr Zeitung
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