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Weltpolitik vor der Haustür

18 Menschen aus dem südwestukrainischen Stara Huta sind zurzeit Gast in der Speldorfer Kirchengemeinde Speldorf. Zuletzt waren Gemeindemitglieder aus St. Michael 2019 in Stara Huta zu Gast, um die 2005 beim katholischen Weltjugendtag in Köln geknüpften Freundschaftsbande zu bekräftigen. Mit Unterstützung der Übersetzerin Alexandra Knappik erklärt der 52-jährige Lehrer und Familienvater   Tomasz Kaluski   aus der 900-Seelen-Gemeinde Stara Huta, wie die Gäste aus der Bukowina den russischen Angriffskrieg auf ihr Land erleben und was ihnen die Freundschaft mit Menschen aus St. Michael bedeutet. In Ihrem Land herrscht Krieg. Was bedeutet Ihnen vor diesem Hintergrund die Zusammenarbeit und die Begegnung mit den Menschen aus St. Michael? Kaluski:  Als der Krieg 2022 begann, haben wir eine große Hilfe aus St. Michael erfahren. Viele Gemeindemitglieder haben uns Pakete mit Lebensmitteln, Medikamenten, Hygieneartikeln und Verbandsmaterial geschickt. Aber auch den Ausbau unseres Wasserversorgung

Starke Freunde

  Sie handeln, frei nach Erich Kästners Einsicht: "Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es". Und das verbindet sie schon seit 1973 über Grenzen hinweg, den 1961 gegründeten Lions Club Mülheim und den 1965 gegründeten Lions Club Delft. Ihre Freundschaft und ihr gemeinsames und generationsübergreifendes Engagement für Menschen, die hüben wie drüben Hilfe brauchen, feierten die Lions jetzt mit einem Freundschaftstreffen in Mülheim. Nur ein Beispiel für gemeinsame und grenzübergreifende Projekte in den Bereichen Soziales, Bildung, Umwelt und Gesundheit, ist die Unterstützung der Mülheimer Tafel und der Delfter Lebensmittelbank. Beide Einrichtungen versorgen Menschen, die sich nicht mal eben einen Lebensmitteleinkauf im nächsten Supermarkt leisten können. Die Lebensmittelausgabe der Mülheimer Tafel findet sich beim Diakoniewerk Arbeit und Kultur an der Georgstraße 28. Zwischen einem Golfturnier und einem Abendessen im Selbecker Golfclub pflanzten die beiden Clubpräsidenten aus

Mülheims erste Frau im Bundestag

Ministerpräsidentin, Oberbürgermeisterin, Bundeskanzlerin. Alles schon mal dagewesen. Und doch bleibt die Gleichberechtigung der Geschlechter in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft bis heute ein Thema. Als die Christdemokratin Gisela Prätorius vor 70 Jahren als erste Frau für Mülheim in den zweiten Deutschen Bundestag gewählt wurde, waren Frauen in der Politik noch die Ausnahme. Mit der chritdemokratischen Juristin Dr. Elisabeth Schwarzhaupt sollte erst 1961 erstmals eine Frau, in ihrem Fall als Bundesgesundheitsministerin, Teil einer Bundesregierung werden. Dank der vier Mütter des Grundgesetztes, Elisabeth Selbert, Helene Müller, Helene Wessel und NN Nadig war die Rechtsgleichheit von Frau und Mann damals seit vier Jahren im Artikel 3 des Grundgesetzes verankert. Aber die gesellschaftliche Wirklichkeit sah noch anders aus- Von Rechtswegen war der Ehemann und Vater das Oberhaupt der Familie. Nur mit seiner Zustimmung durften Ehefrauen und Mütter ein eigenes Konto eröffnen oder einen

Kommunale Außenpolitik

Besuche erhalten die Freundschaft. Begegnungen machen Freunde und Freude. Das ist der Kerngedankte der Mülheimer Städtepartnerschaften. Am vergangenen Wochenende begegneten Mülheimer Gastgeberinnen und Gastgeber aus Rat, Stadtverwaltung und aus den Reihen des seit 1995 aktiven Fördervereins Mülheimer Städtepartnerschaften ihren Gästen aus den Partnerstädten Darlington (England) und Beykoz (Türkei). Anlass des Besuches waren das 70-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Darlington und das 15-jährige Bestehen der Städtepartnerschaft mit Beykoz. Auf dem Besuchsprogramm standen unter anderem eine Ausstellungseröffnung im Haus der Stadtgeschichte, die gemeinsame Teilnahme an der Gesellenlossprechung der Kreishandwerkerschaft und ein Festbankett im Restaurant der Stadthalle. Bei den bi- und trilateralen Gesprächen zwischen den Stadt- und Verwaltungsspitzen ging es unter anderem darum, wie man im Zeitalter der Digitalisierung das Internet, Soziale Medien und Videokonferenz-Plattformen n

Denk ich an die Demografie

Nicht nur für die Mülheimer Stadtgesellschaft gilt: Wir werden älter und bunter. Ein knappes Drittel der Bürgerschaft gehört heute zur Generation 60 Plus. Tendenz steigend. Dabei konnte Mülheim seit 2015 seine Bevölkerungsverluste durch Zuwanderung kompensieren, so dass die Stadtbevölkerung seitdem von 162.000 auf 174.000 angestiegen ist. Die Bevölkerungsgewinne gehen aber auf die Bevölkerung nicht-deutschen Ursprungs zurück. Etwa 40 Prozent der Neugeborenen stammen aus Zuwandererfamilien. Ein Viertel der Mülheimer hat einen Migrationshintergrund. In unserer Stadt leben heute Menschen aus mehr als 140 Nationen. Das birgt Chancen und Risiken.  Zuwanderung Aktuell geht die Demografie davon aus, dass Deutschland jährlich 400.000 Zuwanderer bräuchte, um seine alterungsbedingten Bevölkerungsverluste ausgleichen zu können. Wir sehen schon heute den zunehmenden Fachkräfte Mangel, der uns als Gesellschaft vor allem Integration und Qualifikation abverlangt. Die Geschichte der Gastarbeiter, die

Thank you, friends!

  Brauchen wir heute noch Städtepartnerschaften? Viele Menschen sagen: Nein. Die 372 Mitglieder der Mülheimer Städtepartner sagen: Ja. Gerade erst haben 32 von ihnen die nordenglische Partnerstadt Darlington besucht. Jetzt erwarten sie Gäste aus Darlington. Besuche erhalten die Freundschaft und fördern das gegenseitige Verstehen. Darauf weist auch der Vorsitzende der Städtepartner, Dr. Gerhard Ribbrock, hin. Für ihn, der den 1995 gegründeten Verein seit 2014 führt, sind die Bürgerbegegnungen kein Sightseeing-Tourismus, sondern ein "sich gegenseitig Kennenlernen, dass uns unterschiedliche Sichtweisen und ihre Hintergründe verstehen lässt." Die Mülheimer Städtepartnerschaft wird in den kommenden Tagen mit einem Fest im Stadthallenrestaurant und mit einer Ausstellung im Haus der Stadtgeschichte gefeiert, Zu Recht. Denn die deutsch-englische Städtepartnerschaft startete im August 1953 mit einem Jugendaustausch, an dem 16- bis 18-Jährige aus Darlington und Mülheim in beiden Städte

In Memoriam

  Renate Sommer ist tot. Durch ihr bürgerschaftliches Engagement bleibt sie in der Erinnerung unserer Stadtgesellschaft lebendig. Mit dem schönen Satz: "Kinder, die Geige spielen, schmeißen keine Steine", begründete die Gründungsvorsitzende des Förderkreises der Musikschule einmal ihr kulturpolitisches Engagement, dass inner- und außerhalb der Mülheimer Kommunalpolitik allen Kultureinrichtungen unserer Stadt zugutekam. Als Mutter und Lehrerin wusste die langjährige CDU-Stadträtin und Vorsitzende des Kulturausschusses um den systemrelevanten Wert von Kultur und Bildung. Die Christdemokratin fand in den 1970er Jahren in der damaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Dr. Helga Wex eine inspirierende und fördernde Parteifreundin, mit der sie sich für eine zeitgemäße Gesellschaftspolitik ihrer Partei einsetzte. Zwischen 1994 und 1999 gehörte sie zu den prominenten Vertreterinnen der ersten schwarzgrünen Zusammenarbeit im Mülheimer Stadtrat, die damals die bundesweit erste schwarzgrüne Z