Mittwoch, 29. November 2023

Protestantischer Führungswechsel

 In stürmischen Zeiten wechselt der aus sechs Gemeinden bestehende Kirchenkreis An der Ruhr seine Führung. Die Kreissynode hat den 61-jährigen Michael Manz zum neuen Superintendenten des 40.000 Gemeindemitglieder zählenden Kirchenkreises gewählt. Manz, der seit 30 Jahren als Pfarrer in Mülheim arbeitet, tritt am 16. Dezember die Nachfolge des 67-jährigen Pfarrers Gerald Hillebrand an. Zum Amtswechsel, der mit einem Gottesdienst in der Petrikirche gefeiert wird, wird auch der rheinische Landesbischof Thorsten Latzel erwartet.

Gehörten um 1810 mehr als 80 Prozent der Bürgerschaft zur evangelischen Kirche, so waren es Mitte der 1920er Jahre noch 64 Prozent und Mitte der 1970er Jahre noch 54 Prozent und Ende der 1990er Jahre noch 36 Prozent, während es heute nur noch 23 Prozent der Bürgerschaft. Der auf den geellschaftlichen und den demografischen Wandel zurückzuführende Schrumpfungsprozess der christlichen Stadtkirchen fordert auch dem evangelischen Kirchenkreis strukturelle Reformen ab.


Weniger und größere Kirchengemeinden. Weniger Gotteshäuser. Das war und ist der Trend. Dennoch sehen weder der noch amtierende noch der designierte Superintendent in dieser Herausforderung ein KO-Kriterium für das christliche Leben in unserer Stadt. Aktuell beschäftigen die Mülheimer Gemeinden 21 hauptamtliche Theologinnen und Theologen. Im Durchschnitt betreut ein Pfarrer oder eine Pfarrerin 3000 Kirchenmitglieder. Vor 30 Jahren gab es in Mülheim auch noch Gemeinden mit gut 1000 Mitgliedern. Die größeren Gemeindeeinheiten verlangen den Pfarrern und Pfarrerinnen heute eine deutlich erhöhten Anteil von Verwaltungsarbeit ab.


Dennoch sehen Hillebrand und Manz Seelsorge und Diakonie weiterhin als die zentralen Aufgaben kirchlicher Arbeit. Das Tauffest in Raffelbergpark und die Kirchenkreis-Freiluft-Gottesdienste zum Pfingstfest sehen sie in diesem Zusammenhang als wegweisend an. Auch Videobotschaften und Online-Gottesdienste sind seit der Corona-Pandemie Teil der evangelischen Verkündigung. Dennoch sind sich der scheidende und der designierte Superintendent darin einig, dass die gute alte analoge 1:1-Seelsorge durch nichts zu ersetzen ist.

Der in Essen aufgewachsene Michael Manz, der sowohl in Heißen als auch in Styrum Gemeinden geleitet hat bzw. dies noch tut, hat eine klare Vorstellung, von dem was die Evangelische Kirche vor Ort auch in Zeiten mit weniger Mitgliedern und weniger materiellen und personellen Mitteln leisten muss. Er sagt dazu: "Wir müssen öffentlichkeitswirksamer darstellen, was wir als Kirche Menschen anzubieten haben. Wir müssen mit unseren personellen Ressourcen fürsorglich umgehen, um sie nicht langfristig zu überreizen. Und wir müssen als Kirche auch gesellschaftspolitisch im Sinne der Frohen Botschaft relevant bleiben und weiterhin Partei für sozial benachteiligte Menschen ergreifen, auch wenn wir uns damit nicht immer bei allen beliebt machen."

In seiner eigenen seelsorgerischen und liturgischen Praxis macht Manz immer wieder die Erfahrung, "dass Menschen gerade an den Wendepunkten ihres Lebens Sinn, Orientierung und Begleitung suchen, die ihnen gut tut und sie für ihr Leben stärkt."


Kirchenkreis An der Ruhr  &  Über mich

Dienstag, 28. November 2023

Eine unvergessliche Frau

Sie war eine menschliche Institution. Die Elisabeth-Schwester Ingeborg halt als Krankenschwester am St. Marien-Hospital 20.000 Mülheimerinnen und Mülheimer auf die Welt geholt. Sie war nicht nur Krankenschwester, sondern auch Seelsorgerin, und dass auch weit jenseits einer 40-Stunden-Woche und einer Rentengrenze. Als sie 2010 für ihre Verdienste mit der Nikolaus-Groß-Medaille der katholischen Stadtkirche ausgezeichnet wurde, charakterisierte sie Stadtdechant Michael Janßen als „einen charismatischen Menschen, der selbstverständlich im Leben stehend die Frohe Botschaft Jesu Christi bezeugt und die damit verbundene Hoffnung weitergibt.“ Besser kann man das Lebenswerk Schwester Ingeborgs nicht beschreiben. Am 23. Mai 1930 in Schernbeck am Niederrhein geboren, kam sie 1952 als junge Kranken- und Ordensschwester ist 1887 gegründete St. Marien-Hospital. Damals war sie dort eine von 48 Elisabethschwestern. 2016 war sie die letzte Ordensschwester, die das katholische Krankenhaus verließ, um sich im Essener Mutterhaus ihrer Ordensgemeinschaft zur Ruhe zu setzen. Dort ist sie am 27. Oktober im Alter von 93 Jahren verstorben und damit ihrer Hoffnung auf ein ewiges Leben in Gottes Herrlichkeit entgegengegangen.

Mitglieder ihrer langjährigen Heimatgemeinde St. Mariae Geburt haben sich am 26. November im Rahmen eines Gedenkgottesdienstes dankbar an Schwester Ingeborg erinnert. Sie wird auch in den Herzen all jener Menschen weiterleben, die sie kennen und schätzen lernen durften.

Montag, 27. November 2023

Medien in Mülheim

In den letzten beiden Jahrzehnten ist das Internet, inklusive Google und Facebook zu Leitmedium aufgestiegen und hat damit unsere Medienlandschaft einer digitalen Revolution unterzogen. Auch Zeitungsverlage wie die in Mülheim aktive Funke Mediengruppe sind heute crossmedialen Unternehmen.

Der Westen machte 2007 als Internet Portal der damaligen WAZ Mediengruppe in Sachen digitaler Nachrichten und Informationsverbreitung in unserer Region den Anfang. Schon 1989 war die heutige Funke Mediengruppe mit Antenne Rühr in den lokalen Hörfunk eingestiegen. 2007 würde aus Antenne Rühr Radio Mülheim und Radio Obernhausen. Gab es zwischen 1950 und 1976 in Mühlheim mit NRZ, WAZ und den Ruhr Nachrichten drei eigenständige Lokalredaktionen, so ist heute allein die Lokalredaktion der WAZ übriggeblieben. Die seit 1946 in Mülheim erscheinende NRZ hat ihre Lokalredaktion 2018 geschlossen. Die 1976 als unabhängige lokale Wochen Zeitung gegründete und 1981 von der damaligen WAZ Mediengruppe übernommene Mülheim Woche schloss ihre Lokalredaktion im Februar 2023.

Die NRZ und die Mülheimer Woche, die, wie die WAZ, Teil der 2012 gegründeten Funke Mediengruppe sind, haben sich mit einer personell deutlich abgespeckten Regionalredaktion nach Essen zurückgezogen.

Die erste Mülheimer Zeitung erschien unter eben diesen Titel am 3. Januar 1797, 192 Jahre nach dem Erscheinen der ersten deutschen Wochenzeitung (Relation) in Straßburg und 147 Jahre nach dem Erscheinen der ersten deutschen Tageszeitung (Einkommende Zeitungen) in Leipzig. Ihr Herausgeber war der Buchdrucker Gerhard Wilhelm Blech. Dass er seine Zeitung nach nur vier Jahren wieder einstellen musste, hatte mit den politischen Verhältnissen im Spätabsolutismus zu tun. 

Denn die Landesherren, in diesem Falle war es die Broicher Landgräfin Maria Luise Albertine von Hessen-Darmstadt, konnte jederzeit die Genehmigung zur Herausgabe einer Zeitung wieder entziehen, sobald ihr Beiträge aus dieser Zeitung nicht gefielen. Dennoch blieben Gerhard Wilhelm Blech und seine Nachfahren dem Buch- und dem Zeitungsdruck treu. So gaben sie zwischen 1835 und 1851 den Boten für Stadt und Kreis Duisburg und ab 1886 denn Generalanzeiger für Mülheim heraus. Ein nur kurzes und revolutionsbedingtes Erscheinen war 1848/49 dem "Wächter an der Ruhr" beschieden.

Neben der Familie Blech war auch die Familie Julius Bargel eine wichtige Verlegerfamilie. Sie gab nicht nur Bücher, sondern ab 1857 auch die Rhein-Ruhr-Zeitung heraus. Und zwei Jahre nach der Reichsgründung erschien erstmals ab 1873 wieder eine Mülheimer Zeitung, zunächst unter der Regie von Julius Wacker und ab 1880 im Besitz der Familie Ernst Marks. Die Familie Marks blieb bis 1945 die tonangebende Verlegerfamilie der Stadt. Ihr Verlag übernahm 1911 auch den General-Anzeiger für Mülheim. Das zweite Mülheimer Lokalblatt wurde unter dem Eindruck der nationalsozialistischen Pressegleichschaltung 1933 mit der Mülheimer Zeitung zwangsfusioniert. Zwischenzeitlich hatten mit der Mülheimer Volkszeitung (1908-1923) und der Freiheit (1918/19) in Mülheim auch eine katholische und kommunistische Zeitung existiert. Darüber hinaus berichtete zwischen 1919 und 1933 auch die in Duisburg herausgegebene Volksstimme als sozialdemokratische Tageszeitung auch über das Geschehen in Mülheim. 

Neben der Mülheimer Zeitung erschien in der NS-Zeit auch die von der NSDAP herausgegebenen Nationalzeitung, die ihre Zentralredaktion in Essen hatte. Mit dem zweiten Weltkrieg und der NS-Diktatur endete auch die Geschichte der Mülheimer Zeitung. Die Alliierten verboten den sogenannten Altverlegern, die vor 1945 und damit während der NS-Herrschaft publizistisch tätig gewesen waren, die weitere Betätigung als Zeitungsverleger. 

Stattdessen gab die britische Armee, zu deren Besatzungszone ab Juni 1945 auch Mülheim gehörte en sie mit der Ruhrzeitung (1945/46) die von Hans Habe und Stefan Heym geleitete Ruhrzeitung heraus, die als lokales Veröffentlichungsblatt diente. Ab 1946 vergaben die Alliierten, und in Mülheim die britische Besatzungsmacht, Lizenzen an politisch unbelastete Neuverleger. Zu Ihnen gehörten unter anderem die Sozialdemokraten Dietrich Oppenberg und Erich Brust sowie der ehemalige Zentrumsmann Anton Berz. Der Sozialdemokrat Dietrich Oppenberg, der während des Dritten Reiches zeitweise im Gefängnis gesessen hatte, gab ab 1946 die auch in Mülheim erscheinende Neue Ruhr Zeitung heraus. Diese Zeitung war von den Briten als SPD nahe Zeitung lizenziert worden. Zeitgleich erhielt Anton Berz in Düsseldorf die Lizenz für die CDU-nahe Rheinische Post. Beide Zeitungen hatten zwischen 1946 und 1949 auch lokale Redaktionen in Mülheim. Die Rheinische Post zog sich 1949 aus Mülheim zurück und wurde ab 1950 durch die ebenfalls CDU-nahen Ruhrnachrichten des Verlegers Lambert Lensing ersetzt. Der ehemalige Chefredakteur der NRZ, Erich Brost, wurde zusammen mit dem vormaligen Redakteur der Rheinisch-Westfälischen Zeitung in Essen, Jakob Funke, 1948 Lizenzträger für die unabhängige Westdeutsche Allgemeine Zeitung (WAZ). 

Die WAZ konnte im Gegensatz zu NRZ und zu den Ruhrnachrichten ihre Auflage stetig steigern und damit auch mehr Anzeigen gewinnen. Sie profitierte von der übernahme des Zeitungsverlages Marks, die ihr ermöglichte mit dem Untertitel Mülheimer Zeitung erscheinen zu können. 

Die Folge des zunehmenden WAZ-Erfolgs 1976 die Gründung der WAZ-Mediengruppe. Zu ihr gehörten jetzt auch die NRZ, die Westfälische Rundschau und die Westfalenpost. ihre Redaktionen blieben zwar eigenständig. Aber alle Blätter hatten einen gemeinsamen Anzeigenteil. Nach dem Rückzug der Ruhrnachrichten 1976, gründete sich die zunächst unabhängige Mülheimer Woche als lokales Wochenblatt, das allerdings 1981 von der WAZ-Mediengruppe übernommen wurde. Damit hatte die WAZ-Mediengruppe eine eine mediale Monopolstellung in unserer Stadt gewonnen. Im Jahr 2012 wurde aus der WAZ-Mediengruppe die Funke Mediengruppe. Hintergrund war die Übernahme der Anteile der Familie Brost durch die Familie Funke-Grothkamp  Jakob Funke (1901 bis 1975) war Mit-Herausgeber und kaufmännischer Leiter WAZ. Anders, als sein Mit-Herausgeber und langjähriger Chefredakteur Erich Brost war Funke kein Sozialdemokrat. Er hatte auch während der NS-Zeit für die Rheinisch-Westfälische Zeitung des zwischenzeitlichen nationalsozialistischen Essener Oberbürgermeisters Theodor-Reismann-Grone als Redakteur gearbeitet und war 1941 Mitglied der NSDAP geworden und arbeitete für das Deutsche Nachrichtenbüro. 1945/46 war er für die Ruhrzeitung tätig und wurde Mitglied der neu gegründeten CDU.
Bevor er mit Brost ab 1948 die WAZ herausgab, hatte er als Redakteur Dietrich Oppenbergs für das Rhein Echo und die NRZ gearbeitet.  Seit Mit-Verleger Erich Brost (1903 bis 1995) war als Sozialdemokrat während der NS-Zeit im Exil journalistisch aktiv. Vor 1933 hatte der aus Ostpreußen stammende Brost als Redakteur für die Danziger Volksstimme gearbeitet. 

Sonntag, 26. November 2023

Teurer Spaß

Mit einer Doppelproklamation ihrer Prinzenpaare starteten die Mülheimer Jecken am 11.11 in die Fünfte Jahreszeit. Motto: Karneval für jedermann jetzt sind mal die jungen dran. Aber ohne die älteren und zahlungskräftigeren Jecken funktioniert der Karneval auch nicht. Das macht ihn jetzt der Vorsitzende des Hauptausschusses des großen Karneval Markus Uferkamp und sein Geschäftsführer Hans Klingels deutlich, als sie darauf verwiesen dass der kommende Rosenmontagszug der am 12 Februar 2024 ab 14 Uhr durch die Innenstadt rollen wird mit etwa 35.000 € zu Buche schlägt. Noch vor einigen Wochen da ließen sie keinen Zweifel stand der Mülheimer Rosenmontagszug, den der Hauptausschuss Groß-Mülheimer-Karneval seit 1958 als größte Mülheimer Freiluftveranstaltung organisiert, finanziell auf der Kippe.

Oberbürgermeister Marc Buchholz konnte als Verwaltungschef einer hochverschuldeten statt zwar keine eigenen Finanzmittel zur Verfügung stellen dafür organisierte er aber ein Frühstück mit aktiven und potenziellen Sponsoren. Das zusammentreffen Chefkanalisten schon jetzt gelohnt. Denn neben der Warsteiner Brauerei konnten auch die AZ klinikgruppe und der Reisemobilanbieter RS der an der Kölner Straße in Selbeck ansässig ist als neuer Unterstützer des Mülheimer Karnevals gewonnen werden. Genauso wichtig ist es klingelt und Uferkamp, dass die bisherigen Sponsoren bei der Stange geblieben sind. Dazu gehören die Ruhe durchgruppe und die wolfgruppe die Sparkasse  die reine westfälische Wasserwerksgesellschaft der Hagebaumarkt und Westenergie. Hinzu kommen aber auch das Deutsche Rote Kreuz, die Polizei, das Ordnungsamt die Mülheimer Entsorgungsgesellschaft MEG und das Technische Hilfswerk, die den Rosenmontagszug mit seinen im Schnitt 35.000 Besuchern und 1000 aktiven Teilnehmern begleiten. Hinzu kommt außerdem ein 80-köpfiger Förderkreis der im Januar beim Jubiläumsempfang des Hauptausschusses Groß-Mülheimer-Karneval um vier Ehrensenatoren erweitert wird.

Kostentreiber beim Spaß an der Freud sind mit Blick auf den Rosenmontagszug vor allem das Baumaterial für die Wagenbauer, das Wurfgut, das längst nicht mehr nur aus Kamelle besteht, die Zugmaschinen sowie die Ordnungskräfte, die im Auftrag eines privaten Sicherheitsdienstleisters den Zug mit seinen 30 Wagen und Fußgruppen absichern. Ha Präsident Markus Uferkamp lässt keinen Zweifel daran, dass ihm ein Stein vom Herzen gefallen ist, nachdem klar war dass der Rosenmontagszug auch im Jahr 2024 kommen kann. Denn für eine Stadt mit 170.000 Menschen gehört ein Rosenmontagszug am Rosenmontag einfach dazu findet nicht nur Uferkamp.

Auch wenn der Festsaal der Stadthalle vorerst nur für die inklusive Karnevalsveranstaltung Grenzenlos in Frage kommt, weil sie vom städtischen Kulturbetrieb finanziert wird, hat sich die die Saallage für den Mülheimer Karneval in dieser Session entspannt. Einerseits stehen die Autohäuser Extra und Wolf in Dümpten und Saarn Veranstaltungsstätten zur Verfügung. Andererseits wird auch der Altenhof der evangelischen Kirche in dieser Session wieder für drei Karnevalsveranstaltungen zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich um die klassischen Prunksitzungen der Roten Funken und der KG Blau-Weiß sowie um das neue Veranstaltungsformat Mölmsch Jeck, mit dem der Hauptausschuss Groß-Mülheimer-Karneval am Karnevalsfreitag sein 66-jähriges Bestehen feiern wird.

Optimistisch stimmen Markus Uferkamp und Hans Klingels auch die Pläne der karnevalsnahen Wasseraufbereitungsfirma Baierlorzer, die am Langekamp in Dümpten den Bau einer Eventhalle planen, in der nicht nur aber auch Karnevalsveranstaltungen mit bis zu 300 Gästen über die Bühne gehen können. Darüber hinaus gehen die Mülheimer Chefkarnevalisten davon aus, dass das Forum nach seinem Umbau in der kommenden Session wieder als Veranstaltungsort für einen Kinderkarneval und eine modernisierte Rosenmontagstombola zur Verfügung stehen wird.

Mittwoch, 22. November 2023

Denk ich an Kennedy

Heute vor 60 Jahren wurde der damalige US-Präsident John F. Kennedy bei einer Autofahrt durch Dallas (Texas) ermordet. Er teilte dieses Schicksal mit seinen Vorgängern Abraham Lincoln (1865), James Garfield (1881) und William McKinley (1901). Das Attentat in Dallas ist nicht nur in das kollektive Gedächtnis der Amerikaner eingegangen.

Auch in Mülheim gingen junge Menschen nach seiner Ermordung auf die Straße, um ihre Trauer auszudrücken. Wenige Monate vor seinem gewaltsamen Tod, dessen Hintergründe bis heute nicht lückenlos aufgeklärt worden sind, hatte Kennedy in der Bundesrepublik Deutschenland einen triumphalen Staatsbesuch erlebt. Zwei Jahre nach dem Berliner Mauerbau konnte John F. Kennedy mit seinem Bekenntnis: "Ich bin ein Berliner!" die Herzen der Westdeutschen zurückgewinnen, die er nach dem durch Washington akzeptierten Mauerbau 1961 verloren hatte. "Solche Tag werden wir nie wieder erleben!", sagte Kennedy nach dem Ende seines Deutschlandbesuches auf dem Heimflug in die USA. Kennedy, der 1937 als Student und 1945 als Journalist Deutschland schon einmal bereits hatte, erlebte im Juni 1963, denkbar eindrucksvoll, dass sich die Menschen im Westen Deutschlands endgültig als Teil des demokratischen Westens verstanden und 18 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur in der liberalen Demokratie angekommen waren.

Das Kennedy vor allem die junge Generation begeisterte, hatte nicht nur mit seinem Charisma und seiner Rhetorik zu tun. Neben dem damals 85-jährigen Bundeskanzler Konrad Adenauer wirkte der damals 46-jährige Kennedy geradezu jugendlich. Kennedy war bei seiner Wahl im Jahr 1960 mit 43 Jahren der jüngste gewählte Präsident der USA und er war der erste Katholik im Weißen Haus. Er war der erste US-Präsident, der im 20. Jahrhundert geboren wurde. Und er war der erste Präsident, der auch deshalb mit knapper Mehrheit ins Amt gewählt wurde, weil er in den Fernsehdebatten mit seinem Kontrahenten Richard Nixon eine bessere Figur gemacht hatte. Legendär wirkt bis heute auch die in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 formulierte Aufforderung: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Frage, was du für dein Land tun kannst!" nach. Sein kongenialer Redenschreiber und Berater Ted Sorensen, ein Journalist, ist ein Beispiel dafür, dass sich Kennedy bewusst mit intellektuellen Beratern umgab. Die Tatsache, dass seine Regierung die Kuba-Krise 1962 friedlich beilegen konnte, war auch auf die von ihm gepflegte Beratungs- und Diskussionskultur zurückzuführen. Rückblickend war Kennedy kurze Präsidentschaft geprägt vom Kalten Krieg, aber auch von dem Versuch nationale und internationale Probleme neu zu betrachten und zu lösen. Unter seiner Führung stiegen die USA mit der Gründung eines Friedenskorps und einer Allianz für den Fortschritt in die Entwicklungshilfe ein. Sie brachten eine Bürgerrechtsgesetzgebung auf den Weg und versuchten mit einem Abkommen über den Stopp von Atombombentests den Kalten Krieg zu entschärfen. Allerdings bleibt auch die Verstärkung der US-Präsenz in Vietnam, die sich nach seinem Tod zu einem langjährigen Stellvertreterkrieg des Ost-West-Konfliktes ausweiten sollte, mit der Amtszeit des 35. Präsidenten der USA verbunden. 

In der ARD- und in der ARTE-Mediathek sowie in der DLF-Audiothek findet man interessante und tiefgründige Dokumentationen über John F. Kennedy und seine Familie. 

Sonntag, 19. November 2023

Heute ist Volkstrauertag

 Heute ist Volktrauertag. Wir denken heute an die Menschen, die in zwei Weltkriegen, aber auch in den vielen Kriegen nach 1945 und bis auf den heutigen Tag verloren haben und weiterhin verlieren. Krieg ist ein menschlicher Offenbarungseid. "Frieden ist nicht alles. Aber ohne Frieden ist alles nichts", hat der Kölner Schriftsteller und Literaturnobelpreisträger Heinrich Böll einmal gesagt. 1917 in Köln geboren hat Böll als Soldat der deutschen Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teilgenommen an dieser traumatischen Lebenserfahrung seinen Pazifismus geschult.

Ich denke am heutigen Volkstrauertag an meinen Großonkel Josef Overmeyer. Wie Böll, wurde auch er in Köln geboren. Wie Böll, musste auch er als Soldat der deutschen Wehrmacht am Zweiten Weltkrieg teilnehmen. Ich habe zwei Fotos aus unserem Familienalbum vor Augen. Das eine zeigt ihn als Zwölfjährigen in einem Matrosenanzug im Kreise seiner Schwestern Maria, Zitta und Jutta. Das zweite zeigt ihn jung verheiratet mit seiner Ehefrau Anneliese. Auf beiden Fotos sieht er eher ernst aus. Das ist wohl den Zeitumständen geschuldet. Denn sein Jungenfoto wurde 1923, im Jahr der Hyperinflation und sein Verlobungsfoto im Kriegsjahr 1941 aufgenommen. Damals war er in Zeiten des Unrechts ein gerade zum Doktor der Rechte promovierter Jurist. Sein 1875 in Osnabrück geborener Vater Franz-Josef Overmeyer war zu diesem Zeitpunkt ein nach 28 Dienstjahren seit 1933 zwangspensionierter Schulrat, der während des Kaiserreiches und der Weimarer Republik der katholischen Zentrumspartei angehört hatte. Auf beiden Fotos mag mein Großonkel Josef Overmeyer auf bessere Zeiten gehofft haben. Vergeblich. Am 16. September 1944 fiel er als Soldat der Wehrmacht im sogenannten Kurlandkessel bei Resses in Lettland. Sein Leichnam wurde in einem Massengrab beigesetzt. Mit seiner Frau hinterließ er einen Sohn, der später in die beruflichen Fußstapfen seines Vaters treten sollte. Zum Zeitpunkt seines von der NS-Propaganda sogenannten "Heldentodes" war er gerade mal 33 Jahre alt. Er war eines von insgesamt 60 Millionen Opfern des Zweiten Weltkrieges. Das ist eine unvorstellbare Zahl, die erst begreifbar wird, wenn man sie anhand individueller Schicksale betrachtet. 

14 Tage vor seinem eignen Tod hatte mein Großonkel im Rahmen eines Heimaturlaubs seine 1877 in Trier als Franziska Weber geborene Mutter, mit seiner Familie zu Grabe getragen. "Dr. jur. Josef Overmeyer, Amtsgerichtsrat, zurzeit im Felde" hatte im Totenbrief seiner Mutter gestanden. Sein Vater Franz-Josef Overmeyer sollte seine Frau und seinen Sohn um acht Jahre überleben. 1944 schreibt er: "Abschied von meinem Sohn: Jetzt hast auch du uns schnell verlassen, nach der Mutter jähem Tod. Gott sei's geklagt. Sie indes trug schon den Kranz des Alters. Du erstrahltest noch im Glanz der Jugend. Ach, der Krieg riss dich von hinnen, aus dem Arm der treuen Gattin und von der Seite deines Knaben, der des Schicksals Wucht nicht kennt. Deinem Vater, dessen Stolz und Freude du warst, quält der Schmerz um dich, denn einzig, kehrst du nimmer wieder zu dem, dem sein ganzes Hoffen galt, dem er Opfer brachte, viele Jahre um Jahre. Möge der Himmel es dir lohnen, teurer Gast, dass du starbst für Volk und Land, fern der Heimat, fern der Lieben, die dir gedenken, bis Freund Hein sie mit dir vereint.“

Was können wir heute aus den Lebenserfahrungen unserer Vorfahren lernen? Vielleicht das, was der Mülheimer Bundestagsabgeordnete Dr. Wilhelm Knabe (1923-2021) im Jahr 2004 so formuliert hat: "Nur wenn es unseren Nachbarn gut geht, geht es auch uns gut." Das gilt nicht nur für den Weltfrieden.

Die Hoffnung auf weltweiten Frieden hat Stephen Vincent Benet im Kriegsjahr 1942 in Worte gefasst, die heute als das Gebet der Vereinten Nationen gesprochen werden.

Herr, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen,
dessen Geschöpfe nicht von Kriegen gepeinigt werden,
nicht von Hunger und Furcht gequält,
nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns Mut und Voraussicht, schon heute mit diesem Werk zu beginnen,
damit unsere Kinder und Kindeskinder einst stolz den Namen Mensch tragen. Amen.


 Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge 

Donnerstag, 16. November 2023

Schau mal an

Styrum ist weit mehr als ein industriell geprägter Stadtteil. Das zeigt der Bild Kalender des Styrumer Geschichtsgesprächskreises, liebevoll und professionell gestaltet von Ulrike Nottebohm, die viele Mülheimerinnen und Mülheimer noch als Chorleiterin der Stürmer Feldmann Stiftung kennen. Kunstvoll kombiniert der Stadtteilkalender aktuelle Und historische Ansichten Styrums, das seit 1904 ein Stadtteil Mülheims ist. 


In den Folgejahren er hilft dir rum 1909 seinen Bahnhof 1911 die Thyssen Brücke und 1908 und die katholische Volksschule an der Oberhausener Straße, die wir seit 1986 als Willy-Brandt-Gesamtschule kennen. Zuvor war es eine eigenständige Landbürgermeister ei. Wo zwischen 1889 und 1943 das Styrumer Rathaus stand, sehen wir heute das Jugendzentrum cafe4you und die Gebrüder Grimm Schule. Das Schloss Styrum, der Aquarius und die Röhrenwerke erzählen von der industriellen und vorindustriellen Geschichte Styrums. Styrum blieb auch nach der Reformation katholisch und war bis 1806 unter den Grafen von Limburg Styrums mit einer Grundfläche von 60 Hektar der kleinste Staat des Heilrömische Reiches Deutscher Nation war. Nach den Grafen kamen die Direktoren August Thyssens, die ab 1890 im Schloss residierten, ehe es ab 1960 als erste Altentäter Westdeutschlands und als Ausstellungsraum für die städtische Kunst Sammlung genützt wurde. 

Mit der Landesgartenschau MÜGA zogen das interaktive Wasser Museum der rheinischen westfälischen Wasser Werks Gesellschaft RWW, Künstler Gastronomen in Thyssen s Wasserturm Aquarium und. Ins Schloss Styrums ein. Bis heute beherbergt das Schloss Künstlerateliers und eine Bürger Begegnungsstätte. Außerdem kann man dort und im Aquarius feiern und heiraten, Letzteres natürlich nur, wenn man sich traut. Wer sich für den Styrums Kalender 2024 interessiert, bekomm ihn für drei Euro in der Feldmannvilla an der Augusta Straße in der Stadtteilbücherei in der Willy-Brandt-Schule an der Oberhausen Straße oder in der Buchhandlung Fehst am Löhberg. 


Über mich und: Styrumer Feldmannstiftung

Dienstag, 14. November 2023

Aktuelle Erinnerung

 85 Jahre nach der Reichspogromnacht war es besonders vielen Menschen in Mülheim ein Bedürfnis sich auf dem Platz der ehemaligen Synagoge zu versammeln. Unter ihnen war auch der 1936 geborene Holocaust-Überlebende und 2021 ernannte Mülheimer Ehrenbürger Jacques Marx. Mit seiner Mutter hatte er sich während der NS-Zeit in französischen Wäldern versteckt, um der Ermordung zu entgehen. Rabbiner David Moshe Geballe schloss in sein Gebet für die Holocaust-Opfer auch jene 1250 Menschen mit ein, die am 7. Oktober 2023 in Israel von den radikalislamischen Terroristen der Hamas ermordet worden sind. "Seit dem Ende des Holocaust sind noch nie so viele jüdische Menschen ermordet worden, wie am 7. Oktober", schlug Oberbürgermeister Marc Buchholz eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. "Nie wieder ist jetzt", sagte er mit Blick auf die "Menschen, die unsere Meinungsfreiheit missbrauchen, um auf unseren Straßen antisemitische Parolen zu rufen und den Terror der Hamas zu feiern." Ihnen, so Buchholz: "müssen wir entschieden entgegentreten, um unsere Demokratie vor Schaden zu bewahren." Für den Stadtdechanten Michael Janßen führt nur ein Weg zum Frieden, ob in Nahost oder bei uns: "Reden, Reden, Reden!!!" 

Besonders bereichert wurde die Gedenkveranstaltung vor dem Medienhaus von Jugendlichen der Gustav-Heinemannschule. Sie zeigten historische Fotos der 1907 eingeweihten und 1938 niedergebrannten Synagoge. Sie lasen ein Gedicht und Zeitzeugenberichte aus der Reichspogromnacht vom 8. auf den 9, November 1938. In dieser Nacht erreichte die seit 1933 staatlich gelenkte Judenverfolgung einen weiteren traurigen Höhepunkt. Nicht nur die Synagoge, die die Jüdische Gemeinde bereits im Oktober 1938, weit unter Wert an die Stadtsparkasse verkauft hatte, wurde niedergebrannt. Der braune Mob misshandelte jüdische Mitbürgerinnen und Mitbürger. Er zerstörte ihre Geschäfte und Wohnungen. Allein in dieser Nacht wurden 80 jüdische Mülheimerinnen und Mülheimer verhaftet und in Konzentrationslager verschleppt. 

Besonders perfide: Den in Mülheim verbliebenen Jüdinnen und Juden wurde eine sogenannte Sühnesteuer auferlegt, mit deren Ertrag die Schäden der Reichspogromnacht bezahlt werden sollten. So wurden Opfer zu Tätern gemacht. Dies widerfuhr auch jenen 300 jüdischen Mülheimerinnen und Mülheimern, die ihre Flucht ins Ausland mit einer sogenannten Reichsfluchtsteuer bezahlen mussten. Oberbürgermeister Marc Buchholz brachte die heute und morgen mahnenden historischen Tatsachen auf den Punkt, wenn er feststellte: "Uns alle erfüllt es mit tiefer Scham, dass die Zivilcourage auch in unserer Stadt nicht stark genug war, um der Ausgrenzung der jüdischen Nachbarn entgegenzutreten." 1933 zählte die jüdische Gemeinde Mülheims 626 Mitglieder. Von ihnen konnten 300 fliehen und nur 20 im Machtbereich der Nationalsozialisten, gut versteckt oder in einem Konzentrationslager überleben. 270 jüdische Mülheimerinnen und Mülheimer wurden ab 1941 in Konzentrationslager deprotiert und dort ermordet. Heute zählt die Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen rund 2700 Mitglieder, von denen etwa 800 aus Mülheim kommen.

Mittwoch, 8. November 2023

Starke Kunst

 Ein Bild sagt mehr als 1000 Worte. Zwei Ausstellungen, die man zurzeit eintrittsfrei besuchen kann, zeigen es uns. In der Galerie 46 an der Aktienstraße 46 sehen wir unter dem Titel: "Torsi" Bilder und Skulpturen des Mülheimer Malers und Bildhauers Jochen Leyendecker. Der Name ist Programm. Torsi. Der 1957 in Mülheim geborene Leyendecker zeigt sich als Meister der Torsi. "Sie zeigen alles, auch wenn sie nicht alles zeigen", beschreibt der die Kunst der Andeutung, in der sich das Kunstobjekt durch die Phantasie seines Betrachters vervollständigt. Johannes Leendecker wurde durch seinen Kunstlehrer an der heutigen Otto-Pankok-Schule, Johannes Rickert, und durch den Mülheimer Bildhauer Ernst Rasche auf den Weg der bildenden Kunst gebracht. Er selbst hat die Kunst als Lehrer am Gymnasium Heißen der jungen Generation nahegebracht und in den Jahren 1998 bis 2015 im Bismarckturm am Kahlenberg gearbeitet und ausgestellt und damit den Dialog mit den Freunden der Kunst gesucht. 

Im Vorbeigehen und eintrittsfrei kann man in der katholischen Ladenkirche an der Wallstraße 22 zurzeit die gemalten "Seelenwelten" der 1981 geborenen und seit 1991 in Mülheim lebenden Künstlerin Monika Nemet betrachten. Wir sehen Werke einer vielseitigen Künstlerin, die offensichtlich gerne und gut mit verschiedenen Mischtechniken und realen bis surrealen Motiven experimentiert. Besonders beeindrucken sind dabei ihre ausdrucksstarken Portraits von Menschen, die offensichtlich vom Leben gezeichnet sind. Nicht nur der Teamleiter der katholischen Ladenkirche, Johannes Brands, wünscht den technisch wie inhaltlich bemerkenswerten Bildern Nemets, eine Publizität und Aufmerksamkeit, die über den Radius der katholischen Ladenkirche hinaus geht.


Jochen Leyendecker   Monika Nemet   Über mich


Montag, 6. November 2023

Verstehen wir uns noch?

In Zeiten des Wiedererstarkenden Rechtspopulismus und Rechtsextremismus nahmen sich 130 Menschen aus verschiedenen Bereichen der Bürgerschaft einen halben Tag Zeit, um über unsere Demokratie zu sprechen. Das Zentrum für bürgerschaftliches Engagement CBE und die katholische Akademie Die Wolfsburg hatten zur Demokratiekonferenz geladen.

Den ersten Impuls lieferte der langjährige WDR-Hörfunkjournalist Tom Hegermann. Er ging mit seiner Zunft hart ins Gericht. Interviews, die vor 20 Jahren noch 7 Minuten dauern dürften, müssen heute schon nach 2 Minuten 30 beendet werden beschrieb er den allgemeinen Trend zum Häppchenjournalismus. Darin sieht Hegermann der heute als Kommunikationstrainer arbeitet, eine für unsere Demokratie gefährliche Wirklichkeits- und Komplexitätsverweigerung der Medien.

Auch Mülheims Bildungsdezernent David Lüngen konstatierte: „Wir erreichen mit unseren Informationsveranstaltungen, bei denen oft mehr Mitarbeitende aus der Stadtverwaltung als interessierte Bürgerinnen und Bürger vertreten sind, längst nicht mehr alle Bevölkerungsgruppen.

Auch Bürgermeister Markus Püll räumte ein, „dass das an die Substanz unserer Demokratie geht, , weil Demokratie mit dem Dialog beginnt.“ Mediatoren Dr. Evgenja Sayko  plädierte für eine neue Gesprächs- und Diskussionskultur, die das Gegenüber mit der anderen Meinung respektiere und nicht als Gegner abwehrte.“

Steffen Ludwig, Jugendredakteur des Recherchenetzwerks Korrektiv, gab hilfreiche Faustregeln für die persönliche Medienanalyse. „Schauen Sie sich genau an, ob sie bestimmte Nachrichten nur in einem oder in mehreren Medien finden. Gucken Sie sich bei jeder Medienquelle das Impressum an, um zu sehen, wer redaktionell hinter der Nachricht steckt. Überprüfen Sie fragwürdige Fotos mit der Google-Rückwärtssuche, die Ihnen automatisch Fotos zu vergleichbaren Themen liefert. Wenn Sie auf Quellen stoßen, die besonders reißerisch und in schlechtem Deutsch formuliert worden sind, kann das ein Hinweis auf Influencer sein, die es darauf anlegen, im Netz Fake News zu verbreiten“, betonte Ludwig.

Die Diskussion machte deutlich: In Zeiten, in denen sich unsere Gesellschaft mit immer komplexeren Fragen konfrontiert sieht, wächst die Sehnsucht nach immer einfacheren Antworten, die vermeintlich nicht nur von Rechtsextremisten und Rechtspopulisten, sondern auch von Internet Influencern oder durch angeblich gut informierte Freunde in sozialen Gruppen verbreitet werden. „Die Sehnsucht nach einfachen Antworten, hat oft nichts mit mangelnder Intelligenz, sondern mit einer mangelnden emotionalen Resilienz zu tun“, unterstrich Tom Hegermann.

Dass dieses soziale Phänomen keine Lappalie ist, wurde daran deutlich, dass man sich einig darin war, dass eine gut funktionierende Demokratie auf gut informierte Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist. In diesem Zusammenhang erntete die amtierende Bundesregierung denn auch scharfe Kritik für ihre Sparpläne im Budget der Bundeszentrale für politische Bildung.


Die Wolfsburg & Das CBE Über mich

Samstag, 4. November 2023

Ein Mensch, der uns fehlt

 Man erinnert sich gerne und oft an den am 3. Januar 2020 mit 66 Jahren viel zu früh verstorbenen ehemaligen Bezirksbürgermeister Hermann-Josef Hüßelbeck, der für die CDU auch im Rat der Stadt saß und sich darüber hinaus ehrenamtlich in den Reihen des Deutschen Roten Kreuzes, des Mülheimer Karnevals und des Stammtisches Aul Ssaan engagierte.

Die Wertschätzung, die Hermann-Josef Hüßelbeck auch postum in der Bürgerschaft genießt, wurde durch die zahlreichen Menschen sichtbar, die zur Enthüllung des neuen Straßenschildes an die Ecke Kölner Straße/Hermann-Joef-Hüßelbeck-Straße nach Selbeck kamen.

Hüßelbecks christdemokratische Nachfolgerin Elke Oesterwind würdigte den bodenständigen, traditionsbewussten und zugewandten Kommunalpolitiker unter anderem mit den Worten: „Viele Jahrzehnte lang hat er sich in das politische Geschehen unserer Stadt leidenschaftlich eingemischt, als Gestalter, als Kümmerer und als Menschenfreund. war er stets ansprechbar für die großen und kleinen Probleme seiner Mitbürgerinnen und Mitbürger. Er gestaltete Politik fair und verbindlich, verlässlich und menschlich - und hat sich damit weit über alle parteipolitischen Grenzen hinweg hohes Ansehen und viele Sympathien erworben. Doch nicht nur die Kommunalpolitik, auch die Mülheimer Heimat- und Brauchtumspflege, insbesondere der Mölmsche Karneval, haben ihm unendlich viel zu verdanken.“

Auch Hüßelbecks Witwe Gabi Hüßelbeck und seine Tochter Alexandra verfolgten vor Ort dankbar die Ausführung, der am 24. November 2020 von der Bezirksvertretung 3 beschlossenen Würdigung ihres Ehemannes und Vaters. „Wir sind sehr stolz, finden aber auch, dass er diese Ehre verdient, hat“, betonten Gaby und Alexandar Hüßelbeck.


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