Donnerstag, 28. Dezember 2023

Asterix und Obelix lassen grüßen

 Kultur funktioniert auch ohne Kommerz. Das beweisen die Regler seit 20 Jahren in der Freilichtbühne an der Dimbeck. Seit zehn Jahren managen sie dort den Bühnenbetrieb. Chefregler Hans Uwe Koch, der selbst aus der Musikszene kommt, spricht angesichts der 250 eingeschriebenen Regler und ihrer etwa 25 aktiven Helfer und Helfershelfer mit einem Augenzwinkern von einem "gallischen Dorf" in einer weitgehend kommerziellen oder steuerfinanzierten Kulturlandschaft. Asterix und Obelix lassen grüßen.

Allein in der zurückliegenden Spielzeit haben die Regler 62 Kulturveranstaltungen über die 1936 eröffnete Freilichtnühne gehen lassen und damit 65.000 Besucher begeistert. Konzerte unterschiedlicher Musikrichtungen, Theater, Comedy, Feste, Lichtkunst und naturwissenschaftliche Experimentalshows. "Wir sind auf kein Genere festlegt", erklärt Hans Uwe Koch einen Startvorteil der Regler.

Einen weiteren Vorteil sieht er darin, "dass wir keine finanziellen Entscheidungsschranken aufrichten und damit kulturinteressierte Menschen ausschließen und statt dessen auf den Hut spielen."

Statt festgelegter Eintrittsgelder gilt bei Veranstaltungen in der Freilichtbühne: "Der Hut geht rum!" Jeder Gast gibt, was er will. Dass 2023 auf dieser Geschäftsgrundlage 148 Künstler aus dem In- und Ausland in der Freilichtbühne aufgetreten sind, spricht für den Erfolg des Systems.

"Die Menschen sind offener. Sie kommen ohne festgelegte Erwartungshaltung und lassen sich deshalb auch positiv überraschen", beschreibt Koch das Erfolgsrezept des Der-Hut-geht-rum-Prinzips.

Allerdings lässt er auch keinen Zweifel daran, dass der Kultur Freilichtbühne, der seine historischen Höhepunkte als Theater- und Orchesterbühne in den 1950er Jahren und als Schauplatz der Karl-May-Festspiele im Sommer 1971 erlebte, nicht nur mithilfe des kreisenden Hutes und des Ehrenamtes funktioniert. Ohne Sponsoren aus der lokalen und regionalen Wirtschaft, siehe: Regler Produktion e.V. | Freilichtbühne Mülheim an der Ruhr – OpenAir Germany (wordpress.com), die die Regler mit Geld- und Sachleistungen unterstützen, wäre die Kulturlandschaft in der grünen Innenstadt-Oase nicht aufrechtzuerhalten.


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Sonntag, 24. Dezember 2023

Blick ins Heilige Land

Weihnachten 2023 ist leider nicht nur im Heiligen Land kein Fest des Friedens. 

Mit einem Schwarz-Weiß-Denken kann man den Nahost-Konflikt nicht begreifen, geschweige denn lösen. Das begreift man wenn man mit Dr. Ribhi Yousef über eben diesen Konflikt der nun schon 75 Jahre wert ins Gespräch kommt. Angesichts des Terroraktes in der Hamas vom 7 Oktober 2023 gibt es auch im Gespräch mit dem 67-Jährigen Chemiker, der als Sohn einer liberalen muslimischen Familie im Westjordanland geboren worden ist und seit 1977 in Deutschland lebt, keine zwei Meinungen. 

Die Abscheulichkeit und Menschenverachtung der Gräueltaten vom 7 Oktober stehen für den Vizepräsidenten der Deutsch-Palästinensischen Gesellschaft außer Frage. Auch wenn seine Gesellschaft den Terrorakt der Hamas auf ihrer Internetseite: www.dpg-netz.de verurteilt hat, wird Yousef nachdenklich, wenn er mit der Forderung konfrontiert wird, dass sich alle Palästinenser vom Hamas-Terror distanzieren müssen, weil das in seinen Augen suggeriert, dass alle Palästinenser mit der Hamas sympathisieren würden. "Das Gegenteil ist aber der Fall. Nur die wenigsten haben Sympathien für Hamas", sagt Yousef. 

Der Terrorakt der islamistischen Organisation, die seit 2006 den Gazastreifen regiert und die ebenso verheerende Reaktion der israelischen Armee können nach seiner Ansicht keinen Frieden, sondern nur zum Entstehen neuer Gewalt und zu neuem Extremismus führen. "Gewalt und Extremismus sind aber kein Teil der Lösung, sondern ein Teil des Problems", unterstreicht Yousef, der bis zu seiner Pensionierung beim Umweltamt der Stadt Duisburg gearbeitet hat und seit 40 Jahren mit einer deutschen Frau verheiratet ist. 

In der Zivilgesellschaft nimmt Yousef die Bereitschaft wahr, "das Problem so differenziert und komplex zu betrachten, wie es ist, während die Regierungspolitik auf deutscher und israelischer Seite leider sehr einseitig zu Lasten der Palästinenser agiert." Wer den Nahostkonflikt wirklich friedlich lösen will, davon ist Ribhi Yousef überzeugt, "muss nicht nur das Unrecht das islamistischen Terrorismus, sondern auch das Unrecht der israelischen Besatzungs- und Siedlungspolitik in den palästinensischen Gebieten überwinden." Entscheidend ist für ihn, "dass Israelis und Palästinenser auf Augenhöhe miteinander ins Gespräch kommen und sich als gleichberechtigt akzeptieren und dementsprechend auch die existenziellen Interessen des jeweils anderen anerkennen." Einen Versöhnungsweg, wie er 1990 bei der Überwindung der Apartheid in Südafrika eingeschlagen wurde, hält Yousef auch mit Blick auf den Nahen Osten für denkbar und wünschenswert. Ob ein solches friedliches Miteinander oder eine friedliche Koexistenz von Israelis und Palästinensern am Ende dann in einem gemeinsamen oder in zwei voneinander unabhängigen Staaten organisiert werden könnte, ist für ihn zweitrangig.

Mit Sorge sieht der Mann, dessen Familie nach dem Sechstagekrieg 1967 ihre Heimat in Richtung Jordanien verlassen musste, die Polarisierung, die der jüngste Nahostkrieg auch in der deutschen  Gesellschaft ausgelöst hat. Deshalb würde er, der sich über viele Jahre in Mülheimer Friedensforum und für eine Städtepartnerschaft zwischen Mülheim, dem israelischen Kfar Saba und dessen palästinensischer Nachbargemeinde Qalqilia eingesetzt hat, auch in unserer Stadt einen interreligiösen deutsch-israelisch palästinensischen Friedensdialog anregen wollen.


Derr Autor & Die DPG

Samstag, 23. Dezember 2023

Systemrelevant

 Viele Menschen treten aus der Kirche aus, auch wenn sie sich mit dem christlichen Glauben verbunden fühlen. "Ich kann auch für mich alleine glauben. Mein Glaube ist unabhängig von der Kirche." Sie haben recht. Und doch sehen sie nur die halbe Wahrheit. Das heute nur noch 80.000 der 175.000 Mülheimer Mitglied einer christlichen Kirche sind, hat seine Gründe. Reformunfähigkeit der römischen Kurie und der moralische GAU des  sexuellen Missbrauchs durch Priester sind in der katholischen Kirche nur zwei zentrale Ursachen dafür, dass selbst bisher aktive Kirchenmitglieder über Austritt nachdenken oder ihn schon vollzogen haben. Was viele KirchenaustreterInnen nicht sehen ist, dass sie mit ihren verständlichen Schritt gesellschaftspolitische Organisation schwächen, die in Wort und Tat der zunehmenden Ökonomisierung unserer Gesellschaft eine soziale Ethik der Menschenwürde entgegenhalten und damit, all ihren unbestreitbaren Defiziten zum Trotz, einen aktiven Beitrag zum Schutz der Menschenwürde leisten, der nicht von ungefähr im Artikel 1 unseres Grundgesetzes steht und in dessen Artikel 79 mit einer Ewigkeitsklausel versehen ist. 

Mit der katholischen Caritas und dem evangelischen Kirchenkreis An der Ruhr haben im Dezember gleich zwei wichtige kirchliche Akteure einen Führungswechsel vollzogen. Damit haben sie das Personal gewechselt. Aber die Aufgaben bleiben. Dass die neuen Caritas-Vorstände Stefani Harrenberg und Georg Jöres von ihren in den Ruhestand verabschiedeten Vorgängerinnen Regine Arntz und Martina Pattberg einen Sozialverband übernehmen, dessen hauptamtliche Mitarbeiterzahl in ihrer Amtszeit von 72 auf 400 angestiegen ist, die zum Beispiel in der Familienhilfe, in der Erziehungsberatung, in der Betreuung psychisch kranker Menschen sowie in der Kindertagesstätten,- Schul- und Jugendarbeit aktiv sind, zeigt, dass es sich hier nicht um einen kirchlichen Selbstzweck, sondern um ein zunehmendes gesellschaftliches Bedürfnis handelt. Und was für die 1920 vom Ruhrpastor Konrad Jakobs gegründete Caritas gilt, gilt auch für den seit 1870 bestehenden Evangelischen Kirchenkreis. Der hat gerade mit dem Styrumer Pfarrer Manfred Manz seinen 17. Superintendenten ins Amt eingeführt. 

Der Präses der Rheinischen Landeskirche, Dr. Thorsten Latzel, tat gut daran, bei dieser Gelegenheit den Auftrag der Bergpredigt Jesu in Erinnerung zu rufen: "Ihr seid das Licht der Welt und das Salz der Erde." Daran schloss der in 30 Pfarrerjahren kampferprobte Michael Manz an, "der sich selbst als einen positiven Unruhestifter, der sich gesellschaftspolitisch einmischen wird, auch wenn uns das als Kirche nicht immer nur beliebt machen wird." Auch die Sozialarbeit der Evangelischen Kirche, wie sie etwa im Rahmen der Diakonie, des Diakoniewerkes und der Evangelischen Altenhilfe geleistet wird, ist ebenso ein Kontrapunkt und ein Kontrastprogramm zur Ökonomisierung unserer Gesellschaft, wie sie die jetzt von Georg Jöres und Stefani Harrenberg geleitete Sozialarbeit der Caritas ist.


Nicht vergessen werden darf, dass die christlichen Kirchen auch eine soziale und ethische Plattform sind, in der sich Menschen mit ihren Talenten zu aktiven und kreativen Gemeinschaften zusammenfinden. Die Lila Feen, die seit 13 Jahren als ehrenamtliche Zeitschenkerinnen alleinerziehende Eltern entlasten und dafür beim ökumenischen Jahresempfang der christlichen Stadtkirchen zurecht mit deren Hoffnungspreis ausgezeichnet worden sind, sind ein Beispiel dafür. Die 150 ehrenamtlich aktiven Caritas-Mitarbeiter und die von der Caritas und der Neuen Ruhrzeitung im Advent durchgeführte Wunschbaum- und Paketaktion, bei der mithilfe großherziger Menschen 1500 Pakete voller guter Gaben an die bedürftige Frau und den bedürftigen Mann gebracht wurden, ist ein weiteres Beispiel für viele.


Caritas & Kirchenkreis & Autor

Freitag, 22. Dezember 2023

Ehrenamt bildet

 „Man merkt, was im Leben wirklich wichtig ist.“ So  beschreiben die Schülerinnen Paula Bakum und Alma Weddiege  die wichtigste Erfahrung ihres ehrenamtlichen Engagements in dem vom Deutschen Roten Kreuz betreuten Flüchtlingsdorf an der Mintarder Straße in Saarn. Immer wieder mittwochs gehen die beiden Oberstufenschülerinnen ins Saarner Flüchtlingsdorf, um dort vor allem mit Kindern und Jugendlichen aus der Ukraine zu malen und zu basteln. „Es macht Freude zu sehen,“ dass die Kinder und Jugendlichen für eine kurze Zeit ihren schwierigen Alltag ausblenden können und uns auch aus ihrem Familienleben erzählen“, erklärt Paula Bakum. Sie möchte nach ihrem Abitur Architektur studieren.

„Wir haben die Kinder und Jugendlichen, mit denen wir im Gemeinschaftsraum des DRK-Dorfes malen und basteln gebeten etwas zu malen, was sie glücklich macht“, schildert ihre Mitschülerin Alma Weddiege, wie es zum Kinderkunst-Adventskalender kam, der jetzt die Wand vor dem Schulsekretariat schmückt. Die letzten beiden Bilder des gemalten und in Herzform aufgehängten Kalenders packten am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien Schulleiterin Angela Huestegge und ihre Stellvertreterin Tanja Weymann aus. Auch Paulas Bruder, der SPD- Landtagsabgeordnete Rodion Bakum machte sich auf Einladung seiner Schwester vor Ort ein Bild.

„Wir sind nicht allein mit unserem ehrenamtlichen Engagement. Auch andere Mitschülerinnen und Mitschülern aus der 12. Jahrgangsstufe machen vergleichbare Angebote zum Beispiel im Raphaelhaus oder in der Grundschule Krähenbüschken. Sie geben Kindern und Jugendlichen zum Beispiel Nachhilfe, zeigen ihnen, wie man sich mithilfe von Yoga entspannt oder spielen mit Ihnen Hockey und Fußball“, erklärt Alma Weddiege,  die nach ihrem Abitur erst mal ins Ausland gehen und dann wahrscheinlich Meeresbiologie studieren möchte.

 Die beiden Schülerinnen haben ihren Adventskalender auch Mitschülern und Mitschülerinnen aus den jüngeren Jahrgängen präsentiert und ihnen dabei auch kleine Texte vorgelesen, in denen Kinder und Jugendliche aus der Ukraine beschreiben, was sie glücklich macht. „Mich hat das Bild eines Jungen besonders betroffen gemacht, das einen großen schwarzen Fleck zeigt, wozu der Junge geschrieben hat: Mich macht nichts mehr glücklich, wodurch er die Traumatisierung durch den Krieg in seiner Heimat zum Ausdruck bringt, sagt Schulleiterin Angela Huestegge, deren Schule zurzeit von 1100 Kindern und Jugendlichen besucht wird.

Paula Bakum und Alma Weddiege sind ihrem Sport- und Spanischlehrer Jörn Schulz dankbar dafür, dass er als Mitglied des Vereins Be strong for Kids das Ehrenamtsprojekt für die Oberstufe am Gymnasium Broich zusammen mit dem Verein ins Leben gerufen hat und koordiniert. „Für uns war es wichtig, dass wir in einem Workshop auf unsere Kurse vorbereitet wurden und pädagogisches Handwerkszeug mitbekam um zu wissen wie wir in bestimmten Situationen mit den Kindern und Jugendlichen, die uns für eineinhalb Stunden pro Woche anvertraut werden, umgehen müssen und können, sagt Paula Bakum im Rückblick auf ihre Ehrenamtsprojekt. Ihr war es auch wichtig, bei den Präsentationen des Adventskalenders mit den jüngeren Mitschülerinnen und Mitschüler darüber ins Gespräch zu kommen, was für sie im Leben wirklich wichtig ist. Besonders oft bekamen sie und ihre Mitschülerin den Wunsch nach Frieden, Freundschaft und Liebe in der Welt und in der eigenen Familie zu hören. 

Weitere Informationen über den Verein Be strong for Kids findet man im Internet unter: www.bestrongforkids.de  Weitere Informationen über Schulprojekte am Gymnasium Broich findet man ebenfalls im Internet unter: www.gymnasium-broich.de 


Gymnasium Broich & Be strong for kids & Über mich



Donnerstag, 21. Dezember 2023

Da ist Musik drin

 "Kinder, die Geige spielen, werfen keine Steine!" An diese Worte der 2023 verstorbenen Kulturpolitikerin Renate Sommer musste ich denken, als ich am Vorabend des dritten Adventes als einer von 1000 Menschen im Theatersaal der Stadthalle das großartige und musikalisch vielseitige Weihnachtskonzert der Musikschule miterleben und darüber in der Mülheimer Presse berichten durfte. Musik verbindet Generationen. 

Das konnte man an diesem wohltuenden Konzertabend auf der Bühne und im Auditorium der Stadthalle sehen und hören. "Wie hätten wir unser Jubiläumsjahr besser ausklingen lassen können, als mit einem Weihnachtskonzert!", stellte Musikschulleiterin Celia Spielmann während einer Konzertpause fest. Das gut zweistündige Konzert, bei dem rund 90 Musizierende auf der Bühne stand und vier von ihnen auch als Moderatoren von sich hören ließen, war nicht nur ein schöner Ausklang der 1953 gegründeten Musikschule, sondern auch eine denkbar gute Einstimmung auf das Weihnachtsfest. 

Darüber hinaus zeigte das von Ruth Ansorge geleitete Concertino, das von Maximilian Becker geleitete Blasorchester und das von Hyun Sun Kwon geleitete Sinfonieorchesters, dass die 28.000 Euro, die der Förderkreis der städtischen Musikschule allein während des Jubiläumsjahres in Instrumente und Probenwochenenden investiert hat, bestens angelegt waren.


Musikschule der Stadt Mülheim an der Ruhr


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Sonntag, 17. Dezember 2023

Lichte Momente

Der Dezember ist dunkel. Natürlich. Die Tage werden kürzer. Die anhaltende und zunehmende Dunkelheit schlägt Menschen aufs Gemüt, vor allem dann wenn ihnen, wie jetzt, auch die aktuelle Weltlage dunkel erscheint. "Mehr Licht!" sollen Gotehes letzte Worte gewesen sein. Mehr Licht in der Dunkelheit. Das erhellt nicht nur Raum und Zeit, sondern auch die menschliche Seele. Das spüre ich selbst, wenn ich mich in diesen dunklen Dezembertagen instinktiv über vorweihnachtliche Illuminationen in Vorgärten in Fenstern und auf Straßen freue. Auch wenn die Schloßstraße heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, strahlt der dort von der MST aufgestellte Weihnachtsbaum in angenehm vertrauter Weise. Wie sehr die Menschen gerade jetzt des Lichts und der Wärme bedürfen, wurde mir auch überraschend deutlich, als ich jetzt als Pressevetreter am offenen Adventssingen in der bis auf den letzten Platz besetzten Saarner Dorfkirche und an der Chanukka-Feier der Jüdischen Gemeinde auf dem Synagogenplatz teilnehmen konnte. Ich spürte dabei die Sehnsucht der Menschen nach Licht, Wärme, Gemeinschaft und Hoffnung.

Anna, eine Pfadfinderin aus der freikirchlich-evangelischen Credo-Gemeinde brachte es beim Adventssingen in der Dorfkirche anschaulich zum Eindruck, wenn sie von der Frohen Botschaft des Jesus von Nazareth sprach, die wie ein Licht unsere Herzen und Seelen gerade dann erhellen und erwärmen könne. wenn wir das Gefühl hätten, in einer dunklen Welt zu leben. Auch der Präses der Rheinischen Landeskirche, Dr. Thorsten Latzel, zitierte im Festgottesdienst für den alten und für den neuen Superintendenten nicht von ungefähr das Jesus-Wort vom "Salz der Erde und vom Licht der Welt", dass Menschen für ihre Mitmenschen sein sollte. Deshalb entzünden Christen die Kerzen an ihren Adventskränzen und Weihnachtbäumen. Deshalb entzünden Juden, in Erinnerung an die Einweihung des zweiten Jerusalemer Tempels im 2. Jahrhundert vor Christus, die Kerzen auf ihrem achtarmigen Chanukka-Leuchter. 

Wo Menschen guten Willens vorurteilsfrei sich begegnen, entstehen  lichte Momente, in denen alles möglich ist. Das wurde deutlich, als mir zwei Mülheimer Muslima bei der Chanukka-Feier auf dem Synagogenplatz sagten: "Wir müssen uns mehr begegnen und uns kennenlernen, um zu sehen, dass Juden, Christen und Muslime mehr gemeinsam haben, als sie trennt." Oberbürgermeister Marc Buchholz brachte es bei der gleichen Gelegenheit so auf den Punkt: "Indem wir die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit verteidigen, verteidigen wir auch unsere Demokratie und unser aller Freiheit."


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Freitag, 15. Dezember 2023

Als der Krieg zu Ende war

 Zum 8. Mai 2005 konnte ich für die Mülheimer Tagespresse ein Zeitzeugenumfrage zum Kriegsende am 8. Mai 1945 machen. Auch wenn die Menschen, die ich damals befragen konnte, heute nicht mehr unt er uns sind, bleiben ihre Erinnerungen als zeitlos aktuelle Zeitzeugnisse in einer Zeit, in der Krieg leider immer noch auf der weltpolitischen Tagesordnung steht und kein Phänomen von gestern ist.

Elli Küppers (*1920): „Wir waren alle froh, dass es vorbei war. Das Kriegsende erlebte ich nicht zuhause in Styrum, sondern im Teutoburger Wald. Dorthin war meine Familie bereits Ende März 1945 evakuiert worden. Ich erinnere mich noch genau daran, dass wir in die gute Stube einer Familie in Pivitsheide bei Detmold einquartiert worden waren. Weil die eigenen Lebensmittelkarten nicht anerkannt wurden, mussten wir bei Bauern um Brot bitten. Dass der Krieg zu Ende war, merkte ich, als ich mit einer Freundin zum Hermannsdenkmal wanderte und plötzlich Zwangsarbeiter auftauchten.“

Wilhelm Janßen (*1924): „Ich hatte die Nase voll vom Krieg. Ich erlebte das Kriegsende als Kriegsgefangener im alliierten Wiesenlager von Rheinberg. Meine letzten Kriegstage hatte ich als Eisenbahn-Flakhelfer er lebt. Die Nächte im Rheinberger Wiesenlager waren kalt und wir mussten unter freiem Himmel in einem nur bedingt wetterfesten Zehn-Mann-Zelt schlafen. Ich hatte Glück im Unglück, weil ich für die Alliierten zwischenzeitlich Küchendienst schieben und als gelernter Elektriker Maschinen reparieren musste. So konnte ich dem  harten Lageralltag immer wieder entfliehen. Am 8. Mai 1945 flog eine US-Maschine über das Lager und warf Flugblätter ab. Und plötzlich war überall der Ruf zu hören: Der Krieg ist aus. Wirklich vorbei war der Krieg für mich aber erst am 6. Juni 1945; als mich ein amerikanischer Lastwagen auf der Mülheimer Rathausmarkt absetzte. Einen Monat später wurde ich in einem Kino an der Schloßstraße dann zum ersten Mal mit den Bildern aus einem Konzentrationslager konfrontiert.“

Werner Dreesen (*1921): „Kurz vor Kriegsende habe ich mich selbst aus der Wehrmacht entlassen. Ich war schon wieder in Mülheim, als mich ein amerikanischer Straßenposten gefangen nahm und nach Rheinberg brachte. Dort haben wir in einem Wiesenlager in Erdlöchern krank und hungrig kampiert. Das war das Schlimmste, an das ich mich erinnernen kann.“

Heinz Schemkes (*1927) „Ich erlebte die letzten Kriegstage als Angehöriger des Reichsarbeitsdienstes im Hunsrück. Dort geriet ich in Gefangenschaft und wurde nach Frankreich gebracht. Im Lager von Toray la Fleche erfuhr ich am 8. Mai 1945 von der Kapitulation der deutschen Wehrmacht. Wir haben gejubelt und uns gesagt: Hoffentlich kommen wir jetzt bald wieder nach Hause. Und dann hat irgendjemand die deutsche Nationalhymne angestimmt.

Hans Joachim Neuhaus (*1929): „Das Kriegsende habe ich mit meiner Mutter in Daspe an der Weser erlebt. Wenige Wochen zuvor hatte ich als junger Luftwaffenhelfer bei einem Tieffliegerangriff einen Arm verloren. Weil meine Mutter damals dort als Sekretärin des Bürgermeisters arbeitete und ich der englischen Sprache mächtig war, wurde mir die unerwartete Aufgabe übertragen, das Dorf an die einrückenden US-Truppen zu übergeben. Ich bin mit einem weißen Taschentuch den Amerikanern mit einem weißen Taschentuch entgegengegangen,  um meine Friedfertigkeit zu zeigen.“

Margarete Pferdmenges (*1923): „Mein Vater Edwin Hasenjäger war damals Mülheimer Oberbürgermeister. Das Kriegsende erlebte ich in Oerlinghausen in der Nähe von Bielefeld. Dort lebte meine Schwägerin. Drei Ereignisse aus der Zeit des Kriegsendes sind mir besonders in Erinnerung geblieben: Der Schrei der Erleichterung, den meine Mutter ausstieß, als mein Bruder Gisbert heimkehrte, der ebenso wie der 1943 in Russland gefallene Bruder Günther Soldat gewesen war sowie das Glück, das mein damals gerade ein Jahr alter Sohn Günther unverletzt blieb, nachdem ein Gewehrschuss der einmarschierenden Amerikaner das Küchenfenster durchschlagen und die Glasscherben in den darunter stehenden Kinderwagen geregnet waren. Und schließlich ist mir der amerikanische Militärpolizist unvergessen geblieben, der während des Mittagessens ins Haus kam, sich wie selbstverständlich eine Flasche Wein aus der Vorratskammer holte und dann der Familie zum Abschied noch einen guten Appetit wünschte.“

Dr. Hans Fischer (*1931):“Ich erlebte das Kriegsende als dreizehnjähriger Schüler in Bayrisch Eisenstein. Dort kampierte ich mit Mitschülern auf Strohballen in einem ehemaligen Kinosaal, als sich plötzlich wie eine Mund-zu-Mund-Propaganda die Nachricht vom Frieden ausbreitete. Bayrisch Eisenstein war für mich und meine erschöpften Altersgenossen nur eine Etappe auf dem langen Weg aus der Kinderlandverschickung in Böhmen und Mähren zurück nach Mülheim.


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Montag, 4. Dezember 2023

Mülheim nach dem Krieg

Der Zweite Weltkrieg endet in Mülheim am 11. April 1945 mit dem Einmarsch amerikanischer Truppen. In den Tagen zuvor hat die US-Artillerie die Stadt mit ihren 88.000 verbliebenen Bewohnern sturmreif geschossen. Oberbürgermeister Edwin Hasenjäger hat die Lebensmittelvorräte der Stadtverwaltung aufgelöst und an die Bevölkerung verteilen lassen. Er wird von den GIs, die Mülheim besetzen, verhaftet und interniert. Am 5. Juni 1945 wird Mülheim teil der britischen Besatzungszone. 

Die britische Militärregierung setzt Hasenjäger wieder als OB ein und ernennt im August 1945 zwölf politisch unbelastete Mitglieder eines Bürgerausschusses. Dieser konstituiert sich am 3. August 1945 im Standesamt des kriegsbeschädigten Rathauses. Der Bürgerausschuss berät die britische Militärregierung und wir wenig später von einer, ebenfalls ernannten. Stadtvertretung abgelöst. Ihr gehören 43 Frauen und Männer an. Im Mai 1946 veröffentlicht die britische Militärregierung einen Aufruf, der die Mülheimer dazu auffordert, wieder Herr im eigenen Haus zu werden. Damit bereiten die Briten die Bürger der Stadt, auf deren Straßen fast eine Million Kubikmeter Trümmerschutt liegen, auf die ersten Nachkriegs-Kommunalwahlen vor. Diese werden am 13. Oktober 1946 abgehalten und nach dem britischen Mehrheitswahlrecht abgehalten. Die im August 1945 gegründete CDU, die als Christlich-Demokratische Union  evangelische und katholische Christen in einer Volkspartei vereinen will, geht aus diesen Wahlen als stärkste Partei hervor. Die 1945 wieder begründeten Sozialdemokraten werden zweitstärkste Kraft im neuen Stadtrat, der sich am 4. November in der Schulaula an der Von-Bock-Straße konstituiert. Auch Liberale und Kommunisten sind im neuen Stadtparlament vertreten, das den Christdemokraten Wilhelm Diederichs zum ersten Oberbürgermeister der Nachkriegszeit wählt. 

Dem Vorbild der britischen Kommunalverfassung folgend, ist der selbstständige Kaufmann Diederichs, der vor 1933 im Zentrum politisch aktiv war, ehrenamtliches Stadtoberhaupt und Vorsitzender des Stadtrates. An die Spitze der Stadtverwaltung tritt mit dem parteilosen Josef Poell ein hauptamtlicher Oberstadtdirektor. Poell, der zuvor Personalchef und stellvertretender Oberbürgermeister der Stadt war, wird dieses Amt bis zu seinem Tod 1953 ausüben. 

Ebenfalls 1953 wird Mülheim für trümmerfrei erklärt. Dennoch prägen die Kriegsschäden, ein Drittel der Wohnbebauung wurde durch den Krieg zerstört und rund 7000 Mülheimerinnen und Mülheimer getötet, noch etliche Jahre das Stadtbild. Der Wiederaufbau hat erst mit der Währungsreform vom 20. Juni 1948 Fahrt aufgenommen. Der Währungsschnitt und die Einführung der D-Mark, die anfangs nur in Banknoten ausgegeben wird, bedeutet für die Menschen in unserer Stadt, dass ihre alten Reichsmark-Sparguthaben im Verhältnis von 1:10 abgewertet werden. Neben den politischen Parteien haben die Briten auch Gewerkschaften und Zeitungen lizensiert und zugelassen. Unter dem Vorsitz von Heinrich Melzer gründen 1500 Mitglieder am 12. August 1946 im Speldorfer Tengelmann-Saal den Freien Gewerkschaftsbund (FDGB), der sich ab 1949 Deutscher Gewerkschaftsbund nennt. Erstmals sind mit dem FDGB und dem DGB partei- und konfessionsübergreifende Einheitsgewerkschaften entstanden. 

Pressetechnisch setzen die Briten zunächst auf ihre eigene Ruhrzeitung, die sie als lokales Mitteilungsblatt nutzen. Doch 1946 erhalten Dietrich Oppenberg (Rhein Echo/Neue Ruhr Zeitung) und Anton Bertz (Rheinische Post) erstmals politisch unbelastete Neu-Verleger Lizenzen für die Herausgabe einer parteinahen Zeitung, die die gesellschaftspolitische Debatte fördern und moderieren sollen. Während die NRZ der SPD nahe steht, versteht sich die Rheinische Post als Sprachrohr der CDU. In Mülheim treten die CDU-nahen Ruhrnachrichten 1949 an die Stelle der Rheinischen Post. Die zunächst als Mülheimer Tageblatt erscheinenden Ruhrnachrichten sind bis 1976 Teil der lokalen Presselandschaft. Für die NRZ gilt das bis 2018, während die Westdeutsche Allgemeine Zeitung bis heute eine Mülheimer Lokalredaktion unterhält. Die WAZ wird 1948 von der britischen Militärregierung als unabhängige Zeitung für das 1946 gegründete Bundesland Nordrhein-Westfalen lizensiert. Herausgegeben wird sie vom Sozialdemokraten Erich Brost und vom Christdemokraten Jakob Funke. Bemerkenswerterweise ist es 1949 ein Lokalredakteur der NRZ, der als  Sozialdemokrat Otto Striebeck, der als Mülheims erster Abgeordneter in den Deutschen Bundestag gewählt wird. Ein Jahr später, leben in Mülheim 150.000 Menschen, 62.000 mehr als 1945 und 13.000 mehr als 1939. Etwa 15.000 von ihnen sind nach dem Krieg als Vertriebene aus den ehemaligen deutschen Ostgebieten nach Mülheim gekommen.


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Sonntag, 3. Dezember 2023

Blick in den Nahen Osten

Ein 50 Geburtstag ist ein guter Grund zum Feiern. Und wenn man gleichzeitig einen 75 Geburtstag zur feiern hat, ist das eigentlich ein doppelter Grund zum Feiern. Trotzdem war den geladenen Gäste der Deutsch-Israelische Gesellschaft im Duisburger Ratssaal nicht wirklich zum Feiern zumute, als die regionale DIG-Gesellschaft jetzt zum Doppel-Festtag: 50 Jahre Deutsch-Israelische Gesellschaft und 75 Jahre Staat Israel einlud.

Der Grund lag auf der Hand, dass Hamas-Massaker in Israel, bei dem mehr als 1200 Menschen ums Leben gekommen sind. Schon ein Besuch im jüdischen Gemeindezentrum am Springwall zeigte, dass die Verunsicherung auch unter den 2500 Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Duisburg-Oberhausen-Mülheim angesichts des Hammer Terrors unter seiner Folgen, die auch auf unseren Straßen zu sehen sind, groß ist. Auch der Appell an Bildung, Begegnung und Verständigung, um gegenseitige Vorurteile zwischen muslimischen und jüdischen Menschen in Deutschland und weltweit abzubauen, konnte eine gewisse Hilflosigkeit angesichts des menschenverachtenden Terroraktes der Hamas nicht kaschieren.

Es verstand sich von selbst, dass sich alle Festredner beim Festakt, der kurzfristig zu einem Solidaritätsfest mit Israel ausgerufen worden war, zu eben dieser Solidarität mit den 1948 gegründeten Staat bekannten und angesichts der deutschen Holocaust Geschichte darauf hinweisen, dass das Existenzrecht Israels deutsche Staatsräson und insofern für die Bundesrepublik Deutschland nicht zu verhandeln sei. Der Mülheimer Bürgermeister und CDU Stadtrat Markus Pöhl, der zugleich auch Präsident der Regionalgesellschaft erinnerte daran, dass sich auch die Gründung der DIG in Mülheim Duisburg und Oberhausen vor 50 Jahren vor dem Hintergrund des damaligen Jom-Kippur-Krieges vollzogen habe, als Akt der Solidarität in Israel vollzogen habe. Eindringlich und eindrücklich ließ er die verschiedenen Aktivitäten der deutschen israelischen Gesellschaft passieren. Besonders anschaulich erinnerte er sich an eine Begegnung zwischen deutschen, israelischen und palästinensischen Jugendlichen, die sich am Beginn der 2000er Jahre in Mülheim bei einem internationalen Fußballturnier begegnet seien und sich darin einig waren, dass sie alle nur eins wollten: Frieden und eine Perspektive für ihr Leben. Bundestagspräsidentin Bärbel Bas, die im Duisburger Ratssaal auch in ihrer Funktion als örtliche Bundestagsabgeordnete das Wort ergriff, würdigte und das Engagement der DIG-Mitglieder als einen konkreten Beitrag zur Völkerverständigung, die sich auch positiv auf den sozialen Frieden in Deutschland in unserer Region auswirken. Als besonders wertvoll charakterisierte Bars in diesem Zusammenhang die von der DIG organisierten Informationsreisen für deutsche Schülerinnen und Schüler nach Israel. Mit Blick auf den letzten dies er Informationsbesuche erinnerte sich Markus Püll daran, dass die deutschen Jugendlichen kaum verstanden, dass ihre israelischen Altersgenossen ohne wenn und aber zur Wehrpflicht in der israelischen Armee stehen. Diese grundsätzlich positive Einstellung zum Dienst in der eigenen Armee. Die sei heute, angesichts der traumatischen Erfahrungen des 7. Oktober auch viele jungen Deutschen als nur zu verständlich. Der Kölner Ionen ist und musikprofessor Igor Epstein, der den Festakt unter anderem mit der Nationalhymne Israels musikalisch begleitete zeigte sich angesichts des menschenverachtenden Hamas-Terrors vom 7. Oktober "menschlich ratlos". "Mir fehlen die Worte," betonte Epstein in wies daraufhin dass die Musik Menschen aller Nationen und Religionen miteinander verbindet und dass er beim gemeinsamen Musizieren niemand danach Frage woher er komme und was er glaube. Gabriele Durak vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft wies daraufhin, "dass die im Detail durchaus berechtigte Kritik an der Politik der aktuellen israelischen Regierung niemanden das Recht gibt jüdische Menschen abzuschaffen. Mit Sorge sieht sie die zunehmend polarisierende schwarz-weiß-diskussion wenn es um das Verhältnis zwischen Israel und Palästina gehe. Der Mülheimer Holocaust Überlebende und Mitgründer der deutschen israelischen Gesellschaft sag max sieht die Auswirkungen des auf Deutschland illusionslos. Er sagt der Antisemitismus zu Tage. Das hat mich nicht überrascht. Antisemitische Menschen, die jetzt auch den Hamas-Terror gegen Menschen in Israel feiern, wollen mit mir nichts zu tun haben und ich will nichts mit ihnen zu tun haben. Der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, Alexander Drehmann, zeigt sich angesichts der Demonstrationen für Solidarität mit Israel, die nur einige 100 Menschen auf die Straße brächten, während Demonstrationen für den Klimaschutz mehrere tausend Menschen auf die Straße brächten.


Jüdische Gemeinde & Deutsch-Israelische-Gesellschaft & Über mich

Samstag, 2. Dezember 2023

Wo wünschen noch hilft

Seit Mitte des 19 Jahrhunderts hat es sich in Deutschland eingebürgert zum Weihnachtsfest einen Weihnachtsbaum aufzustellen und darunter gute Gaben für seine Liebsten und vor allem für seine Kinder zu platzieren. Auch in Mülheim ist das für viele Menschen ein unerschwinglicher Luxus. Nach Angaben der Caritas ist ein Fünftel der deutschen Bevölkerung materiell arm. Das bedeutet: Diese Menschen haben weniger als 60 Prozent des deutschen Jahresdurchschnittseinkommens von 40.000 Euro zur Verfügung. 

Deshalb haben sich der in Mülheim 1920 von Pastor Konrad Jakobs gegründete katholische Sozialverband und die Neue Ruhrzeitung zusammengetan, um mit ihrer gemeinsamen Wunschbaumaktion auch jenen mit einem Geschenk Freude zu machen, die selbst kein Geld für Geschenke zum Weihnachtsfest übrig haben. Die Zusammenarbeit zwischen der Lokalpresse und den Sozialverbänden hat Tradition. Sie kann man auch während der Nachkriegsjahre in der Lokalpresse nachlesen. Die Wunschbaumaktion von NRZ und Caritas geht im Advent 2023 in ihre 15. Runde.

Sie hat sich schon zu einer kleinen Tradition entwickelt. In den vergangenen Jahren konnten jeweils 100 Bedürftige Mitbürgerinnen und Mitbürger, dank der Wunschbaumaktion und großzügiger Bürger, mit einem Geschenk erfreuen. Und so geht es: Man pflückt sich einen Wunschzettel vom Wunschbaum in der MST-Touristinfo im Stadtquartier Schlossstraße, nimmt sich ein Paket mit nach Hause, packt "sein" gespendetes Geschenk weihnachtlich darin ein und legt es bis zum 15. Dezember wieder unter dem Wunschbaum in der MST-Touristinfo ab. 

So können die Mitarbeitenden der Caritas den bedürftigen und dankbaren Empfängerinnen und Empfängern ein Päckchen zu Weihnachten übergeben.

Auch in diesem Jahr rechnen Monika Schick-Jöres und ihre Kollege Rüdiger Pilotek, die die Aktion für die Caritas organisieren damit, dass der katholische Sozialverband stadtwald 1000 Pakete mit guten Gaben für sozial benachteiligte Menschen verschenken kann. Schick-Jöres sieht in der vorweihnachtlichen Aktion "eine kleine Insel der Menschlichkeit, die schönes Symbol, dafür ist das in unserer Stadtgesellschaft die Menschen nicht nur an sich selber sondern auch an ihren Nächsten denken. Die aufgeschriebenen Wünsche, die Pilotek und Schick-Jöres jetzt am Wunschbaum festgemacht haben, reichen von der Playstation bis zum Lebensmittelpaket und vom Fahrrad bis zum Wintermantel.

Rund 75% aller Wünsche kommen von Kindern aus sozial benachteiligten Familien. Vor allem die inflationären Tendenzen der jüngsten Zeit treffen alle, die schon vorher jeden Euro dreimal umdrehen mussten, bevor sie ihn ausgeben konnten, besonders hart. 

Hinzu kommen Krankheit, Sucht, Arbeitslosigkeit oder die Folgen einer Trennung, die das Armutsrisiko erhöhen. Karitative Projekte wie die der Wunschbaumaktion von Caritas und NRZ können das soziale Not in unserer Stadt nicht beheben. Sie können aber Menschen, die auf der Schattenseite des Lebens stehen einen hellen Funken der Hoffnung und der Nächstenliebe schenken. 

Wer sich an der Wunschbaumaktion von Caritas und NRZ beteiligen möchte hat bis zum 15. Dezember Gelegenheit dazu. Weitere Informationen bekommt man bei der Caritas an der Hingbergstraße 176 unter der Rufnummer 0208 3 0 0 0 8 84 sowie per E-Mail an: paketaktion@caritas-mülheim.de


Caritas Mülheim

Schöne Straße?!

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