Sonntag, 17. Dezember 2023

Lichte Momente

Der Dezember ist dunkel. Natürlich. Die Tage werden kürzer. Die anhaltende und zunehmende Dunkelheit schlägt Menschen aufs Gemüt, vor allem dann wenn ihnen, wie jetzt, auch die aktuelle Weltlage dunkel erscheint. "Mehr Licht!" sollen Gotehes letzte Worte gewesen sein. Mehr Licht in der Dunkelheit. Das erhellt nicht nur Raum und Zeit, sondern auch die menschliche Seele. Das spüre ich selbst, wenn ich mich in diesen dunklen Dezembertagen instinktiv über vorweihnachtliche Illuminationen in Vorgärten in Fenstern und auf Straßen freue. Auch wenn die Schloßstraße heute nur noch ein Schatten ihrer selbst ist, strahlt der dort von der MST aufgestellte Weihnachtsbaum in angenehm vertrauter Weise. Wie sehr die Menschen gerade jetzt des Lichts und der Wärme bedürfen, wurde mir auch überraschend deutlich, als ich jetzt als Pressevetreter am offenen Adventssingen in der bis auf den letzten Platz besetzten Saarner Dorfkirche und an der Chanukka-Feier der Jüdischen Gemeinde auf dem Synagogenplatz teilnehmen konnte. Ich spürte dabei die Sehnsucht der Menschen nach Licht, Wärme, Gemeinschaft und Hoffnung.

Anna, eine Pfadfinderin aus der freikirchlich-evangelischen Credo-Gemeinde brachte es beim Adventssingen in der Dorfkirche anschaulich zum Eindruck, wenn sie von der Frohen Botschaft des Jesus von Nazareth sprach, die wie ein Licht unsere Herzen und Seelen gerade dann erhellen und erwärmen könne. wenn wir das Gefühl hätten, in einer dunklen Welt zu leben. Auch der Präses der Rheinischen Landeskirche, Dr. Thorsten Latzel, zitierte im Festgottesdienst für den alten und für den neuen Superintendenten nicht von ungefähr das Jesus-Wort vom "Salz der Erde und vom Licht der Welt", dass Menschen für ihre Mitmenschen sein sollte. Deshalb entzünden Christen die Kerzen an ihren Adventskränzen und Weihnachtbäumen. Deshalb entzünden Juden, in Erinnerung an die Einweihung des zweiten Jerusalemer Tempels im 2. Jahrhundert vor Christus, die Kerzen auf ihrem achtarmigen Chanukka-Leuchter. 

Wo Menschen guten Willens vorurteilsfrei sich begegnen, entstehen  lichte Momente, in denen alles möglich ist. Das wurde deutlich, als mir zwei Mülheimer Muslima bei der Chanukka-Feier auf dem Synagogenplatz sagten: "Wir müssen uns mehr begegnen und uns kennenlernen, um zu sehen, dass Juden, Christen und Muslime mehr gemeinsam haben, als sie trennt." Oberbürgermeister Marc Buchholz brachte es bei der gleichen Gelegenheit so auf den Punkt: "Indem wir die im Grundgesetz garantierte Religionsfreiheit verteidigen, verteidigen wir auch unsere Demokratie und unser aller Freiheit."


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