„Wie sollen wir vor Gott und den Menschen bestehen, wenn wir
heute nicht unser Leben einsetzen?“, zitiert Wolfgang Feldmann den seligen
Widerstandskämpfer Nikolaus Groß, der vor 70 Jahren von den Nazis ermordet
wurde. Und Feldmann fügt hinzu: „Wir werden hoffentlich nie wieder Zeiten
erleben, in denen wir, so wie Nikolaus Groß, wirklich unser Leben einsetzen
müssen. Aber ich bitte Sie, setzen Sie sich auch heute für unser Christentum
ein und zeigen Sie klare Kante. Denn die Frohe Botschaft hat es verdient.“
Der Mann, der das beim Neujahrsempfang der Mülheimer
Katholiken vor rund 130 Zuhörern sagt, setzt sich seit fast 40 Jahren für die
katholische Kirche und die christliche Botschaft ein. Deshalb verleihen ihm an
diesem Sonntag Stadtdechant Michael Janßen und der gastgebende Pfarrer von St.
Barbara, Manfred von Schwartzenberg, die Nikolaus-Groß-Medaille. Mit ihr
zeichnet die Stadtkirche außergewöhnlich engagierte Kirchenmitglieder aus.
Schwartzenberg weiß, was er an seinem Kirchenvorstandskollegen Feldmann hat. Er
nennt ihn „einen Mann der anzieht und ausstrahlt.“
Feldmann, der keinen Zweifel daran lässt, dass er seine
ehrenamtliche Arbeit für Kirche, Glauben und Gesellschaft nicht ohne die
Inspiration und Rückendeckung durch seine Frau Margret hätte leisten können,
hat nicht nur als langjähriger Pfarrgemeinderatsvorsitzender in St. Barbara und
als Katholikenratsvorsitzender in Mülheim Akzente gesetzt. Auch überregional
war er zum Beispiel im Diözesanrat und im Zentralkomitee der Deutschen
Katholiken aktiv.
Bis heute engagiert sich der 63-Jährige im Team der
katholischen Ladenkirche und im Kuratorium des Barbaramahls, das jedes Jahr
Spenden für die Hospizarbeit sammelt. Darüber hinaus sammelt er regelmäßig
Spenden für den Förderverein seiner Heimatgemeinde St. Barbara und gibt dort
auch Senioren konkrete Hilfestellungen, leistet hier und da Alltagsassistenz
oder fährt Senioren, die nicht mehr mobil sind sonntags zum Gottesdienst.
Rolf Völker, der im vergangenen Herbst sein Nachfolge als
Katholikenratsvorsitzender angetreten hat, lässt mit Blick auf die
zurückgehenden Kirchenmitgliedszahlen keinen Zweifel daran, dass die
katholische Stadtkirche, die heute noch rund 52.000 Mitglieder zählt, künftig
mehr so aktive Laien, wie Wolfgang Feldmann braucht, um ihre religiöse und
soziale Bedeutung nicht zu verlieren. „Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand
stecken, sondern müssen die Gestaltung unserer Kirche selbst in die Hand
nehmen“, fordert Völker.
Auf der Basis der Haushaltszahlen des Bistums geht er davon
aus, dass die drei Pfarrgemeinden Mülheims im Jahr 2030 nur noch die Hälfte der
heutigen Kirchensteuereinnahmen von jeweils jährlich 350.000 Euro haben werden.
Angesichts der demografischen Entwicklung und der Tatsache, dass sowohl die
katholische als auch die evangelische Stadtkirche deutlich mehr
Kirchenaustritte und Bestattungen, als Kircheneintritte und Taufen zu
verzeichnen hat, fordert Völker mehr Ökumene vor Ort. So wirbt er zum Beispiel
für eine ökumenische Ladenkirche, einen ökumenischen Kirchentag und einen
ökumenischen Neujahrsempfang. Dass sich auch Mülheimer Katholiken und
Protestanten angesichts begrenzter kommunaler Finanzmittel ehrenamtlich in der
Flüchtlingshilfe engagieren und die Pfarrgemeinde St. Mariä Himmelfahrt 2014
ihr leer stehendes Hildegardishaus als Übergangsunterkunft für Flüchtlinge zur
Verfügung gestellt hat, sieht der neue Katholikenratsvorsitzende als
wegweisend.