Sonntag, 31. März 2024
Letzte Hilfe
Samstag, 30. März 2024
In Memoriam Jochen Leyendecker
Vielseitig, kreativ, zugewandt und bodenständig. So werden all jene, die den Künstler Jochen Leyendecker kennengelernt haben, immer wieder gerne an ihn zurückdenken. Am 23. März ist der gebürtige Mülheimer im Alter von 67 Jahren viel zu früh verstorben,
Zuletzt war eine Auswahl seiner Werke in der Galerie 46 zu sehen. Nach einem Schlaganfall musste er sich in den letzten neun Jahren seines Lebens auf das Malen, Zeichnen und Drucken von Grafiken beschränken, nachdem er sich auch einen Namen als Bildhauer gemacht und den jetzt zur Disposition stehenden Bismarckturm am Kahlenberg als Atelier und Ausstellungsort mit Leben gefüllt hat.
Durch sein Engagement in der 1995 von ihm mitgegründeten Gruppe AnDer, für die Saarner Aktion Kunst Raus und in der Arbeitsgemeinschaft Mülheimer Künstler war er nicht nur durch gemeinsame Ausstellungen mit seinen Kolleginnen und Kollegen verbunden. Nicht nur als freischaffender Künstler, sondern auch als Lehrer am Gymnasium Heißen vermittelte er das Schaffen von Kunst und das Staunen über die Kunst und ihre Ausdruckskraft.
Nach dem Abitur an der Otto-Pankok-Schule und seinem Zivildienst in der Evangelischen Akademie erwarb er sich mit einem Praktikum beim Mülheimer Bildhauer Ernst Rasche, einer Ausbildung zum Steinmetz und Steinbildhauer und dem anschließenden Studiums der Architektur und der Bildhauerei das Fundament seiner technischen und künstlerischen Ausdrucksfähigkeiten.
Nicht nur seine Frau Heidemarie und sein Sohn Johannes trauern um Johannes trauern um Jochen Leyendecker, der uns als Mensch und Künstler in lebendiger Erinnerung bleiben wird.
Donnerstag, 28. März 2024
Augen auf bei der Berufswahl
Was soll ich werden? Bei dieser lebensentscheidenden Frage, die man sie sich vor dem Schulabschluss zwangsläufig stellen muss, bekamen etwa 500 Mülheimer Oberstufenschüler und jetzt eine Entscheidungshilfe. Eine Berufsmesse in der Hochschule Ruhr West, zu der die drei Mülheimer Rotarier Clubs eingeladen hatten, machte es möglich.
Die Bandbreite in der potentiellen Arbeitgeber, die sich im Foyer mit der Hochschule präsentierten, um potenziellen Berwerberinnen und Bewerbern Rede und Antwort zu stehen, reichte von der Bundeswehr über die Sparkasse und die Hochschule Ruhr West bis hin zum IT-Unternehmen Turck und der im Pflegebereich aktiven Contilia Gruppe. Der eine oder andere junge Messebesucher vermissten allerdings Informationsangebote aus dem Handwerk. Insgesamt stieß die Berufsbörse auf dem Hochschulparkett bei allen Beteiligten auf Gegenliebe.
So nutzten einige Oberstufenschü ler zum Beispiel die Gelegenheit, um sich im Rahmen einer Medizinpräsentation über die Möglichkeiten zu informieren, wie man auch mit einem Numerus Clausus jenseits der 1,0 den Weg ins gewünschte Medizinstudium finden kann. Wer mit den angehenden Abiturienten ins Gespräch kam, konnte feststellen, dass es ihnen bei der Berufswahl weniger um eine möglichst hohen Verdienst, sondern vor allem um soziale Anerkennung und die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ging. Während einige der jungen Berufstätigen von morgen nach einem krisensicheren Arbeitsplatz Ausschau hielten, liebäugelten andere mit einer beruflichen Selbstständigkeit oder mit einem ortsunabhängigen Online-Arbeitsplatz, der sie in die Lage versetzen würde, wie es ein Schüler sagte, "möglichst viel zu erleben und von der Welt zu sehen, weil mein Horizont nicht auf seinem heutigen Status begrenzt bleiben sollte, ehe ich mich vielleicht mit dem Thema Familiengründung auseinandersetze."
Dass die HRW bereits zum zweiten Mal als Gastgeber ihre großzügigen Räumlichkeiten für die früher vor Ort in den Gymnasien organisierte Berufsorientierungsmesse der Mülheimer Rotarier zur Verfügung gestellt hatte, kam bei Schülern, Lehrern und Arbeitgebern gleichermaßen gut an, werden doch viele der jungen Messebesucher nach ihrem Abitur studieren, ob an der HRW oder an einer anderen Hochschule. Da konnte es ihnen nicht schaden, vorsorglich schon mal etwas Uni-Luft zu schnuppern.Mittwoch, 27. März 2024
100 Plus
Wenn man 100 Jahre alt wird, wie das der Mülheimer Jurist Raymund Krause jetzt geschafft hat, kann man was erzählen.
In seinem Falle ist es zum Beispiel die Geschichte seines Vaters. Der war wie die Mutter Volksschullehrer. Er trat 1933 in die NSDAP ein, weil er im Ersten Weltkrieg einen Arm verloren hatte und die "Kriegsschuldlüge des Versailler Friedensvertrages", wie er sie bezeichnete, durch einen Revanche-Krieg getilgt wissen wollte.Es ist aber auch die Geschichte seiner Mutter, von der er erzählen kann. Auch sie oder war Volksschullehrerin. Sie musste aber nach 10 Jahren im Schuldienst 1923 als Frühpensionärin wider Willen aus dem Schuldienst ausscheiden, da die Herren der Schöpfung und des Schulverwaltungsamtes der Ansicht waren, dass eine mitverdienende und berufstätige Ehefrau zugunsten alleinverdienender Familienväter beruflich zurücktreten hatte.
Krauses früheste Erinnerung ist die seines ersten Schultages nach Ostern im Weltwirtschaftskrisenjahr 1930. Als einziger ABC-Schütze seiner ersten Klasse an der Evangelischen Volkschule an der Mellinghofer Straße stand er ohne Schultüte da. Denn seinen Eltern war es peinlich, wenn er als einziger mit einer Schultüte zum Schulstart angetreten wäre, während seine oft aus armen Verhältnissen stammenden Mitschüler und Mitschülerinnen ohne Süßes zum Beginn des Schullebens dagestanden hätten. "Meine Mutter hatte aber Gott sei Dank vorgesorgt. Und ich bekam die Schultüte anschließend daheim", erinnert sich der Nestor im Wohnzimmer seiner Wohnung an der Schloßstraße.
Er gehörte als Mülheimer des Jahrgangs 1924 und als Abiturient das Jahrgangs 1942 zur Kriegs- und Nachkriegsgeneration. Wenige Tage nach seinem Abitur, das er unter anderem mit einem Aufsatz zur "erzieherischen Wirkung eines Militärs" bestanden, wurde er zur Luftwaffe eingezogen. Seine bereits erfolgte Einschreibung zum Jurastudium in Marburg musste er revidieren und stattdessen eine Ausbildung zum Bordfunker absolvieren. Krause hatte Glück im Unglück des Krieges. Mehr als einmal überlebte er eine Bruchlandung. Einmal war sein Retter in der Not eine Mülheimer Mitbürger, wie sich an der Absturzstelle herausstellte.
"Ich habe meine jüngere Schwester gar nicht wiedererkannt, weil ich sie fünf Jahre nicht gesehen hatte", erinnert sich Krause an das Wiedersehen mit den Eltern und der Schwester, die 1947 aus der kriegsbedingten Landverschickung heimkehrten. Er selber verdiente sich als kaufmännischer Angestellter bei einem Werkzeughändler das Geld für den Start ins Jurastudium, das er 1950 mit einem Staatsexamen und einer Doktorarbeit abschließen konnte.
Dienstag, 26. März 2024
Ein Konservativer
Wir wissen nicht, was Matthias Kuhlenkötter wählt. Doch beruflich ist er ein Konservativer. Denn der 38-Jährige ist als Nachfolger von Martina Erm der neue Restaurator des Stadtarchivs,
Nach einem Schülerpraktikum in einem Münsteramer Museum kam er als 15-Jähriger auf die Idee, das Restaurieren sein Beruf werden könnte. Nach dem Abitur studierte der Westfale an der Technischen Hochschule in Köln Papierrestauration und arbeitete anschließend als Restaurationsberater für Archive in Nordrhein-Westfalen und in Schleswig-Holstein.
Jetzt hat es den Münsterländer, der seinen Beruf als eine "spannende Mischung aus Handwerk und Wissenschaft" beschreibt also ins Ruhrgebiet gezogen.
Im Haus der Stadtgeschichte sorgt er in seiner Werkstatt zum Beispiel mit kleinen Schwämmen, hauchdünnem Japanpapier und einer Schimmelabzugshaube dafür, dass uns unser papiernes kollektives Gedächtnis nicht abhanden kommt.
Vor allem das holz- und säurehaltige Papier, auf dem zwischen 1840 und 1980 gedruckt und aufgeschrieben wurde, was wichtig und erinnernswert erschien, macht dem Restaurator sein Arbeitsleben im Haus der Stadtgeschichte an der Von-Graefe-Straße nicht leichter.
Auch Mäusefraß und Papierfischen sagt er von Berufswegen den Kampf an. Ohne die knifflige Einbettung in hauchdünnes und durchsichtiges Japanpapier würden zum Beispiel die Zeitungsseiten von Anno Dazumal als wichtige Zeitdokumente irgendwann unlesbar und am Ende ganz zerfallen.
Auch hohe Luftfeuchtigkeit, extreme Temperaturen und zu viel Licht mögen Kuhlenkötters alte Schätze gar nicht. Deshalb ist er als Restaurator auch für die Digitalisierung von Urkunden und anderen Dokumenten zu haben, um die Zeitdokumente möglichst dauerhaft für die Nachwelt zu erhalten, damit wir auch morgen und übermorgen übermorgen noch nachlesen Können, was unsere Vorfahren taten und ließen, um vielleicht aus ihrer Geschichte, die heute die Unsere ist, vielleicht doch das eine oder andere zu lernen, um ihre Fehler nicht zu wiederholen.
Freitag, 1. März 2024
Ihre Wiege stand in Mülheim
Der Mülheimer Heimatforscher Dirk von Eicken liebt Geschichte(n), die nicht jeder kennt. Eine dieser Geschichten hat er für die Internetseite des Mülheimer Geschichtsvereins recherchiert und aufgeschrieben.
Es ist die Geschichte der schwarzen Sängerin und Schauspielerin Marie Nejar, die zwischen 1952 und 1957 zu den Stars und Publikumslieblingen des Wirtschaftswunderdeutschlands gehörte. Von Eicken bekam diese Geschichte schon als Kind von seiner Mutter erzählt. Ihr Vater, sin Großvater kannte und schätzte einen schwarzen Nachbarn (Max Bissong), der aus der ehemaligen deutschen Kolonie Kamerun stammte und 1918 nach Deutschland kam, wo er als Zirkusartist seinen Lebensunterhalt verdiente und eine deutsche Frau heiratete.
Mit ihr lebte er seit 1927 am Hingberg. Der letzte Gastspielort seiner Artistenkarriere wurde seiner Frau und ihm zur zweiten Heimat. Damals waren schwarze Menschen in Mülheim, wo heute Menschen aus fast 150 Nationen zusammenleben, noch eine Seltenheit. Deshal war Bissong, der auf der Saarner Kirmes Kokosnüsse verkaufte und als Nachtwächter im Styrumer Röhrenwerk arbeitete stadtbekannt. Da er und seine Frau kinderlos waren, trug ihnen ein Mülheimer Waisenhaus 1930 die Pflegeelternschaft für ein schwarzes Mädchen, das nach seiner Geburt von der Mutter im Waisenhaus abgegeben worden war.
Die Bissongs nahmen diess Lebensaufgabe gerne an. Doch nach drei Jahren mussten sie ihr Pflegekind an dessen Großmutter abgeben, die ihre Enkelin in Hamburg großzog. Wenn man die erstaunlich jugendliche Stimme der heute 93-jährigen Marie Nejar in einem in einem Interview des Westdeutschen Rundfunks hört, sieht man eine Hamburger Dirn vor sich.
Obwohl man Marie aufgrund ihrer Hautfarbe die Aufnahme in den Bund Deutscher Mädel verweigerte, konnte sie, trotz mancher Diskrinierungserfahrung, vergleichsweise unbehelligt im nationalsozialistischen Deutschland aufwachsen. Dass hatte auch mit ihrer unerwarteten Filmkarriere bei der UFA zu tun. Dorthin hatte sie eine selbst farbige Freundin ihrer Großmutter als schwarze Statistin vermittelt. So kam es, dass Marie zwischen 19442 und 1944 mit Heinz Rühmann und Hans Albers in den UFA-Streifen "Quax der Bruchpilot" und "Baron Münchhausen" vor der Kamera stand.
Doch nach dem Kriegsende ging es für Marie erst mal alles andere als filmreif weiter. Die über alles geliebte, weil fürsorgliche und herzensgute Großmutter, mit der sie zusammenlebte, starb 1949. Marie wurde, obwohl noch keine 21, für volljährig erklärt, weil sie als Garderobiere uns als Zigarettenverkäuferin bereits ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen konnte.
Bei einer Mikrofonprobe in Timmendorfer Strand wurde ihre schöne Stimme 1950 vom Musiker Horst Harry Winter und vom Komponisten Michael Jary für die Film- und Schlagerbranche entdeckt. Sie bekam einen Schallplattenvertrag, nahm als Leila Negra insgesamt 30 Schlager und stand in fünf Kinofilmen, unter anderem mit Peter Alexander vor der Kamera. Mit ihm sang sie auch 1954 ihren größten Hit: "Die süßesten Früchte fressen immer die großen Tiere."
Weil das Medium Fernsehen, das erste Mülheimer Fernsehgerät wurde erst im Sommer 953 ausgeliefert, noch in den Kinderschuhen steckte, mussten Marie und ihre Kollegen aus der Showbranche durch das unterhaltungs- und nachholbedürftige Wirtschaftswunderdeutschland tingeln. Zwischen 1952 und 1955 trat sie auch dreimal bei Schlagershows in ihrer Geburtsstadt auf. Sowohl im Handelshof als auch im Löwenhofkino begeisterte sie das Mülheimer Publikum.
Doch schon 1957 stieg Leila Negra aus dem Showbusiness aus und begann als Marie Nejar 1957 ein Berufsleben als Krankenschwester in ihrer Heimatstadt Hamburg. Auch im Rückblick war es für sie die richtige und nie bereute Entscheidung für ein selbstbestimmtes und erfülltes Leben, weil sie mit 27 keine Lust mehr hatte, sich als Kinderstar vermarkten zu lassen, der mit einem Teddybären auftreten musste.
"Wozu sind denn Kriege da?"
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