Heute vor 60 Jahren wurde der damalige US-Präsident John F. Kennedy bei einer Autofahrt durch Dallas (Texas) ermordet. Er teilte dieses Schicksal mit seinen Vorgängern Abraham Lincoln (1865), James Garfield (1881) und William McKinley (1901). Das Attentat in Dallas ist nicht nur in das kollektive Gedächtnis der Amerikaner eingegangen.
Auch in Mülheim gingen junge Menschen nach seiner Ermordung auf die Straße, um ihre Trauer auszudrücken. Wenige Monate vor seinem gewaltsamen Tod, dessen Hintergründe bis heute nicht lückenlos aufgeklärt worden sind, hatte Kennedy in der Bundesrepublik Deutschenland einen triumphalen Staatsbesuch erlebt. Zwei Jahre nach dem Berliner Mauerbau konnte John F. Kennedy mit seinem Bekenntnis: "Ich bin ein Berliner!" die Herzen der Westdeutschen zurückgewinnen, die er nach dem durch Washington akzeptierten Mauerbau 1961 verloren hatte. "Solche Tag werden wir nie wieder erleben!", sagte Kennedy nach dem Ende seines Deutschlandbesuches auf dem Heimflug in die USA. Kennedy, der 1937 als Student und 1945 als Journalist Deutschland schon einmal bereits hatte, erlebte im Juni 1963, denkbar eindrucksvoll, dass sich die Menschen im Westen Deutschlands endgültig als Teil des demokratischen Westens verstanden und 18 Jahre nach dem Ende der NS-Diktatur in der liberalen Demokratie angekommen waren.
Das Kennedy vor allem die junge Generation begeisterte, hatte nicht nur mit seinem Charisma und seiner Rhetorik zu tun. Neben dem damals 85-jährigen Bundeskanzler Konrad Adenauer wirkte der damals 46-jährige Kennedy geradezu jugendlich. Kennedy war bei seiner Wahl im Jahr 1960 mit 43 Jahren der jüngste gewählte Präsident der USA und er war der erste Katholik im Weißen Haus. Er war der erste US-Präsident, der im 20. Jahrhundert geboren wurde. Und er war der erste Präsident, der auch deshalb mit knapper Mehrheit ins Amt gewählt wurde, weil er in den Fernsehdebatten mit seinem Kontrahenten Richard Nixon eine bessere Figur gemacht hatte. Legendär wirkt bis heute auch die in seiner Antrittsrede am 20. Januar 1961 formulierte Aufforderung: "Frage nicht, was dein Land für dich tun kann. Frage, was du für dein Land tun kannst!" nach. Sein kongenialer Redenschreiber und Berater Ted Sorensen, ein Journalist, ist ein Beispiel dafür, dass sich Kennedy bewusst mit intellektuellen Beratern umgab. Die Tatsache, dass seine Regierung die Kuba-Krise 1962 friedlich beilegen konnte, war auch auf die von ihm gepflegte Beratungs- und Diskussionskultur zurückzuführen. Rückblickend war Kennedy kurze Präsidentschaft geprägt vom Kalten Krieg, aber auch von dem Versuch nationale und internationale Probleme neu zu betrachten und zu lösen. Unter seiner Führung stiegen die USA mit der Gründung eines Friedenskorps und einer Allianz für den Fortschritt in die Entwicklungshilfe ein. Sie brachten eine Bürgerrechtsgesetzgebung auf den Weg und versuchten mit einem Abkommen über den Stopp von Atombombentests den Kalten Krieg zu entschärfen. Allerdings bleibt auch die Verstärkung der US-Präsenz in Vietnam, die sich nach seinem Tod zu einem langjährigen Stellvertreterkrieg des Ost-West-Konfliktes ausweiten sollte, mit der Amtszeit des 35. Präsidenten der USA verbunden.
In der ARD- und in der ARTE-Mediathek sowie in der DLF-Audiothek findet man interessante und tiefgründige Dokumentationen über John F. Kennedy und seine Familie.
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