Sie sind nicht von ungefähr die in allen Berufsimage-Umfragen hoch gepriesenen Helden des Alltags. Feuerwehrleute bringen sich in Gefahr, um Menschen zu retten und Schlimmeres zu verhindern, wenn es brennt.
Seit 100 Jahren gibt es in Mülheim eine Berufsfeuerwehr. Ihr 2019 aus dem Dienst geschiedener ehemaliger Chef Burkhard Klein hat zur Feier dieses Jahrestages jetzt eine Chronik des Mülheimer Brandschutzes vorgelegt, der unter dem Titel: "Von Spritzenmeistern, Pümpern und Gehilfen" im Verlag Stumpf & Kroessedey erschienen und für 29,50 Euro im Buchhandel erhältlich ist.
Klein, der von 1991 bis 2019 Teil der Mülheimer Feuerwehrgeschichte war, erinnert sich noch gut an große Einsätze der Mülheimer Berufsfeuerwehr, etwa beim Brand der Grillo-Villa im Uhlenhorst (1993), beim Großbrand am Dickswall (2008) oder an den Jahrhundert-Einsatz nach dem Pfingssturm Ela, der 2014 Bäume wie Streichhölzer knickte und umfallen ließ.
Besonders gerne erinnert sich der ehemalige Branddirektor an die Neugründung der Freiwilligen Feuerwehr im Jahre 2001 und an die Eröffnung der neuen Hauptfeuerwache an der Duisburger Straße 2010, die von einer Nebenwache an der Seilfahrt in Heißen komplettiert wird.
Angesichts von zwei Mülheimer Feuerwachen, einer Berufs- und einer Freiwilligen Feuerwehr, kann man es sich heute nicht mehr vorstellen, dass der Brandschutz in Mülheim bis zum 1. April 1924 allein auf den Schultern Freiwilliger Feuerwehrleute lastete, die größtenteils aus der Turnerschaft kamen. "Die Turner waren körperlich fit und hatten keine Probleme mit dem Leitersteigen", erklärt Feuerwehr-Chronist Burkhard Klein den Zusammenhang. Mülheims erste Freiwillige Feuerwehr war 1852 mit dem Inkrafttreten des Mülheimer Feuerschutzreglements entstanden. Zuvor galt das von der Bergischen Brandschutzordnung des Jahres 1555 festgelegte Prinzip: Im Brandfall hilft jeder jedem.
Am 1. April traten die ersten 18 Berufsfeuerwehrleute auf der Feuerwache an der Aktienstraße, dort, wo heute das Rotkruzzentrum steht, ihren Dienst an. Dort mussten sich die Feuerwehrmänner, die alle eine handwerkliche Berufsausbildung mitbrachten, den Platz mit der städtischen Strom- und Gasversorgung teilen. Erst ab 1960 hatte die Mülheimer Berufsfeuerwehr an der Aktienstraße eine neugebaute und moderne Feuerwache für sich.
Einer der ersten großen Einsätze, die Burkhard Klein, im Stadtarchiv recherchiert hat, war ein Tribünenbrand an der Rennbahn Raffelberg. Viel gefährlicher, als jeder Großbrand, waren die politischen Brandstifter der NSDAP, die auch in Mülheim ab März 1933 das Sagen hatten. Ihre Macht nutzten sie, um den 1924 vom Baurat zum Branddirektor umgeschulten Paul Sorge durch Mülheims SS-Chef Alfred Freter zum Feuerwehrchef zu machen, obwohl dieser keinerlei Qualifikationen für dieses Amt mitbrachte. Im Sinne der NS-Ideologie wurde Mülheims oberster Brandbekämpfer in der Reichspogromnacht 1938 in der Synagoge am Viktoriaplatz zum Brandstifter.
Obwohl sich Freter Ende der 1950er Jahre in Duisburg vor Gericht für seine Tat verantworten musste, wurde er freigesprochen. Das Gericht begründete seinen Freispruch damit, dass es sich um "einen leichten Fall von Brandstiftung" gehandelt habe, der inzwischen verjährt sei. Seine Einschätzung begründete das Gericht damit, dass die Jüdische Gemeinde ihre 1907 eingeweihte Synagoge am 5. Oktober 1938, also gut einen Monat vor der Reichspogromnacht vom 9. November 1938 an die Stadtsparkasse verkauft habe. Deshalb habe es sich bei der Synagoge zum Zeitpunkt der Brandstiftung nicht mehr um ein jüdisches Gotteshaus gehandelt.
Freter wurde nach dem Krieg nicht mehr in den Dienst der Mülheimer Berufsfeuerwehr eingestellt und arbeitete stattdessen bei einer Werksfeuerwehr in Duisburg.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen