Freitag, 5. April 2024

Schon einmal wieder aufgemacht

 Als Ruhrbastion wurde er am 8. Juli 1927 eröffnet. Doch der Volksmund taufte ihn schon bald in "Wasserbahnhof" um. Errichtet auf einem ehemaligen Werft- und Schlachthofgelände wurde er als Start- und Zielpunkt der Weißen Flotte zu einem Mülheimer Wahrzeichen.

Als der Urlaub noch vor der Haustür stattfand, ließen sich Ende der 1920er Jahre bis zu 500.000 Fahrgäste von den damals acht Schiffen der Weißen Flotte von deren Kapitänen mit auf die Reise nach Kettwig oder Duisburg nehmen.

Doch die Weltwirtschaftskrise und der Zweite Weltkrieg unterbrachen die Erfolgsgeschichte der Weißen Flotte und des Wasserbahnhofes. Nach dem Krieg quartierten sich dort Offiziere der britischen Besatzungsarmee und machten den Wasserbahnhof zu ihrem Club.

Doch am 7. April 1949 bekamen die Mülheimerinnen und Mülheimer ihren Wasserbahnhof, wie es in der Lokalpresse hieß, "als angenehme Erholungsstätte zurück." Nicht nur Oberbürgermeister Heinrich Thöne freute sich vor 75 Jahren darüber, "dass wir jetzt endlich wieder Herr im eigenen Haus des Wasserbahnhofes sind." Und Baurat Borchert ließ beim Eröffnungsfrühstück im Wasserbahnhof mit seinen 600 Sitzplätzen keinen Zweifel daran, dass die städtischen Handwerker 66 Tage lang alle Hände voll zu tun hatten, um die Spuren "des ungezwungenen Soldatenlebens" im Wasserbahnhof zu beseitigen.

"Was unsere Handwerker geleistet haben, kann sich bei den zukünftigen Gästen sehen lassen", lobte die Lokalpresse und hob in diesem Zusammenhang den Lichterglanz hervor, den die neue Außenbeleuchtung des Wasserbahnhofes auf die Wasserfläche der Ruhr zaubere. Nicht alle, die den Wasserbahnhof in den nachfolgenden Jahrzehnten gastronomisch bewirtschafteten, erfüllten den Wunsch Heinrich Thönes nach "so gut kalkulierten Preisen, dass sich auch der Mann im einfachen Kleid hier wohlfühlen kann."

Doch heute, da der Wasserbahnhof nicht mehr der Stadt, sondern der Schweizer Conle-Gruppe gehört, kann man im dritten Jahr nach dem Ruhrhochwasser des Sommers 2021 noch nicht mal über die gastronomische Preisgestaltung im Wasserbahnhof streiten, Denn seit der Überflutung der Schleuseninsel ist im Wasserbahnhof der Ofen aus und die Küche kalt. "Wie lange noch?", fragt sich so mancher Mölmsche und wünscht sich eine zweite Renaissance des Wasserbahnhofes, wie einst im April 1949.

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