1 April 1934. Auf den Tag genau 119 Jahre nach Otto von Bismarck wird in Mailand Roberto Cuilli geboren. Der Name ist Musik, vor allem für Theaterfreunde. 1980 kommt er von Düsseldorf nach Mülheim, um hier das Theater an der Ruhr zu gründen. Am 19. November 1981 feiert das Theater an der Ruhr mit seiner Inszenierung von Frank Wedekinds „Lulu“ seine erste Premiere.
Seit 1981 spielt das
Theater, das er bis heute mit dem Dramaturgen Dr. Helmut Schäfer führt, im
ehemaligen Kurhaus des 1909 eröffneten und 1992 geschlossenen Solbades im
Raffelbergpark. In dem Park, in dem früher Kurgäste verweilten, wird heute in
den Weißen Sommer-Nächten Theater gespielt.
Schon in seiner Heimatstadt
hat der promovierte Philosoph, der seine Doktorarbeit über den deutschen
Philosophen Hegel geschrieben hat, mit Il Globo/Die Welt 1960 ein eigenes
Theater gegründet. Auch mit dem Theater an der Ruhr hat Ciulli Grenzen
überschritten und Grenzen überbrückt, zum Beispiel, wenn er 2003 mit Patienten
aus der forensischen Psychiatrie in Langenfeld das Theaterstück: „Wie hast du
geschlafen?“ inszenierte. Unter seiner Leitung tourte das Theater an der Ruhr seit
1983 durch bisher 38 Länder der Welt und war selbst Gastgeber internationaler
Partnerensembles.
1965 kam der
Italiener Roberto Ciulli nach Deutschland. Hier verdiente er zunächst als
LKW-Fahrer und als Fabrikarbeiter seinen Lebensunterhalt, ehe er sich am
Deutschen Theater in Göttingen zwischen 1965 und 1972 vom Bühnenarbeiter und
Beleuchter über den Regieassistenten bis zum Regisseur und Schauspieler hocharbeitete.
1968 erlebte er mit der Inszenierung von: Federico Garcia Lorcas „Bernarda Albas
Haus“. 1972 wechselte er vom Deutschen Theater Göttingen als
Schauspieldirektor zum Kölner Schauspielhaus. Vom Rhein kam er 1980 an die Ruhr. Mit finanzieller Unterstützung der
Stadt Mülheim an der Ruhr, sie stellte ein Startkapital von 535.000 Mark und
eine Bürgschaft von 900.000 Mark zur Verfügung, gründete er zusammen mit dem Dramaturgen Helmut
Schäfer und dem inzwischen verstorbenen Bühnenbildner Gralf-Edzard
Habben das Theater an der
Ruhr als gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung. 20 Schauspielerinnen
und Schauspieler gehören 1981 zum ersten Ensemble des Theaters an der Ruhr. Sie
richten das alte Kurhaus für den Spielbetrieb her. Als „Theater ohne Wenn und
Aber“ beschreibt Roberto Ciulli 1981 sein Konzept. Bis heute werden, diesem
Leitbild Ciullis folgend, auf der Theaterbühne
im Raffelbergpark Klassiker in zeitgemäßer Form inszeniert. Sein Publikum, das
er immer persönlich begrüßt, wenn er seine Eintrittskarten abreist, kennt Roberto
Ciulli nicht nur als Regisseur und Schauspieler, sondern auch als Gastgeber
zahlreicher Matineen und politischer Salons im Theater an der Ruhr.
Für seine Verdienste
ist „der letzte Theaterprinzipal Deutschlands“, wie ihn die Frankfurter
Allgemeine Zeitung in einem Beitrag zu seinem 90. Geburtstag genannt hat, ist
Roberto Ciulli unter anderem mit dem Ehrenring der Stadt Mülheim, mit dem
Ehrenpreis der Bürgergesellschaft Mausefalle, mit dem Bundesverdienstkreuz, mit
dem polnischen Kulturpreis, dem Deutschen Kritikerpreis,mit dem Staatspreis des Landes Nordrhein-Westfalen
und mit dem Deutschen Theaterpreis ausgezeichnet worden. Die Theaterkritikerin Christine
Dössel, die für die Süddeutsche Zeitung mit Roberto Ciulli jüngst ein
Geburtstagsinterview geführt hat, schreibt über ihn: „Ciullis Inszenierungen bewegen sich
zwischen Poesie, Clownerie und Gesellschaftskritik, sind immer auch Selbstfeier
und kultisches Fest.“
Zusammen mit den
1976 begründeten Mülheimer Theatertagen hat das von Roberto Ciulli geleitete Theater
an der Ruhr Mülheim bundesweit als Stadt des zeitgenössischen deutschsprachigen
Theaters bekannt gemacht.
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