Müßiggang ist aller Laster Anfang. Das sagt uns der
Volksmund. Der hat gut Reden, auch wenn er sagt: „Wer nichts wird, wird Wirt!“
Beides ist natürlich eine maßlose Unterschätzung dessen, was es bedeutet, eine
Gastwirtschaft so zu führen, dass sie wirtschaftlich und menschlich läuft wie
das Bier aus dem Fass. Der Gastwirt muss von seiner Wirtschaft leben können.
Und der Gast, der in die Wirtschaft geht, muss erst mal den Müßiggang dafür bekommen.
Gestern las ich an dieser Stelle ernüchtert, dass seit 2007 jede vierte Kneipe
ausgezapft hat, weil man an der Theke noch trinken, aber nicht mehr Leben noch
lebenswert istrauchen darf.
So ist die Gastwirtschaft ein Spiegelbild der Volkswirtschaft,
die eben auch von den Lastern des menschlichen Müßiggangs lebt. Was die
Gesundheitsminister der Republik: („Rauchen tötet!“) plakativ verdammen, lässt bei
ihren Kollegen aus dem Finanzressort die Sektkorken knallen, leider aber nicht „in
der kleinen Kneipe in unserer Straße, wo das Leben noch Lebenswert ist“, wie es
1976 Peter Alexander besang.
Vielleicht sollte sich unser Bundeswirtschaftsminister, der
ja offensichtlich auch kein Kostverächter ist, für eine Wirtschaftsförderprogramm
einsetzen, in dem er den Solidaritätszuschlag Ost abschafft und in Form eines Freibierzuschlags
der ganzen Republik zugutekommen lassen. Das wäre doch wirklich mal ein Akt der
Solidarität, der die Wirtschaft im doppelten Sinne des Wortes ankurbeln würde
und ein Grund zum Anstoßen wäre.
Dieser Text erschien am 16. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen