Wenn ich als kleiner Knirps Alexandra Schlager „Mein Freund,
der Baum“ hörte, fragte ich mich immer, was die Dame mit der dunklen Stimme so
ein Trara um einen Baum mache. Heute weiß ich wie wichtig so ein Baum sein
kann. Gerade an so heißen Tagen wie diesen ist der Schatten, den die Bäume am
Straßenrand spenden Gold wert. Bäume in unserer Stadt, das wissen wir heute,
sind keine grüne Spinnerei , sondern eine Lebensnotwendigkeit. Sie spenden
nicht nur Schatten. Sie binden auch Gase in der Luft und verwandeln mit Hilfe der
Photosynthese CO 2 in Sauerstoff. Sie schirmen Lärm ab und befeuchten mit ihrem
Blättern die Luft und schützen damit unsere Schleimhäute und damit unser
Immunsystem. Also tun wir gut daran, unsere Bäume zu pflegen und zu hegen, wo
wir können. Damit sind wir keine Romantiker, die den Wald vor lauter Bäumen
nicht sehen, sondern Realisten, die einsehen, dass wir uns als Spezies Mensch
nicht den ökologischen Ast absägen dürfen, auf dem wir sitzen.
Wenn man in einem Aufsatz des Landschaftsschutzverbandes
nachliest, dass ein Baum mit der Photosynthese stündlich 16.000 Liter Sauerstoff
produziert und wir Menschen stündlich 44 Liter Sauerstoff verbrauchen, dann
weiß man, dass wir die Bäume brauchen wie die Luft zum Atmen. Auch wenn wir
spätestens seit Billy Wilders 1959 gedrehter Filmkomödie wissen: „Manche mögen’s
heiß“, lehrt uns die aktuelle Hitze, kühlen Kopf zu bewahren, ohne deshalb
gleich kalte Füße zu bekommen oder gar auf die Palme zu gehen. Stattdessen tunt
wir gut daran heute, morgen und in den nächsten Tagen Tee (oder auch Wasser) zu
trinken, am besten unter einem großen schattigen Baum. Angesichts eines Mülheimer
Grünflächenanteils von mehr als 50 Prozent, zun dem rund 50.000 Bäume im
öffentlichen Straßenraumgehören und angesichts eines Waldflächenanteils von
rund 18 Prozent, lassen sich in Mülheim nicht nur Schattenseiten, sondern Gott
sei Dank auch Schattenplätze finden.
Dieser Text erschien am 24. Juli in der Neuen Ruhrzeitung
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