Sonntag, 4. August 2019

Hauptsache, schön schattig

Wenn ich als kleiner Knirps Alexandra Schlager „Mein Freund, der Baum“ hörte, fragte ich mich immer, was die Dame mit der dunklen Stimme so ein Trara um einen Baum mache. Heute weiß ich wie wichtig so ein Baum sein kann. Gerade an so heißen Tagen wie diesen ist der Schatten, den die Bäume am Straßenrand spenden Gold wert. Bäume in unserer Stadt, das wissen wir heute, sind keine grüne Spinnerei , sondern eine Lebensnotwendigkeit. Sie spenden nicht nur Schatten. Sie binden auch Gase in der Luft und verwandeln mit Hilfe der Photosynthese CO 2 in Sauerstoff. Sie schirmen Lärm ab und befeuchten mit ihrem Blättern die Luft und schützen damit unsere Schleimhäute und damit unser Immunsystem. Also tun wir gut daran, unsere Bäume zu pflegen und zu hegen, wo wir können. Damit sind wir keine Romantiker, die den Wald vor lauter Bäumen nicht sehen, sondern Realisten, die einsehen, dass wir uns als Spezies Mensch nicht den ökologischen Ast absägen dürfen, auf dem wir sitzen.

Wenn man in einem Aufsatz des Landschaftsschutzverbandes nachliest, dass ein Baum mit der Photosynthese stündlich 16.000 Liter Sauerstoff produziert und wir Menschen stündlich 44 Liter Sauerstoff verbrauchen, dann weiß man, dass wir die Bäume brauchen wie die Luft zum Atmen. Auch wenn wir spätestens seit Billy Wilders 1959 gedrehter Filmkomödie wissen: „Manche mögen’s heiß“, lehrt uns die aktuelle Hitze, kühlen Kopf zu bewahren, ohne deshalb gleich kalte Füße zu bekommen oder gar auf die Palme zu gehen. Stattdessen tunt wir gut daran heute, morgen und in den nächsten Tagen Tee (oder auch Wasser) zu trinken, am besten unter einem großen schattigen Baum. Angesichts eines Mülheimer Grünflächenanteils von mehr als 50 Prozent, zun dem rund 50.000 Bäume im öffentlichen Straßenraumgehören und angesichts eines Waldflächenanteils von rund 18 Prozent, lassen sich in Mülheim nicht nur Schattenseiten, sondern Gott sei Dank auch Schattenplätze finden.

Dieser Text erschien am 24. Juli in der Neuen Ruhrzeitung

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