Dienstag, 13. August 2019

Alte Schule

Als sie 1959 ihr Abitur bestanden, war Konrad Adenauer noch Bundeskanzler. 60 Jahre nach ihrer Reifeprüfung an der heutigen Otto-Pankok-Schule, die zu ihrer Schulzeit noch als Staatliches Gymnasium mit einem alt- und einem neusprachlichen Zweig von sich Reden.
Beim Wiedersehen im Wasserbahnhof wurden Erinnerungen wach, etwa an den Klassenlehrer Andreas Ritter, der seine Schüler in Griechisch und Latein unterrichtete und seiner Klasse schon mal Kniebeugen verordnete, wenn die Konzentrationskurve auf Talfahrt ging. Als ein Klassenkamerad seine nicht erledigten Hausaufgaben damit entschuldigte, dass er seinem Vater beim Spachteln habe helfen müsse, zeigte sich der heute hochbetagt in Süddeutschland lebende Ritter gnädig und gut gelaunt: "In Ordnung: Dann hat jetzt jeder von Ihnen einmal Spachteln frei!" ließ er seine begeisterte Klasse wissen.
Gar nicht begeistert war die Klassengemeinschaft dagegen von einem Religionslehrer, dem regelmäßig die Hand ausrutschte. Dennoch wurde einer der Klassenkameraden, Peter Richter, später Pfarrer. Zwei andere Abiturkollegen, Dieter Schloten und Klaus Möltgen, wurden später Lehrer und Politiker. Schloten, der schon als Jugendlicher kritische Briefe an Konrad Adenauer schrieb, weil er mit der Wiederbewaffnung nicht einverstanden war, saß später für die SPD im Stadtrat und im Bundestag. Möltgen zog es, anders als seinen ehemaligen Klassen- und Schülersprecher Schloten zur CDU, für die er als Mülheimer Partei- und Fraktionsvorsitzender Kommunalpolitik machen sollte. Andere Klassenkameraden, die heute als Rentner in Mülheim, aber auch in anderen Teilen der Republik leben, haben ihr Berufsleben als Ingenieure, Naturwissenschaftler, Kaufleute und Bankkaufleute bestritten.

Allein unter Männern

Die einzige Frau in der männlichen Alt-Abiturientenrunde, Gisela Spanagel, machte ihren beruflichen Weg nach dem Abitur als Apothekerin. Sie erinnerte sich daran, "das ich in der rein männlichen Klassengemeinschaft zunächst gar nicht willkommen war, ehe wir uns dann doch ganz gut zusammengerauft haben." Dieter Schloten bat seine Klassenkameradin noch nachträglich um Verzeihung dafür, "dass wir dich so manches Mal gemobbt haben."


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