Das kann ja heute um 19.30 Uhr in der Buchhandlung am Löhberg
heiter werden. Kein Wunder. Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu
sorgen. Am heutigen Donnerstag werden dort Mülheimer Zeitzeugen über die Tücken
der Haushaltstechnik berichten. „Jetzt hat Mutti mehr Zeit für uns. weil sie
elektrisch kocht“ lautet der wunderbar nostalgische Titel der Veranstaltung.
Das ist das Schöne an der Vergangenheit, dass sie mit dem Abstand der Zeit
einen sanften Schleier über die Härten des Alltags legt. Da wird das Ärgernis
zur Anekdote. So erging er auch dem Schnellkochtopf, mit dem sich meine
Großeltern einst das Leben erleichtern wollten. Aber sie erreichten genau das
Gegenteil, weil sich der Schnellkochtopf, ob seiner unsachgemäßen Handhabung,
ganz schnell zum Sprengsatz entwickelte, der seinen Inhalt flächendeckend in
der Küche verteilte und sie so zum Renovierungsfall machte. Danach hatten Vati
und Mutti verständlicherweise erst mal weniger als mehr Zeit für ihre Kinder,
die ihrerseits auf Sicherheitsabstand gingen. Auch für die Technische
Revolution im Haushalt gilt eben manchmal: „Die Revolution frisst ihre Kinder!“
Und so gibt es mir zu denken, dass die Muttis und Vatis, die im
Thermomix-Zeitalter nicht nur elektrisch, sondern längst auch digital kochen, oft immer weniger Zeit
für ihre Kinder haben, weil mit den technischen Zeitsparern auch die technischen
Zeiträuber zunehmen. Zu Risiken und Nebenwirkungen befragen Sie Ihr Smartphone
oder schalten es am besten einfach mal öfter aus.
Dieser Text erschien in der NRZ vom 15. August 2019
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