Dienstag, 27. August 2019

Ehrlich wartet am längsten

Vielleicht hatte der Mann noch das Anschreiben in den guten alten Tante-Emma-Läden im Kopf als er sich gestern in einem Supermarkt sich aus der Schlange an der Kasse mit dem Hinweis verabschiedete: „Meine Bahn kommt gleich. Ich kann nicht mehr warten.“ Das wäre nichts Außergewöhnliches gewesen, wenn er nicht seine unbezahlten Waren gleichmitgenommen hätte. Nach einer Schrecksekunde erkannten die Kassierer den Ernst der Lage und spurteten hinter dem Zechpreller hinterher, um ihn wieder auf den Boden der rechtsstaatlichen Tatsachen zurückzuholen. Mit etwas mehr krimineller Energie hätten die jetzt umso länger auf ihren Zahlungsvorgang wartenden Kunden im Und die preiswerte Massenflucht nach vorne antreten können.

Doch die beiden sportlichen Kassierer, die ihren zahlungswilligen Kunden den Rücken zudrehen mussten, hatten Glück im Unglück. Denn Ehrlich wartet eben doch am längsten und genießt jedes Schauspiel, das sich ihm ganz ohne Eintritt bietet und an Dario Fos gleichnamiger Komödie: „Bezahlt wird nicht!“ erinnert.

Dieser Text erschien am 23. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Junge Schule

 Schülerinnen und Schüler machen Schule. Das nahm die Schülervertretung an der Willy-Brandt-Schule in Styrum an einem von ihr organisierten ...