Montag, 26. August 2019

Gut ergangen

An manchen Tagen hat man als Mülheimer das Gefühl, dass unsere Stadt auf dem Holzweg und wir selbst in eine Sackgasse gelandet sind. Doch an diesem Wochenende, da sich der Sommer noch einmal von seiner sonnigen Seite zeigte, machte ich auf meinem Fußweg zwischen dem Boicher Ruhrufer und dem Innenstadt-Ufer eine mein  Gemüt erhellende Erfahrung. Jenseits und ungestört vom Straßenverkehr, ging immer schön geradeaus auf dem Ruhrradschnellweg von der Alten Dreherei des 1874 eröffneten und 1959 geschlossenen Eisenbahnausbesserungswerkes bis zum Rathaus. 

Dabei konnte ich mit dem Blick nach links und rechts ungewöhnlich schöne Aussichten auf die alte Heinrich-Thöne-Volkshochschule an der Bergstraße auf das Landesgartenschaugelände der Müga, auf die Friedrich-Wilhelms-Hütte, auf die Ruhrpromenade, auf die Schlossbrücke und schließlich auf den um 1914 errichteten Rathausturm und die aus den 1970er Jahren stammenden Wohntürme am Hans-Böckler Platz genießen. Unsere Vorfahren, die den heutigen Ruhrradschnellweg der ja tatsächlich auch ein Schnellweg für Fußgänger ist, hätten sich wohl verwundert die Augen gerieben, wenn sie Menschen auf der in den 1860er Jahren errichteten Eisenbahnbrücke über den Fluss hätten spazieren oder radeln sehen. Was früher nur etwas für lebensmüde Menschen war, ist heute, den Fortschritt sei Dank, die purer Lebensfreude in der m Stadt am Fluss. Manchmal ist unsere Stadt eben doch auf dem goldrichtigen Weg in einer umweltfreundliche und mobile Zukunft, die Lust auf mehr macht. So darf es ruhig weitergehen. In Zeiten des Klimawandels kommt der Fortschritt eben nicht Motoren und PS, sondern zu Fuß oder per Rad daher.

Dieser Text erschien am 26. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung

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