An manchen Tagen hat man als Mülheimer das Gefühl, dass
unsere Stadt auf dem Holzweg und wir selbst in eine Sackgasse gelandet sind. Doch
an diesem Wochenende, da sich der Sommer noch einmal von seiner sonnigen Seite
zeigte, machte ich auf meinem Fußweg zwischen dem Boicher Ruhrufer und dem
Innenstadt-Ufer eine mein Gemüt
erhellende Erfahrung. Jenseits und ungestört vom Straßenverkehr, ging immer
schön geradeaus auf dem Ruhrradschnellweg von der Alten Dreherei des 1874
eröffneten und 1959 geschlossenen Eisenbahnausbesserungswerkes bis zum Rathaus.
Dabei konnte ich mit dem Blick nach links und rechts ungewöhnlich schöne
Aussichten auf die alte Heinrich-Thöne-Volkshochschule an der Bergstraße auf
das Landesgartenschaugelände der Müga, auf die Friedrich-Wilhelms-Hütte, auf
die Ruhrpromenade, auf die Schlossbrücke und schließlich auf den um 1914
errichteten Rathausturm und die aus den 1970er Jahren stammenden Wohntürme am
Hans-Böckler Platz genießen. Unsere Vorfahren, die den heutigen Ruhrradschnellweg
der ja tatsächlich auch ein Schnellweg für Fußgänger ist, hätten sich wohl verwundert
die Augen gerieben, wenn sie Menschen auf der in den 1860er Jahren errichteten Eisenbahnbrücke
über den Fluss hätten spazieren oder radeln sehen. Was früher nur etwas für
lebensmüde Menschen war, ist heute, den Fortschritt sei Dank, die purer
Lebensfreude in der m Stadt am Fluss. Manchmal ist unsere Stadt eben doch auf
dem goldrichtigen Weg in einer umweltfreundliche und mobile Zukunft, die Lust
auf mehr macht. So darf es ruhig weitergehen. In Zeiten des Klimawandels kommt
der Fortschritt eben nicht Motoren und PS, sondern zu Fuß oder per Rad daher.
Dieser Text erschien am 26. August 2019 in der Neuen Ruhrzeitung
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen