Nils Bohländer ist seit April der einzige Mann im ansonsten
weiblichen Team der Erziehungsberatungsstelle der Caritas.
„Männer interessieren sich zunehmend für die Erziehung ihrer
Kinder, in der sie mitreden und mitentscheiden wollen. Sie fragen sich: Was ist
gut für mein Kind. Und sie haben inzwischen genauso wie die Frauen den Wunsch. Möglichst
viel Zeit mit ihrer Familie und mit ihren Kindern zu verbringen“, sagt Nils Bohländer.
Er ist beim katholischen Sozialverband kein Unbekannter (siehe Box).
„Die Klienten der flexiblen Familienhilfe werden uns über
das Jugendamt zugewiesen. Wenn wir zu den Familien ins Haus kommen, um sie zu
unterstützen, ist das eine Pflichtveranstaltung. Die Erziehungsberatung ist
dagegen ein freiwilliges, generationsübergreifendes und niederschwelliges
Angebot für alle Menschen, die sozialen, pädagogischen und psychologischen Rat
und Hilfe für das System Familie brauchen“, erklärt Bohländer der Unterschied
zwischen seiner alten und seiner neuen Tätigkeit. (siehe Box)
„Als Mann in der Erziehungsberatung kann Nils Bohländer nichts
besser oder schlechter als seine Kolleginnen, aber er zeigt: Erziehungsarbeit
ist nicht nur ein Frauenthema. Er sorgt dafür, dass mit ihm die männliche
Sichtweise auf Erziehung und Familienleben einziehen und so die ganze Vielfalt
des Systems Familie abgebildet wird“, sagt Katja Arens. Die dreifache Mutter ist
als die für die Fachdienst Kinder,- Jugend- und Familienhilfe der Caritas zuständige Abteilungsleiterin
Bohländers Vorgesetzte.
Für Nils Bohländer ist es wichtig, „dass Kinder nicht nur in
der Erziehungsberatung, sondern auch in Kindertagesstätten und in Schulen männliche
Vorbilder und Bezugsperson erleben.“ Deshalb hat er zusammen mit einer Kollegin
eine Gruppe für Grundschüler gegründet, „in der Jungs auch mal Junge sein
dürfen und nicht gleich in die Ecke gestellt werden, wenn sie Ringen oder
rauchen wollen.“
In fast der Hälfte seiner Beratungsfälle hat es Bohländer mit
Eltern und Kindern aus Scheidungs- und Trennungsfamilien zu tun.
Immer wieder muss er mit Eltern, die keine Partner mehr sind,
daran arbeiten, die Perspektive des Kindes einzunehmen und sich daran zu
erinnern, dass man sich als Vater und Mutter zwar aus seiner Ehe, aber nicht
aus seiner gemeinsamen Aufgabe als Vater und Mutter verabschieden kann. „Wenn
getrennte Eltern einen Weg finden friedlich miteinander zu kommunizieren , tut
das auch den Kindern gut, genauso wie es sie belastet, wenn ihre Eltern zum
Beispiel regelmäßig über ihr Umgangsrecht und ihre Erziehungsziele streiten.“
Bohländer versteht sich vor allem als Anwalt der Kinder und
nimmt ihre Perspektive ein. Dabei denkt er aber nicht nur an die Kinder,
sondern auch daran, was Eltern stark macht, damit sie von ihrer Erziehungsaufgabe
nicht überfordert werden. „Eltern müssen Kinder führen und ihnen Grenzen
aufzeigen, ohne dabei deren Grenzen zu überschreiten. Dabei kann es helfen,
wenn Eltern lernen Kindern klar und verständlich zu erklären, was sie von ihnen
wollen und erwarten. Viele Eltern machen den Fehler, dass sie entweder mit
ihren Kindern endlos diskutieren oder aber durch ständiges Nörgeln und
überzogene Erwartungen Ihre Kinder aggressiv und manchmal sogar gewalttätig
machen“, berichtet der Erziehungsberater aus seiner Praxis.
Dabei hat der Mitarbeiter des katholischen Sozialverbandes auch
die sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, unter denen heute Familienleben
und Kindererziehung stattfinden, im Blick. Wenn Eltern zum Beispiel in prekären
Beschäftigungsverhältnissen stecken und kaum in der Lage sind. das Familieneinkommen
auskömmlich zu bestreiten, dann bindet das natürlich unheimlich viel Kraft, die
ihnen in der Familien und Erziehungsarbeit oft fehlt und auch ihre Kinder
sozial stigmatisiert,“ erklärt Bohländer das Spannungsfeld, in dem seine 3 Kolleginnen
und er ihren Klienten versuchen Perspektiven für ein gutes Miteinander in System
der Familie aufzuzeigen. (T.E.)
ZUR PERSON:
Nils Bohländer (38), Vater einer zweijährigen Tochter, ist
Erzieher und Sozialwissenschaftler mit einer Zusatzausbildung als systemischer
Familientherapeut. Bevor er im April 2019 ins Team der Erziehungsberatungsstelle
der Caritas einstieg, arbeitete er fünfeinhalb Jahre in der flexiblen Familienhilfe
des katholischen Sozialverbandes. Wie seine Kolleginnen, die Sozialarbeiterin
Rita Rücker, die Sozialpädagogin Nicole Meyer und die Psychologin Jessica
Wennemann, ist Nils Bohländer im Caritas-Zentrum an der Hingbergstraße 176
unter der Rufnummer 0208-3000890 erreichbar.
2018 suchten 581 Menschen aus 296 Familien den qualifizierten und kostenfreien
Rat der „Psychologischen Beratungsstelle für Eltern, Kinder und Jugendliche.
Dieser Text erschien am 28. August 2019 in NRZ & WAZ
Dieser Text erschien am 28. August 2019 in NRZ & WAZ
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