Samstag, 3. Juli 2010

In der Saarner Freiluftgalerie Kunst raus setzen Kinder und Jugendliche unseren Lebensraum ins Bild


Ironie der Geschichte. Der Anstoß zu der vom evangelischen Pfarrer Albrecht Sippel initiierten und bis heute federführend organisierten Aktion „Kunst Raus“ kam vor 18 Jahren ausgerechnet aus dem katholischen Köln. Dort entdeckte Dagmar Schenk, Presbyterin der Evangelischen Kirchengemeinde Saarn, auf einem Platz eine Freiluftausstellung, bei der Künstler ihre Werke auf 1,50 Meter mal 1,50 Meter großen Plakatständern präsentierten und so ihre Kunst aus den Museen und Galerien holten. Dies faszinierte sie so sehr, dass sie, wieder daheim, ihrem Pfarrer davon berichtete. Beide waren sich einig: „So etwas könnten wir hier auch machen.“


1992 machte dann der auch an der Kölner Aktion beteiligte Künstler Alexander Pey die Saarner Dorfmitte mit seinen 14 Werken erstmals zur Freiluftgalerie. Sein Thema war damals der zweite Golfkrieg von 1991.In den folgenden Jahren konnte man bei den Kunst-Raus-Rundgängen durch Saarn auch Werke von Künstlern aus Mülheim und der Rhein-Ruhr-Region entdecken, ohne dafür wie in einem Museum Eintritt bezahlen zu müssen. Im vergangenen Sommer waren es die Künstler der Gruppe Ander, die sich mit ihren Arbeiten für die Kunst-Raus-Ausstellung an den 1893 in Saarn geborenen Maler und Bildhauer Otto Pankok erinnerten.In diesem Jahr wollten Sippel und seine kunstsinnigen Mitstreiter aus der Evangelischen Kirchengemeinde keine renommierten, sondern junge Meister aus dem eigenen Stadtteil ins Bild setzten.Uns so kann man jetzt beim Kunst-Rausrundgang an neun Stationen zwischen Dorfkirche, Düsseldorfer Straße und Klostermarkt oder zwischen Otto-Pankok-Straße und Pastor-Luhr-Platz „unseren Lebenraum“ sehen, wie Kindergartenkinder und Schüler „unseren Lebensraum“ sehen.Das Spektrum reicht vom farbenfrohen Gemälde über eine großformatige Bleistiftzeichnung bis zur Fotocollage, Natur und Freizeitmotive wurden ebenso ins Bild gesetzt wie klassische Saarner Wahrzeichen.


Letztere kann man zum Beispiel auf dem Pastor-Luhr-Platz entdecken, wo die Kinder des Evangelischen Familienzentrums Lindenhof aufgezeichnet haben, was sie bei ihrem Stadtteilrundgang mit dem Skizzenblock gesehen und festgehalten haben. Eher philosophisch gingen dagegen die Schüler aus dem Kunstkurs der Jahrgangsstufe 11 der Gesamtschule Saarn ans Werk, die an der Dorfkirche die „Kleinen Fluchten“ des Alltags aufgemalt haben.Ein Bild mit starken Farben und starker Symbolik sehen wir auch vor dem Haus Kinderlust an der Otto-Pankok-Straße. Dort haben Kindergartenkinder der Evangelischen Tageseinrichtung vor ihrer eignen Haustür den Blick auf unseren Lebensraum Erde gewagt: Kleine Menschen in allen Farben tragen den Globus. Ihrer Botschaft, „Wenn viele kleine Leute viele kleine Schritte gehen, können sie die Welt verändern“, kann sich kein Betrachter entziehen.


„Wir haben es nicht bereut, mitgegangen zu sein. Das war spannend und schön. Die Kinder haben große Kunst geschaffen, weil sie nicht zu lange nachdenken, sondern malen, was sie sehen, erleben und fühlen. Man spürt bei Betrachten der Kunstwerke ihre geistige Beweglichkeit und ihre innere Ergriffenheit“, schilderten Elisabeth und Norbert Schmitz aus Speldorf ihren Eindruck vom ersten Kunst-Raus-Rundgang mit Albrecht Sippel Der zweite beginnt am 7. Juli um 18 Uhr am Evangelischen Gemeindehaus an der Holunderstraße 5 . Infos unter 48 66 54.


Dieser Text erschien am 1. Juli 2010 in NRZ und WAZ

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