Samstag, 6. Juli 2019

Local Heros

Als Akademiker mit zwei linken Händen bewundere ich Handwerker, die genau wissen, was zu tun ist, wenn der Fernseher streikt, die Klospülung nicht funktioniert, wenn die Tür klemmt, wenn eine Lampe aufgehängt werden muss oder wenn ein Ofens oder eine Waschmaschine schweigen. Was für mich in einer Katastrophe enden würde, ist für diese handfesten Herrschaften ein Klacks.

Kein Wunder also, dass Handwerker gefragt sind und das Handwerk goldenen Boden hat, so dass mancher Handwerksmeister mehr verdient als viele Akademiker. Noch beeindruckender ist es aber, dass es mit den seit 10 Jahren ehrenamtlich arbeitenden Heinzelwerkern 22 Männer in Mülheim gibt, die nicht nur ein goldenes Händchen, sondern auch ein goldenes Herz haben Sie bewerkstelligen mit ihrer unentgeltlichen und unbezahlbaren Handwerksnothilfe für alte, bedürftige und behinderte Menschen das, wovon viele nur reden. Sie kümmern sich mit ihrem Talent um den Nächsten, der ihrer Hilfe braucht, ohne danach zu fragen: „Was bekomme ich dafür. „Neue Männer braucht das Land“, sang Ina Deter in den 1980er Jahren. Doch weil die Heinzelwerke hervorragende Handwerker, aber keine Star-Tenöre haben sie die ihr gestriges Jubiläumsfest, bei dem sie mit dem Silbernen Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet worden sind, als Bühne für den Aufruf genutzt, dass sie dringend Nachwuchs brauchen. Kurz gesagt: Neue Männer braucht die Stadt, Männer die ihr Handwerk verstehen, Männer die das Herz am rechten Fleck haben und nicht nur ans Geld denken, Männer, die keine Angst vor der Arbeit und vor der Begegnung mit dem richtigen Leben haben. Und wenn sich die eine oder andere Heinzelwerkerin dazu entschließen könnte, ihren Werkzeugkiste zu packen, wäre das für die gestern mit Silbernen Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichneten Goldjungs ein echter Hammer. Und was für die Heinzelwerker gilt, gilt natürlich auch für die haupt- und ehrenamtlichen Handwerker, die in unser aller Auftrag an den wichtigsten Baustellen der Stadt arbeiten und bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr ihren Arbeitsvertrag verlängert bekommen wollen. 


Dieser Text erschien am 5. Juli in der Neuen Ruhr Zeitung

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