Als Akademiker mit zwei linken Händen bewundere ich
Handwerker, die genau wissen, was zu tun ist, wenn der Fernseher streikt, die
Klospülung nicht funktioniert, wenn die Tür klemmt, wenn eine Lampe aufgehängt
werden muss oder wenn ein Ofens oder eine Waschmaschine schweigen. Was für mich
in einer Katastrophe enden würde, ist für diese handfesten Herrschaften ein Klacks.
Kein Wunder also, dass Handwerker gefragt sind und das
Handwerk goldenen Boden hat, so dass mancher Handwerksmeister mehr verdient als
viele Akademiker. Noch beeindruckender ist es aber, dass es mit den seit 10
Jahren ehrenamtlich arbeitenden Heinzelwerkern 22 Männer in Mülheim gibt, die
nicht nur ein goldenes Händchen, sondern auch ein goldenes Herz haben Sie
bewerkstelligen mit ihrer unentgeltlichen und unbezahlbaren Handwerksnothilfe für
alte, bedürftige und behinderte Menschen das, wovon viele nur reden. Sie
kümmern sich mit ihrem Talent um den Nächsten, der ihrer Hilfe braucht, ohne
danach zu fragen: „Was bekomme ich dafür. „Neue Männer braucht das Land“, sang
Ina Deter in den 1980er Jahren. Doch weil die Heinzelwerke hervorragende
Handwerker, aber keine Star-Tenöre haben sie die ihr gestriges Jubiläumsfest, bei
dem sie mit dem Silbernen Kronenkreuz der Diakonie ausgezeichnet worden sind, als
Bühne für den Aufruf genutzt, dass sie dringend Nachwuchs brauchen. Kurz gesagt:
Neue Männer braucht die Stadt, Männer die ihr Handwerk verstehen, Männer die
das Herz am rechten Fleck haben und nicht nur ans Geld denken, Männer, die keine
Angst vor der Arbeit und vor der Begegnung mit dem richtigen Leben haben. Und
wenn sich die eine oder andere Heinzelwerkerin dazu entschließen könnte, ihren
Werkzeugkiste zu packen, wäre das für die gestern mit Silbernen Kronenkreuz der
Diakonie ausgezeichneten Goldjungs ein echter Hammer. Und was für die
Heinzelwerker gilt, gilt natürlich auch für die haupt- und ehrenamtlichen Handwerker,
die in unser aller Auftrag an den wichtigsten Baustellen der Stadt arbeiten und
bei der Kommunalwahl im kommenden Jahr ihren Arbeitsvertrag verlängert bekommen
wollen.
Dieser Text erschien am 5. Juli in der Neuen Ruhr Zeitung
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