Es gibt Berichte, die würde man gerne auch im Mülleimer
Lokalteil lesen. So ging es mir gestern, als ich einen Bericht über die plötzliche
Renaissance des Siemens-Standortes Görlitz las. Dort wurde rechtzeitig vor der
sächsischen Landtagswahl der Startschuss für einen Innovationscampus in Sachen
erneuerbare Energietechnologie gegeben, der unter anderem mit einer Investition
von 30 Millionen Euro und der Schaffung von 100 neuen Arbeitsplätzen verbunden
ist.
Außerdem soll die Stadt an der Neiße, deren Siemns-Standort
vor zwei Jahren noch vor der Schließung stand, mit seinen über 1.000 Arbeitsplätzen
Hauptstandort für die Turbinen-Produktion werden. Man ist geneigt, frei nach
Goethe zu sagen: „Sachsen, du hast es besser!“
Vom Mülheimer Siemnes-Standort
musste man zuletzt leider gegenteiliges lesen. Angesichts von fast 600 der
insgesamt 4500 Mülheimer Siemens-Arbeitsplätzen, die bis 2023 in der Stadt an
der Ruhr wegrationalisiert werden sollen, bleibt uns hier im Westen, wo wir nicht
nur die Starrampe für den Aufbau Ost waren, einstweilen nur das Prinzip
Hoffnung.
Aber die politischen und wirtschaftlichen Kraftmeier und Netzwerker
tun gut daran, bei der Energiewende auch das Ruhrgebiet der einst 1000 Feuer
nicht zu vergessen. Denn auch hier kommen die nächsten Wahlen ganz bestimmt und
dann wollen die Menschen nicht nur in unserer Stadt an der Ruhr und bei Siemens
eine ehrliche Energiewende-Perspektive sehen, die von Menschen nicht nur
bezahlt, sondern auch von ihnen selbst mit Maschinenkraft bewerkstelligt wird.
Wenn Zukunftsmusik wie die des Energie-Spitzen-Clusters Ruhr oder eines
Zentrums für Energiewendetechnik am Ende nicht mit Leben und Jobs gefüllt wird,
könnten so manche kühlen Strategen mit ihren hochfliegenden Energiewende-Visionen
hart auf dem Boden der Tatsachen landen und mehr Feuer unter ihrem
Allerwertesten gemacht bekommen als uns allen lieb sein kann.
Dieser Text erschien am 16. Juli 2019 in der Neuen Ruhrzeitung
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