Essen. Sankt Gertrud im Nordviertel ist mit 250
Gläubigen bis auf den letzten Platz besetzt. Die allermeisten von ihnen sind
schwarz und sprechen Englisch. Sie gehören zur englischsprachigen afrikanischen
Gemeinde im Bistum Essen. Sie stammen aus Nigeria, Ghana, Kamerun, Tansania, Kenia
und Zimbabwe. Heute leben sie mit Menschen aus mehr als 140 Nationen im Schmelztiegel
des Ruhrgebietes. Immer wieder sonntags feiern sie um 14 Uhr in der neugotischen
Kirche aus der frühen Kaiserzeit ihren Gottesdienst. Doch dieser zweieinhalbstündige
Gottesdienst, den sie am 30. Juni in Sankt Gertrud feiern ist, ein besonderer. Die
Kirchenbänke sind mit bunten Luftballons geschmückt. Das erinnert an eine
Geburtstagsparty. Und tatsächlich ist dieser vom Diakon Winfried Rottenecker und
dem afrikanischen Gemeinde Pfarrer Silvester Ozioko zelebrierte Gottesdienst so
etwas wie eine Geburtstagsparty. Denn in seinem Rahmen wird die erste afrikanische
Caritas Konferenz innerhalb Deutschlands Ins Leben gerufen.
„Ihr sollt unsere Augen und Ohren sein. Wir können viel von
euch lernen wie der Glauben begeistern und freudig gelebt werden kann“, sagt Diakon
Rottenecker . Und er macht deutlich wie er Caritas-Arbeit versteht: „Wenn eine
Frau zu euch kommt, die in Not ist, weil, weil sie keine Arbeit hat, dann
müssen wir uns fragen, woran liegt es dass sie keine Arbeit hat. Wir müssen sie
vielleicht mit in einem Deutschkurs mitnehmen und dafür sorgen, dass sie einen
guten Betreuungsplatz für ihre Kinder bekommt, damit sie eine Arbeitsstelle
antreten und ihr Leben in die eigene Hand nehmen kann . Hilfe darf die Hilfsbedürftigen
nicht schwach und dumm machen. Sie muss sie stark machen und dazu befähigen,
Wege aus der Not zu finden und ihr eigenes Leben zu gestalten.“
Auch der aus Nigeria stammende Gemeindepfarrer Sylvester Ozioko,
macht deutlich: „Es ist gut und richtig, wenn wir uns engagieren und unsere
Fähigkeiten einbringen und den Hilfsbedürftigen mit Respekt begegnen. Gemeindepfarrer
Gerd Heusch und Essens Bürgermeister Franz-Josef Britz begrüßen die Gründung einer
afrikanischen Caritas Konferenz im Bistum Essen als an wichtigen Schritt zur
sozialen Integration und eine Chance von den neuen Ideen er afrikanischen
Caritaskonferenz zu lernen. Die Geschäftsführerin der Caritas im Bistum Essen, Sabine
Depew bringt es auf den Punkt: „Caritas ist Hilfe und Hilfe ist das Fundament unserer
Kirche.“
In dem Festgottesdienst, in dem nicht nur gesungen, sondern auch
getanzt wird und wirklich jeder bei jedem Lied aus voller Lebenskraft mitsingt,
werden die sieben Sprecher der aus aktuell insgesamt 60 ehrenamtlich Aktiven
bestehenden Caritas Konferenz in ihr Amt eingeführt . Die von Michael Sifuma angeführte
afrikanische Caritas Konferenz hat bereits konkrete Ideen wie sie den Zuwandererfamilien
aus den englischsprachigen Ländern Afrikas helfen kann. Sie wird individuelle Sozialberatung,
Weiterbildung, Kinderbetreuung und Hilfestellung bei Ämtergänge anbieten.
Auch das Thema häusliche Gewalt steht auf der Agenda der
neuen Caritas Konferenz ziemlich weit oben. Hier geht es um Begleitung, Rat und
Hilfe, aber auch um Vorbeugung. „Der soziale Druck in den Zuwandererfamilien sehr
groß. Hinzu kommt, dass sie in ihrem Alltag an vielen Stellen einem sehr
subtilen Rassismus ausgesetzt sind“, sagt Diakon Winfried Rottenecker.
Dieser Text erschien im Neuen Ruhrwort vom 6. Juli 2019
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