Da staunt der Leser Bauklötze. Jetzt wissen wir, warum
unsere Schüler immer öfter und immer länger auf einer Baustelle lernen müssen,
um ihren Schulabschluss zu bauen. Von den Rahmenbedingungen in so manchem
Klassenraum, in dem Mülheim Schule macht, träumen die Damen und Herrn in den klimatisierten
und durchdigitalisierten Chefetagen noch nicht mal in ihren Albträumen.
Die Stadt würde gerne manchen abschreckenden Arbeitsplatz,
an dem Lehrer und Schüler fürs Leben lehren und lernen müssen, schneller in
einen menschenwürdigen und wertschätzenden Lernort verwandeln, an dem Lehrende
und Lernende gerne das Fundament unserer Zukunft bauen. Aber mitten in den
Sommerferien, die vor allem die baustellengeplagten Lehrer und Schüler der
Stadt als Auszeit von ihrer Schulbaustelle genießen, führte uns der gestrige
Bericht über die Ursachen der verzögerten Schulsanierungen ein Schulbeispiel
für die Baumängel unseres gemeinsamen Hauses Mülheim vor Augen.
Ausgerechnet der Fachkräftemangel, dem unter anderem in
unseren Schulen entgegengesteuert werden muss, verhindert, dass die von der
Stadt beauftragten und mit unseren Steuergeldern bezahlten Bau- und
Handwerksunternehmen die überfälligen Schulbaustellen schnell und preiswert
abarbeiten. Man braucht keinen Mathematik- oder Wirtschafts-Leistungskurs belegt
zu haben, um zu wissen, dass diese Rechnung für alle Beteiligten nicht aufgehen
und der Markt offensichtlich nicht alles regeln kann.
Denn je länger Schulen Baustellen bleiben, desto länger
müssen wir auf Fachkräfte und Steuerzahler warten. Und je länger die
kurzsichtige Gewinnmaximierung auf Kosten der Steuerzahler unsere Stadt weiter
in die Schuldenfalle treibt, desto weniger Steuergeld bleibt für uns alle
übrig, um unsere Stadt zum Schulbeispiel für eine lebenswerte und sympathische
Stadt zu machen. Das kann aber nur gelingen, wenn in der Stadt am Fluss alles im
Fluss bleibt, aber nicht alles den Bach hinuntergeht. Da wünscht man sich noch
während der Schulferien spontane Nachhilfestunden für alle, die in der
Verantwortung für die Baustellen unserer Gemeinde stehen und diese Lektion noch
lernen müssen.
Dieser Text erschien am 30. Juli 2019 in der Neuen Ruhrzeitung
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