Donnerstag, 4. Juli 2019

Man lernt nie aus

Die Elternakademie zur Berufsausbildung begann in der 
Schule am Hexbachtal mit einer Talkrunde.
(Foto: Talentmetropole Ruhr)
Man lernt nie aus. Das erlebten jetzt auch Eltern an der Hexbachtalschule. Dort besuchten sie eine Elternakademie, zu der die Schule am Hexbachtal, das Berufsbildungsbüro der Stadt Mülheim und die Stiftung Talentstiftung Metropole Ruhr eingeladen hatten.
In Workshops und in einer Talkrunde ließen sich 150 Schüler aus den achten und neunten Klassen der Schule am Hexbachtal und ihre Eltern in Sachen Berufsausbildung schlau machen.
Sie nahmen viele ermutigende Informationen wie die von Lehrer und Berufskoordinator Jürgen Parussel mit: „50 Prozent unserer Absolventen können wir nach dem Schulabschluss in eine duale Berufsausbildung vermitteln.“ Aber Parussell sprach auch negative Erfahrungen an, die zur inzwischen dritten Elternakademie an der Hexbachtalschule geführt haben. „Unsere Schüler kennen die Möglichkeiten der Berufsausbildung durch Betriebserkundungen und Praktika. Aber es gibt Eltern, die wir noch überzeugen müssen und die sich manchmal auch dann noch quer stellen, wenn die Tinte unter dem geschlossenen Ausbildungsvertrag bereits trocken ist, weil sie glauben, dass es besser ist, wenn ihre Kinder um jeden Preis weiter zur Schule gehen und das Fachabitur oder Abitur anstreben.“

Beeindruckender Bericht

Wie wertvoll eine Berufsausbildung sein kann und welchen Entwicklungschancen sie bieten kann, zeigte der Erfahrungsbericht von Anis Kharoub, der nach seinem sehr guten Hauptschulabschluss einen Ausbildung im Eisenbahnbetrieb des Duisburger Hafens macht. „Die Arbeit ist abwechslungsreich. Jeder Tag ist anders. Die Zusammenarbeit mit den Kollegen macht Spaß. Auch meine Vorgesetzten unterstützen mich. Und vielleicht kann ich nach meiner Ausbildung noch ein berufsbegleitendes Studium als Bauingenieur dranhängen“, erzählt Anis. Sein Rat an die kommenden Ausbildungseinsteiger: „Schaut vor allem auf eure eigenen Interessen. Gebt alles und gebt nie auf. Noten sind nicht alles und ihr werdet gebraucht.“ Obwohl Andreas Wißing von der Deutschen Telekom bei der Elternakademie für die Ausbildungsberufe seines Unternehmens, vom der Fachinformatik bis zum Dialogmanagement wirbt, ist er von Anis begeistert: „Sein Blinken will ich auch in euren Augen sehen und aus eurem Bewerbungsschreiben herauslesen, wenn ihr euch unter telekom.com bewerbt. Eure Geschichte muss stimmen. Wir wollen keine langweilige Standardbewerbung, sondern eine Bewerbung, in der ihr erklären könnt, warum ihr euch gerade bei uns bewerbt“, lässt Wißing die Acht- und Neuntklässler wissen. Als er in seinem Workshop die Frage stellt: „Wer von euch hat unentschuldigte Fehlstunden auf dem Zeugnis stehen?“, gehen einige Hände ehrlicher Schüler hoch.

Zuverlässigkeit zählt

Wißings Reaktion ist hart und eindeutig. „Ihr könnt euch die Bewerbung bei uns sparen!“ Das macht den Jugendlichen und ihren Eltern deutlich. Unentschuldigte Fehlstunden sind kein Kavaliersdelikt, sondern ein Ausweis von mangelnder Motivation und Zuverlässigkeit, ein Ausschlusskriterium für jeden Ausbildungsbetrieb.

Engagierte Lehrer

„Wir sind bereits zum dritten Mal dabei. Und diesmal war die Besetzung von Schüler- und Elternseite am besten. Es wurde nicht nur nach dem Gehalt, sondern auch nach den Arbeitsabläufen und Weiterbildungsmöglichkeiten gefragt“, berichtet Claudia Lang vom Hotel Kocks aus ihrem Workshop, in dem sie die Berufsausbildung in der Hotelerie und Gastronomie und darüber hinaus das neue Internet-Informationsportal „Gastgeber von morgen“ vorstellte. Lang verschwieg nicht die Schattenseiten ihres Berufsfeldes, etwa die kontinuierliche Wochenendarbeit. Sie konnte bei Schülern und Eltern aber auch mit einem guten Ausbildungsgehalt von monatlich 880 bis 1000 Euro und mit den internationalen Berufsperspektiven punkten, die eine deutsche Berufsausbildung als Hotel- und Restaurantfachmann mit sich bringt.
Ausdrücklich lobte Lang das Engagement der Lehrer an der Hexbachtalschule: „Ich finde es gut, dass sich hier alle Lehrer mit der Berufsorientierung ihres Unterrichtes beschäftigen und uns oder anderen ausbildungsbereiten Betrieben gezielt Schüler empfehlen können, die sich mit ihren Talenten für eine bestimmte Branche eigenen.“
Auch Langs Kollegin Beate Bacevicius, die die Ausbildungsabteilung der Rheinisch-Westfälischen Wasserwerksgesellschaft (RWW) leitet und bei der Elternakademie unter anderem den Ausbildungsberuf des Anlagenmechanikers für Rohrsystemtechnik vorstellte, war begeistert. „Die Fragen der Eltern und Schüler waren sehr ambitioniert und ich konnte im persönlichen Gespräch den einen oder anderen für unsere Ausbildung begeistern, so dass einige Schüler bereits ihr Interesse an einem Praktikum bei der RWW bekundet haben.“ Auch aus der Elternakademie 2018 hatte Bacevicius ein Ausbildungsverhältnis mitnehmen können. 


Dieser Text erschien am 3. Juli 2019 im Lokalkompass der Mülheimer Woche

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

 1929 als Gasbehälter errichtet, dient der 117 Meter hohe Gasometer in Oberhausen seit 30 Jahren als extravaganter Ausstellungsraum. Dieser ...