Zum 250. Todestag Gerhard Tersteegens, dem 3. April 2019, hat
der Mülheimer Theologe Prof. Dr. Ulrich Kellermann einen inzwischen vergriffenen
biographischen Band über den Mülheimer Dichter, Mystiker und Menschenfreund
vorgelegt. Jetzt hat der fleißige Pfarrer im Ruhestand nachgelegt und zusammen
mit dem evangelischen Kirchenkreis an der Ruhr einen 50-seitigen Band über
Gerhard Tersteegens Lied: „Andacht beinnächtlichem Wachen – Nun schläfet man“ vorgelegt.
Die theologisch, historisch und literarisch inspirierte Schrift ist ein
weiterer Mosaikstein und eine Fundgrube des Wissens über reformierten Pietisten
und großen Gottessucher Gerhard Tersteegen, den vor allem der Tersteegen-Freund
und der Tersteegen-Kenner und solche, die es vielleicht noch werden wollen, als
wissenschaftlich-literarisches Kleinod zu schätzen wissen werden.
Auch wenn Tersteegens Lied: „Ich bete an die Macht der Liebe“
bekannter ist, so zeigt Kellermann in seiner wissenschaftlich ambitionierten aber
verständlich lesbare Schrift, dass Tersteegens Gedicht „Andacht bei nächtlichem
Wachen - Nun schläfet man“ von der Literaturwissenschaft zu den stärksten Versen
der deutschen Lyrik gezählt wird. Kellermann zeigt interessante Verbindungslinien
zwischen dem theologisch inspirierten Lied Tersteegens und einem studentischen
Liebeslied aus dem 17. Jahrhundert auf. Auch wenn sich der Autor keinen
Illusionen darüber hingibt, dass der Mystiker Gerhard Tersteegen, der zwischen
1713 und 1769 in Mülheim lebte, 250 Jahre-nach-seinem-Tod nicht mehr zum
geistlichen Mainstream zählt, ist er davon überzeugt und kann dies auch mit
seiner eigenen Forschung anschaulich dokumentieren, dass Gerhard Tersteegen mit
seiner Spiritualität und seiner „sehr intimen Gotteserotik“ auch den suchenden
Menschen unserer Zeit noch viel zu sagen hat.
Ulrich Kellermanns Band: Gerhard Tersteegen: Andacht bei
nächtlichem Wachen: nun schläft man: Geschichte und Theologie eines Liedes des Mülheimer
Mystikers ist ab sofort für sieben Euro in der Buchhandlung Fehst am Löhberg 4 und
in der Evangelischen laden Kirche an der Kaiserstraße 4 erhältlich.
Dieser Text erschien am 12. Juli 2019 in NRZ & WAZ
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