Ein Blick auf die Kirche und in die Gemeindeversammlung am 18. Februar 2018 im Gemeindeheim |
Essen-Schönebeck. Ein Gefühl wie Weihnachten. An diesem Sonntag (18.
Februar) reichen die Sitzplätze in Sankt Antonius Abbas nicht aus, um die 400
Gottesdienstbesucher zu fassen. Der Saal im Gemeindeheim, der für 200 Personen
ausgelegt ist quillt über. Viele der Gemeindemitglieder stehen im Flur. Damit
sie verfolgen können, was im Saal gesprochen und besprochen wird, müssen dessen
Türen geöffnet bleiben.
Die Gemeinderatsvorsitzende
Christiane Ebben, Kirchenvorstand Michael Holtwiesche und Architekt Thomas
Hengst, die das Wort ergreifen, freuen sich, „das an diesem sonnigen Sonntag so
viele Gemeindemitglieder gekommen sind.“
„Wir brauchen jeden von ihnen. Wir brauchen ihre
Unterstützung, ihre Ideen und ihr Engagement“, sagt Michael Holtwiesche. „Wir
müssen bis Ende des Jahres Fleisch an den Knochen bekommen“, betont Thomas Hengst.
Alle im Saal wissen, worum es
geht. Es geht für die 4000 Mitglieder zählende Gemeinde, die zur Pfarrei St.
Josef gehört, „um unsere christliche Heimat, die man uns wegnehmen will.“
Thomas Hengst und Michael Holtwiesche, die sich in der sogenannten G7-Gruppe
zusammen mit dem ehemaligen Kämmerer der Gemeinde, Franz Klein, mit Julia Spee,
Andreas Hüsgen, Kirchenvorstand Reinhold Schramm und Klaus Diekmann seit
Dezember 2016 in den Pfarreientwicklungsprozess von St. Josef eingeschaltet
haben, um die vor Belange ihrer vor 119 Jahren gegründeten Gemeinde in der
Groß-Pfarrei einzubringen. „Wir haben uns zu spät in den Pfarreientwicklungsprozess
eingeschaltet, der 2015 begonnen hat“, geben Hengst und Holtwiesche
selbstkritisch zu.
Umso mehr bekommen die G7 bei
der Gemeindeversammlung Rückendwind. Noch während die Versammlung läuft, tragen
sich viele der Anwesenden in Listen ein, um so ihr Interesse an einer aktiven
Mitarbeit im neu gegründeten Sachausschuss St. Antonius Abbas zu dokumentieren.
Eine koordinierte Presse- und
Öffentlichkeitsarbeit, etwa mit Hilfe einer Internetseite, eines Newsletters
und des guten alten Gemeindeschaukastens, die Schaffung einer festen
Anlaufstelle sowie die Erarbeitung von organisatorisch und finanziell
tragfähigen Konzepten für die künftige Nutzung der Gemeindehäuser,
einschließlich der vom Votum der Pfarrei St. Josef zur Disposition gestellten
Gemeindekirche und Pläne für eine pastorale Zukunft, in der das Priestertum
aller Gläubigen angesichts des akuten Priestermangels Wirklichkeit werden muss.
„Wir wollen St. Antonius Abbas
als kirchlich-pastoralen Ort erhalten. Und wir wissen, dass das auch angesichts
von Kirchenaustritten und sinkenden Kirchensteuereinnahmen zumindest auf
absehbare Zeit funktionieren kann, weil sich 9000 der 10.000 Schönebecker in
christlichen Vereinen engagieren“, sagt Michael Holtwiesche. „Wenn denn so viel
am Geld hängt. Dann fahre ich eben nicht mehr in Urlaub und erhöhe meinen
Mitgliedsbeitrag für den Förderverein der Gemeinde ab sofort von 30 Euro pro
Jahr auf 1000 Euro“, erklärt Dachdeckermeister Leo Klaumman und erntet dafür
euphorischen Beifall. Das Wort vom „Prinzip Klaumann“ und die Aufforderung:
„Macht es, wie der Leo“ macht danach die Runde. Der Vorsitzende des aktuell 80
Mitglieder zählenden Fördervereins Fritz Brüggemann hört das nur zu gerne und
hofft, „dass wir jetzt bald die 100-Mitglieder-Grenze überschreiten können.“
„Wir müssen eine Gemeinde für
alle Generationen bleiben und auch die in unserer Informationsarbeit mitnehmen,
die keinen Internetanschluss haben, sonst geht es doch hier im ganzen Stadtteil
moralisch den Bach runter“, ist aus dem Auditorium zu hören. Thomas Hengst und
Michael Holtwiesche machen ihren Nachbarn in der Gemeinde Mut. „Wir haben nicht
nur viele aktive Gruppen, sondern sind jetzt mit unseren Anliegen auch vom
Pfarrer und vom Pfarrgemeinderat legitimiert. Deshalb sollten wir die jetzt begonnen
Gespräche mit den Vertretern der Pfarrgemeinde des Bistums fortführen und dabei
jede Polemik außen vor lassen“, weisen sie den Weg in die Zukunft.
Diese Zukunft, so verbleibt man
am Ende der zweistündigen Gemeindeversammlung, soll im März mit einer
„Kick-Off-Veranstaltung“ des neuen Sachausschusses St. Antonius Abbas und im
April mit einer weiteren Gesprächsrunde zwischen Vertretern der Gemeinde, der
Pfarrgemeinde und des Bistums beginnen und bis Ende des Jahres zu einer
konkreten Handlungsstrategie führen.
Dieser Text erschien am 25. Februar 2018 im Neuen Ruhrwort
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