Sonntag, 18. März 2018

St. Antonius Abbas: Eine Gemeinde kämpft um ihre Zukunft

Ein Blick auf die Kirche und in die Gemeindeversammlung am
18. Februar 2018 im Gemeindeheim

Essen-Schönebeck. Ein Gefühl wie Weihnachten. An diesem Sonntag (18. Februar) reichen die Sitzplätze in Sankt Antonius Abbas nicht aus, um die 400 Gottesdienstbesucher zu fassen. Der Saal im Gemeindeheim, der für 200 Personen ausgelegt ist quillt über. Viele der Gemeindemitglieder stehen im Flur. Damit sie verfolgen können, was im Saal gesprochen und besprochen wird, müssen dessen Türen geöffnet bleiben.

Die Gemeinderatsvorsitzende Christiane Ebben, Kirchenvorstand Michael Holtwiesche und Architekt Thomas Hengst, die das Wort ergreifen, freuen sich, „das an diesem sonnigen Sonntag so viele Gemeindemitglieder gekommen sind.“
 „Wir brauchen jeden von ihnen. Wir brauchen ihre Unterstützung, ihre Ideen und ihr Engagement“, sagt Michael Holtwiesche. „Wir müssen bis Ende des Jahres Fleisch an den Knochen bekommen“, betont Thomas Hengst.

Alle im Saal wissen, worum es geht. Es geht für die 4000 Mitglieder zählende Gemeinde, die zur Pfarrei St. Josef gehört, „um unsere christliche Heimat, die man uns wegnehmen will.“ Thomas Hengst und Michael Holtwiesche, die sich in der sogenannten G7-Gruppe zusammen mit dem ehemaligen Kämmerer der Gemeinde, Franz Klein, mit Julia Spee, Andreas Hüsgen, Kirchenvorstand Reinhold Schramm und Klaus Diekmann seit Dezember 2016 in den Pfarreientwicklungsprozess von St. Josef eingeschaltet haben, um die vor Belange ihrer vor 119 Jahren gegründeten Gemeinde in der Groß-Pfarrei einzubringen. „Wir haben uns zu spät in den Pfarreientwicklungsprozess eingeschaltet, der 2015 begonnen hat“, geben Hengst und Holtwiesche selbstkritisch zu.
Umso mehr bekommen die G7 bei der Gemeindeversammlung Rückendwind. Noch während die Versammlung läuft, tragen sich viele der Anwesenden in Listen ein, um so ihr Interesse an einer aktiven Mitarbeit im neu gegründeten Sachausschuss St. Antonius Abbas zu dokumentieren.
Eine koordinierte Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, etwa mit Hilfe einer Internetseite, eines Newsletters und des guten alten Gemeindeschaukastens, die Schaffung einer festen Anlaufstelle sowie die Erarbeitung von organisatorisch und finanziell tragfähigen Konzepten für die künftige Nutzung der Gemeindehäuser, einschließlich der vom Votum der Pfarrei St. Josef zur Disposition gestellten Gemeindekirche und Pläne für eine pastorale Zukunft, in der das Priestertum aller Gläubigen angesichts des akuten Priestermangels Wirklichkeit werden muss.

„Wir wollen St. Antonius Abbas als kirchlich-pastoralen Ort erhalten. Und wir wissen, dass das auch angesichts von Kirchenaustritten und sinkenden Kirchensteuereinnahmen zumindest auf absehbare Zeit funktionieren kann, weil sich 9000 der 10.000 Schönebecker in christlichen Vereinen engagieren“, sagt Michael Holtwiesche. „Wenn denn so viel am Geld hängt. Dann fahre ich eben nicht mehr in Urlaub und erhöhe meinen Mitgliedsbeitrag für den Förderverein der Gemeinde ab sofort von 30 Euro pro Jahr auf 1000 Euro“, erklärt Dachdeckermeister Leo Klaumman und erntet dafür euphorischen Beifall. Das Wort vom „Prinzip Klaumann“ und die Aufforderung: „Macht es, wie der Leo“ macht danach die Runde. Der Vorsitzende des aktuell 80 Mitglieder zählenden Fördervereins Fritz Brüggemann hört das nur zu gerne und hofft, „dass wir jetzt bald die 100-Mitglieder-Grenze überschreiten können.“

„Wir müssen eine Gemeinde für alle Generationen bleiben und auch die in unserer Informationsarbeit mitnehmen, die keinen Internetanschluss haben, sonst geht es doch hier im ganzen Stadtteil moralisch den Bach runter“, ist aus dem Auditorium zu hören. Thomas Hengst und Michael Holtwiesche machen ihren Nachbarn in der Gemeinde Mut. „Wir haben nicht nur viele aktive Gruppen, sondern sind jetzt mit unseren Anliegen auch vom Pfarrer und vom Pfarrgemeinderat legitimiert. Deshalb sollten wir die jetzt begonnen Gespräche mit den Vertretern der Pfarrgemeinde des Bistums fortführen und dabei jede Polemik außen vor lassen“, weisen sie den Weg in die Zukunft.


Diese Zukunft, so verbleibt man am Ende der zweistündigen Gemeindeversammlung, soll im März mit einer „Kick-Off-Veranstaltung“ des neuen Sachausschusses St. Antonius Abbas und im April mit einer weiteren Gesprächsrunde zwischen Vertretern der Gemeinde, der Pfarrgemeinde und des Bistums beginnen und bis Ende des Jahres zu einer konkreten Handlungsstrategie führen.

Dieser Text erschien am 25. Februar 2018 im Neuen Ruhrwort

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