Gegenverkehr. Den haben Autofahrer und Radfahrer. Aber nicht nur. Heute kann man ihn auch in den Fußgängerzonen der Innenstadt beobachten. Er kommt auch dann, wenn dort keine eiligen Radfahrer oder Lieferwagenfahrer die Verkehrssicherheit der Fußgänger gefährden. Gestern kamen mir gleich drei Rollatorfahrer auf breiter Front entgegen, überholt von einem allzu flotten Elektrorollstuhlfahrer. Erstaunlich, wie viel Fahrt auch diese Elektromobile aufnehmen können, wenn sich bei ihren meist männlichen Fahrern das Prinzip durchsetzt: „Ich will Spaß. Ich gebe Gas. Denn als freier Bürger habe ich schon lange das Recht auf freie Fahrt, das sich die Autofahrer auch herausnehmen.“
Während ich noch überlegte, welchem Rolli ich jetzt wie Vorfahrt gewähren sollte, um als Fußgänger nicht unter die Räder zu kommen, fiel mir ein, dass ich als Junge auf meinen Wegen durch Mülheim keine Elektrorollstühle oder Rollatoren gesehen habe. Wo waren die Menschen, die schon damals solche Mobilitätshilfen gut hätten gebrauchen können? Auf jeden Fall nicht unterwegs. Der Fortschritt ist eben manchmal eine Schnecke. Aber er kommt, und sei es als der 1978 von der Schwedin Aina Wifalk erfundene Rollator.
Dieser Text erschien am 27. März 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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