„Die Europäische Zentralbank hat eine Vorbildfunktion. Deshalb muss sie in ihrer Geschäftspolitik ethische Mindeststandards einhalten“, betont der Bundesvorsitzende der katholischen Unternehmen, Prof. Dr. Ulrich Hemel. Folgerichtig unterstützt er die Petition des Würzburger Wirtschaftswissenschaftler, Prof. Dr. Harald Bölsinger, die dieser bereits im Mai 2017 bei Europäischen Parlament eingereicht hat.
Gestützt auf die Daten der unabhängigen Münchner Nachhaltigkeits-Rating-Agentur Oekon Research AG war Bölsinger im vergangenen Jahr zu dem Ergebnis gekommen, dass 88 Prozent der rund 7200 Aktiengesellschaften, deren Wertpapiere die von Mario Draghi geführte EZB handelt gegen einzelne oder mehrere Bestimmungen der EU-Grundrechtscharta verstoßen. Gemeint sind damit zum Beispiel Verletzung von Menschenrechten, Umweltzerstörung, Korruption, Waffenhandel und Steuerhinterziehung. Die Oekon Research AG prüft seit 1993 kulturelle, soziale und ökologische Standards von Unternehmen, Branchen und Staaten.
„Natürlich testen Unternehmen Grenzen aus. Aber in den Gesetzen, die das Europäische und die nationalen Parlamente der Europäischen Union beschließen, müssen sich die ethischen Mindeststandards unserer Gesellschaft widerspiegeln“, BKU-Chef Hemel. Vor dem Hintergrund der Erfahrungen, die man vor zehn Jahren mit der internationalen Finanzkrise gemacht habe, so der Unternehmer, müsse man dafür sorgen, dass sich die Finanzwirtschaft an die Grundregeln von Fairness und Transparenz halte und sich nicht von der Real-Wirtschaft abkopple. „Langfristig kann man als Unternehmer ohne ethische Mindeststandards nicht erfolgreich sein, wenn man Kunden, Anleger und Fachkräfte an sich binden will“, unterstreicht Ulrich Hemel. Deshalb fragt er selbst Bewerber nicht nur nach ihren Qualifikationen, sondern auch nach ihren Werten. Bölsingers für weitere Unterstützer offene Petition 0429/2017, die man auf der Internetseite des Petitionsausschusses des Europäischen Parlaments einsehen kann, wird nach Hemels Ansicht die öffentliche Aufmerksamkeit und damit auch den politischen und wirtschaftlichen Handlungsdruck für ethische Mindeststandards in der Real- und Finanzwirtschaft schaffen. Das werde dann auch bei der Europäischen Zentralbank nicht ignoriert werden können.
Dieser Text erschien am 8. Februar 2018 in der Tagespost
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen