Donnerstag, 15. März 2018

Ein Styrumer Zeitsprung auf Thyssens Spuren

Die Haukampstraße 1912: Ein Foto aus der Sammlung von Udo Burkhard Richter,
das er in seinem historischen Kalender "Mülheim gestern 2018" veröffentlicht hat.
Dieser Kalender ist auch im örtlichen Buchhandel erhältlich.
Mit einem historischen Kalenderblatt aus der Sammlung des Mülheimers Udo Burkhard Richter schauen wir heute zurück in das Styrum des Jahres 1912 und landen an der wohl namenlosen Brücke an der Hauskampstraße. Am Horizont erkennt man die Schornsteine der Thyssenwerke. Und linkerhand blicken wir auf die 1894 eingeweihte Marienkirche, die wesentlich mit dem Geld des katholischen Industriellen bezahlt wurde. August Thyssen hatte mit Blick auf die 1862 eingerichtete Eisenbahnlinie 1870/71 Styrum als Standort für sein erstes Stahlwerk ausgewählt. Unter dem Einfluss seiner Ansiedlung verdoppelte die 1904 eingemeindete Landbürgermeisterei Styrum ihre Einwohnerzahl innerhalb von drei Jahrzenten. Allein in Styrum waren am Anfang des 20. Jahrhunderts 31.000 Menschen zu Hause und beschäftigt. Thyssen sei Dank. 

Damals konnten die Styrumer noch über die heute starkbefahrene Hauskampstraße und die Siegfriedbrücke gehen. Damals ging man noch zu Fuß, fuhr mit Pferd und Wagen oder mit der 1897 eingeführten elektrischen Straßenbahn. Vom reichen, aber sparsamen August Thyssen, der mit seiner Firma Thyssen und Co im heutigen Haus der Wirtschaft residierte, erzählten sich die Mülheimer, dass er stets zu Fuß über die alte Kettenbrücke ging, um sich das Brückengeld für die Passage mit Pferd und Wagen zu sparen. In Thyssens Todesjahr 1926 beschäftigte sein aus 150 Firmen bestehender Industriekonzern insgesamt 65.000 Menschen.  

Inzwischen ist die Straßenbahn aber Geschichte, die alten Gleise führen noch über die Brücke enden an der Moritzstraße aber im Nichts. Seit zweieinhalb Jahren verkehrt hier Bus der Linie 128 statt der Straßenbahn 110.

Dieser Text erschien am 12. März 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung 

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