Ich kann mich noch an Schulausschusssitzungen erinnern, in denen heftig um die Schließung von Schulen gestritten wurde, weil uns was fehlte, Schüler. Jetzt haben wir, was uns gerade noch fehlte, Schüler. Und nun ist es uns auch wieder nicht recht. Wohin mit den Schülern, wenn die vorhandenen Schulen aus allen Nähten platzen? Kein Platz in der Bildungsherberge?!
Da fällt mir ein: Haben wir nicht genug Leerstände in der Innenstadt. Wo früher dies und das verkauft wurde und jetzt die Ödnis wohnt, könnte doch auch das eine oder andere Klassenzimmer eingerichtet werden. Die soziale Kontrolle wäre in der Schaufensterschule schon allein deshalb gegeben, weil sich Schüler zweimal überlegen, ob sie sich daneben benehmen, wenn sie sich beobachtet fühlen. Und das Umfeld könnte Lehrer und Schüler zu lebensnahen Aufgaben inspirieren. Wirtschaftslehre: Wie schaffe ich es eine monatliche Ladenmiete von 4000 Euro zu bezahlen, wenn ich nur einen Reingewinn von 2000 Euro erwirtschaftet habe? Sozialwissenschaften und Pädagogik: Wie äußert sich eine jugendliche Subkultur, wenn junge Männer nichts vernünftiges zu tun haben und gemeinsam in der Stadt herumhängen? Biologie: Wir nehmen Wasserproben aus den Brunnen, in die Pfiffi und Bello hineingepinkelt haben. Wir beschäftigen uns mit Grünpflege von Kübelbäumen und Blumenbeeten und zum guten Schluss des Schultages werden wir noch mal sportlich und machen die Innenstadt zum Trainings-Parcours. Hier hochstehende Bodenfliesen oder Geschäftsauslagen und Schilder mitten auf der Straße. Und dort eine vereinsamte Pizzapappe und eine ausgesetzte Bierflasche, die in den nächsten Müllcontainer oder zum nächsten Leergutautomaten gebracht werden müssen. Schneller und effektiver kann man kein Zirkeltraining aufbauen.
Eine Schnaps-Idee?! Auch gut. Dann wird eben die Wirtschafts AG während der kunden-armen Nachmittagsstunden in die nächste Kneipe verlegt. Und damit auch der praktische Hauswirtschaftsunterricht nicht zu kurz kommt, könnten die Schüler gleich mal lernen, wie man Gläser spült oder wie man gute Buletten und Kartoffelsalat auf den Tisch bringt. Das wäre doch mal Schule zum Anbeißen, die mitten im Leben was fürs Leben lehrt.
Dieser Text erschien am 17. März 2018 in der Neuen Ruhr Zeitung
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