Foto: Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr www.stadtarchiv-mh.de |
„Am 24. und am 31. Dezember stellten die Autofahrer, die die Kreuzung passierten an dem Podest, auf dem Verkehrspolizist stand, kleine Geschenke für den Mann in der weißen Uniform ab. Mitte der 50er Jahre wollte man den leibhaftigen Polizeibeamten durch einen Pappkameraden ersetzen, brach diesen Versuch aber schon nach drei Tagen wieder ab, weil Unfälle zeigten, dass der umsichtige Verkehrspolizist auf dem Kreuzungspodest eben nicht durch einen Pappkameraden zu ersetzen war.
Der Polizeibeamte, der Verkehrslärm und Autoabgasen standhaft trotzte, leistete einen vorbildlichen Dienst, der dem Anspruch der Polizei gerecht wurde, „Freund und Helfer“ der Bürger zu sein. Er war einer von 325 Polizisten, die während der 50er Jahre in der ab 1955 selbstständigen Polizeidirektion Mülheim im Einsatz waren.
Nicht so vorbildlich verhielt sich 1954 der damalige Chef der örtlichen Verkehrspolizei, der wegen Trunkenheit am Steuer seinen Führerschein verlor und für zwei Monate ins Gefängnis musste, weil er einen Unfall verursacht hatte, bei dem eine Frau verletzt worden war.
Hinter dem Verkehrspolizisten erkennt man das Verwaltungsgebäude des Schuhhändlers Böhmer, die 1953 dem Neubau des Kaufhofes weichen mussten. Nach dem Abriss des 2010 geschlossenen Kaufhofes entsteht heute hier das neue Stadtquartier Schloßstraße, wie man auf dem aktuellen Vergleichsfoto erkennen kann.
Dieser Text erschien am 27. August 2018 in der NRZ
Mülheimer Polizei-Geschichte
1903: Einrichtung einer Kriminalpolizei in Mülheim
1922: Bildung des Polizeipräsidiums Oberhausen-Mülheim
1933: Gleichschaltung der Polizei durch die NS-Regierung
1936: SS-Führer Heinrich Himmler wird Chef der Polizei
1937: Bau des Polizeigebäudes an Von-Bock-Straße
1945: Entnazifizierung der Polizei durch die Briten
1953: Die Polizei-Hoheit gebt von der Stadt aufs Land über
1955: Mülheim wird eine eigenständige Polizeidirektion
1982: Mülheim bekommt ein Polizeipräsidium
2007: Mülheim wird Teil des Polizeipräsidiums Essen
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