Die Steppe kannte ich früher nur aus Abenteuerromanen oder aus Dokumentarfilmen. Heute sehe ich sie in meiner Stadt. Braun statt Grün. Die Ansicht deprimiert mich genauso, wie der Spendenaufruf der Stadt. Soweit sind wir also schon, dass uns das Wasser bis zum Hals steht, weil wir zu wenig Wasser haben und die von unseren ins Stadtsäckel fließenden Steuergeldern finanzierte Stadt noch nicht mal mehr flüssig genug ist, um das Wasser auf unsere öffentliches Grün fließen zu lassen, wo uns der Regen fehlt. Als Mülheim mit Paul Lembke anno 1904 bis 1928 noch einen Oberbürgermeister hatte, der sich nicht mit seinen Spesenabrechnungen beschäftigen musste, sondern das Pflänzchen Mülheim in ebenfalls stürmischen Zeiten mit Ideen und Kontakten zu einem „Ruhrvenedig“ heranwachsen ließ, wussten seine Mitbürger in der Stadt am Fluss, dass alles Fluss war und sie auch dann nicht auf dem Trockenen sitzen würden, wenn ihnen zuweilen das Wasser bis zu Hals stand. Inzwischen ist unsere am Wasser gebaute Stadt als hoch verschuldetes Griechenland an der Ruhr bekannt und jetzt vielleicht auch noch als Sahara an der Ruhr, in der die Stadt ihre Bürger, wie ein Bettler, fragen muss: „Hast du mal einen Euro für die Bewässerung unserer öffentlichen Grünanlagen.
Muss das sein in einer Zeit, in der unsere Volkswirtschaft blüht und Steuerrekordeinnahmen in die Staatskasse fließen? Höchste Zeit, dass sich unsere politischen Chefgärtner von ihren politischen Spielwiesen verabschieden und am besten mit der Gießkanne und dem Gartenschlauch in der Hand bei der Bewässerung unserer innerstädtischen Steppen darüber nachdenken, wie sie die ihnen anvertraute finanzpolitische Gießkanne so ansetzen, dass niemand bei uns auf dem Trockenen sitzt oder absäuft, einschließlich unseres demokratischen Staatsschiffes und seiner politischen Kapitäne.
Dieser Text erschien am 6. April 2018 in der NRZ
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