Gestern mussten Mutter und ich erleben, dass ein Sonntagsspaziergang in der Innenstadt kein Sonntagsspaziergang ist.
Denn am Löhberg standen wir unvermittelt in Stau.
Geländewagen, PKW, Kinderwagen, Rollator, Fußgänger, Radfahrer. Da hieß es, sich seitwärts in die nicht vorhanden Büsche zu schlagen, um nicht unter die Räder zu kommen.
Irgendwie hatten Mutter und ich uns einen gesunden Verkehrsmix anders vorgestellt. Aber wir hinken wohl als Fußgänger unserer Zeit hinterher. Längst haben vor allem Autofahrer das an einigen Stellen der Stadt gut meinte Prinzip des Shared Space, also des von allen Verkehrsteilnehmern geteilten öffentlichen Raumes auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet. Längt haben die Hinweisschilder, die aufzeigen, wann man auch in der Fußgängerzone auf zwei oder vier Rädern unterwegs sein darf, ihren Gebotscharakter verloren und sind zu einem folkloritischen Relikt aus einer Zeit geworden, als Hinweisschilder noch nicht als unverbindliche Empfehlung angesehen wurden.
Wenn selbst junge Autofahrer heute in der Fußgängerzone lieber fahren als gehen wollen, obwohl sie es könnten und sollten, sind wir auf dem Holzweg unterwegs.
Dieser Text erschien am 27. August 2018 in der NRZ
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