Archivfoto: Wilhelm Neuhoff |
In der Ferne erkennt man eine Behelfsbrücke, die bis zum Ende der 1950er Jahre bestand. Am rechten Bildrand sieht man die Turmspitze der Kirche an der Wilhelminenstraße und die Silhouette der Saarner Lederfabriken Im Rücken des Fotografen befand sich damals noch die alte, 1911 eröffnete Schloßbrücke, die 1960 durch die heutige Schloßbrücke ersetzt werden sollte.
Weil der aus Merzig stammende Unteroffizier Rudolf Steuer in den letzten Kriegstagen, im April 1945, den Befehl zur Sprengung der Brücke nicht ausführte, überstand die mit Versorgungsleitungen ausgestattete Schloßbrücke im Gegensatz zu den anderen Ruhrbrücken unbeschädigt das Ende des Krieges. Im Gegenzug half die Stadt Mülheim Steuer später beim Wiederaufbau seines Hauses in Merzig. 1949, vier Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges, ein Jahr nach der Einführung der D-Mark und wenige Wochen nach der Verkündung des Grundgesetzes, war der Wiederaufbau in Mülheim im vollen Gange. Der Stadtrat verabschiedete in diesem Jahr den Generalplan für den Neuaufbau der Innenstadt. Der Wasserbahnhof und der kleine Festsaal der Stadthalle konnten wieder in Betrieb genommen werden. Schon seit 1947 hieß es für die Schiffe der Weißen Flotte wieder: Leinen los.
Es sollte noch bis 1953 dauern, bevor die Stadt für „trümmerfrei“ erklärt werden konnte. Neben der Möwe waren auch eine Dampflok, der feurige Elias, mit seinem Kipplorenzug, Lastwagen und Pferdefuhrwerke bei der Trümmerbeseitigung im Einsatz. 800 000 Kubikmeter Schutt mussten entsorgt werden.
Dieser Text erschien am 14. August 2018 in der NRZ
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