Wer hätte das gedacht. Der Wolf interessiert die Mülheimer
so sehr, dass das Haus Ruhrnatur den entsprechenden Vortrag über die Rückkehr
der Wölfe gleich ein zweites Mal anbieten muss. Ich weiß nicht recht, ob ich
mich über die Rückkehr der Wölfe freuen soll, wo ich schon so manchem aggressiven
Hund und seinem gleichgesinnten Halter im Zweifel lieber ausweiche. „Der beißt
nicht. Der will nur spielen. Oh! Das hat er noch nie gemacht.“ Vielleicht liegt
es daran, dass ich als Kleinkind von einer Dogge übersprungen wurde und das
Märchen vom „bösen Wolf“ gehört habe. Sie wissen: Der, der das arme Rotkäppchen
gefressen hat: „Großmutter! Warum hast du so große Augen? Großmutter! Warum
hast du einen so großen Mund?“ Ich höre schon die Spötter: „Nur Schafe haben
Angst vor dem Wolf!“ Ich weiß: Die größte Angst müssen wir, wenn wir nicht
gerade Schäfer sind, heutzutage wohl vor den Wölfen im Schafspelz haben. Sie
kommen lammfromm, auch gerne im Designer-Anzug oder in anderen edlen Gewändern
daher, die ihnen als Deckmantel der Seriosität dienen, um ihre Mitmenschen über
den Tisch oder ihnen gar das Fell über die Ohren zu ziehen. Ob der vom Haus
Ruhrnatur eingeladene Wolfsexperte uns auch zu dieser reißerischen Spezies etwas
sagen kann? Doch ich fürchte, er kann uns mit Blick auf diese gefährlichen
Artgenossen, die sogar ihre Großmutter an den bösen Wolf und seine Kollegen
verkaufen würden, auch nur raten, auf unser Bauchgefühl zu hören und unseren
gesunden Menschenverstand einzuschalten, damit es uns am Ende nicht wie dem
armen Rotkäppchen geht.
Dieser Text erschien am 30. April 2019 in der Neuen Ruhr Zeitung
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